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Blatt Amts und des Stadtmthes des Königs. Amtsgerichts Mulsnih Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mütwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile loder deren Raum) 10 Pfennige. Als Beiblätter i Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2- Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. uf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. cs ch en 5/, ^sür Pulsnitz) Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Dm- und ^rster's Erden WMgNNNdMMMM UahugÄNg. ^autwortlicher ^^Gustav Häberlein Sonnabend. Ar. 36 4 Mai 18SS. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Friedrich Gustav Guhr eingetragene, in Niedersteina gelegene HiMsleruahrUNgs-GrUUdstÜck, bestehend aus Mohn-, Auszugs- Und Scheunengebäude, Hofraum, Garten und Feld, Folium 24 des Grundbuches, Nr. 31 des Brandcatasters und Nr. 42 a,, 42 5 und 379 des Flurbuches für Niedersteina, nach dem Flurbuche 2 Sa. 3,4 a groß und mit 65,gß Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 6442 Mark soll cm hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 8. Mai 1895, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, sowie der 20. Mai 1895, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldötermine in der Gerichtsschreiberei dos unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Pulsnitz, am 27. Februar 1895. Königliches Amtsgericht. Weise. Shl. Coloniales. Mit Freuden wird jeder Deutsche, deni die gedeihliche Fortentwickelung unsrer Colonien am Herzen liegt, und das sind die meisten, die neueste in unserer afrikanischen Politik einge tretene Wendung begrüßen Wißmann ist von Sr. Maj. dem Kaiser zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika ernannt (Worden. Wenn sich auch der seit Anfang des Jahres 1893 'in Ostafrika die Geschäfte führende Oberstlieutenant von Schele als ein Mann erwiesen hat, der den besten Willen hatte, die deutsche Macht in ihrem Ansehen zu erhalten -und die Cultur jener weiten Länderstriche zu fördern, so haftete ihm doch soviel militärische Schneidigkeit an, daß er die Beruhigung des Landes nur mit militärischen Mitteln herbeizuführen suchte. Es ist bekannt, daß der von ihm mit großen Mitteln unternommene Feldzug gegen die Wahehe nicht den erwünschten Erfolg gehabt hat und daß dieser Mißerfolg schließlich ausschlaggebend für sein Ent lassungsgesuch geworden ist. Seine Stellung zu der Colo- nialabtheilung in Berlin war durch den ihm emgeräumten Rang einer Excellenz auch eine verzwickte geworden und die unter seinem Regiment von seinem Stellvertreter von Wrochem erlassenen polizeilichen Verfügungen hatten die im Schutzgebiet wohnenden Europäer nicht mit Freude erfüllt. Wenn nun auch von Wißmann Militär ist, so ist er doch seiner Entwickelung nach in erster Linie Asrika- forscher und Afrikakenner, und diese letzte Eigenschaft ist es auch, die uns in der Hoffnung bestärkt, daß nunmehr die Aufschließung jener mächtigen Länderstriche in ein beschleunigteres T«mpo übergeht, das vor Allem auch das Kapital Vertrauen zu den Unternehmungen faßt. Ein Mann wie Wißmann der seit 1881 init Erfolg in Afrika vhätig ist, der von seiner ersten Reise an, die er mit Pogge ton Loanda aus unternahm, sich als ein ruhiger, weit blickender Reisender erwies, der mit den Eingeborenen umgehen konnte, der im Auftrage des Königs der Belgier den Congo durchforste, der Afrika durchquerte, der als Reichscommissar den Häuptling Buschin unschädlich machte Und durch feine Siege im Jahre 1889 das gesunkene An sehen der Deutschen wieder so hob, daß sich die Städte der Küste bevölkerten, daß z. B. Dar-es-Salaam von 350 Einwohnern in einem Jahre auf über 3000 stieg; ein solcher Mann muß nothwendiger Weise die Sympathien sofort für sich haben. Als im Jahre 1890 am 24. Juni Wißmann vom Kaiser in Berlin empfangen wurde, wurde er mit der Erhebung in den Adelsstand belohnt. In Jahre 1891 kehrte Wißmann nach Afrika zurück, um den Dampfer „Wißmann" nach dem Tanganykasee zu bringen Es ist noch in Aller Gedächtniß, mit wie vielen Schwie- rigkeiten Wißmann bei dieser Expedition zu kämpfen hatte, und ebenso, welche Vorwürfe gewisse Berliner Kreise ihm Wegen seiner „bureaukratischen" Tyäiigkeit machten. Ge wissen Leuten, die den ganzen Tag auf ihrem Schemel mn Pult sitzen und jeden Pfennig nachrechnen, waren die Abrechnungen Wißmann's nicht eingehend genug gewesen. Wahrscheinlich konnte er nicht über jede Messingstange, Glasperle oder Elle Cattun einen Beleg beibringen. Di- kector Kayser nahm daher im Reichstage Gelegenheit, in Dieser Beziehung ganz besonders für Wißmann einzutreten. Wenn übrigens der neue Gouverneur auch weniger schreibt oder schreiben läßt, als sein Vorgänger, so wird das die "kutsche Nation wenig beunruhigen. Wir verlangt« gar keine Schreiberoienste von einem Gouverneur, wir ver langen verständnißvolles Handeln, und dessen sind wir bei Wißmann gewiß. Seine Ernennung ist als eine wohlverdiente Genug- thuung für ihn selbst, wie als ein entschlossener Schritt zur endlichen sachgemäßen Förderung des deutschen Colo nialwesens, speciell der Zukunft Ostafrikas, zu begrüßen; Major von Wißmann darf überzeugt sein, daß er in seinen neuen Wirkungskreis das Vertrauen wohl des weitaus größten Theils seiner Landleute mitnimmt. Oertliche und sächsische Angelegenheiten Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monate April 1895 388 Einzahlungen im Betrage von 38409 Mk. 11 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 232 Rück zahlungen im Betrage von 39 546 Mk. 72 Pfg. Pulsnitz Der mit dem 1. Mai in Kraft ge tretene neue Sommer-Fahrplan der königl. sächs. Staats eisenbahnen befindet sich in abzeänderter Weise in der Beilage unseres heutigen Blattes abgedruckt und machen wir unsere geehrten Leser auf dieselbe noch besonders aufmerksam. — Der Mai ist da, Alles ist grün geworden, die Kastanienbäume „illuminiren" zu Ehren des Wonnemonats, und überall blüht und duftet es. In üppiger, saatgrüner Pracht dehnen sich die Wiesen, und den Wald schmückt zartgrünes Laub. Für den Naturfreund ist es jetzt eine Herzensfreude, durch Wald und Feld, durch Ham und Haag zu streifen, und besonders in zeitiger Morgenstunde bietet eine solche Wanderung einen hohen Genuß, wenn jubelnd der Vöglein Sang durch den jungen Frühling schallt. Wie eine Entweihung will es da erscheinen, wenn in dieser Zeit den Singvögeln, unsern lieben und so nützlichen Freunden nachgestellt wird, aber auch, wenn aus reinem Uebermuth Blumen und Blüthen gepflückt werden, um nach kurzer Zeit unbeachtet in den Straßen staub zu fallen, oder auch grünende Zweige muthwillig herabgerissen werden. Zuerst soll man doch daran denken, daß fremdes Eigenthum nicht so ohne Weiteres beschädigt werden darf, und dann daran, daß es von Rohheit zeugt, zu zerstören, woran Andere ihre Freude haben. Das deutsche Strafgesetzbuch ahndet auch solche Handlungen mit Recht, und es kann nur gewünscht werden, daß da, wo Ermahnungen nichts fruchten, nicht durch übergroße Milde noch der Hang zum Uebermuth gestärkt wird. Schlimm genug ist es schon, wenn der Sinn, die dankbare Freude über die großen Wunder der schönen Gotteswelt fehlt; es braucht nicht noch aus's Demoliren abgesehen zu werden. Kamenz. Laut Beschluß der priviligirten Schützen gesellschaft hierselbst findet an den Tagen vom 30. Jun- bis 2. Juli a. o. in Verbindung mit dem alljährlich statt findenden Schützenfeste die Einweihung des neuerbauten Schießstandes, verbunden mit Fest- und Preisschießen statt. Zu diesem Feste werden die Schützengesellschafteu der sächsischen wie preußischen Lausitz eingeladen und die Auf rufe denselben baldigst zugehen. — Ueber den Saatenstand im Königreich Sachsen, Mitte April 1895, berichtet die „Sächsische Landwirthschaftliche Zeit schrift" : Der Witterungscharakter des Winters 1894/95 war in seiner ersten, kleineren Hälfte bis Ende Dezember ziemlich milde mit viel Nässe, fast keinem Schnee und nur geringem Frost auf den Höhengebieten; die zweite, größere Hälfte, von Beginn des Januar bis Mitte März, zeichnete sich dagegen durch ununterbrochenen Frost und starken Schneefall aus. Während die nasse Witterung des Herbstes, die bis zum Jahresschluß anhielt, den Stand der Wintersaaten, besonders den des Roggens, bereits ungünstig beeinflußte, that die nun folgende Frostperiode mit ihrer starken und lang anhal tenden Schneedecke, sowie das Schmelzen derselben untertags mit folgendem Nachtfrost bis Mitte April ihr Uebriges, um die Roggensaaten fast allenthalben zu verschlechtern; besonders sind die späteren Saaten am meisten in Mitleidenschaft ge zogen, die hohe, wochenlang andauernde Schneedecke hat die selben zumeist erstickt. In fast allen Bezirken müssen Um pflügungen von Roggensaaten, sobald die Witterung es ge stattet, in kleineren oder größerem Maße erfolgen: der Um fang derselben schwankt zwischen 5 und 80 Procent der An baufläche, in vielen Bezirken kann er noch gar nicht beurtheilt werden; jedoch läßt sich heute schon die umzupflügende und neuzubestellende Fläche im ganzen Lande auf etwa 25 Pro cent der Aufbaufläche berechnen. Eine große Summe Geld und Arbeit ist hier als verloren zu bezeichnen. Bemerkens- werth ist, daß die Saaten aus 1893er Saatgut sich wider standsfähiger erwiesen haben, als diejenigen aus Saatgut der 1894er Ernte. Der Winterweizen ist zumeist besser durch den Winter gekommen und zeigt vielfach recht guten Stand. Raps hat stellenweise ebenfalls durch den hohen Frost gelitten und wird manches Feld neu bestellt werden müssen. Am besten haben die Kleefelder überwintert, Mäusefraß ist nur ganz vereinzelt und in geringem Umfange bemerkbar. Die Wiesen sehen nicht ganz so günstig aus, jedoch werden sich dieselben bei der nunmehr eingetretenen Wärme schnell erholen. Wie infolge des langen Winters das Wachsthum der Wintersaaten noch sehr zurück ist, so sind die Bestellungs arbeiten der Sommerfrüchte noch sehr im Rückstand, da mit denselben zumeist nach Ostern begonnen werden konnte; hof fentlich hält die günstige Witterung an, damit die Frühlings- saaten nicht nur schnell und gut untergebracht werden, son dern auch bestens auflaufen und sich rasch entwickeln können. Die Obstbüun'.e sind fast noch ganz kahl, während um dieselbe Zeit des Vorjahres bereits ein reichlicher Blüthenansatz Kirsch-, Birnen- und Pflaumenbäume schmückte. Leipzig, 1. Mai. Die Leipziger Aktien - Woll kämmerei, welche 2000 Arbeiter beschäftigt, brannte in der letzten Nacht vollständig nieder. Freiberg, 1. Mai. Unweit der Haltestelle Frankenstein wurde heute früh in der 6. Stunde von Arbeiterfrauen der Wirthschaftsbesitzer Müller aus Bräuns- dorf besinnungslos und seines Geldes im Betrage von 4000 Mark beraubt aufgefunden. Derselbe wurde noch lebend nach Braunsdorf gebracht. Nach seiner Aeußerung soll der Räuber ein untersetzter Mann in braunem Ueber- zieher gewesen sein. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die bevorstehenden bedeutungs vollen Festtage in Hamburg und Kiel, die die Vollendung des Nord - Ostee - Kanals eines der größten Kullurwerke unseres Jahrhunderts mit dem vollen Glanze kaiserlicher Pracht und Herrlichkeit im Beisein der gesammten civili- sirten Welt in die Annalen unserer vaterländischen Geschichte einzutragen bestimmt sind, nehmen schon jetzt das allgemeine