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Blatt Amts und des Stadtnahes des Aönigl. Amtsgerichts 1». Oktober 18S4 Mittwoch Disciplinlosigkeit immer offener hervor, und ein abermaliger Sieg der japanischen Truppen könnte unter solchen Ver hältnissen den Coloß auf thönernen Füßen, als welchen sich China darstellt, leicht zum Sturz bringen. Wie dann Japan allerdings mit dem b isiegrm Feinde Frieden schlie ßen sollte, wenn in China wirklich eine offene Revolution ausbräche und keine anerkannte Autorität mehr vorhanden wäre, das bliebe noch abzuwarten, wie überhaupt die Weiterentwickelung der Ereignisse in Ostasien in Hinblick auf die drohende Einmischung Rußlands und Englands in diese Dinge höchst ungewiß und nichts weniger denn beruhigend erscheint. Im Uebrigen äußern die fortschreitenden Erfolge der Japaner in dem Kriege mit China insofern eine recht be denkliche Rückwirkung in letzterem Lande, als sich der fanatische Fremdenhaß der Chinesen immer besorgnißerre- gender Lust macht. Die Fremden - Colonien in Peking, Nanking und anderen chinesischen Großstädten müssen nach den neuesten Nachrichten als direkt bedroht durch vie er regten chinesischen Volksmassen betrachtet werden, so daß in dieser Beziehung vielleicht blutige Katastrophen unver meidlich sind, wenn die fremden Mächte nicht ungesäumt energische Maßnahmen zum kräftigen Schutze ihrer Unter- thanen auf chinesischem Boden treffen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Veranlaßt durch den außerordentlich guten Erfolg, den die Seitens des Militärvereins zu Ka menz veranstalteten Aufführungen des vaterländischen Schauspiels „Der Krieg gegen Frankreich 1870/71 gehabt haben, soll auch hier das Werk, dargestellt von Mitglie dern des hiesigen Militärvereins, in Scene gehen. — Aehn- lich dem Lutherfestspiel besteht es aus einer Reihe „lebender Bilder", die bedeutsamsten Ereignisse des Feldzuges, Krie gers Freud und Leid in trefflich gestellten Gruppen, be gleitet von vaterländischen Weisen und erläutert durch eine patriotische Begeisterung athmende Dichtung, darstellend. — Die historischen Persönlichkeiten des greisen Kaisers Wil helm I., König Albert, Moltke, Bismarck, Kaiser Friedrich u. A., Napoleons und seiner Generäle, treten gleichsam lebend dem Zuschauer gegenüber und was dem Werke noch besonderen Werth verleiht, ist, daß als Darsteller aller dieser Helden Mitglieder des Militärvereins auftreten, so gleich am jene große Zeit noch einmal durchlebend und der Gegenwart als Vorbild vorführend. — Die erste Auf führung soll am Sonntag, den 14. October, im Schützen hause stattfinden. — Eine nähere Besprechung über den in Kamenz erzielten guten Erfolg werden wir aus der „Kamenzer Wochenschrift" in nächster Nummer bringen und wünschen, daß das verdienstvolle Werk auch hier den wohlverdienten Beifall und zahlreichen Besuch finden möge. — Im letzten Jahresbericht der Handels- und Ge werbekammer zu Zittou heißt es u. A.: „Der Wagen bau (Luxus-Wagen und -Schlitten) in Pulsnitz erzielte im Jahre 1893 ein mittelmäßiges Geschäftsergebniß. Ab satzgebiet ist in der Hauptsache Hessen, Rheinland und das östliche Preußen. Erst in zweiter Linie kommt Sachsen. Die Preise für Luxuswagen wurden dadurch sehr ge drückt, daß fast in jeder Stadt und auch bereits in größe ren Dörfern Wagen gebaut werden. Vielfach lassen sich dort Anfänger nieder, die nicht viel von ihrem Handwerk verstehen. Sie machen alle Reparaturen und versuchen Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHLftsstelkerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moste und G. L Daube L Comp. Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Z» Uulsnitz Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Ziegelarbeiter Friedrich Wilhelm Winkelman» in Pulsnitz in Anerkennung der von ihm am 22. Juli d. I. mit Ent schlossenheit bewirkten Errettung eines Menschen aus der Gefahr des Ertrinkens eine Geldbelohnung bewilligt. Bautzen, am 27. September 1894. Königliche Kreishauptmannschaft. Von Salza und Lichtem». Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths-, Caffeu- und Standesamts-Lokalitäteu Sonnabend, den 13. und Montag, den 15. KKtoöer werden an diesen Tagen nur ganz dringliche Sachen erledigt und Standesamtsangelegenheitc» nur Vormittags Von 8 bis 10 Uhr expedirt. Pulsnitz, am 5. Oktober 1894. Der S t a d t r a 1 h. Schubert, Brgrmstr. auch neue Wagen zu bauen. Natürlich liefern sie, weil ihnen die Erfahrung fehlt, oft schlechte Arbeit, und suchen diese zu Schleuderpreisen an den Mann zu bringen. So kommen die älteren Geschäfte leicht in den Ruf, zu hohe Presse zu fordern. Wegen des milden Winters 1893/94 war das Geschäft in Schlitten schlecht. Als besonderer Uebelstand wird es von den Wagenbauern empfunden, daß man von ihnen außergewöhnlich langen Credit fordert. Die Aussichten für das Jahr 1894 sind nicht günstig. — Das Königliche Ministerium des Innern ist um Bescheid darüber ersucht worden, ob das den Militär vereinen eingeräumte Recht der Abgabe von Ehrenfeuer bei der Beerdigung von „Kameraden" nur auf Mitglieder von Militärvereinen Anwendung leide, oder ob eine gleiche Ehrenbezeigung auch bei der Beerdigung anderer ehemaliger Militärpersonen, welche an einem Feldzuge theilgenommen haben, zulässig sei. Durch Verordnung vom 3. September d. I. ist darauf verfügt worden, daß unter der Bezeich nung Kameraden im Sinne der betreffenden Vorschrift nur solche Personen verstanden werden können, welche zur Zeit ihres Ablebens Mitglieder eines zu Sachsens Mili- lärvereinsbunde gehörigen Militärvereins gewesen sind, da durch die in Rede stehende Verordnung lediglich den Militärvereinen gewisse Befugnisse und Vorrechte haben eingeräumt werden sollen. Hieraus ergebe sich des Wei teren von selbst, daß die Abgabe von Ehrenfeuer bei der Beerdigung ehemaliger Armee-Angehöriger, welche zwar einen Feldzug mitgemacht haben, einem Bundesvereine aber nicht beigetreten sind, nicht zulässig ist. — Am 2. d. M. wurden bei dem Kgl. Landgericht Bautzen durch Herrn Landgerichtspräsidenten l)r. Eber hardt die Hauptgeschworenen für die vierte diesjährige Quartalsitzung des Kgl. Schwurgerichts ausgeloost. Aus dem Kamenzer Bezirke befinden darunter die Herren: Fabri kant Hauffe-Pulsnitz, Erbgerichtsbesitzer Schäfer - Nieder steina, Tnchfabrikant Kloß und Kaufmann Oschatz-Kamenz und Gutsbesitzer Rentsch-Crostwitz. — Die Zeit, wo der Ofen wieder zur vollen Gel tung kommt, naht heran. Folgende Vorschriften resp. Rathschläge hinsichtlich der Heizung von Zimmeröfen und Kochherden möge man beherzigen, daß sie sich prak tisch bestens bewähren. 1. Sämmtliche Rückstände sind vor der Einführung von Brennstoffen in den Feuerraum zu entfernen. 2. Der Aschenraum muß rein sein und auch während des Feuerns entleert werden, wenn er bis zur Hälfte gefüllt ist. 3. Die Kohlen sollen auf Hühner eigröße verkleinert und trocken in den Fsuerraum einge füllt werden. 4. Beim Feueranmachen ist der Hintere Theil des Rostes — etwa zu zwei Drittel — mit Brenn stoffen zu bedecken. Das zur Entzündung der Kohlen bestimmte Holz uud dergleichen ist vor die Kohlen zu legen; das Holz muß trocken und zerkleinert sein. Die Feuerthür ist nach dem Anzünden des Holzes schnell zu schließen. 6. Auf die Entwicklung und Erhaltung einer stetigen, lebhaften Flammenbildung ist sehr zu achten, da sonst die aus den Brennstoffen entwickelten Gase unaus genützt entweichen und Rauch wie Ruß verursachen. 7. Sind die Kohlen im besten Brande, so sind dieselben gleichmäßig auf dem Roste auszubreiten. Die zur Er haltung des Feuers nöthige Luft ist in erster Linie von unten her in die Brennstoffe einzuleiten; die richtige Regelung des Luftzutritts ist das Wesentlichste zur Er zielung einer guten und sparsamen Verbrennung. Zu »schenk Pulsnitz) Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend iS««. >»»!>« Der Krieg in Ostasien. Mit dem Erscheinen der japanischen Truppen auf chinesischem Boden ist der Krieg zwischen den beiden Kaiserreichen des asiatischen Ostens wiederum in einen Neuen und interessanten Abschnitt eingetreten, welcher wohl endlich die eigentliche militärische Entscheidung bringen dürfte. Mit der Schlacht von Pjöngjang war die chine sische Landmacht in Korea vernichtet worden, die Seeschlacht in der Jalu - Bucht hat die chinesische Flotte für längere Zeit unfähig zu größeren Actionen gemacht, es konnten Nunmehr die Japaner ihren längst gefaßten Entschluß ausführen und den Krieg in das eigentliche Gebiet des Gegners hineintragen. Der letzte Zielpunkt der weiteren Operationen der japanischen Heeresleitung ist selbstver ständlich die feindliche Hauptstadt Peking, und von zwei Seiten her, vom Norden wie vom Süden her, dringen jetzt die japanischen Colonnen gegen dieselbe vor. Dort hat das Gros der bei Pjöngjang so siegreich gewesenen Armee Japans die Grenzen der Mandschurei überschritten und nähert sich rasch, der Hauptstadt der genannten großen Grenzprovinz, Mulden. Die Besitzergreifung dieser Stadt seitens der Japaner würde den letzteren in verschiedener Beziehung zu statten kommen. Einmal ist Mulden durch seine Lage am Kreuzungspunkte mehrerer Heeresstraßen ein strategisch wichtiger Punkt, dann aber befinden sich in ihm die Grabstätten der regierenden Mandschu-Dynastie, was Mukden zu einer der heiligen Städte des Chinesen volkes stempelt, die Kunde von der Einnahme der die Grabmäler der chinesischen Herrscher aus den letzten 250 Jahren bergenden Stadt würde zweifellos einen ungemein Niederschlagenden Eindruck in ganz China Hervorrufen. Von Mukden aus hätten die Japaner bis Peking allerdings noch etwa achtzig geographische Meilen zurück zu legen, indessen bietet das Terrain keine ungewöhnlichen Hinder nisse dar. Da außerdem die in die Mandschurei einge drungene japanische Armee gegen die Unbilden der herun- nahenden winterlichen Jahreszeit gut ausgerüstet ist und sich auch das Verpslegungswesen bei den Japanern in gutem Zustande befindet, so werden ihrem Vormarsche auf Peking weder die Jahreszeit noch die Verpflegungs frage bedeutende Schwierigkeiten bereiten. Im Süden von Peking nun, freilich auch noch in erheblicher Entfernung von der chinesischen Metropole, haben die Japaner an einem oder an mehreren Punkten der Küste — Genaueres läßi sich in dieser Beziehung noch nicht berichten — Truppen gelandet, die gewiß Peking ebenfalls zum Ziele haben und wahrscheinlich sich mit dem von Norden vordringenden japanischen Heere in der Nähe Pekings vereinigen sollen. Gegenüber dieser Rührigkeit und Bestimmtheit in dem kriegerischen Vorgehen der Japaner erscheinen die Zerfahrenheit, Ohnmacht und Unentschlossenheit, die auf chinesischer Seite herrschen, doppelt charakteristisch. Krampfhaft suchen die Chinesen von allen Ecken und Enden ihres weiten Reiches alles nur Halbweg brauchbare Truppenmaterial gegen die vor dringenden Japaner zusammenzuziehen, sie scheinen aber bis jetzt kaum 20000 wirklich kriegstüchtige Soldaten zu diesem Zwecke zusammengebracht zu haben, während in der Oberleitung des Heeres Unfähigkeit, gegenseitige Eifer süchtelei und Kopflosigkeit sich breit machen. Weiter zeigen sich hier und da im Lande schon revolutionäre Zuckungen, im chinesischen Heere tritt der Geist der Meuterei und SechsnudvisHigfter Jahrgang. ^»4-°