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Nr. 13 u. 14 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 53 Beobachtungen über die Brandfleckenkrankheit der Himbeeren. Angeregt durch den Artikel des Herrn Prof. Naumann im „Handelsgärtner“ über die Brandflecken krankheit der Himbeersträucher, habe ich in meiner Pflan zung festzustellen versucht, ob die in dem betreffenden Auf sätze erwähnte Diplosis-Made auch in meiner Pflanzung festzustellen sei. Meine Himbeeren sind leider durch Einschleppung der Krankheit stark verseucht, so stark, daß ich in diesem Jahre einen Schaden von Tausenden von Mark haben werde. Am stärksten ist die Sorte Marlborough befallen, wie dieses auch an anderen Orten beobachtet wird. Weniger scheint die Sorte Superlativ zu leiden, während Fastolf, bis jetzt wenigstens, noch gar nicht angegriffen wurde. Als ich nun jetzt gegen Mitte März die brandfleckigen Ruten ausschnitt, untersuchte ich die kranken Stellen genau und fand, daß überall da, wo die abgetötete Rindenoberhaut noch auf dem Holzkörper der Ruten vorhanden war, unter ihr die Diplosispuppen in großer Anzahl vorhanden waren. Ich habe auch nicht einen einzigen noch mit Rindenoberhaut versehenen Brandflecken gefunden, der diese Puppen nicht aufgewiesen hätte. Die Puppen zeigen äußerlich eine ganz schwache Ringelung. Sie sind ungefähr 1% bis 2 mm lang und an beiden Enden etwas zugespitzt. Ihre Farbe ist schwärzlich, mit einem Schimmer ins Braunrote. Beim Zer drücken tritt ein orange- oder orange-zinnoberroter Saft zu tage. Außer den noch mit Inhalt versehenen Puppen fand ich auch eine Anzahl leere Puppen und neben diesen sitzend die winzigen, fertig ausgebildeten Gallmücken, die ein wenig schmäler und etwas kürzer als die Puppen selbst sind. Wohlbemerkt, das war jetzt, vor einigen Tagen, als in den Mittagsstunden das Thermometer bis 10 Grad Wärme aufwies. Auffällig ist nun, daß immer die kräftigsten, dicksten und längsten Ruten am meisten unter der Krankheit leiden, während die schwachen, kümmerlichen, weniger befallen werden. Ueber die Ur sache dieser Erscheinung habe ich mir folgende Meinung ge bildet: Die Krankheit wird nicht von Pilzen, sondern über haupt nur von der Diplosismücke bewirkt, oder die Anstek- kung kommt vielleicht auch dadurch zustande, daß die Diplo- sismücken die Sporen der verschiedenartigen, in den Brand flecken festgestellten Pilze von Rute zu Rute übertragen. Auch in diesem Falle würde die eigentliche Urheberin der Krankheit doch die Made sein. Auf alle Fälle muß die Di- plosismade in engstem Zusammenhänge mit der Krankheit stehen, denn sonst würde sie doch nicht in jedem einzelnen Brandflecken vorhanden gewesen sein. Die Tatsache, daß schon im März ausgeschlüpfte Diplosisgallmücken vor handen, und die weitere Beobachtung, daß immer die dicksten Ruten am ärgsten erkrankt sind, scheint mir auch im Zusammenhänge zu stehen. Diese starken Ruten sind doch wohl stets diejenigen, welche zuerst dem Boden entsproßt sind, und sie sind natürlich auch am längsten den Angriffen der Diplosismücke ausgesetzt. Das heißt, sie wer den bereits von den zuerst ausgeschlüpften Gallmücken mit Eiern belegt und natürlich auch noch von den später aus den Puppen hervorgegangenen. Es ist deshalb sehr erklärlich, wenn sie immer am stärksten befallen sind. Die erst im Früh* sommer aus der Erde kommenden Ruten bleiben deshalb mehr verschont oder auch ganz gesund, weil um diese Zeit wahrscheinlich nur noch einige Gallmücken vorhanden sind, oder weil vielleicht die Flugzeit auch schon ganz aufgehört hat. Interessant war mir auch, daß ich eine ganze Anzahl kranker Ruten gefunden habe, bei denen auf der noch nicht abgeblätterten glatten Rinde der Brandflecken deutlich die nadelstichfeinen Löcher sichtbar waren, durch welche die Maden sich in das Innere eingebohrt haben. In zwei Fällen verglich ich die Anzahl der Püppchen in dem betreffenden Brandflecken mit der Anzahl dieser Löcher und fand sie in beiden Fällen übereinstimmend. Es ist nun nach meiner Ansicht unbedingt notwendig, mit der Bekämpfung der Krankheit nicht zu warten, bis im Sommer die roten Flecken auf den jungen Ruten auftreten, sondern die Be kämpfung schon im Frühjahr aufzunehmen und zwar zu der Zeit, wenn die ersten jungen Ruten aus der Erde kommen. Es dürfte nach meinem Dafürhalten zweckmäßig sein, zur Bekämpfung ein Insektengift zu verwenden, vielleicht Para- sitol oder Nikotinharzseife oder ein ähnliches Mittel. Viel leicht wäre es auch möglich, das insektentötende Mittel mit Kupfer kalk oder Bordolabrühe zu vermischen, um gleichzeitig gegen etwaige Pilze vorzugehen, welche als Mitursache der Krankheit in Betracht kommen könnten. Jedenfalls scheint mir die Sache wichtig genug zu sein, um alle betroffenen Kollegen auf den Posten zu rufen. K. D. in N. Wie sich Gärtner mit schwachen Augen das Aussäen er leichtern können. Ein sehr einfaches Mittel, um schwer sichtbaren Samen kenntlich zu machen und auf diese Weise zu verhindern, daß die Samenkörner zu dicht fallen, ist der selbe mit gemahlenem Aetzkalk oder Schlemmkreide einzustäuben. Man vermischt die Samen mit einer ent sprechenden Menge Kreide oder Kalkstaub, schüttelt beides ordentlich durcheinander und siebt den überschüssigen Staub durch ein feines Haarsieb wieder ab. Ich habe auf diese Weise auch meinen Lehrlingen beigebracht, was man unter richtiger Entfernung der Samen versteht, denn die einge stäubten Samen heben sich durch ihre weiße Farbe ganz deutlich von der Erde ab. Die Bekämpfung der Erdflöhe. Im vergangenen Früh jahr machte ich einen Versuch, die Erdflöhe mittels Urania- grüns zu bekämpfen. Dieses Mittel ist bekanntlich ein Ma gengift und gegen alle fressenden, also nicht saugenden Pflanzenschädlinge von bester Wirkung. Ich verwendete es in der üblichen Lösung 6 g auf 1 1 Kalkmilch und übersprühte damit mittels einer sehr feinlöcherigen Brause sämt liche Freilandsaatbeete der kohlartigen Gemüse. Der Er folg war ausgezeichnet. Die Herden von Erdflöhen waren binnen 24 Stunden spurlos verschwunden. Ich kann daher das Mittel allen Kollegen bestens empfehlen. K. D. in N. Zwangsbewirtschaftung landwirtschaftlicher und gärt nerischer Grundstücke bis Ende des Jahres 1919, Nach dem bisherigen Recht konnte sich die Zwangsbewirtschaftung landwirtschaftlicher und gärtnerischer Grundstücke nur bis Ende des Jahres 1918 erstrecken. Im Interesse der Bewirt schaftung brachliegender Grundstücke und zur Förderung des Kleingartenbaues war beiFortdauer desKrieges eine weitere Hinausschiebung des Endpunktes für die Nutzungsentziehung geboten. Eine Ende Februar ergangene Bundesratsverord nung sieht daher vor, daß die Nutzungsentziehung bis Ende des Jahres 1919 erfolgen kann. Geplante gärtnerische Neuanlägen aller Art, Hameln. Die städtischen Körperschaften haben beschlossen, zur Er innerung an den Weltkrieg den ehemaligen Exerzierplatz nicht zu bebauen. Der inmitten der Stadt liegende etwa 28 Morgen große Platz soll zu einer Kriegergedenkstätte ge schaffen werden in Gestalt von gemeinnützigen Einrich tungen. — Minden i. H, Für den Ankauf der Ahlers- meyerschen Gärtnerei (29 000 qm) wurden 95 000 M. bewilligt. Das Grundstück soll im nächsten Jahr der städti schen Gemüsekultur dienen, später für Kleinsiedelungen oder Schrebergärten verwendet werden. — U e b e r 1 i n g e n. Die bei Lindau gelegene Gemeinde Hoyren hat den Ankauf des auf dem Ostgipfel des Hoyerberges gelegenen Parkgrund- - Stückes mit Schlößchen der Familie Gruber-Lindenhof be schlossen. Das Anwesen soll in einen Ehrenpark mit Ehren halle umgestaltet und eine Kriegerehrenstätte werden. — Bochum, Die Stadtverordneten bewilligten 20 000 M, für die Erweiterung des Hammer Friedhofes. — M a - lente-Gremsmühlen. Der Gemeinderat beschloß