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26 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 7 u. 8 stungen an feindliche Staaten verboten. — In den besetz ten Gebieten (Kurland, Litauen, Bialystock-Grodno) für Geldforderungen, welche auf Liegenschaften, lautende Rech nungen, Einlagescheine oder Einlagebücher, Versicherungs verträge, Wechsel, Reserve oder notarielle Schuldverschrei bungen gegründet sind, Gestundungen, Zinsen sind zu zahlen. Außerdem richterliche Gestundungen und Zwangsvollstrek kungsaufschub. Sämtliche Gestundungen der russischen Re gierung aufgehoben. Wechsel- und Scheckrechtsfristen bis auf weiteres verlängert. 21, Polen, Kein allgemeines Moratorium mehr. Zah lungen an Rußland, Frankreich, England, Italien und andere feindliche Staaten verboten. In dem unter österreichischer Verwaltung stehenden Gebieten werden Stundungen von Fall zu Fall erteilt. Wechsel- und Scheckrechtsfristen bis auf weiteres verlängert, 22, Schweiz, Der Endtermin der allgemeinen Bei treibungsstundung ist auf den 30. Juni 1918 verlegt. 23. Serbien. Moratorium bis 60 Tage nach Friedens schluß, soweit das bulgarische Einflußgebiet in Frage kommt. Die bulgarische Regierung will aber von Fall zu Fall Aus nahmen machen. Im österreichisch-ungarischen Einfluß gebiet Serbiens ist es aufgehoben, doch können Stundungen gewährt werden. 24, Türkei. Das Moratorium ist bis zum 13. No vember 1918 verlängert worden. Am Beginn jedes Quar tals sind Abschlagszahlungen von mindestens 5 v. H. zu leisten. 25. Uruguay. Moratorium nur für die Einlösung von Banknoten und Metall bis 3 Monate nach Friedensschluß der Kriegführenden. In den übrigen Staaten keine Moratorien mehr. P. Eine Kampfansage? In der Verbandszeitung Deutscher Blumengeschäfts inhaber veröffentlicht Herr W. T scheuke einen Aufsatz, betitelt: „Zur Kunstblumenverwendung", der, mit einer fach ästhetischen Einleitung beginnend, in eine Art Kampfansage an die Gärtner ausklingt. Es lohnt sich daher vom gärt nerischen Standpunkt aus, sich mit dem Inhalt dieser Arbeit zu beschäftigen. Der Verfasser gibt zunächst den Blumenbindern schätzenswerte Hinweise über die den Anforderungen des guten Geschmacks entsprechende Art und Weise der Ver wendung von künstlichen Blumen bei Bindearbeiten. Er stellt fest, daß die Blumengeschäfte zurzeit gezwungen seien, künstliche Blumen auch für solche Bindereien zu ver arbeiten, welche sonst nur aus natürlichem Werkstoff her gestellt wurden. Er warnt dann weiter vor der gemein samen Verwendung von künstlichen und natürlichen Blüten und Blattwerk in dem gleichen Bindewerk, weil er mit Recht der Ansicht ist, daß beide vereint unstimmig wirken, weil sie ihrem inneren und äußeren Wesen nach nicht zueinander passen. Auch für die üble Unsitte der Auftakelung der Topf pflanzen mit Kreppapier findet Herr Tscheuke die ge bührenden Worte der Verurteilung. Soweit gut! Sonderbarerweise aber macht er dann für diese in sehr vielen Blumenhandlungen übliche Verschandelung der Topf gewächse nicht in erster Linie den Mangel an Gefühl für das Schöne verantwortlich, wie man ihn leider, wie auch bei vielen anderen Leuten, bei einem Teil der Inhaber und Inhaberinnen von Blumenhandlungen findet, sondern es sind daran nach seiner Ansicht die „Lieferanten“ schuld, nicht etwa des Kreppapiers, sondern der Blumen, also die Gärt ner, in ihrer Eigenschaft als Pflanzenerzeuger. Es heißt dort wörtlich: „Die Gärtnerei kann leider nicht nur Standardpflanzen heranziehen. Man sieht in Flieder, Schneeball, Azalien wahre Ungeheuer, die dann im Blumenladen mit Kaskaden und Maskeraden von Krepp aufgeputzt werden, so daß Ge schenke entstehen, die jeder wirkliche Blumenfreund mit Entsetzen oder entsagendem Schmerze betrachtet. Und trotzdem die Rolle über 1 M. kostet, wird fortgewurstelt, um langbeinige Flieder, blattarme Azalien, dürftige Alpenrosen, armselige Goldlacke, schmächtige Rosenbüschlein aufzu putzen und sie als Gerüst für Krepprosetten und vielfach ver schlungene Kreppwindungen mit zweifellos geschickt gewell tem Rande zu benutzen. Müssen wir dem Ungeschmack und der Gedankenlosigkeit eines gewissen Publikums mit unseren Arbeiten solche Zugeständnisse machen, die uns in denAugen des wirklich blumenliebenden Publikums als Stümper erschei nen lassen? — Ja, wenn jeder Krüppelflieder, jede schwind süchtige Maiblume, jede spillerige Tulpe für uns noch be gehrenswert erscheint und wir sie den Lieferanten zu kaum glaublichen Preisen aus der Hand nehmen, beweisen wir damit nicht, daß uns jedes Mittel recht ist, dem Publikum Blumen zu bieten?“ Dazu sei zunächst die Frage gestattet, ob wohl die Blumengeschäftsinhaber die minderwertigen Pflanzen den Gärtnern nur um ihrer schönen Augen willen abnehmen, oder in der Hoffnung, durch den Wiederverkauf dieser Pflanzen ein Geschäft zu machen? Eine Hoffnung, die doch wohl auch immer in Erfüllung geht! Wozu also dann die Aufregung? Daß durch den unheilvollen Krieg, wie in so vielen Er werbszweigen, auch in der Topfpflanzenanzucht die Erzeu gung von Qualitätsware nicht gefördert wurde, das ist doch wohl eine selbstverständliche Tatsache, die ihre Erklärung ohne weiteres in den durch den Krieg bedingten Produk tionsverhältnissen findet. Mit dieser Tatsache, welche die Gärtner selbst auf das lebhafteste bedauern, gegen welche sie aber machtlos sind, müssen sich wohl oder übel auch die Blumengeschäftsinhaber abfinden. Ganz bestimmt ist die Verschlechterung der Qualität aber in der Topfpflanzengärt nerei gar nicht im entferntesten zu vergleichen mit den Ver schlechterungen, welche die Erzeugnisse von Hunderten an derer Gewerbe durch den Krieg erlitten haben. Das sollte wohl von jedem gerecht denkenden Mann zugegeben werden. Ein Blick in die Schaufenster der Blumenhandlungen lehrt, daß es noch recht viel erstklassige Ware gibt, die auch nicht im geringsten schlechter ist, als die Erzeugnisse der Friedens zeit. Aus den Ausführungen des Herrn Tscheuke aber könnte man entnehmen, daß bei weitem die Mehrzahl der Erzeugnisse der Topfpflanzengärtnerei aus solchen Jammer gestalten bestehe, wie er sie schildert. Wenn er das auch nicht wörtlich sagt, so kann man es doch zwischen den Zei len lesen, besonders der weiter unten abgedruckte Schluß satz seines Artikels läßt das deutlich erkennen, und gegen diese Behauptung muß nachdrücklich Verwahrung eingelegt werden. Außerdem liegt es, wie Herr Tscheuke auch selbst zugibt, nun einmal im Wesen der Pflanzenzucht, daß dem Züchter manche Exemplare mehr, manche weniger gelingen. So war es vor dem Kriege, so ist es jetzt, so wird es auch später noch sein. Und Kreppapier hat es auch vor dem Kriege schon gegeben, und auch schon Leute, die es verstan den haben, mit ihm die prächtigsten Exemplare von Topf pflanzen so anzuhosen, daß sie „wahren Ungeheuern“ gli chen, um mit Herrn Tscheukes Worten zu reden. Wohl be merkt, nicht nur die Krüppelpflanzen, welche die bösen Gärtner den armen Blumengeschäftsinhabern aufhängen, wur den und werden noch heute in manchen Blumenläden, deren Inhabern es an dem zum Betrieb ihres Gewerbes erforder lichen guten Geschmack fehlt, von jeher schon mit Krepp papier aufgeputzt, sondern auch die durchschnittliche Han delsware, und sogar Prachtstücke von Topfpflanzen. Es ist also gänzlich unberechtigt, den Gärtnern die Schuld an die sem Vergehen gegen den guten Geschmack in die Schuhe zu schieben. Auch nicht das „gewisse Publikum“ trägt die Schuld an der Geschmacksverirrung, sondern das Publikum