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Matt Amts und des SLadtrathes des Königt. Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2- Handwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Lierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Zu Wulsnitz Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg lind Umgegend Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Kefchäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L Daube L Comp. Diuck und Vertag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Gechsuudvierjigstex Jahrgang. Der ntwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 2». Oktober 1884. Sonnabend. Auf Folium 38 des Handelsregisters für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk ist heute Herr Kaufmann Rudolf Leberecht Opitz in Pulsnitz als Mitinhaber der Firma 8. G. Hübner daselbst eingetragen worden. Pulsnitz, am 18. October 1894. , Königliches Amtsgericht. - Weifte Bekanntmachung, Aschegrubeu betreffend. Den Hausbesitzern hiesiger Stadt wird hiermit ausgegeben, nunmehr unverzüglich und spätestens 6is 31. dieses Monats ihre Aschengruben in den vorgeschriebenen Zustand Herstellen zu lasten, widrigenfalls die in der Bekanntmachung vom 18. August dieses Jahres angedrohte Strafe eintritt. P u l s n i tz, am 19. Oktober 1894. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. _ - Belau« t m a ch « « g. Ansofortige Abführung der auf den 2. Termin 1894 fällig gewesenen Staats- u. Kommnnalabgaben bis spätestens Sonnabend, den Ä7. Oktober 1894 wad hiermit erinnert. P u l s n i tz, am 19. Oktober 1894. Der Stadtrat h. , — Schubert, Brgrmstr. Wegevesserungen betreffend. Durch die langanhaltende nasse Witterung sind die öffentlichen Wege jetzt sehr schlecht geworden. Den Wegebaupflichtigen des Bezirks wird deshalb nachdrücklich eingeschärft, baß die lose umherliegenden Steine abgelesen und an der Seite angehäuft, die Seitengräben gehoben, die Schleußen sorgfältig geräumt und alle dem Wafferabzuge entgegentretenden Hindernisse baldigst beseitigt werden müssen. Ferner ist zu bemerken gewesen, daß auf vielen Wegen die anstehenden Sträucher und Bäume mit den Aesten soweit hereinragen, daß der Verkehr dadurch beeinträchtigt wird. Derartige Sträucher, die übrigens auch das Austrocknen der Wege verhindern, sind zu entfernen, die Bäume aber gehörig auszuästen. Die hiernach erforderlichen Arbeiten sind sofort in Angriff zu nehmen und ohne Unterbrechung zu beenden. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 13. Oetober 1894. Von Erbmannsdorff. Boykott. Der Berliner Bierkrieg, der bekanntlich zu einer Verrufs-Erklärung über das Bier der meisten Brauereien der Reichshauptstadt durch die dortige sozialistische Arbei terschaft geführt hat, ist der einzige größere wirthschaftliche Streit dieses Jahres gewesen und hat deshalb auch außer halb Berlin's viel von sich reden gemacht. Hierzu kommt "och zur Erklärung des für diesen Fall obwaltenden Interesses, daß, wenigstens bei uns im deutschen Reiche, die zweischneidige Kampfwaffe des Boykotts niemals in solchem Umfange angewendet ist wie in diesem Streit. -Lon der Maifeier schreibt sich der Konflict her, der im Anfang von beiden Seiten mit ganz außerordentlicher Energie geführt wurde, worauf dann in den Sommer monaten eine gewisse Versumpfung eintrat, bis nun jetzt wieder die Angelegenheit in ein Stadium getreten ist, Welches die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auf me Seite der Brauereien waren die meisten Saalinhaber Berlins und seiner Vororte getreten, die für die Dauer des Bierboykotts die Hergabe ihrer Lokalitäten zu sozial demokratischen Versammlungen verweigerten. Diese Saal sperre ist insbesondere von der sozialdemokratischen Partei bitter empfunden worden, da die Amtationsversammlungen nothgedrungen eine erhebliche Einschränkung erfahren mußten aus Mangel an Sälen. Vor allen Dingeu im Hinblick hierauf ist nun auch von sozialistischer Seite eine Anre- Awg zur Einigung gegeben, und es haben verschiedene Besprechungen staltgefunden, als deren Ergebniß man schon im voraus des Boykotts Aufhebung bezeichnete. Bei der erneut sich geltend machenden Verbitterung ist aber überhaupt noch gar nicht abzusehen, wenn einmal ein Ende dieses schwer schädigenden wirthschastlichen Zwistes eintreten wird. Die unmittelbare Folge des Abbruches der Verhandlungen ist, deß die streikenden und entlassenen Arbeiter, die bis auf 30 in der Mehrheit wieder Lohn und Brot finden sollten, weiterhin unthätig bleiben, natürlich auch weiterhin der Existenzmittel beraubt sein werden. Wie es bei der langen Dauer des Kampfes m manchen Familien aussehen mag, läßt sich denken, denn d>e gewährte Unterstützung, die aus dem Streikkomitee floß, ist gerade keine große gewesen. Sehr schlimm sind aber besonders Hunderte von kleinen Wirthschaften, Bierhändlern u. s. w. daran, diezwischen „Baum und Borke" stecken, zwi schen ihrer Kundschaft und den Brauereien, die vielfach in finan zielle Verlegenheiten gekommen sind. Und weiter und weiter in die weitesten Kreise zieht der Bierkrieg seine wirthschaftlich so bedenklichen Wirkungen. Bedeutend schlimmer sind abernoch die unheilvollen zer setzenden Folgen. Sehr große Bevölkerungskreise werden in Hader, Haß und Zwietracht gegen einander getrieben, und dieser Zwiespalt bleibt nicht einmal, wie so mancher lei in den Zeitungen mitgetheilte Bierkriegs-Episoden be weisen, auf die Männer beschränkt, der Kampf zieht auch Frauen und Kinder in sein Gebiet und schafft denen häß liche Szenen und Charaktereindrücke, die von dem trüben politischen Wirrwarr unserer Tage am besten ganz und gar verschont blieben. Der Berliner Bierkrieg wird in der politischen und wirthschastlichen Geschichte des deutschen Reiches immer ein dunkles Blatt bleiben, und der Reichs tag, der in so naher Zeit zusammentritt, sollte nicht ver säumen, einmal diese Angelegenheit vor sein Forum zu ziehen und sie eingehend zu erörtern. Es wäre schlimm, wenn der Berliner Bierkrieg Nachahmungen finden sollte; geradezu bedenklich für die Entwickelung unseres deutschen Vaterlandes würde es sein, wenn er in Zukunft Überboten werden sollte. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. — Die „Leipziger Zeitung" brachte in ihrer Sonn- tagsnnmmer eine interessante Betrachtung über die Coin- munalsteuern der sächsischen Städte, nach welcher die Städte des Kamenzer Bezirkes solgendermaßen rangiren: Pulsnitz zahlt auf 100 Mk. Staatssteuern 101,» Mk., Kamenz 108,» Mk., Königsbrück 118,i Mk. und Elstra 166,z Mk. Das Verhältniß auf den Kopf der Bevölke- kerung stellt sich: In Pulsnitz 6 » Mk., in Kamenz 5,» Mk., in Königsbrück 3,» Mk., in Elstra 4,7 Mk. Die höchste Besteuerung trifft Leipzig mit 20,», die niedrigste Geising mit 1,» Mk. auf den Kopf der Bewohnerschaft. — Einbrecher haben in der Nacht zum Sonnabend in dem Contor der Dresdner „Niederlage der vereinigten Glas hütten zu Radeberg," Breitestraße einen verwegenen Einbruch ausgeführt. Ma» fand Thüren erbrochen vor, im Contor war der eiserne Geldschrank an der Seile ge öffnet. Die Diebe haben mit Instrumenten die Wand durchbohrt und dann mittelst eines zangenartigen Instru ments ein großes Loch hineingerissen, so daß sie durch greifen konnten. Vermißt werden 2380 Mk. baares Geld, zumeist in Goldstücken, ferner die Zinsleisten und Zinsscheine landwirthschaftlicher Pfandbriefe im Gesammt- betrage von 8200 Mk. und von Reichsanleihe zu 400 Mk. Die Diebe sind zweifellos geübte Banküiebe von auswärts. Der Schrank ist von älterer Construktion. Die Polizei hat ihre Thätigkeit sofort energisch begonnen. Dresden. Am Mittwoch Mittag 1 Uhr fand in der neuen Trinitatiskirche die erste Trauung statt. Der Hochzeitszug bewegte sich, durch Herrn Pastor Nikolai eröffnet, vom gegenüberliegenden Elternhause der Braut nach der Kirche. Die hochbetagten Großeltern der Braut, der nach über 50jähnger Dienstzeit kürzlich pensionirte 81jährige Todtenbettmeister Leonhardt mit seiner Gattin, sowie die Eltern mit den Trauzeugen folgten, um unter den Klängen der Orgel das neue Gotteshaus durch dessen Hauplpforte zu betreten. Tausende von Zuschauern hatten sich vor und in der Kirche eingefunden. Der Bräutigam hat übrigens am Kirchbau insofern mitgearbeitet, als er in der Zinkornamentenfa'orik von Hahner drei aus Kupfer getriebene Kreuze fertigte. Dresden. Am Montag Nachmittag erschien ein hier bediensteter Kutscher auf der 9. Polizeibezirkswache und zeigte an, daß er in der Nähe des Mörtelwerkes in Trachenberge seinen 10 Jahre alten Sohn überfahren habe. Der Knabe lag, in Decken eingewickelt, auf dem mit zur Stelle gebrachten Fuhrwerke und war todt. Nach der Versicherung eines Augenzeugen hatte der Knabe mit auf dem Bocke gesessen, war plötzlich hecuntergefallen und unter die Räder des etwa 80 Centner schweren, im Gange ge wesenen Lastgeschirres gekommen. Der unglückliche Vater ist für das Unglück nicht verantwortlich zu machen, wenn ihm auch eine Verantwortung vor dem Gericht wohl kaum er spart bleiben wird. Wie schnell doch der Tod einen lebens-