Volltext Seite (XML)
DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 3 Nr, 1 u. 2 bringt. Man kommt auf diese Art mit 100 Gramm Saatgut bei Weiß- und Rotkohl für einen preußischen Morgen aus, braucht also zur Anzucht des Pflanzenbedarfes für 100 Qua dratmeter = 1 Ar nur 4 Gramm. Kohlrabi und Krauskohl, welche beide wesentlich dichter zu stehen kommen, erfor dern allerdings etwas mehr Saatgut; die eng zu pflanzenden Frühsorten des Kohlrabis etwa 250 Gramm, die Kohlrabi sorten Goliath und weißer und blauer Riesenkohlrabi, welche eine längere Wachstumszeit brauchen, um sich zu voller Größe zu entwickeln, sowie der Krauskohl ungefähr 175 Gramm. Eine Bedingung ist allerdings an die Einschränkung des Saatgutbedarfes als unerläßlich zu knüpfen: die sorgfältigste Behandlung und der Schutz der Aussaaten vor allen Schäd lingen und sonstigen üblen Einflüssen. So gilt es, bei Frei landsaaten besonders den Erdflöhen zu Leibe zu gehen. Gegen diese empfehle ich, eine Bespritzung mit Uraniagrün zu versuchen (6 Gramm Uraniagrün in einem Liter Kalk milch gut verrührt). Ferner hüte man sich, die Aussaat auf Beeten oder in der Nähe solcher vorzunehmen, welche vom vergangenen Sommer her mit den Puppen der Kohlfliege oder den Sporen der Kohlkropfkrankheit verseucht sein könnten. Denn wenn die knapp bemessenen Saaten von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht werden, kann natürlich die ganze Berechnung zunichte werden. Angelegentlichst ist die Aussaat der Kohlgemüse im kalten Kasten zu empfehlen. Ich habe im letzten Winter Anfang März oder Ende Februar eine Reihenaussaat in zwei schon im Herbst vorbereitete, kaum einige Zentimeter tief aufgetaute Kästen vorgenommen. Bei der dann im Verlaufe des sogenannten Frühlingsmonats erneut einsetzenden stren gen Winterkälte froren mir die Kästen, allerdings bevor die Samen gekeimt hatten, ungefähr 14 Tage knochenhart ein. Als aber dann endlich die Sonne zur Wirkung kam, ent wickelte sich die Aussaat sehr schnell zu wahren Pracht pflanzen. Es gab unter den 12 Fenstern auch nicht eine ein zige kranke Pflanze, und die Kundschaft war ganz versessen auf die Pflanzen aus jenen beiden Kästen. Was für die Anzucht der Setzpflanzen unter Glas und im Freien gilt, hat in noch viel größerem Maße Gültigkeit für die Freilandaussaaten an Ort und Stelle. Allerdings ist es in Anbetracht der großen Anbauflächen nicht leicht, hier das Richtige* zu treffen. Tatsache ist es jedenfalls, daß auch die allermeisten Aussaaten an Ort und Stelle viel zu dicht ausgeführt werden. Bei feinkörnigen Sämereien liegt das zum Teil an der Schwierigkeit der Säearbeit. Man sollte diese daher mit geeignetem Material mischen, um die Ver teilung besser vornehmen zu können. Am besten geht es mit klar geriebenem Torfmull und auch mit Sägemehl. Bei Mohrrüben und Karotten, Radieschen, Teltower Rüben ist das Verfahren lohnend, zumal bei den erstgenannten. Denn 100 Gramm Karottensamen der besseren Sorten, z. B. Nan- taise, kosten heute 9,20 M. Ich habe bei einer Aussaat im Frühjahr 1916 auf diese Weise für 100 Quadratmeter nur 40 Gramm Samen verbraucht, also, auf einen preußischen Mor gen berechnet, 1 Kilogramm. Da man auf diese Fläche sonst 2 Kilogramm zu rechnen pflegt, so bedeutet das eine Er sparnis von 50 v. H., bei den diesjährigen Saatgutpreisen der Sorte Nantes also von 40 M. Auch bei den Erbsen wird Saatgutverschwendung ge trieben. UEs gibt auch heute noch Gärtner, welche selbst die Samen der mittelhohen und hohen Sorten dreireihig auf Beete legen und dazu noch innerhalb der Reihen so dicht, daß eigentlich keine einzige Pflanze sich normal entwickeln kann. Nie lege man daher innerhalb der Reihen die Samen dichter, als alle 10 Zentimeter je ein Korn, und mache stets nur zwei Reihen auf ein Beet von 100 oder 120 Zentimeter Breite. Die Reihen erhalten dann also 50 oder 60 Zentimeter Abstand. Auch bei den Busch- und Stangenbohnen sind Erspar-: nisse möglich. Ein Gebot der Notwendigkeit ist es in diesem Jahre, wenn irgend angängig, Keimproben vorzunehmen. Man hat im Jahre 1916 in dieser Hinsicht manche peinliche Ueber- raschung erhebt und könnte auf den Gedanken kommen, die Aussaaten dichter vorzunehmen als sonst, von der An nahme ausgehend, daß die Keimfähigkeit mancher Sämereien ebenso schlecht oder noch schlechter sei als im Vorjahre. Demgegenüber wird aber behauptet, daß die Keimkraft in diesem Jahre höher sei als im vergangenen. Deshalb sind zur Klarstellung von Zweifeln und Verhinderung etwaigen zu großen Saatgutverbrauches Keimproben dringend zu empfehlen. Probieren ist auch hier besser als Studieren, Neue Stickstoffdüngung. Von E. Piyffer von Altishofen. (Nachdruck verboten.) Ohne Stickstoff können die Kulturpflanzen keine Wur zeln, keine Stengel, keine Blätter, keine Blüten und keine Früchte bilden. Schon der Altmeister auf dem Gebiete der . Düngung, Schulz-Lupitz, weist daher auf die Bedeutung des Stickstoffs mit den Worten hin: „Der Stickstoff ist außer dem Wasser der gewaltigste Motor im Werden, Wachsen und Schaffen der Natur; ihn einzufangen, ihn zu beherr schen, das ist die Aufgabe; ihn zu Rat zu halten, darin liegt die Oekonomie; seine Quelle, welche unerschöpf lich fließt, sich dienstbar zu machen, das ist es, was Ver mögen schafft.“ Daß die Luft ein Gemenge aus rund */, Stickstoff und rund 1/5 Sauerstoff ist, wissen wir schon längst, daß aber der Stickstoff der Luft eine ganz außerordentliche Wichtigkeit für die Ernährung der Pflanzen, für die Düngung, erlangt hat, verdanken wir einigen deutschen und norwegischen Ge lehrten. Anfangs dieses Jahrhunderts entdeckten die Norweger Professor Birkeland und Ingenieur Eyde und kurz danach der deutsche Chemiker Otto Schönherr Verfahren, tun den Stickstoff der Luft an Sauerstoff zu binden. Den deut schen Professoren Dr. Frank und Dr. Caro aber gelang es, den Luftstickstoff mit Kalziumkarbid zu vereinigen, und einige Zeit später glückte es den beiden deutschen Che mikern Professor Dr. Haber und Dr. Bosch, den Luftstick stoff an Wasserstoff zu binden und so Ammoniak herzu- ' stellen. Dank dieser Errungenschaften beherrschen wir : jetzt den lange Zeit unbezwingbaren Luftstickstoff und kön- ; nen uns denselben in weitestem Maße dienstbar machen. Die wichtigsten Düngemittel, welche mit Benutzung des Stickstoffes der Luft auf chemischem Wege hergestellt werden, sind: 1. Der Kalk- oder Norgesalpeter; 2. der Kalkstickstoff; 3. das synthetische schwefelsaure Ammoniak; 4. das salz saure Ammoniak; 5. das Mischsalz; 6. der Natronsalpeter , oder künstliche Chilisalpeter; 7. der Kalisalpeter; 8. der j Harnstoff; 9. der salpetersaure Harnstoff; 10. das Harnstoff- ■ Superphosphat; 11. der Hamstoff-Kalksalpeter. Diese 11 Düngemittel, in welchen der Luftstickstoff in verschiedener Art gebunden ist und nun vielseitig verwertet i werden kann, sind erst im Laufe der letzten Jahre entstan den. Ich will hier nicht sprechen von Kalk- oder Norge salpeter und vom Kalkstickstoff, welche Düngemittel schön allgemein bekannt und eingeführt sind, sondern von jenen neuen Stickstpffdüngemitteln, welche mit Hilfe des durch Patent geschützten Haber-Boch-Verfahrens hergestellt werden. Leider sind diese Düngemittel während des Krieges • nicht erhältlich, sondern können erst nach dem Friedens schluß in den Handel kommen. Man kann diese neuen Düngemittel in drei Gruppen einteilen, nämlich in: 1. Ammoniakdüngemittel; 2. Salpeter düngemittel; 3. Harnstoffdüngemittel. Unter den Ammoniakdüngemitteln ist das nach dem Haber-Bosch-Verfahren hergestellte synthetische schwefel saure Ammoniak; 5. das Mischsalz; 6. der Natronsalpeter | schwefelsaure Ammoniak bisher nur als Nebenerzeugnis der ! Gas- und Koksindustrie gewonnen, die Erzeugung in Deutschland im Jahre 1913 betrug rund 460 000 t, so daß