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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Zu T'uksnih. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HefcHästsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. en ö// ^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Vertag von E. L. Für st er's Erben in Pulsnitz. Mchsuudvieujigstru Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. s. Mai 1894. Mittwoch. KrLedigt hat sich die Abwesenheitsvormundschaft über den Lohgerber Carl Theodor Huhle von hier s. Nr. 77 des Wochenblattes vom Jahre 1878. Pulsnitz, am 2. Mai^1894. Königliches Amtsgericht. Weise. Bekanntmachung. Das Wafserschöpfen aus dem Coinmunteich wird hiermit bis auf Weiteres bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 10 Mark verboten. Pulsnitz, am 8. Mai 1894. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bela « n t m a ch n n g. Da» für das laufende Jahr festgestellte Stadt- und Schul - Anlagen - Kataster liegt vom Mittwoch, den 9. d. M. ab bei unserer Stadtkasse für jeden Betheiligten 14 Tage lang zur Einsicht aus. Reklamationen gegen diese Abschätzung sind innerhalb dieser Frist und bis zum 25. dieses Monats schriftlich bei uns anzubringen und finden bezüglich der Stadtanlagen nur insoweit Beachtung, als sie bereits gegcu das Ergebnis; der Staatssteuereiuschäizuug gerichtet gewesen sind und bei der Einschätzungs- bez. Reklamationscommission Berücksichtigung aesnndcn haben. Pulsnitz, am 8. Mai 1894. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Die Krisis in Italien. Noch immer wird die politische und parlamentarische Lage in Italien von dem großen Fragezeichen der einge- leiteten steuer- und finanzpolitischen Reformation Crispis beherrscht, noch immer ist der Ausgang der aus letzterem Anlaß entstandenen Crists völlig ungewiß. Allerdings konnte das Cabinet Crispi bei den kürzlichen wichtigen Abstimmungen der italienischen Deputirtenkammer über bar Marinebudget unerwartet große Mehrheiten verzeich nen, welche scheinbar auf einen endgiltigen Sieg der Regie rung in der ganzen Angelegenheit hindeuteten, aber in Wahrheit ist durch diese zeitweiligen Erfolge der Regierung keine-wegS eine durchgreifende Wendung zu ihren Gunsten eingetreten. Die Launenhaftigkeit und Wandelbarkeit der italienischen Volksvertretung ist derartig groß, daß dieselbe Mehrheck, welche heute für die Negierung stimmte, schon Morgen sich in eine Minderheit verwandeln kann, diese Unangenehme Erfahrung haben fast alle italienischen Mini sterien machen müssen und möglicher Weise wird sie auch dem jetzigen Cabinet Crispi bei seiner Reformation nicht erspart bleiben. Bekanntlich hat Crispi, um für das Land endlich gesunde Finanz- und Wirthschaftsverhältnisse herbeizuführen, eine Reihe einschneidender Maßnahmen steuer, und finanzpolitischen Charakters vorgeschlagen, Welche in ihrem Kernpunkte auf Erschließung verschiedener Neuer Steuerquellen zielen. Außerdem verlangt Crispi vom Parlamente unumschränkte Vollmachten zunächst auf ein halbes Jahr um die zu beschließenden Steuer- und Finanzgesetze auch kräftig durchführen zu können. Die zur Vorberathung der Regierungsvorschläge ein- ^setzten beiden Sonderausschüsse der Deputirtenkammer haben sich nun bereits im Großen und Ganzen ablehnend auSgefprmhen. Die sogenannte Steuer-Commission will von den der Regierung zu bewilligenden discretionairen Gewalten nichts wissen, der Finanzausschuß aber hat die ihm unterbreiteten Reformentwürfe derartig beschnitten und verändert, daß von der ursprünglichen Form nicht viel übrig geblieben ist. Hauptsächlich sind von dem Ausschüsse die regierungsseitig beantragten zwei Zehntelzuschläge zur Grundsteuer, die Erhöhung der Wechselstempelsteuer, die Einführung von Maß- und Gewichtsgebühren, die Erhö hung der Einkommensteuer und der zwanzigprozentige Couponabzug auf Staats- und Gemeindeschulden verworfen Horden, die von dem Cabinet Crispi projektirten neuen Steuereinnahmen würden demnach eine beträchtliche Ver- vlinderung erfahren. Daneben besteht jedoch noch eine andere gewichtige Differenz zwischen der Regierung und dem Finanzausschuß, der letztere befürwortet nämlich jähr-1 lich Ersparnisse beim Militairbudget in Gesammthöhe vonj zwanzig Millionen Franken, aber gerade gegen diese Reduktion hat sich der Ministerpräsident Crispi mit ganz besonderer Entschiedenheit ausgesprochen, während er aller dings zugleich auch an den Gruudzügen seiner Finanz maßregeln sesthält. Am 15. Mai gelangen dieselben nun in der italieni schen Deputirtenkammer zur speciellen Berathung und Wird sich das Plenum hierbei entweder für die oppositio nell gehaltenen Ausschußberichte oder für die Regierungs vorschläge zu entscheiden haben. Die Mehrzahl der italienischen Volksvertreter möchte gewiß gern einen schweren Conflict mit dem jetzigen Ministerium so lange als möglich vermeiden, schon deshalb, weil viele der Herren Abgeord neten sich an ihre Mandate anklammern, und diese sind im Falle von Neuwahlen ihren jetzigen Inhabern durchaus nicht sämmtlich gesichert. Auf der anderen Seite jedoch haben die Abgeordneten mit der Stimmung in den Wäh lerkreisen zu rechnen, und es braucht wohl kaum besonders versichert zu werden, daß die drohende Aussicht auf die vielen Millionen neuer Steuern im Lande nichts weniger als freudig begrüßt wird. Dennoch und trotz alledem soll der alte Feuerkopf Crispi entschlossen sein, bei einer Ab lehnung seiner Reformprojecte die Deputirtenkammer auf zulösen und an das Land zu appelliren, welchen Entschluß seine wiederholten Erklärungen im Parlamente ja auch deutlich genug durchblicken ließen. Ob aber Neuwahlen eine der Regierung gefügigere Kammer ergeben würden, das wäre bei aller Popularität des „Alten von Palermo" im Lande noch abzuwarten, sollten sie jedoch gegen die Regierung ausfallen, so würden hiermit die inneren Schwierigkeiten in Italien erst recht bi; ins Ungemessene gesteigert werden. Jedenfalls können alle Freunde Italiens nur aufrichtig wünschen, daß es die gegenwärtige Krisis wieder überwinden möge, ohne in seiner weiteren Entwicke lung schwer geschädigt zu werden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Wie im Inseratentheil dieser Nummer ersichtlich, läßt die König!. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahncn den auf Monat Mai entfallenden Theaterzug vom 15. zum 16. dss. verkehren. — Für die leichtfüßigen Bewohner des Waldes be ginnt im Mai eine goldene Zeit; sämtliches Wild befindet sich nämlich in der Schonzeit. — Wer jetzt zur Zeit ter Obstblüthe sein Augenmerk einmal auf die Bienen lenkt und deren fleißiges Auf- und Abfliegen von Blüthe zu Blüthe beobachtet, wird bald den ungemein hohen Nutzen verstehen, den die Bienen für die zukünftige Obsternte haben, indem sie Tausende und Aber- tausende von Blüthe, befruchten. „Ohne Bienen keine Obsternte" sagt der Bienenzüchter und man hat interessante Rechnungen über den Nutzen der Bienen gerade in dieser Hinsicht 'angestellt. Im Königreiche Sachsen mit seinen 17 000 Bienenvölkern, jedes zu 10 000 Bienen durchschnitt lich gerechnet, würden täglich 680 Millionen Bienenaus- flüge zu rechnen sein, da jede Biene vier Mal'täglich aus fliegt. 100 Fluglage angenommen giebt 68 000 Millio nen Ausflüge jährlich. Wenn man bedenkt, daß eine Biene bei jedem Äusfluge ungefähr 50 Blüthen durchschnittlich befliegt, so kann man sich voistellen, welche Bedeutung die Biene im Haushalte der Natur hat und kommt zu der Ueberzeugung, daß die Bienenzucht noch größere Beachtung verdient. — Zur Warnung für Besitzer neuer Hüte wollen wir folgenden Fall mittheilen. In Mainz setzte sich kürzlich in einer Wirchschaft ein junger Mann aus Versehen auf einen neuen Hut, der auf einem Stuhl lag. Der Eigen thümer des durch dieses „Attentat" völlig unbrauchbar gewordenen Hutes klagte auf Schadenersatz, wurde aber vom Gericht abgewiesen und in die Kosten vwurtheilt unter Hinweis darauf, daß ein Stuhl kein Aufbewahrungsort für Hüte sei; wer ihn als solchen benutze, müsse dies natürlich stets auf seine Gefahr thun. — Durch das mit dem 1. Mai in Kraft getretene Reichsstempel,csetz ist die Reichsstempelabgabe für Lotterie lose, auf 10 Prozent des planmäßigen Preises der letzteren erhöht worden. Der Preis eines Zehntelloses der sächsi- scben Lotterie beträgt demnach von nächster Lotterie ab 22 Mk. Der Nettobetrag der Gewinne reduziert sich von nächster Ziehung dementsprechend. — In diesem Jahre finden wieder Landwehrübungen statt, zu welchen die Jahrgänge 1882, 1883 und 1884 der Infanterie, Schützen und Jäger eingezogen werden sollen. — Se. Excellenz der Staatsminister v. Metzsch ist am 6. Mai Vormittag '^9 Uhr von der Reise nach Oesterreich - Ungarn zur Besichtigung der Staatsgestüte u. s. W. zurückgekehrt. — Die sächsischen Turner, welche im Juli an dem VIII. deutschen Turnfeste in Breslau theilnehmen, werden am 21. des genannten Monats sich in Görlitz ein Stell dichein geben. — Aus Anlaß des Prozesses Bauer-Wesendonck schreibt der antisemitische „Bautzener Anzeiger" zur antisemitischen Bewegung: „Uebertriebene Reklame und ein gewisser Leicht sinn in den Angriffen auf die Gegner: das sind 2 Hauptfehler unserer heutigen Bewegung. Und diese muffen wir ablegen. Zwar ist es ja. gewiß, daß gerade die umfassende Propaganda