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sonen nach der letzteren Stadt zum Besuche der Ausstel lung. Dort, wenn auch mit etwas Verspätung, ange kommen, lösten sich die Theilnehmer im Wartesaal II. Classe die Eintrittsbillets zur Ausstellung und begaben sich nunniehr zur Besichtigung des Domes, des Rathhauses und anderer Sehenswürdigkeiten in der Stadt, um später die Ausstellung aufzusuchen. Der Besuch derselben war auch aus anderen Theilen unseres Landes an diesem Tage ein besonders lebhafter. Bei der Abfahrt, welche später als zur festgesetzten Zeit infolge anderer im Laufe des Tages eingelaufener Extrazüge erfolgte, herrschte auf dem dortigen Bahnhofe ein großes Gedränge und Jedermann war froh, als er sich sein Plätzchen zur Heimfahrt gesichert hatte. Die Ankunft hier erfolgte Nachts 2 Uhr. ' Wohl verdiente Anerkennung gebührt dem Bahnpersonal, insbe sondere den Schaffnern und Zugführern, die dem Unter nehmen ihre Nachtruhe zum größten Theil, theils auch schon in der vorhergehenden Nacht opfern mußten und die ihrer gewiß nicht leichten Arbeit unverdrossen nachkamen, so gut es nur möglich war. Für die Passagiere war die Parthie nach der altehrwürdigen Bergstadt bei der drücken den Hitze und bei der Menschenmenge im Zuge, in der Stadt, in der Ausstellung, wohl auch mit manchen Un- annehmlichkeiten verknüpft, doch entschädigte dafür reichlich die Fülle und Gediegenheit des dort Gesehenen; es war ein geistiger Genuß und Gewinn, der gewiß bei den meisten Theilnehmern viele schöne Erinnerungen hinter lassen wird. — Mit dem seit den 22. Juli erfolgten Eintritt der Sonne in das Zeichen des Löwen nehmen bekanntlich die sogenannten Hundstage ihren Anfang. Diese werden am Morgen des 23. August, an welchem Tage die Sonne auf ihrer scheinbaren Wanderung in's Zeichen der Jung frau gelangt, wieder ihr Ende erreichen. Die Zeit der Hundstage währt den 12. Theil eines ganzen Jahres; doch fallen Anfang und Ende derselben nicht immer auf die genannten Termine, sondern schwanken ein wenig hin und her. Diesmal hat es nun den Wettergewaltigen ge fallen, für diesen Hundstags-Beginn sofort den ganzen erforderlichen Siedeapparat bereit zu stellen. Die Hitze ist seit Sonntag wahrhaft „colonial". — In Erfüllung einer ergangenen Verordnung wird jetzt in den sächsischen Orten eine Ministerial - Verord nung bekannt gegeben, daß zur Abhaltung von Kinder- Festen, welche an öffentlichen Orten abgehalten wer den sollen, oder welche von Gast- und Schanlwirthen, bez. von mit öffentlichen Angelegenheiten sich beschäfti genden Vereinen oder von offenkundigen Anhängern einer politischen oder kirchlichen Partei veranstaltet werden, so wie ferner zur Betheiliguug von Schulkindern an den öffentlichen Festen der Erwachsenen, insbesondere an solchen Festen, welche gleichzeitig mrt Tanzvergnügen in demselben Grundstücke stattfinden, es jedesmal der vorgängigen Ge- nehmigung der königl. Schulinspection bedarf. Smd mit dem Feste öffentliche Auf- oder Umzüge verbunden, so ist in diesem Falle auch die Genehmigung der Ortspoli zeibehörde einzuholen. — Eine wichtig: Entscheidung über die Kündigung von Arbeitern. E'n Arbeitgeber hatte zwei Arbeiter ohne Kündigung entlassen. Beide nahmen ihre Papiere in Empfang und verließen ohne Einspruch ihre Stellen, um dann nach einigen Tagen Klage auf Entschädigung kündi gungsloser Entlassung bei dem betr. Gewerbegericht anzu strengen. Es erfolgte Abweisung der Kläger und zwar mit folgender Motivirung: Ein Arbeiter, der glaubt, Anspruch auf Kündigung zu haben, muß diesen Antrag sofort bei der Entlassung geltend machen; er darf auch seine Papiere, wie die Karten für die Alters und Invali denversicherung nicht annehmen. Mit dieser Annahme gesteht er sein Einverständniß mit dieser Entlassung zu. — Bald wirds nun wieder heißen: „Der Wind weht über die Stoppeln"; sieht man doch auf vielen Korn- feldern bereits Korn in Puppen stehen, und nur wenige Tage wirds dauern, da schwankt schwer beladen der Wagen herein und die Scheuern werden wieder gefüllt mit dem Segen der Ernte, die in diesem Jahre wohl zur Zufrieden heit und zu Hoffnungen berechtigt. Hoffen wir, daß die Landleute bei ihrem eifrigen Schaffen und Mühen sich des rechten Erntewetters erfreuen mögen! — Dem Vernehmen nach hat Se. Majestät der König noch für diesen Monat den Besuch der Rosen-Aus stellung in Görlitz in Aussicht gestellt. — Ihre Majestät die Kaiserin ist am Sonnabend im besten Wohlsein in Schloß Wilhelmshöhe eingetroffen. Die Straßen und Häuser von Kassel waren bei der Durch fahrt festlich geschmückt. — Die sächsische Industrie verdankt ihre Blüthe nicht allein dem gewerbfleißigen Sinne der Bewohner, sondern auch dem hohen Stande des sächsischen Bildungswesens überhaupt. Die Fürsorge für das allgemeine Bildungs wesen liegt in der Hauptsache dem Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts ob, welchem außer den Volks, schul»«, Seminarien, Gymnasien und Realschulen in höch ster Stufe auch die Universität in Leipzig und die technische Hochschule in Dresden unterstellt sind. — Unter dem Finanzministerium stehen die Bergakademie in Freiberg 2 Bergschulen und eine Vorbergschule und die Forstaka demie in Tharandt. Die eigentlichen gewerblichen Fach schulen befinden sich in dem Geschäftsbereich des Ministe riums des Innern, welches soeben ein „Verzeichniß der Gewerbe-, Landwirthschafts- und Handelsschulen im Ge schäftsbereich des königl. sächf. Ministeriums des Innern" veröffentlicht hat. Es sind in diesem Verzeichniß 250 Fachschulen namentlich aufgeführt, nämlich 6 höhere ge werbliche Schulen, 111 gewerbliche Fachschulen, 7 gewerb liche Zeichenschulen, 47 gewerbliche Lehranstalten für Frauen, Mädchen und Kinder, 29 gewerbliche Fortbildungs- schulen, 10 landwirthschaftliche und Gartenbauschulen und 40 Handelsschulen. — Diese Schulen sind nur zum kleineren Theile „Staatsanstalten". In der Mehrzahl sind sie von Stadtgemeinden, Vereinen, Unternehmer, und Jnnungsverbänden oder auch von Privaten errichtet und der Controle deS Ministeriums unterstellt. Die erste Stelle nehmen unter den höheren gewerblichen Schulen die „Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz" ein. — Unter den eigentlichen „gewerblichen Fachschulen" sind aufgezählt: Schulen für Appreteure, Baugewerken, Bar biere und Friseure, Blecharbeiter, Buchdrucker, Buchbinder, Dampfkesselheizer, Dreher und Schnitzer, Drogisten, Fär ber, Gastwirthsgehilfen, Gerber, Holzarbeiter, Klempner, Köche, Conditoren, Maler und Lackirer, Maurer, Musik instrumentenbauer, Musiker, Müller, Posamentiere, Schiffer, Schmiede und Schlosser, Schneider, Schornsteinfeger, Schrei ber, Schuhmacher, Seifensieder, Spielwaarenarbeiter, Stein metzen, Tapezirer, Tischler, Uhrmacher, Weber und Wirker, Werkmeister, Zimmerer. Als deutsche Fachschulen, welche in Sachsen ihren Sitz haben und meist von Unternehmer oder Handwerkervecbänden in's Leben gerufen sind und theilweise vom Ministerium des Innern auch mit Baar mitteln unterstützt werden, sind hervorzuheben: die deut sche Fachschule für Blecharbeiter zu Aue, die Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig, die deutsche Gerberschule zu Freiberg, die deutsche Müllerschule zu Dippoldiswalde, die deutsche Schlosserschule zu Roßwein, die Bekleidungsakademie zu Dresden und die deutsche Schneider-Akademie zu Leipzig, die deutsche Uhrmacher schule zu Glashütte. — Klagen über die Verrohung von Fortbildungs schülern sind nichts Seltenes. Nachstehender Fall möge aber zeigen, daß es auch noch Fortbildungsschüler giebt, vor denen man Achtung haben muß. Kommt dieser Tage ein Laufbursche in ein Restaurant zu Freiberg und über- giebt der Frau ein Packet. Letztere will ihm nun eine Cigarre geben und brennt schon Feuer dazu an. Zu ihrem Erstaunen spricht aber der Bursche: „Nein, ich bin noch ein Fortbildungsschüler und darf noch nicht rauchen." Dies hört der Wirth. „Hier Haft Du ein Glas Bayrisch, das darfst Du trinken und das schadet Dir nichts," war die Antwort auf die Cigarre. — Der Stadtrath zuMittweidahat die Abhaltung des für den 21. und 22. Juli d. I. dortselbst geplant gewesenen westsächsischen Bundes - Sängerfestes verboten. Das von der socialdemokratischen „Voltsstimme" als Arbeiter-Sängerfest bezeichnete Fest, für welches Delegirten- Sitzung, Nachmittags-Concert und Abend-Commers vor gesehen war, dürfte wohl richtiger als eine socialdemo kratische Veranstaltung zu bezeichnen sein. Großenhain. Ein Akt empörender Rohheit spielte sich, wie das „Gr. Tgbl." meldet, auf Mülbitzer Flur ab. Auf dem Herrn W. Lehmann gehörigen Rog genfelde am Nauleiser Weg waren als Schnitter auch sie Zschiesche'schen Eheleute aus Großenhain mit beschäftigt. Mann und Frau geriethen mit einander in Wortwechsel und der Handarbeiter Zschiesche traklirte seine Ehegattin dermaßen mit der Sense, daß dieselbe, aus einer vom Hinterkopf zur Stirne reichenden Kopfwunde blutend, be wußtlos zusammenbrach. Andere mit auf dem Felde be- findliche Schnitter legten einen Nothverband an und transportirten die beklagenswerthe Frau zunächst nach dem Schützenhaus, wo die infolge der Vorparade des Scheibenschützencorps sich stauende Menschenmenge Ange sichts des so arg mißhandelten Weibes in laute Verwün schungen gegen den Unhold, der solche That verübt, aus brach und nicht übel Lust zeigte, den pp. Zschiesche zu lynchen, sodaß Zschiesche es vorzog, sich schleunigst nach Hause zu flüchten. Frau Zschiesche wurde unterdeß nach der Behausung ihrer hier wohnhaften Eltern gebracht und von dem herbeigerufenen Arzt, Herrn Ur. raoä. Schwarz bach, daselbst verbünden. Was das allgemeine Mitleid mit der von ihrem Manne so mißhandelten Frau noch steigert, ist der Umstand, daß Frau Zschiesche, welche 29 Jahre alt ist, Mutter von fünf Kindern ist, von denen das jüngste erst vor ganz kurzer Zeit das Licht der Welt erblickt hat. — Eine begründete satynsche Humoreske giebt das „Meißener Tageblatt" wie folgt zum Besten: Unter dem überwältigenden Eindruck der Dresdener Kegelverbrüderung haben sich die deutschen Rauchklubs unter dem Namen: „Deutsche Qualmtute" zusanimengeschlossen. Zweck des Verbandes ist umfassendere Pflege der edlen Rauchkunst, als dies in den jetzt bestehenden einzelnen Klubs möglich ist, durch Aufstellung einheitlicher Rauchregeln, Verbilligung des Tabaks durch Massenbezug» Veredelung des Tabak baues durch Aussetzung von Prämien und Erzielung eines möglichst hohen Rekkords im Wetlrauchen. Für das erste, natürlich in Dresden abzuhaltende Verbandsfest wird ein großer Festzug geplant, dessen Glanzpunkt die Figur der „Qualmaria" bilden soll, der Göttin der Raucher, deren Kostüm noch von dem bekannten Meister des Denkmals Friedrichs des Großen, Professor Rauch, entworfen ist. Als Verbandsgruß wurde „Gut Qualm" gewählt. — Der Universität Leipzig ist aus dem Nachlasse der Frau Geheimrath Professor vr. Radius ein Vermächt- niß von 100,000 Mark zugefallen, wovon zwei Drittel für Convictfreistellen und ein Drittel zu Stipendien für deutsche Studirende an der Universität Leipzig verwendet werden sollen. — Großes Aufsehen erregt die Zahlungs-Einstellung der seit 40 Jahren bestehenden Herren-Confektions-Engro- firma H. A. Baum inLeipzig. Die Passiven betragen laut „Confektionär" 680,000 Mark. Betheiligt sind mit 80,000 Mark der Credit- und Sparbank-Verein zu Leipzig, mit 70,000 Mark eine Stettiner Helren-Confektions-Firma u. s. w. Es werden 50 Procent geboten, die Aussicht auf Annahme haben. Leipzig. Daß auch die kleinste Verletzung nicht unbeachtet bleiben darf, beweist wiederum nachstehendes Vorkommniß. Ein auf einem hiesigen kaufmännischen Bureau beschäftigter, im Alter von 17 Jahren stehender Lehrling hatte sich eine unbedeutende Schnittwunde an der linken Hand zugefügt. Da er derselben weiter keine Bedeutung beilegte, geschah es, daß beim Schreiben die Wunde mit Tinte in Berührung kam, von welch letzterer etwas in die Wunde gerieth. Der linke Arm schwoll nach kurzer Zeit unter großen Schmerzen an, sodaß sich der junge Mann unverzüglich in ärztliche Behandlung begab, woselbst es sich herausstellte, daß er sich eine Blut vergiftung zugezogen hatte. Nur dem Umstande, daß so fort ärztliche Hilse in Anspruch genommen worden war, ist es zu danken, daß der junge Mann sich gegenwärtig wieder außer Gefahr befindet. Schmilka, 20. Juli. Unser naheliegendes Schramm steingebiet, die sogen. Alpen der sächsischen Schweiz, wird in diesem Jahr in besonders lebhafter Weise von den Touristen besucht. Seit Mai haben bereits 5 größere Gesellschaften dieses so interessante, abwechslungsreiche Felsengebiet erstiegen und durchwandert; dieselben traten von Ostrau, Postelwitz und Schmilka ihre Tour an. — Aus dem oberen Elbthale, 20. Juli. Seitdem der Wasserstand des Elbstromes anhaltend im Rückgänge begriffen ist, sind auch die Bagger- und Steinhebearbeiten in diesem Theile des Elbthales wieder mit Erfolg ausge nommen worden. Seit voriger Woche ist eine Bagger maschine auf der Stromfläche vor der Ziegelscheune ober halb Krippen thütig; nächste Woche begiebt sich eine Baggerflottille nahe der Landesgrenze bei Schmilka un: dort in gleichet Weise die Baggerungen rc. aufzunehmen. In den Tagen vom 14. bis 16. d. M. sind der Elbe infolge der überaus heftigen Regengüsse von den Stein bruchhalden und Bergabhängen große Sand-, Geröll- und Steinmassen zugeführt und auch an den Ufern angehäuft worden. Chemnitz. Beiträge zur Krankenkasse hatte ein hiesiger Bauunternehmer den von ihm beschäftigten Arbei tern von ihrem Lohn abgezogen, diese Beiträge an die Ortskrankenkasse aber nicht abgeliefert. Die gegen ihn veranlaßte Zwangsvollstreckung war erfolglos. Vom hie sigen Landgericht, Ferienstrafkammer 2, wurde der Ange klagte auf Grund des § 82b des Krankenvelsicherungsge- setzes zu einer Woche Gefängniß verurtheilt. — Ein größerer Eisenbahnunfall ereignete sich am vergangenen Sonnabend auf dem Güterbahnhof am Schlacht hof zu Chemnitz. Ein Güterzug war infolge falscher Weichenstellung auf ein todtcs Gleis gefahren und ist infolge dessen mit mehreren auf demselben stehenden LowryS zusanimengestoßen. Hierdurch wurden der Packmeisterwagen sowie die erste Lowry vollständig zertrümmert, auch ent gleiste die Maschine. Von dem Zugspersonal ist hingegen glücklicher Weise Niemand zu Schaden gekommen. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser hat die Absicht, im Laufe des Monats August auch der Insel Helgoland wieder einen Besuch zu machen. Die große Aufmerksamkeit, die der Monarch immer von Neuem dem schmucken, meerumrauschten Eiland erwiesen hat, ist nicht ohne tiefen Einfluß geblieben. Die Bewohner von Hel goland, so wenig sie sonst mit einzelnen preußischen Maß nahmen, die ihnen als Belästigungen erscheinen, zufrieden sind, bringen der Person des Kaisers eine fast schärmerische Verehrung entgegen. — Der Kaiser hat dem Prinz-Regenten von Bayern seine Theilnahme wegen der durch den Cyklon angerichteten Zerstörungen in Oberbayern telegraphisch ausgesprochen und sür die heimgesuchten Ortschaften eine Beihilfe von 3000 Mark bewilligt. — Der deutsche Kaiser unternahm an: Sonnabend mit seinem Gefolge einen Ausflug nach dem 1000 Meter über dem Meer gelegenen „Djubrand". Das Wetter war prächtig. — Zur Handwerks-Organisation schreibt die „K. K.": Durch die Blätter geht die Meldung, es sei kaum voraus zusehen, daß der Reichstag noch im Laufe des nächsten Winters mit der Frage einer verbesserten Organisation des Handwerks beschäftigt werde. Das ist gar nichts Ueber- raschendes. Diese Meldung pflegt sich von Zeit zu Zeit zu wiederholen; es fehlt eben an dem nöthigen Entschluß, ganze Arbeit zu leisten. Zu diesem Entschlusse muß in der kommenden parlamentarischen Saison mit allen Kräften gedrängt werden. Wird aber von liberaler Seite darauf hmgewiesen, daß auf dem Gebiete deS fachgewerblichen und Fortbildungsunterrichts, der Musterwerkstätten u. s. w. etwas geschehen müsse, so ist das ein armseliges Auskunfts- Mittel, um die definitive Regelung der Organisationsfrage hintenanzuhalten. Wir können den Handwerkern nur rathen, gegen solche freundschaftliche Vorschläge mißtrauisch zu sein. Nur der entschlossene Bruch mit dem Manchester- thum kann Rettung bringen; leider aber scheint das Min« chesterthum, das nach der Kaiserlichen Novemberbotschaft von 1881 für überwunden gelten konnte, wieder hoffnungS- freudig das Haupt zu erheben. Berlin, 23. Juli. Wie das „Kleine Journal" berichtet, wurden am Sonnabend Abend auf die Kassirerin eines Geschäftes an der Ecke der Schwedter, und Chori- nerstraße von einem früher in dem Geschäft angestellten jungen Manne drei Revolverschüsse abgefeuert, von denen zwei oberhalb der Leber eindrangen. Der Attentäter hat sich selbst der Polizei gestellt. — Die neueste von uns kürzlich berichtete Verkehrs- erschwerung an der russischen Grenze, wonach in Nießawa von jedem nichtrussischen Fahrzeuge eine bedeutende Sicher heit gestellt werden soll, hat eine Menge Eingaben aus den zunächst betheiligten Stromschifffahrtskarten an den Reichskanzler, an das auswärtige Amt und an das preußische Handelsministerium veranlaßt. Den „Ham. Nachr."wird darüber drahtlich aus Berlin berichtet: „Man ist diesseits der Angelegenheit näher getreten, scheint aber Wenig Hoffnung auf einen baldigen Erfolg der von hier aus zu unternehmenden Schritte zu haben. Anfangs neigte man sich der Ansicht zu, daß es sich um die Maß nahmen einer allzu eifrigen Grenzbehörde handle und daß die russische Regierung nach erlangter Kenntniß sür eine schnelle Zurücknahme sorgen würde. Indessen hat sich bei näherer Prüfung herausgestellt, daß es sich um eine wohldurchdachte Maßregel handelt, durch die eine Schädigung der deutschen Strom - Schifffahrt zu Gunsten der russischen Staatsbahnen bezweckt wird. Diese haben bisher von dem durch den Abschluß des deutsch, russischen