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des Baumobstbaues an sich schon häufig fragwürdig ist. Zieht man die große Masse unserer Obstbaumpflanzungen zur Beurteilung heran, stellt sich der Roherlös eines Apfelbaumhochstammes auf 4,30 bis 4,50 M. im Jahr; da von gehen rund 4 M. Unkosten ab, so daß es nur gering gesteigerter Jahresabschreibung bedarf, um die Einträg lichkeit des Obstbaues zu vernichten. Bemerkt sei, daß hierbei an intensiven Obstbau, also Obstpflanzungen ohne Zwischenkulturen, gedacht wird. — Aus diesen kurz gefaßten Darlegungen geht hervor, welche Gefahren aus der durch die Kriegsteuerung be dingten teueren Anlage solcher Dauerkulturen hervorge hen. Man wird gut tun, Notwendigkeit und Wunsch zur Neuanlage unter diesem Gesichtswinkel zu prüfen. — Anmerkung der Schriftleitung: Der Herr Verfasser hat nach unserer Meinung nicht berücksichtigt, daß den gegenwärtig allerdings hohen Kosten einer Obstneuanlage doch auch hohe Preise der Gemüse gegenüberstehen, welche man als Unterkultur überall anbauen wird, wo es die Bodenverhältnisse usw. zulassen. Seine darauf bezüg lichen Ausführungen scheinen uns daher nur zuzutreffen, wenn Unterkultur von Gemüse nicht stattfindet. Ist man aber in der Lage, Gemüsebau als Unterkultur zu treiben, dann dürfte doch ein nicht unbeträchtlicher Teil der An lagekosten der Obstpflanzung durch den jetzt verhältnis mäßig hohen Reinertrag des Gemüsebaues gedeckt werden. Noch einiges über die Reismelde. Von B. Voigtländer, Botan. Garten, Dresden. Obwohl in dieser geschätzten Zeitschrift schon meh rere Male über diese Pflanze geschrieben worden ist, hoffe ich doch, daß die verehrliche Schriftleitung das nachste hende Ergebnis eines exakt durchgeführten Anbauversu- suches ihren Lesern nicht vorenthalten wird, denn nach meiner Ansicht ist eine ausgiebige Bekanntmachung der Ergebnisse solcher Pflanzen, die sozusagen der Krieg erst hervorgebracht hat, nach zwei Seiten hin sehr wertvoll: Erstens deshalb, weil für den Fall, daß sich der Anbau lohnt, kein Augenblick zu verlieren ist, die günstigen Er gebnisse allgemein bekannt zu machen, damit die Kultur im großen vorgenommen wird. Oder auf der anderen Seite: Wenn die Ergebnisse nicht befriedigend waren und damit nur Zeit, Geld und namentlich Land verschwen det wird, so hat die Veröffentlichung solcher Resultate erst recht ausgiebig zu erfolgen, denn wir haben doch jetzt wirklich keine Mittel zum Anbau von Pflan zen übrig, die uns nicht in der Ernährungsfrage oder sonst auf wirtschaftlichem Gebiete gute Dienste leisten. Wir bauten hier die Reismelde, um ein recht genaues Bild zu bekommen, auf verschiedenen Bodenarten, auf Syenitgeröll-, Kies-, Sand-, Lehm- und ertragreichem Kar toffelboden an. Auf letzterem ergab ein gleichzeitiger Kartoffelanbau eine sehr gute Ernte. Auf Grund der Er träge auf diesen fünf verschiedenen Böden muß nun aller-, dings gesagt werden, daß die Reismelde nur zum Teil das erfüllte, was von ihr in verschiedenen Anpreisungen gesagt wird. Auf den ersten vier Bodenarten brachten zwanzig starke Pflanzen je 30 gr vollkörnigen, also genußfähigen Samen, neben 60 bis 90 gr tauben; es sei zu diesem Resul tat aber hinzugefügt, daß die Pflanzen trotz des sehr trok- kenen Wetters sehr wenig gegossen worden sind, in Hin sicht darauf, daß die Reismelde als eine Pflanze angeboten wurde, die überall, auch in dem unfruchtbarsten und trok- kensten Boden gut samte. Auf dem Kartoffelboden war die Ernte besser; hier brachten 256 Pflanzen 14 kg keim fähige Saat. Auf den ersten vier Bodenarten blieben die Pflanzen, abgesehen von gelegentlicher Bodenlockerung, ohne jede Behandlung, sie wurden hier Anfang Mai ge pflanzt, und Anfang September, um Vogelfraß zu verhüten, noch nicht ganz vollreif geerntet. Auf dem Kartoffelboden bekamen die Pflanzen nach dem Anwachsen zweimal in 14 Tagen eine Düngung mit schwefelsaurem Ammoniak in Stärke von 3 gr auf einen Liter Wasser, welche Maß nahme auch gut anschlug, denn die Pflanzen erreichten bald Manneshöhe. Außer dieser Arbeit wurde hier aber auch weder gegossen noch gehackt. Hier konnte Anfang Oktober geerntet werden; der Ertrag war, wie schon an gegeben, pro qm gegen 0,2 kg, also ein verhältnismäßig guter, den die Vögel auch gar nicht gemindert hatten, da die Anbaufläche in freien Felde lag. Da hier trotz spä terer Anpflanzung die Pflanzen noch vollreif wurden, zeigt es sich, daß die Reismelde, wie viele andere einjährige Gewächse auch, nur eine Entwicklungszeit von gegen 12 Wochen notwendig hat, weshalb man vorher auf demsel ben Lande ruhig Spinat oder ein anderes schnellwachsen des Gemüse als Vorfrucht bauen kann, wenigstens in Jah ren mit ähnlichen Witterungsverhältnissen, wie sie uns das Jahr 1917 gebracht hat. Nicht unerwähnt darf es bleiben, daß die Pflanz weite allgemein 50 cm betrug. Doch könnte man sie nach meiner Ansicht ohne Nachteil auf 35 bis 45 cm verringern. In verschiedenen Anpreisungen wird auch ausgeführt, daß die Blätter der Reismelde einen schmackhaften Spinat ersatz gäben. Das trifft allerdings zu, denn ich habe nach Genuß derselben mit meiner ganzen Familie, worunter ein dreijähriges Kind ist, mit anderen Spinatersatzpflanzen gemischt, keine schlechten Wirkungen beobachtet, wie es von anderer Seite behauptet wird. Werden aber die Blät ter zu diesem Zweck verbraucht, muß naturgemäß die Körnerernte leiden, und auch der Hinweis, daß die Reis melde eine Mastfutterpflanze für Wild sei, wird kaum viel Beachtung finden, denn da gibt es nach meiner Mei nung noch besser zu diesem Zweck sich eignende Pflanzen (Helianthi, Topinambur u. a. m.J. Ein Nachteil der Reismelde ist auch ihr herber, viele sagen sogar sehr bitterer Geschmack der Körner, welcher Nachteil aber durch die Technik schon überwunden zu sein scheint, denn in den Tageszeitungen wird schon entbitter- tes Reismeldemehl angeboten. Im allgemeinen wird man die Reismelde als eine nur in günstigen Jahren einen einträglichen Gewinn abge bende Pflanze bezeichnen können, die vielleicht für die Landwirtschaft Bedeutung bekommen kann (durch Zucht wahl, besser ausprobierte Kulturweisen). Für den Anbau im Kleingartenbau halte ich sie für zu unsicher. Sie ver- laust, wie alle Melden auch, gelegentlich so stark, daß die Pflanzen zum Absterben kommen, und der Kornertrag wird durch Vögel stark gemindert. Es wäre ja sehr gut, wenn wir eine den Reis ersetzende Pflanze durch sie bekämen, damit das viele für diesen Artikel ins Ausland wandernde Geld bei uns bliebe und unsere Valuta stärkte. Vor der Hand ist es aber ratsam, nicht allzu große Hoffnungen, die durch manche Leute recht hoch geschraubt sind, auf sie zu setzen, und hauptsächlich jetzt dem Anbau von Ge müsen und sonstigen Pflanzen nachzugehen, von welchen bekannt ist, daß sie den Magen füllen. Nachsatz der Schriftleitung: Wir haben der vorstehenden Arbeit gern Aufnahme gewährt, möch ten aber nun vorläufig die Erörterungen über die Reis melde schließen. Die Schriftleitung ist übrigens der An sicht, daß es ganz unmöglich ist, die ungeheuren Mengen ausländischer Pflanzenprodukte, welche vor dem Kriege nach Deutschland eingeführt worden sind, auf die Dauer durch den Anbau von Ersatzpflanzen auf heimischer Scholle zu ersetzen. Alle Vorschläge und Maßnahmen, welche man in dieser Hinsicht gemacht und ausgeführt hat, sind durch den Krieg bedingt und werden in dem Au genblick unrentabel und daher vollständig überflüssig, wenn mit dem Frieden der Austausch der Güter zwischen den jetzt gegnerischen Staaten wieder beginnt. Es ist einfach eine räumliche Unmöglichkeit, in Deutschland den Bedarf an Nahrungsmitteln und außerdem auch noch an Faser-