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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1- Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Breis: Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche 'gu- senbung. Blatt Amts und des StadLraLhes des Aönigl. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr auf-ugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHäftsstellorr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Kraniche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß- röhrsdorf. Nnnoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Zu Wülknitz ^chenL/, ^sür Plllsmtz, Königsbrück, Uadeberg, Nadedurg, Moritzburg und Umgegend D.u"GirSmuudvr-rffgKs» Nahvgsng. Mittwoch. Rr. 25. 27. März 18W. Holzverstrigerungs - Lorak - Kerlegung. Einaetretener Umstände wegen wird die unterm 11. März a- 6. bekannt gegebene am 2. und 3. April 1895 stattfindende Holz-Versteigerung Nicht im Gasthof „zum schwarzen Adler" in Königsbrück, sondern im Gasthof „zum Hirsch" in Königsbrück abgehalten. Königl. Forstrevierverwaltung Laustttitz und Königl. Forstrentamt Moritzburg, am 20. März 1895. Lehma««. Mittelbach. Montag, de» 1. April 1883: Viehmarkt in Pulsnitz. Montag, den 1. April 1883: Viehma kt in Bischofswerda. Bismarck - Feinde. Was man vor etlichen Wochen für unmöglich hielt, ist zur Thatsacke geworden. Der Reichstag hat mit 163 gegen 146 Stimmen den Antrag des Präsidenten, den Fürsten zu beglückwünschen, abgeiehnt. Verhülle Dem Haupt, Germania! Die große Zeit- epoche in der Du einig und stark Dein Volk zu herr lichen' Thaten führtest, ist endgültig verrauscht. Die Helden jener Thaten steigen zu den Vätern hinab in die Grüfte und mit ihnen der deutsche, Alles einigende Geist, der vor 25 Jahren den gallischen Cäsarismus in Trümmer schlug. Wie ein Hohn au? die Jubel-Feier des großen Einigungskrieges, der Deutschland zu dem gemacht, was es ist, klingt die Nachricht, daß die Volksvertretung der deutschen Nation dem größten und verdienstvollsten seiner Söhne den bescheidensten Lohn für seine Verdienste um das Vaterland versagt, den Lohn des allgemeinen Taktes und der Höflichkeit. Hompesch und Richter haben am Sonnabend im Reichstage das famose Wort der „Untheil- barkeit Bismarcks" geschaffen und damit gerade das be wiesen, was sie mit dem Worte widerlegen wollten. Die Untheilbarteit Bismarcks — darunter versteht das deutsche Volk nicht das politische System seiner inneren Politik, sondern das Zusammenschließen Deutschlands zu einer Weltmacht, das Abstreifen all der kleinen und klein lichen Grenzen und Sonderinteressen, welche die Konzen- trirung der germanischen Urkraft so lange verhinderte. Bismarck ist die Personifikation des deutschen Einheitsge- dankens und der Baumeister des Reiches. Und darum erwartete das deutsche Volk, daß seine Vertreter, ob Freund oder Feind, demjenigen Manne, der als letzter der Gründer des Reiches gleich einer einsamen Eiche mitten im Wind bruche noch zum Himmel ragt, die Ehrung zu seinem 80. Geburtstage nicht versagen würden. Es ist anders gekommen. Der Parteihader und der Krämergeist hat Recht behalten, aber er hat nicht gesiegt, sondern nur festgestellt, welcher Geist durch die Prnnkräume des neuen Reichstages wandelt. Nach Ablehnung des Antrages hat Präsident Levetzow das Präsidium niedergelegt. Wir be glückwünschen den Präsidenten zu dieser ihn io hoch ehrenden That. Tas deutsche Volk aber wird den Weg nach Friedrichsruh auch ohne die Führerschaft seiner Vertreter zu finden wissen. Auch die jüdisch - freisinnigen Stadtverordneten der Reichshauptstadt haben in geradezu erbärmlicher Feindselig keit abgelehnt, Bismarck/ den Ehrenbürger Berlins, zu beglückwünschen, haben auch verweigert, den Rathhaussüwl zur Bismarckfeier zu überlassen. Sehr treffend geiselt dies das Hauptgedicht der neuesten Nr. des Kladderadatsch. Es lautet: Die Erbärmlichen. So ist es wirklich denn geschehen, Was schlechterdings unmöglich schien: Krahwinkel und Abdera sehen Sich übertroffen von Berlin. O Großthat, ruhmvoll zu vermelden: Beschränkter Köpfe Haß und Neid Versagt den Gruß dem greisen Helden, Dem Schöpfer deutscher Herrlichkeit! Zum Ehrenbürger hat erkoren Ihn einst die Weltstadt an der Spree, Dock ihre Gunst hat er verloren, Herab sank er von stolzer Höh'. Was er getban, das ist vergessen, Mit seinem Ruhm ist's, ach, vorb.-i; Ein Centimetermaß zum Messen Des großen Manns dient der Partei. O wie sie recht thun, da zu fehlen, Wo man den großen Deutschen ehrt! Wie haben diese Krämerseelen So wohl erkannt den eignen Werth! Ob in die Acht sie den erklären, Der Deutschland Macht und Glanz verlieh, Das raubt thm nichts von seinen Ehren, Doch Schande bringt es über sie. Schad' aber wär's, wenn ihre Namen Verschwänden in der Zeiten Lauf; Man bring' sie unter Glas und Rahmen Und hänge sie im Rathhaus auf, Damit auch noch Urenkel lesen, Wenn manches sich verändert hat, Was für Kameele einst gewesen Die Väter unsrer größten Stadt. Gleich am Sonnabend haben Se. Majestät der Kaiser an den Fürsten v. Bismarck nachstehendes Telegramm abgesandt: „An den Fürsten von Bismarck Herzog von Lauenburg, Friedrichsruh. Eurer-Durchlaucht spreche ich den Ausdruck tiefster Entrüstung über den eben gefaßten Beschluß des Reichstags aus. Derselbe steht im vollsten Gegensatz zu den Gefühlen aller deutschen Fürsten und ihrer Völker. Gezeichnet: Wilhelm 1. U." — Dem Kaiser ist darauf folgende Antwort des Fürsten zugegangen: Friedrichsruh, 23. März, 7 Uhr 15 Minuten Nachmittags. „Seiner Majestät dem Kaiser und dem Könige, Berlin. Eure Majestät bitte ich, den ehrfurchts vollen Ausdruck meiner Dankbarkeit für die Allerhöchste Kundgebung entgegenzunehmen, durch welche Eure Maje stät jede mir noch unbekannte Unerfreulichkeit meiner alten politischen Gegner zum Anlässe einer erfreulichen Genug- thuung für mich umwandeln. Gez. v. Bismarck." Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die am Sonntage, den 17. dss. Mls. stattgefundene öffentliche Aufführung des Turnerbundes hat einen Reinertrag von 162 Mark ergeben und dem Turnhallenbaufond zugeführt. Oberlichtenau, 25. März. Zu einer recht er hebenden Feier gestaltete sich die gestern von unserem land- wirthschaftlichen Verein abgehaltene Versammlung, indem gelegentlich derselben zwei Dienstboten mit Auszeichnungen bedacht wurden. Vorerst wurde dem beim Gemeindevorstand und Mühlenbesitzer Julius Bürger in Niederlichtenau seit 10 Jahren ununterbrochen im Dienst sich befindlichen Ernst Emil Jakob aus Neukirch bei Königsbrück ein vom Kreis verein Bautzen gestiftetes Ehrendiplom und vom hiesigen landwirthschaftlichen Verein ein Regulator überreicht. So dann wurde der beim Gutsbesitzer Ernst Lunze, hier, be diensteten Ida Linna Freudenberg aus Kleinröhrsdorf für 5 jährige Dienstzeit von genanntem Verein ein Diplom, so wie eine Plättglocke und von ihrer Herrschaft eine Kommode geschenkt. Beide Ueberreichungen fanden durch den Vor sitzenden des Vereins, Herrn Julius Schäfer, nach einer vom Schriftführer Herrn Cantor Spannaus allen Anwesen den zu Herzen gehenden Ansprache statt. Diese Beispiele zeigen so recht das gute Einvernehmen, in welchem sich Herrschaft und Dienstboten befinden können. Mögen die selben ein Ansporn für alle Dienstboten sein! 86L Die Handelskammer zu raunschweig bildet jährlich für bestimmte Geschäftszweige Sachverständigen- Kommissionen, die dazu berufen sind, unnölhigm Prozessen zwischen Geschäftsleuten vorzubeugen beziehungsweise ge- ringwerthige Differenzen im Waarengeschäft auszugleichen, auf Antrag einer Partei sachverständige und unparteiische Gutachten insbesondere über Beschaffenheit, Menge, Ver packung, sowie etwaigen Minderwerth einer gelieserien Waare zu erstatten. Der Geschäftskreis der Kommissionen erstreckt sich auf das gesammte Herzogtum Braunschweig. Anträge auf Erstattung von Gutachten sinö der Handels kammer schriftlich einzureichen. Nach Mittheilung der Handelskammer zu Braunschweig hat sich diese Einrichtung lebhafter Zustimmung aller Betheiligten zu erfreuen ge habt. Nähere Auskunft darüber ertheilt die Handels» und Gewerbekammer zu Zittau. Dresden. Der geschäftsführende Ausschuß der 1896er Ausstellung des Sächsischen Handwerks unö Kunst- gewerbes einigte sich in seiner letzten Sitzung über das Ausstellungsplakat, das tu allen sächsischen Städten an geeigneten Stellen, auf Bahnhöfen, in Wartehallen, Rest aurants u. s. w. angeschlagen werden soll. Das von Prof. Rade entworfene Plakatbild giebt in trefflicher Ausführung den stolzen Dresdner Palast wieder, der im Sommer nächsten Jahres dem Wettbewerb des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes seine herrlichen Räume öffnen wird. Beide gewerbliche Schaffensgebiete werden auf dem Plakatbild in lebensvollen Persönlichkeiten sym- bolisirt. — Auf der den gegenwärtigen Stand des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes vorführeuden Ausstellung wird man auch die Leistungen der gewerblichen Fachschulen beurtheilen können, deren es im Königreiche Sachsen jetzt 34 giebt. Um einen richtigen Ueberblick über die Leistungen der Fachschulen zu bieten, hat das Ministerium des Innern ungeordnet, daß die Fachschulen sich bei der Vorführung ihrer Lehrgänge auf die Arbeiten des letzten Unterrichtsjahres beschränken und daß die Arbeiten von je 3 Schülern (eines besten, eines durchschnittlichen und auch eines schwachen, der gerade noch die Unterrichtsziele erreichte) ausgestellt werden. Am Schluffe dieser Aus stellung der Fachschulen soll eine Conferenz der betheiligten Lehrer und Handwerksmeister herbeigeführt werden, um ein Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Fachschulen überhaupt zu gewinnen. Auch das Publikum erhält dabei Gelegenheit, sich zu überzeugen, daß das Vertrauen, das vom Handwerk auf die Errichtung solcher gewerblicher Fach-L hranstalten gesetzt wurde, wohlbegründet war. Aus den Fachschulen gehen bekanntlich die Handwerks meister hervor und das Publikum kann dann durch Ver gleich zwischen dem, was die Schulen und dem, was die das Handwerk ausübenden Meister ausgestellt haben, erkennen, welchen Einfluß ein planvoll geleiteter Fach unterricht auf die Leistungen des Handwerks und Klein- gewerbebetriebs ausübt. Diese Vorführung der Fachschul- Leistungen wird eine gewiß höchst interessante Ergänzung der eigentlichen Handwerk- und Kunstgewerbe-Ausstellung bilden. — Die Anmeldungen aus den Handwerkerkreisen kommen jetzt langsam in Fluß; eine baldige Anmeldung ist Denen dringend zu empfehlen, die sich besonders gün-