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Nr. 15 u. 16 59 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Samen ansetzt. Ueberhaupt finden wir, daß die Pelargo- I nien ohne künstliche Bestäubung nur sehr wenig Samen ! ansetzen. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, indem Sorten vorhanden sind, die protrandrische Blüten entwik- keln, d. h. die Narbe der Blüte entwickelt sich normal, wird aber erst reif, wenn die Pollensäcke der Blüten längst ; abgestoßen sind. In diesem Falle sehen wir dann, daß die fünfteilige, sternförmige Narbe allein vorhanden ist und der Bestäu bung harrt. Selbstbestäubung solcher Blüten ist darum wohl gänzlich ausgeschlossen, und wo ein Samenansatz stattfindet, ist dieser auf Bestäubung durch Insekten zurückzuführen. Sollen nur wenige Blüten bestäubt werden, so genügt es hier, von der Vaterpflanze einige pollentragende Blüten abzunehmen, die Blütenkronblätter zurückzubiegen und mit den Pollensäcken die zu bestäubende Narbe der Mut terpflanze zu berühren. Anders muß man vorgehen, wenn es sich darum handelt, eine größere Anzahl Narben mit dem Pollen einer Sorte zu bestäuben, denn das direkte Bestäuben ist unrationell, die Pollensäcke brechen bei der Berührung mit der Narbe sehr leicht ab und fallen zu Boden, ohne daß der Pollen, den sie enthalten, gut aus genützt würde. Für eine größere Anzahl Narben brauchte man dann vielleicht mehr Blüten zum Bestäuben, als mit unter zu bekommen wären. Aus diesem Grunde ist es empfehlenswert, den Pollen in Bestäubungsgläsern zu sammeln; das geschieht auf folgende Weise. Man hält die geöffnete Glasröhre in die Blüte unter die Staubbeu tel und drückt dann mit dem Pinsel die Staubbeutel von den Stielen ab und in die Glasröhre hinein. Auf diese Weise ist es nicht nötig, die Vaterpflanzen der Blüten zu berauben, was von Bedeutung ist, wenn davon nur we nige Exemplare vorhanden sind und die Narben der Blü ten dieser wenigen Pflanzen ebenfalls bestäubt werden sollen. Ist nur mit dem Pollen einer Sorte zu arbeiten, dann kann man auch einen gewöhnlichen Tuschpinsel verwen den, um Pollen damit abzunehmen und zu übertragen. Sollen aber mehrere Sorten Pollen Verwendung fin den, so darf man nicht ein und denselben Pinsel verwen den, ohne ihn vorher gut auszuwaschen und zu trocknen. Nur auf diese Weise erzielt man eine einwandfreie Arbeit. 3. Dahlien. Zum Zwecke der Kreuzung schneidet man die Blüten der Dahlien, denen man den Pollenstaub entnehmen will, ab. stellt sie in Wasser und bringt sie in ein Gewächshaus, weil sich hier der Blütenstaub am besten entwickelt und unter den Witterungseinflüssen nicht leidet. Bei den Blumen der Edel-Dahlien, die den Blütenstaub liefern sollen, erscheint es zweckmäßig, die Blütenblätter auszuzupfen, denn sie hindern nur bei der Bestäubung; auch entwickelt sich der Blütenstaub an diesen Blüten viel besser. Die zu bestäuben den Blüten werden ebenfalls von den Blumenblättern be freit und hierauf mit dünner Leinwand (Nesseltuch) einge bunden, um eine Fremdbestäubung durch Insekten zu ver hindern. Es wird nun täglich oder nach Bedarf halbtäglich, natürlich bei vollem Sonnenschein, die Bestäubung der Blüten ausgeführt. Der Blütenstaub der eigenen Blüte muß immer vorher mit größter Sorgfalt abgeblasen werden. Da die Dahlienblüte aus einer großen Anzahl von Einzelblüten (Röhrenblüten) besteht, so ist es ausgeschlossen, die Staubgefäße ganz zu entfernen und dadurch eine Selbst bestäubung gänzlich auszuschalten. Man kann jedoch stets damit rechnen, daß eine kleinere Zahl von Blütchen durch Fremdbestäubung zum Ansatz gebracht wird. Das jeweilige Einbinden der Blüten nach jeder Bestäubung ist unbedingt notwendig, denn die Dahlien werden sehr von Hummeln beflogen. Uebermangansaures Kali als Mittel zum Beizen des Samens vor der Aussaat. In Nummer 13 und 14 des „Handelsgärtners“ lese ich die Mitteilung: „Wie sich Gärtner mit schwachen Augen das Aussäen erleich tern können“. Dazu möchte ich mich äußern, daß ich dieses schon lange mache, aber nicht der schwachen Augen wegen. Ich schütte meine Samen in nach ihrer Menge ent sprechend große Gefäße, begieße den Samen dann mit einer Lösung von übermangansaurem Kali, lasse diese etwa M—1 Tag einwirken, bedecke dann das Gefäß mit einem Gewebelappen, stürze den Topf um und lasse die über-, schüssige Flüssigkeit ablaufen. Hierauf vermische ich eine der Samenmenge entsprechende Menge Schlemmkreide unter dieselbe, verreibe das ganze mit der Hand und lasse es dann abtrocknen. So erhalte ich erstens ein weißes Korn, welches sich deutlich von der Erdfarbe abhebt, wodurch eine ganz gleichmäßige Verteilung und große Ersparnis an Saatgut er möglicht wird. Besonders beim Karottensäen leistet das Ver fahren die allerbesten Dienste. Zweitens habe ich gefunden, daß durch das Einweichen in die übermangansaure Kali brühe eine viel bessere und frühere Keimung erfolgt und die Pflanzen gesund bleiben, wenn weiter keine Fehler gemacht werden. Josef Dressel, Handelsgärtner, Hof i. B. Na ch satz der Schrif tleiturig. Das Verfahren des Herrn Handelsgärtners Dressel scheint uns der Nach ahmung sehr wert zu sein. Uebermangansaures Kali ist be kanntlich ein ausgezeichnetes Desinfektionsmittel. Es dürfte genügen, dasselbe in schwach rosenrot gefärbter Lösung zu verwenden. Mit wenigen Körnchen des übermangansauren Kalisalzes kann man derartige Lösungen herstellen, und in jeder Drogenhandlung oder Apotheke ist das Mittel für we nige Pfennige zu haben. Kleinere Mitteilungen Hilfsdienstpflichtige als Personal in den Schauhäusern (des Münchener Botanischen Gartens, In einer Notiz über die Schauhäuser des Münchener Botanischen Gartens berichten die Münchener Neuesten Nachrichten, daß es erfreulicher weise gelungen sei, die schönen Pflanzenbestände dieser Häu ser in bester Verfassung zu erhalten. Es verlautet dort wie folgt: „Während der Wintermonate wurden im Palmenhause umfangreiche und schwierige Arbeiten durchgeführt. In Er mangelung geschulter Gärtner konnte es nur mit Kriegsge fangenen (Franzosen) und mit Hilfsdienstpersonal geschehen. Das überraschende Wachstum der Pflanzen hatte die hoch gehenden Gewächse bis an die Scheiben des Glasdaches ge führt. Um sie vor der Beseitigung oder vor dem Köpfen zu bewahren und sie fernerem Gedeihen zuzuführen, blieb nichts anderes übrig, als sie tiefer zu stellen und die hohen Pflanzen mehr nach der Mitte des großen Hauses zu verschie ben, wo sie in die hohe Kuppel hineinwachsen können. Um dies zu bewerkstelligen, mußten abteilungsweise die Pflanzen herausgenommen, der Humus beseitigt und die unter ihm lagernde natürliche Kiesschicht ausgehoben werden. Die so gewonnene beträchtliche Vertiefung wurde mit frischer Erde aus dem Freien angefüllt, die durch Lagerung in den r- bitsräumen erst vorgewärmt werden mußte. Einige beson ders große Stücke, wie die schöne Brennpalme (Caryota urens) wurden mit den schweren Kübeln versenkt. Die den Mittelpunkt der Aufstellung einnehmende große Dattelpalme blieb auf ihrer Höhe unberührt, nur mußte mit großer Mühe die ihren Erdmantel umgebende Steinhülle gesprengt wer den, da aus Rücksicht für das Wachstum die Erdumkleidung für ihre Wurzeln noch vergrößert werden mußte. Jetzt wirkt die Palme noch imponierender. Die größten Gärten Deutschlands haben sich nicht un berührt zu erhalten vermocht von den Behinderungen, die der Krieg mit sich bringt. Vom Münchener Garten kann berichtet werden, daß er auch im vierten Kriegswinter trotz der Kriegsbedrängnisse, die auch ihm nicht erspart geblieben sind, in der Schönheit und Vollkommenheit sich präsentiert,