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Nr, 11 u. 12 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 45 und sonstigen technischen Rohstoffen, Pflanzenölen, Fetten, Arzneidrogen usw. durch Anbau von Ersatz- pflanzen zu beschaffen. Dazu müßten wir Bodenkultur in zwei Stockwerken betreiben können. Pikieren oder nicht? Das Pikieren oder Verstopfen der Gemüsepflanzen wird von den allermeisten Gärtnern als eine gar nicht hoch genug zu bewertende Maßnahme angesehen. Doch gibt es sicherlich Fälle, wo man ohne das Verstopfen weiter kommt. Ich habe versuchsweise im vorigen Früh jahre Folgendes probiert: Auf ein im Herbst gut gedüngtes Beet säte ich am 28. März Weißkohl (Ruhm von Enkhui- zen) aus. Ich schnürte die Reifen ab, und zwar in der üb lichen Pflanzweite des Weißkohls, also mit 50 cm Abstand. Innerhalb der Reihen drückte ich in 45 cm Abstand den Boden mit der Unterseite eines Achter-Blumentopfes leicht an, so daß er schön glatt wurde, und säte auf dieser Stelle durchschnittlich 3 Kohlsamen aus, die leicht mit klarer Erde bedeckt und wiederum angedrückt wurden. Auf jede Saatstelle legte ich ein kleines Stück Bruchglas, i einmal als Schutz gegen die Vögel, dann aber auch, weil j ich damit rechnete, daß sich unter dem Glas der Boden : schneller erwärme und auch nachts wärmer bleiben würde. Die ganze etwas umständlich scheinende Arbeit ging sehr schnell vonstatten. Auch die Keimung erfolgte schnell. Als die ersten Keimblättchen erschienen, nahm ich die Glasstückchen ab. Die Pflänzchen wuchsen langsam her an, wie das bei der ungünstigen Witterung im April 1917 aber nicht anders zu erwarten war. Um sie etwas schnel ler vorwärts zu bringen, stellte ich über jede Saatstelle zwei Mistbeetfensterscheiben, die ich auf einem selbst konstruierten Drahtgestell befestigt hatte. Als Ende April wärmeres Wetter einsetzte, nahm ich die Glasscheiben ab. Am 10. Mai nahm ich die überflüssigen Pflänzchen heraus und verwendete sie anderweitig. An jeder Saat stelle ließ ich nur eins stehen. Gleichzeitig wurde das Beet zum ersten Male ganz flach behackt. Die an der Saatstelle belassenen Pflanzen entwickelten sich nunmehr sehr rasch, viel schneller als ihre verpflanzten Genossin nen. Im zweiten Drittel des Juli konnte ich das Beet ab ernten und erzielte natürlich um diese Zeit eine schöne Einnahme. Verlaust war nicht eine einzige Pflanze. Ich bin nun folgender Ansicht. Dadurch, daß die Pflanzen an Ort und Stelle stehen geblieben waren, war ihre Pfahlwurzel nicht in der Entwicklung gestört wor den. Sie hatte infolgedessen aus der Tiefe des Bodens viel mehr Wasser heranschaffen können, als es anderen verpflanz ten Exemplaren möglich war. So wurde die ungeheuerliche Dürre des vergangenen Sommers (wir hatten hier den Sommer über nur 3 oder 4 leichte Gewitter mit ganz wenig Regen und nicht einen einzigen durchdringenden, soge nannten Landregen) den Pflanzen nicht nachteilig, und das Ergebnis war deshalb zufriedenstellend. K. B. in N. L Kleinere Mitteilungen J Die künftigen Lieferungsverträge für Obst und Ge müse. Die Entscheidung über die neuen Gemüselieferungs verträge ist, wie die Reichsstelle für Gemüse und Obst mitteilt, jetzt gefallen. Maßgebend bleiben nach wie vor die Bestimmungen der Verordnung vom 2. April 1917 über die Bewirtschaftung von Gemüse und Obst, die nicht ge ändert worden sind. Auf Grund der Erfahrungen des vori gen Jahres hat sich jedoch die Notwendigkeit ergeben, das Verfahren beim Abschluß und bei der Genehmigung von Lieferungsverträgen in einigen Punkten anders zu ge stalten. Für 1918 gilt nun folgendes Verfahren: Auch im Jahre 1918 haben sich die Bedarfsstellen (Kommunalverbände und Großverbraucher) mit Gemüse durch Lieferungsverträge über das noch nicht abgeerntete Gemüse selbst zu versorgen. Zum Abschluß von Liefe rungsverträgen über Gemüse im eigenen Namen oder im Namen der Reichsstelle für Gemüse und Obst (Geschäfts abteilung) sind außer dieser befugt: 1. Landes-, Provinzial- und Bezirksstellen für Gemüse und Obst, sowie das Er nährungsamt für die thüringischen Staaten in Weimar; 2. städtische und ländliche Kommunalverbände (kreisfreie wie nicht kreisfreie); 3. Großverbraucher unter beson deren Bedingungen und nur mit Genehmigung des für sie zuständigen Kommunalverbandes, soweit es sich nicht um militärische Dienststellen und gemüseverarbeitende Un ternehmungen handelt, die bei der Gemüsekonserven kriegsgesellschaft in Braunschweig, der Kriegsgesellschaft für Dörrgemüse in Berlin oder der Abteilung Sauerkraut der Reichsstelle für Gemüse und Obst, Geschäftsabtei lung, angeschlossen oder kontingentiert sind. Alle diese Stellen schließen die Lieferungsverträge nur mit Erzeugern oder Erzeugerverbänden ab, nicht mit Vertretern des Handels als Vertragspartei. Dagegen be dienen sie sich des Handels als Beauftragten. Verträge, die Händler ohne Auftrag selbständig mit Erzeugern ge schlossen haben, werden nicht genehmigt. Analyse des Cyanid-Schwefel-Kalkpulvers. Der Ver ein selbständiger Gärtner und Blumengeschäftsinhaber von Hagen und Umgegend hatte am 14. Dezember v. J. 150 kg Cyanid-Schwefel-Kalkpulver zum Preise von 225 M. von der Firma Lithosolfabrik in Borsdorf bei Leipzig, die dieses Mit tel in der „Rheinischen Gärtnerbörse“ gegen Kohlhernie an bot, bezogen. Der Verein hat dieses Cyanid-Schwefel-Kalk pulver von der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Münster i. W. untersuchen lassen, und sei das Ergebnis der Untersuchung im allgemeinen Interesse im Folgenden im ge nauen Wortlaut wiedergegeben: „Die Untersuchung der am 15. Januar abgesandten, am 17. Januar hier in Verpackungstüte eingeangenen Probe Cyanid-Schwefel-Kalkpulver, im Gewicht von 500 g, hat nach Journal I a 1, Nr, 60, folgendes Ergebnis geliefert: In Salzsäure Unlösliches Eisenoxyd und Tonerde (Fe, O 8 + Al, 03) . 11,520/0 Calciumoxyd (C* 0) 24,35% Stickstoff (N) 2,010/0 Schwefelsäure (S 0 3 ) 4,040/0 Oxydierbarer S-hwefel (S) 2,420/0 Ferner enthält die Probe reichliche Mengen von Cyan- und Rhodanverbindungen. Sie ist durch ihre Zusammen setzung als ein Abfallprodukt der Gasfabrikation gekenn zeichnet. Die darin enthaltenen Schwefel-, Rhodan- und Cyanverbindungen sind mehr oder minder starke Pflanzen gifte. Bei Anwendung ist daher größte Vorsicht geboten. Ob das Mittel mit Erfolg zur Bekämpfung der Kohlhernie ver wendet werden kann, ohne der Kohlsaat bzw. den Pflanzen zu schaden, kann nur durch den Versuch entschieden wer den. Der Preis ist wahrscheinlich im Vergleich zu den Ge winnungskosten außerordentlich hoch, da es sich anscheinend lediglich um ein Abfallprodukt handelt. Der Vorsteher der Abteilung I.“ Kleinanbau und Zwangsbewirtschaftung von Herbst gemüse, Bekanntlich soll bei der Zwangsbewirtschaftung des Herbstgemüses ein höherer Preis für das im Liefe- rungsvertrage angebaute Gemüse festgesetzt werden. Da zu wird uns nun geschrieben, daß hierin eine Benachteili gung für freiangebautes Gemüse liegt, wovon namentlich die Kleinanbauer betroffen werden, da es für diese mit er heblichen Schwierigkeiten verknüpft ist, Verträge abzu schließen. Im Interesse der Gesamternährung läge es aber doch sicherlich, wenn der Gemüsebau gerade in den klei nen Betrieben gefördert würde, da hier die Reinhaltung und volle Ausnutzung der Bodenfläche viel eher möglich ist als in vielen Großbetrieben, wo es an Kräften fehlt. Bekanntlich wird Gemüse in gewöhnlichen Zeiten im gro ßen nur selten angebaut. Jetzt besteht dagegen die Ge fahr — es ist schon im vorigen Jahre darauf hingewiesen