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58 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 15 u. 16 schiede, daß ein Mistbeetkasten samt Fenstern in längstens 5 Jahren amortisiert werden muß. Mancher wird erstaunt sein, welche Selbstkosten beträge sich bei ordnungsmäßiger Durchführung dieses hier nur in großen Zügen angedeuteten Verfahrens ergeben. Und er wird erschrecken über die niedrigen Preise, die er bisher für einen großen Teil seiner Waren erhalten hat. Kein Handelsgärtner wiege sich in Sicherheit, indem er etwa annehme, daß die gegenwärtig hohen Preise für seine Erzeugnisse auch nach Friedensschluß ohne weiteres gültig bleiben. Im Gegenteil ist wohl zu erwarten, daß eine Sen kung der Preise nicht ausbleiben wird. Die Einführung einer ordentlichen Warenkalkulation ist eines der Mittel, um schädliche Uebertreibungen dieser Senkung einigermaßen zu verhindern, weil sie das Verständnis der Handelsgärtner für den Wert ihrer Arbeit fördert und sie auf diese Weise vor der Verschleuderung ihrer Waren bewahrt. Praxis und Wissenschaft 1 fr _ a Ein neues Verfahren zur Ermittlung des Gehaltes an kohlensaurem Kalk im Boden. Bei der Bedeutung, welche die Kalkdüngung infolge des Mangels an sonstigen Düngemitteln in der letzten Zeit ge wonnen hat, ist es sicher für manchen Leser des „Handelsgärt ners“ erwünscht, eine Methode kennen zu lernen, welche we nigstens mit annähernder Richtigkeit die Ermittlung des Ge haltes an kohlensaurem Kalk im Erdboden gestattet. An Ge räten sind zu diesem Zwecke notwendig: ein großes Ein machglas von etwa 2 Liter, Inhalt, zwei kleinere Einmach gläser, welche je etwa 1 Liter fassen. Außerdem verschaffe man sich bei einem Grabsteinbildhauer 2 Stück Marmor, welche als Abfall meistens leicht erhältlich sind, und in einer Drogenhandlung % Liter gewöhnliche (also nicht chemisch reine) konzentrierte Salzsäure und einen in Kubikzentimeter eingeteilten gläsernen Meßzylinder. Jedes der beiden Mar morstücke soll etwas mehr als 50 g wiegen; durch Bearbei tung mit einem Hammer und Abschaben mit dem Messer müssen beide auf das genaue Gewicht von je 50 g gebracht werden. Das Verfahren erfordert, wie wir sehen werden, ferner das Vorhandensein einer guten Wage mit Hornschalen, auf welcher es möglich ist, Gewichte unter einem Gramm genau festzustellen. Wer selbst eine solche Wage oder die ent sprechenden Kleingewichte nicht besitzt, hat den Ausweg, die beiden Marmorstücke sowohl vor Beginn des Verfahrens, also nach der Bearbeitung mit Hammer und Messer, als auch nach dessen Abschluß bei einem Apotheker, Drogisten oder Goldarbeiter wiegen zu lassen. Die Salzsäure wird nun in dem größten Einmachglas oder auch in einer großen Wasserkaraffe mit einem Liter ab gekochten Wassers verdünnt. Dann wird in das eine der bei den kleineren Einmachgläser eine genau auf 50 gr abgewo gene Menge der vorher im Ofen gut getrockneten, zwischen den Fingern möglichst fein zerriebenen Erde gebracht. Darauf mißt man mit dem Meßzylinder V Liter = 500 Kubikzenti meter der verdünnten Salzsäure ab und gießt dieselbe auf die Bodenprobe in das Einmachglas. Dieselbe Menge ver dünnte Säure wird auch in das andere gleichgroße, noch leere Glas gegeben. Wenn nun die Erde kohlensauren Kalk enthält, so er folgt jetzt nach dem Uebergießen mit Säure eine mehr oder minder starke Entwicklung von Gasblasen, die sich bei hohem Kalkgehalt bis zu lebhaftem Aufbrausen steigern kann. Nach dem vollständigen Aufhören der Gasentwick lung wird in jede der beiden Einmachbüchsen, also sowohl in diejenige mit der Bodenprobe, als auch in die andere, welche einstweilen nur das halbe Liter verdünnte Salzsäure ent hält, je eins der beiden Marmorstücke eingelegt. Es tritt dann eine erneute Bildung von Gasblasen auf, welche alle von den Marmorstücken ausgehen. Für die in der Chemie unbewanderten Leser sei er wähnt, daß die aus der Bodenprobe und von dem Marmor aufsteigenden Gasblasen aus Kohlensäure bestehen, welche durch die von der Salzsäure bewirkte Zersetzung des koh lensauren Kalkes frei wird. Marmor ist nämlich auch nichts anderes als kohlensaurer Kalk, also chemisch das selbe wie die Teilchen von kohlensaurem Kalk, welche in der zu untersuchenden Bodenprobe vorhanden sind. Die beiden Marmorstücke werden nun solange in den beiden Einmachgläsern gelassen, bis das Aufsteigen der Gasbläschen vollständig aufgehört hat. Zu diesem Zeitpunkt ist dann alle in den Gläsern vorhandene Salzsäure ver braucht, und infolgedessen ist eine weitere Entwicklung von Kohlensäure nicht mehr möglich. Nunmehr werden die beiden Marmorstücke den Gefäßen entnommen, in reinem Wasser abgespült und in einem Ofen sorgfältig getrocknet. Darauf werden sie auf das genaueste bis auf Zehntelgramme abgewogen. Falls die der Säurewir kung ausgesetzte Bodenprobe kohlensauren Kalk enthielt, so wird ein Gewichtsunterschied zwischen den beiden Marmor stücken festzustellen sein, welcher um so größer ist, je stär ker der Gehalt an kohlensaurem Kalk war. Der Gewichts unterschied erklärt sich daraus, daß die auf die Bodenprobe gegossene Salzsäure bereits zum Teil zur Zersetzung des in ihr enthaltenen kohlensauren Kalkes verbraucht war, als das Marmorstück in sie eingelegt wurde, während die in das andere Einmachglas gegebene Salzsäure mit ihrer vollen Kraft auf das hineingelegte Marmorstück einwirken konnte. Deshalb muß natürlich das letztere Marmorstück nach be endeter Einwirkung der Salzsäure etwas weniger wiegen als das erstere. Multipliziert man mm den gefundenen Gewichts unterschied mit 2, so ergibt sich der Gehalt des untersuchten Bodens an kohlensaurem Kalk in Gewichtsprozenten. Denn wir hatten je 50 gr Boden verwendet, und die Vervielfäl tigung mit 2 ergibt ohne weiteres den Prozentsatz. Um ein praktisches Beispiel zu geben: Der Gewichts unterschied betrage 2%4 gr. Dann sind in 100 gr Boden 2%4 X 2 = 5% gr bodensaurer Kalk enthalten, der Gehalt beträgt also 5 Prozent. Das beschriebene Verfahren kann zwar keinen An spruch auf absolute Genauigkeit machen. Denn falls in der untersuchten Bodenprobe auch andere kohlensaure Salze enthalten sind, so werden diese selbstverständlich ebenfalls durch die Salzsäure zersetzt. An dem Gewichtsunterschied läßt sich aber nicht erkennen, wieviel das ausmacht. Mei stens ist es so wenig, daß es für die Praxis keine Rolle spielt. Deswegen kann das Verfahren sehr wohl empfohlen werden. üeber die praktische Ausführung von Kreuzungen bei Rosen, Pelargonien und Dahlien. , II. (Schluß.) 2. Pelargonien. Die Ausführung der Bestäubung ist bei den Pelargo nien im allgemeinen einfach und leicht, sofern es sich um einfachblühende Sorten handelt, von denen der Blüten staub gewonnen werden soll, denn hier ist der Blütenstaub । in der Regel reichlich vorhanden. Im Gegensatz zu diesen stehen die gefülltblühenden Sorten, bei denen die Pol lengewinnung umständlicher ist, wie auch bei diesen Blü ten oftmals der Pollen fehlt. Auch das Pelargonium „Black Vesuvius" ist, obgleich einfachblühend, ein schlechter Pollenlieferant und läßt sich als Vaterpflanze nicht gut verwenden, denn hier werden scheinbar die Pollensäcke sehr früh abgestoßen; infolgedessen findet man bei dieser Sorte auch selten', 1 "daß sie ohne künstliche Bestäubung