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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 9 u. 10 Pikiermaschine. _ Säemaschine. BMEmäd9esggezdemtuaes-ne--- 12. ' angemessene Vergütung genug freiwillige Hilfskräfte dazu bereitgefunden haben. Wie ist der Stalldünger bei den Obstbäumen anzuwen den? Was die richtige und zweckmäßige Anwendung des Stalldüngers bei Obstbäumen betrifft, muß man gleich ein gangs darauf aufmerksam machen, daß die landläufige An sicht, als erstreckten sich die Wurzeln des Baumes nur bis zur sogenannten Kronentraufe, unrichtig ist, da mit Hilfe von Versuchen festgestellt wurde, daß die Wurzeln sich be deutend weiter im Boden ausbreiten, als die Baumkronen in der Luft, und dies um so mehr, je nährstoffärmer der Boden ist. Es ist somit nicht richtig, den Stalldünger nur unter der Krone auszubreiten und einzugraben, sondern wir müssen den Stalldünger dahinbringen, unterhacken und auch unter graben, wo sich tatsächlich die jungen Wurzeln und Wurzel spitzen mit ihren zahlreichen Wurzelhaaren befinden. Dies ist etwa bei größeren Bäumen die Zone von der Kronen traufe 1 m nach dem Stamm zu, und 1 m von der Kronentraufe nach außen zu gemessen, also ein ringförmiger Streifen von etwa 2 m Breite. Hier ist der Stalldünger aus zubreiten, aber man soll ihn nicht etwa oberflächlich lie gen lassen, denn so würde er nach und nach vom Regen aus gelaugt, wobei allerdings Nährstoffe zum Teil mit dem Was ser in den Boden gelangen würden, anderseits aber ein Ent weichen von Stickstoff in Form von über der Erde freige wordenem Ammoniakgas nicht ausgeschlossen wäre, und was besonders zu beachten ist, die ganze wertvolle Wirkung des Strohes, aus welchem bei dessen Verwesung Humus mit sei nen vorzüglichen Eigenschaften entsteht, würde unterbleiben, (Nachdruck verboten.) P. v. A. Nochmals die Gemüsepflanzenpreise für 1918. Von Johs. Sembdner, staatl. gepr. Obergärtner, München, Frühlingstraße 3. Eine Erhöhung der Preise gegen vergangenes Jahr, wie sie in Nr. 5/6 des „Handelsgärtner“ angeregt wurde, ist ohne Zweifel bei der enormen Preissteigerung von Samen und an deren Gebrauchsartikeln gerechtfertigt. Aber gerade diese Verhältnisse sollten vor allen Dingen den Gärtner veranlas sen, bei der Setzpflanzenanzucht rationeller zu verfahren, nicht mehr so viel Samen zu vergeuden, was durch eine einfachere Aussaat- und Bearbeitungsmethode möglich ist. Die Säemaschine in Tätigkeit. Dadurch kann er gleichzeitig die Produktion heben und ganz wesentlich verbilligen. Ein Mittel zu diesem Zweck ist die von mir konstruierte Pikiermaschine. Die Maschine selbst ist eigentlich eine Säemaschine, und zwar im kleinsten Maßstabe, welche den Samen in Reihen und fast Korn für Korn einzeln aussät. Damit die zu verwendenden Samenmengen auch entsprechend ihrer Keim fähigkeit gleichmäßig zur Aussaat kommen, wird diese kleine Säemaschine erst auf einem Probierleinen ausprobiert und entsprechend eingestellt. Diese geringe Mühe macht sich überaus reich bezahlt, die Saaten werden gleichmäßig auf gehen. Sind die Sämlinge einigermaßen erstarkt, so wird dann mittelst des Pikierrechens, dessen Enden in Messerform umgebogen sind, zwischen den Reihen und in entsprechen der Tiefe damit durchgezogen, wobei die Pfahlwurzeln der Sämlinge abgeschnitten und diese dann zur Bildung von Sei tenwurzeln gezwungen werden, ohne daß eine wesentliche Veränderung im Wachstum stattfindet, wie es sonst der Fall ist, wenn die Pflanzen einzeln pikiert werden. Also neben der riesigen Samenersparnis wird gleich zeitig vollkommener Ersatz für das mühsame Pikieren er reicht. Auf diese Weise wird ein geradezu ideales Pflanzen material herangezogen. Mit meiner Maschine komme ich mit dem vierten Teil Samen aus, als in den meisten Tabellen angegeben ist. Wie mir schon wiederholt von Besitzern mei ner Pikiermaschine mitgeteilt wurde, benötigen dieselben nur mehr ein Zehntel Samen gegen früher. Die Samenersparnis bei der Heranzucht von 10 000 brauchbaren Blaukraut- und Weißkrautsetzpflanzen, einer Menge, die für 2500 qm (1 Morgen) zur Bepflanzung benötigt wird, ist 160 und 172 gr. Nach den heutigen Samenhöchstpreisen wären hiernach die Anschaffungskosten bereits in 1 Stunde Arbeitszeit mit die ser Maschine gedeckt! Denn in dieser kurzen Zeit ist man imstande, diese Aussaat vorzunehmen. Bei dem Mangel an Arbeitkräften empfiehlt sich meine Pikiermaschine von selbst, da das mühsame Pikieren weg fällt. Durch wiederholte Bearbeitung der jungen Saaten wer den Pilzbildungen und Unkraut hintangehalten und die Ge sundheit der Pflanzen ganz wesentlich gefördert. Ein ge drungener, kräftiger Wuchs und eine gleichmäßig reiche Bewurzelung sind die Erfolge dieses Pikierverfahrens. Die Maschine kann außer zu den Kohlsaaten in Kasten und Freiland auch zur Aussaat von Salat, Sellerie, Rettich, Radieschen, Porree, Zwiebeln, gelben Rüben und Karotten (abgeriebener Saat), Spinat und anderen, sowie verschiedenen Blumensämereien verwendet werden, wie Reseda und Stief mütterchen. Die Grundwasserverhältnisse und deren Einfluß auf unsere Kulturpflanzen. In einer Sitzung des Darmstädter Gartenbauvereins hielt Geh. Bergrat Professor Dr. Steuer einen Vortrag über dieses wichtige Thema. Er betonte unter anderem: Die Messungen der Niederschläge einerseits und die genauen Aufzeichnungen über die wechselnde Höhe des Grundwasserstandes anderseits haben ergeben, daß beide in Wechselbeziehung zueinander stehen. Namentlich ist es die Winterfeuchtigkeit, die auf die Höhe des Grundwasser standes einen Einfluß hat. In Darmstadt werden die erfor derlichen Messungen am städtischen Wasserwerk unter der Leitung des Direktors Rudolph vorgenommen. Eine von ihm entworfene Karte zeigt in ihren Kurven, daß die Grund wasserverhältnisse einer 30—35jährigen gesetzmäßigen Schwankung unterworfen sind. Gegenwärtig befinden wir uns noch in der Periode eines Grundwassertiefstandes. Die Menge der Niederschläge reicht, wie aus dem Wasser bedürfnis der einzelnen Kulturpflanzen nachgewiesen wurde, besonders auf trockenen Böden, gegenwärtig nicht aus. Wir müssen daher durch reichliches Gießen oder Bodenverbesse rung viel nachhelfen. Nach ungefähr zehn Jahren aber wird die Periode eines Hochstandes des Grundwassers einsetzen, die vielleicht in ausgesprochen nassen Böden zu einer Ver änderung der Felder Wirtschaft führen dürfte.