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Kamenz, 14. November. Der 3. Hauptgewinn der Sächsischen Lotterie von 200,000 Mk. auf Nr. 77,125 ist in die Collette des Herrn Papst in Chemnitz gefallen. Es sind hier in Kamenz mit einem Zehntel betheiligt: Herr Glasmachermeister Adolf Birkigt, Herr Glasschleifer meister Alois Lösel mit je 1/20 Antheil; beiden wird die Summe von je 8450 Mk. eine gute Beihilfe sein. (K. W.) Dresden, 16. Nov. Inden letzten Tagen waren ungewöhnlich viele Selbstmorde zu verzeichnen. Gestern früh 1/28 Uhr erschoß sich in seiner in der Serrestraße gele genen Wohnung ein 23 Jahre alter Markkh elfer. Er lebte in geordneten Verhältnissen. In der auf Blase witzer Gebiet am Dienstag früh gegen 2 Uhr aufgefunde nen Leiche eines Mannes wurde ein in Dresden wohnhaft gewesener, 50 Jahre alter Historienmaler erkannt. Neben ihm lag ein geladenes Pistol. Der Verstorbene hatte sich, Wie nachträglich festgestellt wurde, mit Strychnin vergiftet. — Vorgestern Abend schied ein hochangesehener richter licher Beamter, der Landrichter vr. v. Elterlein, auf freiwillige Weise, aber jedenfalls in Folge eines Anfalls von Schwermuth, aus dem Leben. Er gehörte dem Richterpersonal der Civilkammern des Landgerichts an. Leipzig, 14. November. Heute Nachmittag hat sich auf dem Reparaturbau der Firma Schelter und Gie secke, Brüderstraße Nr. 24/26, ein bedauerlicher Unglücks fall zugetragen. Der daselbst beschäftigte Maurer Eduard Schmidt aus Windorf wurde von einem 5 Centner schweren eisernen Träger, der beim Heraufziehen durch Reißen des Seiles herabstürzte, vier Stockwerke hoch mit herunterge schleudert und blieb todt auf dem Pflaster liegen. Der Unglückliche ist 45 Jahre alt und Vater von 5 Kindern. — Neuerer Bestimmung zufolge tritt Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich August die mehrfach erwähnte Reise nach Sl. Petersburg Freitag Nachmittag 2 Uhr an. — Sonntag, den 2. Dezember, Mittags 12 Uhr wird im Spiegelsaale des König!. Schlosses die feierliche Nage lung und Uebergabe der den vierten Bataillonen der Jn- fanterieregimenter Nr. 100 bis 108, 133, 134 und 139 zu verleihenden Fahnen stattfinden. Im Gefolge Sr. Majestät des Königs werden der Feier beiwohnen: der kommandirende General, Generalfeldmarschall Prinz Georg, die Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Albert, König!. Hoheiten mit ihrem persönlichen Dienste. Außer dem werden zugegen sein: Se. Excellenz, der Kriegsminister Edler v. d, Planitz, der Chef des Generalstabes, General major Frhr. von Haufen, sowie sümmtl'che Generäle und Kommandeure der vorbezeichneten Regimenter und die als Fahnenträger bestimmten Unteroffiziere. Meißen. Wie vorsichtig man beim Unterschreiben von Bestellscheinen sein inuß, hat kürzlich wieder ein hiesiger Geschäftsmann erfahren, welcher sich bei einem Reisenden 10 Pfund Farbstoff bestellte, der ziemlich theuer ist. Anstatt der erwarteten 10 Pfund kam aber ein ganzer Centner dieser Waare an, dessen Annahme der Besteller natürlich verweigerte. Wie groß war aber sein Erstaunen, als ihn die Firma auf den unterschriebt neu Bestellschein verwies, welcher aus 100 Pfund lautete und bat, doch gefälligst das in seinen Händen befindliche Duplicat nachzusehen. Und es war richtig, er hatte bei dem Gespräch mit dem Reisenden nicht auf die Ausfüllung des Bestellscheines geachtet und ohne Bedenken unterschrieben und mußte nun in Folge dieses allzugroßen Vertrauens die Waare annehmen, wenn er einem Prozesse aus dem Wege gehen wollte. Der betrügerische Reifende war, wie der Absender mittheilte, bereits in einer anderen Stellung. Meißen. Daß die Ehrlichkeit heutigen Tags noch nicht ausgestorben ist, wurde dieser Tage durch folgendes Vorkomniniß bewiesen. Ein hiesiger Fuhrwerksbesitzer, Welcher lm Triebischthale beschäftigt war, schickte einen aus der Thalstraße stehenden Knaben nach seiner in dec inneren Stadt befindlichen Wohnung, um einen Auftrag ausrichien zu lassen. Der Knabe lief auch schnell und besorgte feine Sache vollständig richtig. Da es schon dunkel war, griff der Fuhrwerksbesitzer in sein Portemonnaie und gab dem Knaben, als er zurückkam, ein Geldstück. Der Knabe be dankte sich, und sprang nach Hause. Abends gegen 8 Uhr als der Fuhrwerksbesitzer heimgekehrt war, trat aber ein Mann in die Stube (ein in der Jutespinnerei beschäftigter Arbeiter), welcher sich als Vater des Knaben ausgab und den Fuhrwerksbesitzer fragte, ob er wisse, was er seinem Jungen für ein Geldstück gegeben habe. Der Gefragte erwiderte darauf: „Nun, zehn Pfennige", war aber nicht wenig überrascht, als ihm der Arbeiter ein Goldstück über gab mit den Worten: „Nern, es waren zwanzig Mark und die bringe ich Ihnen wieder zurück! — Hochbetagt starb in N i e d e r 0 d e r w i tz bei Zittau ein armer Weber, Namens Wauer, der in der ganzen Gegend die größte Achtung genoß in Folge einer Heldenthat, die er während der Hochfluth am 14. Juni 1880 vollbrachte. Wauer, der damals bere'ts ein 60jäh° riger Greis war, rettete an jenem Schreckeustag elf Men schenleben aus einem von den Wogen bereits umflutheten und dem Einsturz nahen Hause. Kaum war ihm diese edle Retiungsthat gelungen, als sich Wauer wieder opfer- muthig in die Gefahr stürzte, um die geringen, sauer er worbenen Ersparnisse einer armen alten Frau, die ihn flehentlich bat, aus der bereits in allen Fugen krachenden Wohnung zu holen. Wauer, dessen That umsomehr zu bewundern ist, als er selbst von schwächlichem Körper War, erhielt damals die silberne Rettungsmedaille und ein Ehrendiplom als äußere Anerkennung für fein todesmuthiges Eingreifen. Nie in seinem Leben hat Wauer indessen die Rettungsmedaille getragen; sein schlichter Sinn war zu frieden damit, daß ihm seine Rettung gelungen und daß seine Mitbürger ihn, der Aermsten einen, achteten und ehrten. Auf seinen Sarg aber hatte man ihn jeßt den Wohlverdienten Ehrenschmuck gelegt, als man ihn zur ewigen Ruhe bettete. Manche Thräne aufrichtiger Trauer ist ihm nachgeweint worden. — Eine schwere Strafe erhielt kürzlich ein sechzehn jähriger Fortbildungsschüler vom Leipziger Schöffen gericht zuerkannt. Derselbe hatte an einem Tage im August die Schule „geschwänzt" und sich, um einer Be strafung zu entgehen, selbst einen Entschuldigungszettel geschrieben, in dem stand, er sei krank gewesen. Diesen Zettel hatte er dann mit dem Namen seiner Mutter un terzeichnet. Das Gericht erblickte hierin eine Urkunden fälschung und verurtheilte den Fortbildungsschüler zu drei Wochen Gefängniß. — Billardspieler dürfte die Mittheilung interessiren, daß im Panorama-Restaurant in Leipzig dieser Tage von Herrn Wilh. Rath eine Serie von 868 Points in circa 50 Minuten gemacht worden ist. Es dürfte das in Deutschland bis jetzt die hervorragendste Leistung auf diesem Sportgebiete sein. — Ein bedenkliches Zeichen für die Vereinsmeierei unserer Zeit bietet die Stadt Kirchberg i. V. Der ungefähr 8000 Einwohner zählende Ort birgt in seinen Mauern 34 Vereine, es kommt also auf 260 Einwohner ein Verein. Dies dürfte genügen. Darunter befinden sich außer den 3 Vereinen mit eigenem Heim 5 Gesang vereine und 3 Turnvereine. Oschatz. Der Klavierspieler der Singspielgefi llschaft Lossner aus Dresden wollte hier seinem Leben durch Ver giften ein Ende machen, was aber noch rechtzeitig bemerkt wurde und die sofort angewendeten Gegenmittel des Arztes vereitelten das Vorhaben. Verschmähte Liebe soll der Grund zur That sein. — Neber das schreckliche Grubenunglück in den bei Teplitz nächst Wiesa gelegenen Plutoschüchten der Dresdner Kreditbank werden folgende Einzelheiten berichtet: Gegen '/4IO Uhr verspürten die auf dem obersten Auslaufsboden des Förderschachtes beschäftigten Personen eine heftige Detonation und bemerkten, wie nach derselben Rauch und Staub aus der Grube durch den Förderschacht aufstieg. Unmittelbar nach der Detonation ertönte aus der Grube herauf das Nothsignal, worauf sofort die Förderschale hinabgelassen wurde. Die auf derselben zu Tage geför derten Bergarbeiter berichteten, daß im westlichen Gruben- f.'Id des Schachtes sich eine Explosion schlagender Wetter ereignet habe. Der Verwalter des Schachtes, den man augenblicklich verständigte, fuhr sofort mit einer Abtheilung Rettungsmannschaften in die Grube ein und drang mit dieser gegen das westliche Grubenfeld vor. Noch ehe sie dasselbe betraten, fanden sie zwei Todte, die, da sie keine Verletzungen zeigten, erstickt sein dürften. An der Grenze des dritten Rayons des westlichen Grubenfeldes fand man weitere drei Todte, welche durchweg schreckliche Brand wunden zeigten. Bei dem weiteren Vordringen zur eigent lichen Explosionsstelle bemerkte man noch 7 Todte, deren Bergung jedoch nicht gelang, da ein Theil der Rettungs mannschaft infolge der in der Strecke angesammelten Stick gase bewußtlos wurde und aus diesem Grunde die Ret tungsarbeiten aufgegeben werden mußten. Da in der von der Explosion betroffenen Strecke Feuer ausgebrochen ist, was eine Gefahr für die ganze Grube gebildet hätte, wenn man nicht zu deren Abdämmung geschritten wäre, so mußte diese Strecke abgemauert werden, und von dem Erlöschen des Feuers wird es abhängen, wann die noch in der Grube befindlichen Leichen der Verunglückten geborgen werden können. Wie bisher konstatirt wurde, hat die Katastrophe 19 Opfer gefordert. Unter den getödteten sind 11 Ledige und 8 Verheirathele, welch; 17 Kinder hinterlassen. Welche furchtbare Gewalt die Explosion entwickelt hat, wird dadurch bewiesen, daß sie ihre ver heerende Wirkung auf 600—700 Meter in horizontaler Richtung geäußert hat, indem sie bis auf diese Entfernung Mauern eingedrückt, Wetterthüren herausgcrissen, Hunte in den Strecken fortgetrieben hat und von dem zur Ent- wetterung des westlichen Grubenfeldes ober Tags ange brachten Exhaustor trotz der 370 Meter betragenden Tiefe der Grube die Kappe abgerissen hat. Hervorzuheben ist eine besonders merkwürdige Errettung eines in der Nähe der Explosionsstelle beschäftigten Bergarbeiters. Derselbe wurde von der Gewalt der Explosion in einen hinter ihm stehenden Hunt geschleudert und mst diesem in eine ent- iernte Strecke getrieben. Als er wieder zum Bewußt sein kam, tastete er sich im Finstern bis zum Fvrderschachte, und von hier aus gelangte er auf der Förderschale ober Tags. — Lie Ucwche der Explosion konnte bisher nicht ermittelt werden, doch wird vermuthet, daß als solche Selbstentzündung der sehr gashaltigen Kohle anzunehmen sei. Zur Zeit der Explosion waren in dem von derselben betroffenen Theile der Grube 43 Arbeiter beschäftigt. Die Plutofchächte haben eine Gesammibelegschaft von 800 Mann und förderten im vorigen Jahre 2,6 Millionen Metercentuer Kohle. Der Betrieb der Schächte erleidei durch die Explosion keine Unterbrechung, da die Förderung bereits seit Dienstag im vollen Gange wieder ausgenommen worden ist. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Die „Conservative Correspondenz" begrüßt den neuen Landwirihschastsmimstw mit folgenden Sätzen: Zum Staatsntimster und Minister für Land- wirihschaft, Domänen und Forsten ist, wie der „Reichs und Staats-Anzeiger" zugleich mittheilt, nunmehr der Landesdirector der Provinz Hannover, Herr Freiherr v. Hammerstein - Loxten, ernannt. Es ist ein schwieriges Amt, welches der neue Minister antritt, ein Amt, das die ganze Kraft eines zielbewnßten und energischen Mannes erfordert. Die preußischen Landwirthe nicht nur, sondern auch die bedrängten Beiussgenossen im ganzen Reiche und der gewerbliche Mittelstand, dessen Wohl von dem Ge deihen der Landwirthschast abhängt erwarten Thaten; sie erwarten eine kräftigere Vertretung ihr Interessen dem seit Jahren einseitig bevorzugten Handel gegenüber, als sie bislang vorhanden war. Der neue Landwirthschafts- minister kennt die Nöthe und die Bedürfnisse der Land- wirthfchaft; er weiß selber ganz genau, daß vor allen Dingen ein Mittel gefunden werden muß, um die so tief gesunkenen Preise für landwwthschaftliche Erzeugnisse wieder zu heben. Man wird in Herrn Freiherrn von Hammer stein das Vertrauen setzen müssen, daß er den festen Willen hat, zur Besserung der landwirthschaftlichen Nothlage ganze Arbeit zu machen, und daß er darum auch den Weg dazu finden wird. Die Angriffe der freihändlerischen und Börsenpresse, denen der eben erst ernannte Minister schon heute ausgesetzt ist, sind sehr wohl geeignet, das die conservative Partei ihm entgegenbringt, nur zu verstärken. — Nachdem die zwischen Vertretern des Reiches und der Bundesregierungen eingeleiteten Besprechungen über die Vorschläge der Börsen-Enquetekommission zu Ende ge führt sind, ist die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs, be treffend die Reform des Börsenwesens, im Gange. Nach dem Stande der Arbeiter darf, wie der „Reichs-Anzeiger" erklärt, angenommen werden, daß der Gesetzentwurf dem Bundesrath binnen Kurzem wird vorgelegt werden können. Hamburg, 13. Novbr. Seit heute Nacht 3 Uhr wüthete hier ein orkanartiger Südweststurm, der an Dächern, Schornsteinen, Fenstern und unter den kleinen Fahrzeugen auf der Eide vielen Schaden anrichtete. Der Loyddampfer „Preußen", der bei der Werft von Blohm 8c Voß lag, hat sich durch die Gewalt des Sturmes losgeriffen und mehrfachen Schaden angerichtet, ist selber aber unbeschädigt geblieben. — Das neueste geflügelte Wort kommt ausElber - feld geflogen. Dort ist Ende dieses Monats Geflügel ausstellung und die Väter der Stadt berathschlagten, ob sie eine Prämie von 100 Mark bewilligen sollten. Viele fanden die Prämie bedenklich; denn, sagten sie, dann können auch einmal die Gesangvereine kommen und Prämien haben wollen. — „Ach was", fiel einer der Väter ein, „singen kann jeder, aber Eier legen nicht". — Die Eier erhielten die Prämie. Elberfeld, 14. Nov. Vergangene Nacht fand ein schweres Brandunglück auf der Kipdorfstraße hierselbst statt. Sieben Hausbewohner und ein rettender Schutz mann sind verbrannt, auch sind mehrere erstickt. Wilda (Reg.-Bez. Posen), 9. November. Die hier in der Bachstraße 18 wohnhafte Wittwe Katharina Kara- sinska, die sich mit ihrer jüngsten Tochter, einer armen Waschfrau, kümmerlich durchs Leben schlägt, vollendete hente ihr 105. Lebensjahr; sie wurde geboren am 9. November 1789. — Der Winter hat mit aller Macht im Riesenge birge seinen Einzug gehalten. Auf dem Hochgebirge sind große Mengen Schnee gefallen, die nun wohl liegen bleiben dürften und bis tief herab in den Dörfern und Weilern der Vorberge ist die Schneedecke sichtbar. Bereits rüsten sich die Sportsmen zum Aufstiege nach dem Kamme und zur ersten Benutzung der beliebten Sportschlitten. — Ein recht theurer Prozeß, welcher seit Jahren zwischen dem Rentier Grau und dem Arbeiter Beyer in dem thüringischen Dorfe Rhoda geführt wurde, ist jetzt zu Ungunsten des Rentners beendet. Es handelte sich um einen ganz schmalen Gartenstreifen im Werthe von etwa 3 Mark, auf welchen der Rentner Anspruch erhob. In dem letzten Lokaltermine, welcher im Gemeinde-Gast hofe zu Rhoda unter Gegenwart von fünfzehn Zeugen abgehalten wurde, beschloß das Gericht, daß Beyer den Streifen gegen Zahlung von 32 Mk. abzutreten habe. Die Kosten des Verfahrens, welche sich auf über 4000 Mk. belaufen, fallen dem Rentner zur Last. Beuthen i. Ob» rschlesien. Auf dem hiesigen Außen bahnhof fuhr ein mit Betgwerkhölzern beladener Waggon einem gemischten Zuge in die Flanken. Der Lokomotiv führer wurde verletzt und einem Rangirmeister der Brust kasten zerschmettert. Der Materialschaden ist bedeutend. Witten, 9. November. Vor mehr als 30 Jahren wurde ein hiesiger Bürger, damals noch ein junger Mann, zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurtheilt, weil er im Streite einen Mann erschlagen haben sollte. Ein hiesiger Glasarbeiter hat nun dieser Tage auf dem Sterbe bette gestanden, daß er, der damals Haiiptbelastungszeuge war, der Mörder gewesen und jener unschuldig verurtheilt worden sei. Mit dem so lange Jahre schwer Geprüften hat man allgemein Mitleid. Belgien. Brüssel, 13. Novbr. In ganz Belgien herrschte heute Nacht ein furchtbarer Sturm. Der telegra phische und telephonische Verkehr st fast vo'ständig un terbrochen. In Brüssel hat der Orkan beträchtlichen Schaden angerichtet. Zahlreiche im Bau befindliche Häuser sind eingestürzt, Anpflanzungen verwüstet und viele Men schen verwundet. In Ath kamen drei Menschen durch den Einsturz eines Gebäudes ums Leben. Antwerpen. Während des lange anhaltenden Orkans wurde ein belgischer Schlepper gegen die Düne gescbleud-rt und vollständig zertrümmert. Von der Mann schaft sind 9 ertrunken und nur 2 gerettet. Russland. Der Minister des Auswärtigen hat am 9. dss. an die diplomatischen Vertretungen Rußlands im Auslände folgenden Runderlaß gerichtet: „Unser erhabener Herrscher, hat bei der Uebernahme der obersten Gewalt, welche die unerforschlichen Rathschlüsse der Vorsehung ihm übertragen haben, den festen Entschluß gefaßt, die hohe Aufgabe, die sein geliebter, unvergeßlicher Vater sich ge stellt hatte, in ihrem ganzen Umfange zu übernehmen Se. Majestät wird alle seine Kraft der Entwickelung des inneren Zustandes Rußlands weihen und in nichts von der dmchaus friedlichen, loyalen und festen Politik abweichen, die so mächtig zur allgemeinen Beruhigung beigetragen hat. Rußland wird seinen Traditionen treu bleiben, mit allen Mächten freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten und fortzusetzen und in der Achtung vor dem Rechte und der gesetzlichen Ordnung die beste Gewähr für die Sicherheit des Staates zu erblicken. Bei Beginn der glorreichen Regierung, die jetzt der Geschichte angehört, bestanden die erstrebten Ziele nur in dem Ideale eines zu seinem eige nen Besten und zu niemandes Schaden starken und glück lichen Rußlands. Bei Beginn einer neuen Regierung bekennen wir uns mit gleicher Aufrichtigkeit zu denselben Grundsätzen und erflehen den Segen des Herrn, daß diese Grundsätze lange Jahre hindurch Segen bringen und un veränderlich zur Anwendung gelangen. — Sie wollen diese Kundgebungen des Kasters zur Kenntniß der Regie rung bringen, bei der Sie beglaubigt sind und den gegen wärtigen Erlaß dem Minister der auswärtigen Angelegen heiten vorlegen." Petersburg, 14. November. Die am 22. d. M. statifindeude Vermählung des Zaren Nikolaus wird in aller Stille, ohne jeden Pomp, gefeiert werden. (Fortsetzung in der Beilage )