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Nr. 5 u. 6 21 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Kleinere Mitteilungen I Mehr Beachtung dem heimischen Kranzwerkstoff! Ein Trauerfall nötigte den Schreiber dieser Zeilen in diesen Tagen, eine Reise nach einer thüringischen Residenzstadt zu machen. Bei dieser Gelegenheit fiel es ihm auf, wie wenig das in der Nähe dieser Stadt in unbegrenzten Mengen vorhandene heimische Kranzmaterial zur Trauerbinderei verwendet wurde. Die Stadt ist mitten in Fichten-, Edeltannen- und Kiefern wälder eingebettet, auf sonnigen Vorbergen der höheren Waldberge wachsen viele Tausende Silberdisteln; Moose und Flechten aller Art sind in Unmassen in nächster Nähe aufzu finden. Dennoch befand sich unter den gespendeten Kränzen nicht ein einziger, welcher den heimischen Werkstoff in ge schmackvoller Weise verwendet zeigte. Seiden- und Wachs papierzeug machte sich in widerlicher Weise in schreienden, aufdringlichen Farben breit, von auswärts bezogene halb verdorrte Mahonienblätter vertraten die Stelle des sonst üblichen Lorbeerlaubes, aber nicht eine einzige Ranke des heimischen Waldefeus war als Auflage eines hellgrünen Mooskranzes benutzt worden, nicht eine einzige Silberdistel strahlte aus dunklem Fichtengrün. Gewiß hatte man Fichten grün in der gewohnten Weise als Unterlage für Kränze be nutzt, aber nicht so, daß die Vorzüge dieses Werkstoffes in rechter Weise durch die Art der Verarbeitung ins richtige Licht gesetzt wurden. — Und davon, daß man mit Edel tannen, Kiefern und Wacholdergrün in Verbindung mit Zapfen und Beeren oder einigen Immortellen trotz aller Schlichtheit schöne Kränze binden kann, schien man in dem thüringischen Residenzstädtchen keine Ahnung zu haben. Dem Einsender scheint es, die berichtete Beobachtung sei typisch für die Verhältnisse im Bindereigeerbe in einem großen Teil unserer Mittel- und Kleinstädte. K. M. in B. Herbstpflanzung der Kartoffeln. Die Kartoffel hält viel aus, das sieht man, wenn viele sitzengebliebene kleine Kar toffeln im nächsten Jahre aufgehen. Trotzdem habe ich mich gewundert, daß die vergessenen Kartoffeln des Herrn L. M. in E. nicht erfroren sind. Das Pflanzen im Herbst möchte ich aber darum nicht wagen, wenigstens noch nicht im großen. Das Verfahren ist übrigens nicht ganz neu. In meiner Kindheit kannte ich einen Fabrikdirektor, von dem die Leute sagten, er sei verrückt, weil er im Herbst Kar toffeln pflanze. Ob der Mann Erfolg hatte, weiß ich nicht mehr, wohl aber weiß ich, daß sein Verfahren keine Nach ahmer fand. Er verzog übrigens bald wieder, Heute bin ich geneigt, zu glauben, daß der Direktor seinen Zeitgenossen voraus war; er machte wenigstens praktische Versuche, wäh rend andere Leute am Hergekommenen klebten. Es fragt sich jetzt nur, ob die Zeit dazu angetan ist, dergleichen Versuche vorzunehmen, denn wenn zur Probe auch nur einige Pfund Verwendung finden, so können bei vielen Versuchen immer noch zu viel umkommen, denn Boden und Klima sind verschieden, und Ungeziefer ist auch noch da. Im übrigen unterstützt der Vorschlag des Herrn L. M, meinen oft erteilten Rat, die Frühkartoffeln so früh wie möglich zu legen, da die mit Erde bedeckten Kartoffeln selten erfrieren. Das Keimen muß gleich mit der Bewurze lung Hand in Hand gehen, das einseitige Keimen schwächt nach meinem Dafürhalten die Knolle. Schießt die später gelegte Kartoffel auch fast ebenso schnell hoch aus der Erde, so hat die früh gelegte doch besser vorgearbeitet. F. S t e i ne m a n n. Auch von unseren Feinden können wir lernen, „In der ,Bindekunst‘ ist schon öfter darüber geschrieben worden, daß nicht nur die Pflanzenzucht, sondern auch die Blumenkunst und die Blumenliebhaberei in England auf einer hohen Stufe stehen. Recht nachahmenswerte Einrichtungen sind die eng lischen Blumenklubs, die eine schöne Sitte pflegen. Viele junge Mädchen vereinen sich mit ihren Lehrern zu „Blumen klubs", einmal, um ihre botanischen Kenntnisse zu vertie fen, zum anderen,'um sich mit der Naturschönheit, im be sonderen der Kinder Floras ihrer engeren Heimat, bekannt zu machen. Jedes Mitglied erhält mit einer Blumenvase die Pflicht, diese je nach der Jahreszeit stets mit blühenden Heimatpflanzen aus den dortigen Fluren gefüllt zu halten. Auf einem beigelegten Zettel sind die botanischen Kenn zeichen sowie sonstige Bemerkungen anzugeben. Diese Sitte ist für uns recht nachahmenswert. Man fängt ja be reits in vielen Schulen damit an, gestaltet Schulgärten und gibt manchem Kinde Pflanzen, die es mit eigener Hand hü ten und pflegen muß. Aber die Handhabung in obigem Sinne dürfte für unsern Sonderberuf besonders recht fördernd sein. Wenn schon in der Pflanzenpflege, in der stillen Freude am Gedeihen das kindliche Gemüt tiefer wird und Sinn be kommt für die Schönheiten unserer Natur, dann liegt auch in obiger englischer Sitte ein sittliches Erziehungsmitei.“ So lesen wir in der ,',Bindekunst“ und erklären uns gern mit diesen Ausführungen einverstanden. Gerade die besser gestellten zahlungsfähigen Bevölkerungsschichten in Deutschland sollten sich ein Beispiel nehmen an der Blu menbegeisterung und Opferwilligkeit für Blumen- und Gar tenkunst, wie sie in England angetroffen wird. Ein Fernblick unter der Obhut des Heimatschutzes. Ueber eine besonders für Landschaftsgärtner und Garten gestalter interessante Maßnahme wird aus München be richtet wie folgt: „Wer auf der Münchener Theresienwiese steht, hat in weiter Ferne die Alpenkette vor sich, ein Bild eigenartiger Schönheit und Großartigkeit, Es bestand nun die Gefahr, daß die herrliche Aussicht durch die Errichtung hoher Ge bäude vor der Theresienwiese beeinträchtigt würde. Auf eine Anregung des Ministeriums des Inneren hat nun das Münchener Stadtbauamt, das Hand in Hand mit dem ört lichen Bauausschusse und dem Künstlerausschusse vorging, diese befürchtete Störung der Aussicht auf die Alpenkette durch Bestimmungen mit gesetzlicher Kraft unmöglich ge macht. Es ist ein Dreieck festgelegt worden, dessen Grund linie das etwa 85 km von der Theresienwiese entfernt lie gende Karwendelgebirge bildet, während seine Spitze im Aussichtspunkte vor dem Ausstellungsgelände auf der The resienwiese liegt. Alle Gebäude, die innerhalb dieses Drei ecks bis zu einem Abstande von 1,8 km von der Dreiecks spitze errichtet werden sollen, dürfen eine bestimmte Höhe nicht überschreiten, und für Türme und Schornsteine gilt das gleiche. Außerdem werden bestimmte Anforderungen an die Schönheit neuer Gebäude in dem fraglichen Gebiete gestellt; insbesondere gibt es besondere Vorschriften über die Form der Dächer. Noch an einer zweiten Stelle ist in Bayern eine schöne Aussicht in den Heimatschutz einbezogen worden, wie der „Prometheus" in einer Mitteilung über diese Art des Naturschutzes berichtet: Von Neuhofen aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt München. In einem bestimm ten Raume ist hier die Höhe neuer Gebäude gleichfalls so beschränkt worden, daß der Ausblick nicht unterbrochen wird, und zudem sind besondere Vorschriften über die Dach- formen und -aufsichten erlassen worden.“ Vom Standpunkte der Erhaltung der Heimatschönheit | aus ist die Botschaft aus Bayern warm zu begrüßen, und i mancher wird wünschen, daß es auch möglich sei, schöne Aussichten, die sich von privatem Grund und Boden aus bieten, in ähnlicher Weise schützen zu können, wie es hier seitens der Stadtgemeinde geschieht. Für Grundstücksbe- i sitzer freilich, deren Eigentum an Grund und Boden von den Baueinschränkungen betroffen wird, die von derartigen Schutzmaßnahmen nicht zu trennen sind, bedeuten die bei den Münchener Fälle eine wenig angenehme Botschaft. Ein gutes Wort für die Krähen wird von einem Mit arbeiter der Z. I. O. u. G in dieser Zeitschrift eingelegt. Der Verfasser geht von der Tatsache aus, daß den Krähen infolge der großen Fleischknappheit in den letzten Jahren sehr nachgestellt würde, und daß eine große Rnzahl, besonders auch an jungen Vögeln, in die Bratpfanne ge wandert sei. Es heißt dann weiter: „Es ist deshalb kein Wunder, daß der Krähenbestand außerordentlich stark im