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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts IS. August 1884 Mittwoch Montag, den 2V. August 189L: Viehmarkt in Pulsnitz AlS Beiblätter: JllustrirteS Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Bbd ntwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. eine That folgt. Wie ein Nothschrei hallt die Petition durch das ganze Land an die gesetzgebenden Körperschaften welche in allzu großer Rücksichtnahme gegen unsere inne ren Feinde offenbar nur abwarteten, bis das Volk nach Schutz verlangt. Keiner lasse sich aus engherzigen Grün den von der Unterzeichnung der Petition zurückhalten. Dieselbe liegt noch bis zum 15. August aus. — Weiter aber ist eS Jedermannes Pflicht, so viel als möglich und so oft sich dazu Gelegenheit bietet, auf seine Nebenmeaschen Arbeiter und Untergebenen erzieherisch im guten Sinne einzuwirken. Wer nur einen einzigen Irregeleiteten wieder auf den rechten Pfad bringt oder nur einen heranreifenden Jüngling davor schützt, daß er sich in die Netze der So zialdemokraten locken läßt, erwirbt sich ein großes Verdienst." Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. OeMiche uud sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Nächsten Donnerstag soll, wenn es das Wetter gestattet, das in unserer Stadt alle 2 Jahre wiederkehrende Schulfest stattfinden. Es beginnt mit fest lichem Auszug der Kinderschaar vom Schulhaus nach dem Festplatze Nachmittags V-2 Uhr. Gewiß werden die El tern, Kinderfreunde und Freunde der Schule gern theil nehmen und sich mitfreuen an diesem Freudentage unserer Jugend, vielleicht auch, was sehr erwünscht, sich als Helfer der vielbeschäftigten Lehrer bei den Klassenspielen etwas betheiligen. Sehr erfreulich ist, daß zur Verschönerung des Festes und zur Deckung der nicht unerheblichen Kosten recht zahlreiche und ansehnliche Beiträge der Bürgerschaft eingegangen sind. Nur dadurch ist es möglich, daß auch den Kindern der weniger bemittelten Eltern für den kleinen Festbeitrag, den sie selbst bringen, so viel geboten werden kann. Kostet doch z. B. das Gebäck, das den ca. 550 Kindern Nachmittags gespendet wird, (Butterzopf ä 15 allein über 80 Mark. Auch wird allen Kindern unentgelt licher Trank gewährt. Bei den Gewinn spielen werden nicht nur, wie es an anderen Orten, z. A. in Kamenz üblich, in jeder Klasse nur einige Prämien vertheilt, sondern kein Kind geht leer aus; fast alle erhalten mehr, zuin Theil be deutend mehr, als sie gezahlt. Zu den nicht geringen Ausgaben für 2 Musikchöre, Aufbau der Spielgeräthe, Schießscheiben und -Vögel usw. usw. werden die von den Kindern beigesteuerten Beträge gar nicht mit herangezogen. Es ist demnach zu unzufriedenen Urtheilen, die ja immerhin, wenn auch nur vereinzelt, zu hören sind, demnach gerade in unserer Stadt durchaus kein Grund. Noch sei darauf hingewiesen, daß, um mancherlei Unzuträglichkeiten vorzubeugen, nach Beschluß des Schulfestausschusses, die Theilnahme noch nicht schul pflichtiger Kinder am Festzuge nicht gestattet werden kann. Hoffentlich folgt den jetzigen trüben Regentagen bald gold- nsr Sonnenschein, bei ungünstiger Witterung müßte natür lich das Fest auf einen späteren Tag verschoben werden. — Sommerszeit, schöne Zeit! Aber es stimmt um nicht immer, und wenn auch so schwere Stürme, wie sie kürzlich einen Theil des Königreichs Bayern betroffen haben, erfreulicher Weise nur seltene Ausnahmen sind, so hört man doch von hier und dort manche, daß es mit der Roggenernte bei dem wechselnden Wetter nicht so von der Stelle rücken will, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Erntezeit ist eine schwere Zeit, sie wird schwerer, sorgenbringend, wenn der Landwirth bangen muß, ob es ihm gelingt, den Segen der Felder rechtzeitig in der sicheren Scheune zu bergen. Nicht immer sind die Arbeitskräfte auch in ausreichender Zahl vorhanden, und dann kann die Situation doppelt peinlich werden. An einem kleinen Ungefähr hängt es da oft, daß nicht ein großer Theil der Ernte verdirbt. Wenn die Zähne in das tägliche Brot hineinbeißen, dann wird selten daran gedacht, unter Wieviel Sorgen und Mühen und ost umer wie geringem Gewinn es erst so weit kommt, daß das Brot gebacken werden kann. Die Erntetage, oder doch die, in welchen geerntet werden soll, fliegen vorüber, der Wind weht dann über die Stoppeln, kürzer und kürzer werden die Tage, und dem wirklichen Sommer folgt als matter Ab glanz der vorausgegangen Herrlichkeit der „Alte - Weiber- Sommer". — Die sächsische Staatsbahnverwaltung hat ihre Betriebs - Oberinspection ermächtigt, von jetzt an die bei gemeinschaftlichen Reisen größerer Gesellschaften zugelassene Fahrpreis - Ermäßigung auch für eine einfache Fahrt zu gewähren und zwar in der Art, daß einfache Fahrkarten zur Hälfte des tarifmäßigen Fahrpreises ausgehändigt werden. Auch soll die Ertheilung dieser Ermäßigungen nicht von einer bestimmten Länge der zu durchfahrenden Strecke abhängig sein, sondern es sind diese Vergünstigungen auch bei Benutzung kürzerer Strecken zu gewähren. — Das zweijährige Söhnchen des Leinwebers Horn in Großröhrsdorf, Felix, ist am 7. d. M. Abends in der 6. Stunde in einem unbewachten Augenblicke in den Röderfluß gefallen und hat darin durch Ertrinken seinen Tod gesunden. Kamenz. Der in der Montagsnacht schwer verwundete 18jährige Töpfergeselle Zschieschack ist am Donnerstag Mittag durch den Tod von seinem schrecklichen Zustande erlöst worden, denn bei völliger Bewußlosigkeit war er vielfach in Raserei verfallen und eine etwaige Genesung hätte wahrscheinlich völlige Geistesumnachtung zurückge lassen. (K. W.) — Die Hypothekenschulden in Sachsen haben sich während der Jahre 1885 bis Ende 1892 von 2204 Millio nen auf 3299 Millionen Mark, somit um nahezu die Hälfte vermehrt; das schnelle Anwachsen dieser Summe erklärt sich hauptsächlich aus den vielen Neubauten in diesen Jahren. Die höchsten Schuldenlasten hafteten auf dem gkm im Jahre 1893 in Stadt Dresden 15,3 Mill. Mark, Stadt Chemnitz 12,2 Mill. Mark, Stadt Leipzig 10,6 Mill. Mark. In der Stadt und Amtshauptmannschaft Plauen hafteten auf dem izlrm 199 Tausend Mark Schulden, in der Amtshauptmannschaft Oelsnitz 63 Tausend Mark Schulden. Nächst Bezirk Kamenz (57 Tausend Mark auf dem <ikm) ist der Bezirk Oelsnitz derjenige, auf welchem die mmdeste Schuldenlast haftet. — Laß die Errichtung städtischer Elektrizitätswerke in Dresden ein dringendes, unaufschiebbares Zeitbe- dürfniß ist, das nur infolge persönlicher Verhältnisse in unglaublicher Weise verschleppt worden ist, erkennt man an der Masse von Anmeldungen, die beim Stadlrathe eingehen. Der Kgl. Hof hat allein etwa 15 000 Lampen angemeldet; auf so viel erstreckt sich der Bedarf zur elektri schen Beleuchtung des Kgl. Schlosses und des Hoftheaters. — Bevor noch die vierte im Bau begriffene Elbbrücke, die von der Ringstraße über den Elbberg nach dem Albert- Platz fühlende Carolabrücke, fertiggestellt ist, hat man im Stadtgebiete bereits mit dem Bau der fünften, die Elbe überspannenden Brücke seit Beginn voriger Woche angefangen. Die in den Bahnum- und Neubauten vorgesehene Brücke, welche lediglich Eisenbahnzwecken dienen wird, dürste als Ersatz der bis jetzt den Bahnverkehr zwischen der Alt- und Neustadt vermittelnden Marienbrücke, die man später ledig- ich dem Personen- und Wagenverkehr übergeben wird, be- timmt sein. In geringem Abstande stromabwärts von der Marienbrücke wird die neue Brücke die Richtung nach dem Neustädter Packhofe und dem Leipziger Bahnhofe einschlagen. Der Brückenkörper wird in ansehnlicher öreite angelegt, so daß vier Geleise nebeneinander Platz inden werden. Von der bisherigen durch Anschüttung eines Dammes verbreiterten Verbindungsbahn wird der eigentliche Brückenkörper ungefähr am Ende der Altstädter Auffahrts rampe zur Marienbrücke links abbiegen. Der zwischen der Manenbrücke und der alten Weißeritz gelegene emge- Sonnabend, den 18. dieses Monats, Vormittags von 9—12 Uhr findet in Königsbrück Amtstag statt. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 10. August 1894. von Erdmanvs-orff. puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHLstsstelken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofsc und G. L Daube L Comp. Wulsnitz Eine ernste Mahnung. Wir berichteten in voriger Nummer von dem in un serer Nachbarfladt Kamenz vergangene Woche verübten Verbrechen, das leider den Tod jenes schwerverwundeten Töpfergesellen zur Folge gehabt hat. Dieses tieftraurige Ereigniß veranlaßte einen sehr beachtens» und bcherzigens- Werthen eingesandteu Artikel, den wir der „Kam. Wochenschr." entnehmen. Es heißt da: „Der Todtschlag in der Zwinger gasse drückt einem gutgesinnten Bürger die Feder in die Hand, um einiges zu bemerken, was sich zwar mit den trefflichen Ausführungen in Nr. 63 der Kamenzer Wochen schrift im allgemeinen deckt, jedoch im besonderen die sozial-politische Seite des bedauerlichen Vorkommnisses mitten in unserer, Gott sei Dank, in überwiegender Mehr heit von ruhe- und ordnungsliebenden Staatsbürgern bewohnten Stadt noch etwas näher beleuchten soll. Ganz richtig ist in dem Berichte in voriger Nr. der Kamenzer Wochenschrift die Familie als die Pflanzstätte alles Guten und Edlen bezeichnet worden. Wo den Kindern Gottes furcht ins Herz gepflanzt wird und dieselben an ihren Eltern und Erziehern gute Beispiele haben, kann es zu solchen Ausschreitungen und rohen Thaten nicht kommen! Wie aber soll die Heranwachsende Jugend zu guten Men schen herangebildet werden, wenn ihr schon mit den Schutz blattern die sozialdemokratischen Irrlehren eingeimpft werden? Wie soll die gute Saat des Lehrers und Geistlichen ge deihen, wenn daheim alltäglich in so großen Massen das schlimmste Unkraut dazwischen gesäet wird? O, ihr be- klagenSwerthen Eltern, die ihr eure Kinder nicht lieb genug habt, ihnen das köstliche Kleinod, einen zufriedenen Sinn, anzuerziehen! Wie mancher arme brave Arbeiter, der sich von den gleißenden Worten der Weltverbesserer und Jrreführer nicht blenden ließ, lebt noch im Kreise seiner Lieben glücklich in bescheidenster Lebensweise, weil er Zufriedenheit und ein festes Gottvertrauen im Herzen trägt. Wie mancher bessergestellte Arbeiter hingegen wird immer unzufriedener, je mehr er verdient, je mehr Entgegen kommen ihm dargebracht wird. Ohne Zweifel trägt an einem solchen stets unzufriedenen Sinn eine schlechte Er ziehung ebensoviel Schuld, als der stete Umgang mit Menschen jener Sorte, die es zu allen Zeiten gegeben hat, denen Eigenthum gleichbedeutend mit Diebstahl, Zu friedenheit ein unbekanntes Wort und Gotteswort lächer lich ist. — Wo es aber in der Geschichte nur immer vorgekommen sein mag, daß das Volk von gewissenlosen Schreiern verhetzt und zu unbesonnenem Handeln verleitet wurde, haben sich die besseren Elemente, gleichviel welcher Glaubensrichtung oder politischen Anschauung sie huldigten, zusammengeschlossen, um den hochgehenden Wogen einen festen Damm entgegen zu setzen. Angesichts der traurigen Thatsache, daß cs die Sozial demokraten als ihre oberste Aufgabe betrachten, die heran- reifende Jugend und sogar die Schulkinder im Klassenhaß aufreizend zu erziehen, denselben in Gottlosigkeit und allen erdenklichen Untugenden als Vorbild zu dienen, sollten sich alle gutgesinnten deutschen Männer einmüthig zusam menschließen, einem solchen immer mehr und mehr sich ausbrettenden Unwesen energisch entgegen zu arbeiten, einen festen Wall zu bauen gegen die immer höher schlagenden Wogen, welche unsere heiligsten Güter, Hab' und Gut, Familie, Thron und Altar zu vernichten drohen! Jeder Wohlgesinnte Staatsbürger hat die Pflicht und ist in der Lage beizutragen zum Bau des Schutzwalles gegen die Anarchisten und gegen die Mutter dieser gefährlichen Menschen, gegen die Sozialdemokratie, soviel in seinen Kräften steht! Wer sich der Mühe unterzogen hat, die auch in unserer Stadt in verschiedenen Geschäften und Restaurationen ausliegende Petition an den deutschen Reichstag und an den Bundesrath durchzulesen, wird sich gewiß gefreut haben, daß endlich den vielen Worten einmal -schen Ü/E Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. Inserate! -V " sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Dm»MdMechsnudviMjigstkv Jahrgang