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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 19 Nr 5 u. 6 veilchen und von jeder Erika, um nur ein paar beliebig gewählte Beispiele herauszugreifen, Uebrigens trifft die Behauptung auch nicht so ganz unbedingt die Wahrheit. Ich kenne ein bescheidenes altes Kleinbürgerehepaar; die i beiden alten Leutchen sind begeisterte Blumenfreunde und j haben auch jetzt noch nicht, trotz der Not des Krieges, ihre I Pfleglinge aus Floras Reich durch Tomaten oder Topfsalat ersetzt. In einem der Wohnstubenfenster dieses alten blumenliebenden Ehepaares gibt es auch mehrere starke, breite Prachtpflanzen des Usambaraveilchens, die wenig stens schon 6 Jahre alt sind und jahraus, jahrein in reichster Fülle ihre niedlichen, veilchenartigen Blumen bringen, ohne im Jahreskreislauf auch nur eine einzige Woche ganz aus zusetzen. — Warum es dem lieblichen Tropenkind aus den Usambarabergen gerade bei dem alten Ehepaar so gut gefällt? Ich glaube, es liegt daran, daß in dem Zimmer ein Oien mit einer Kochröhre steht, in der ein Teil der nahrhaften Kriegskost oder wenigstens der würzige Mor genkaffee-Ersatz gekocht wird. Ich will damit sagen, die feuchte Luft ist es jedenfalls, welche die Usambaraveilchen so gesund und wüchsig erhält, nicht etwa die Kriegskost. Doch Scherz beiseite: Luftfeuchtigkeit bei der Blumenhal tung im Wohnzimmer, das ist ja überhaupt der Angelpunkt, um den sich die Pflege der meisten Zimmerpflanzen dreht, und dem in bescheidenen Wohnungen im gemeinsamen Familienzimmer stehenden Kochofen ist es zu verdanken, daß man hier auch heute noch bisweilen so schön entwik- kelte Topfpflanzen findet. Eine andere notwendige Kul turbedingung ist Schutz vor den direkten Sonnenstrahlen, und der dritte Punkt: nicht zu große Kulturgefäße. Wenn diese drei Dinge beachtet werden, dann bereitet auch die Pflege des Usambaraveilchens keine besonderen Schwie rigkeiten, ebensowenig, wie auch die Anzucht etwa be sondere Schwierigkeiten bietet. Von Mitte Januar bis Mitte Februar muß das Usam baraveilchen ausgesät werden, wenn die Pflanzen bis zum Herbst genügend kräftig und verkaufsfertig werden sollen. Wie bei allen Gesnerazeen nimmt man dazu feingesiebte Heideerde, drückt und feuchtet sie vor der Aussaat an, streut dann erst die äußerst feinen Samen obenauf. Die Saatschale wird feucht und schattig bei 25 Grad Wärme aufgestellt. Falls Bewässerung notwendig wird, so muß diese durch Einstellen in lauwarmes Wasser, also von unten her erfolgen, damit nicht durch ungeschicktes Gießen die staubfeinen Körnchen verschlämmt werden. Im Laufe des Frühlings werden die Pflänzchen zwei- bis dreimal pickiert und ständig bei 20 bis 25 Grad C. ziem lich schattig und in feuchter Luft gehalten. Endlich, nach genügender Erstarkung, pflanzt man sie in kleine Töpfchen und verwendet dazu eine gleichteilige Mischung von Laub und Heideerde, oder von feingeriebenem Torfmull, alter abgelagerter Misterde und Sand unter Zusatz einer kleinen Menge feiner Hornspäne. Die weitere Kultur kann ent weder im Warmhause oder in einem warmen Mistbeet kasten erfolgen. Feuchte Wärme, Schatten, dabei aber doch keineswegs vollständiger Abschluß von der frischen Luft, sondern besonders bei feuchtwarmem, stillem Som merwetter vorsichtige, regelmäßige Lüftung ohne Zugluft, das sind die Kulturbedingungen. Die Töpfe dürfen nicht zu groß gewählt werden, und beim Umtopfen ist vorsichtig mit den Pflanzen zu hantieren, da die Blätter leicht ab brechen. Auch durch Blattstecklinge ist die Vermehrung leicht möglich; hierzu ist der Januar der geeignete Monat. Man schneidet die Blätter mit einem 5 bis 7 mm langen Stiel stück und steckt sie bei 25 Grad C. ins Vermehrungsbeet. An der Ansatzstelle des Stieles, an der Blattfläche, da, wo die Hauptblattnerven Zusammentreffen, entsteht das junge Pflänzchen, und zwar meistens gleich mit zwei bis drei ; Sproßanlagen. In der Regel wachsen die Stecklingspflan zen schneller heran, als die Sämlinge. — Ich bin über zeugt, wenn redegewandte Handelsgärtner sich mehr die Zeit nehmen würden, in den Laiengartenbauvereinen sich zu betätigen und dabei in den Vereinsversammlungen so manches vergessene Pflanzenkleinod gelegentlich wieder zu zeigen, so würde es auch gelingen, das Interesse des Publi kums für so nette Sächelchen, wie gerade das Usambara veilchen eins ist, wieder zu wecken. X. Y. Z. Saponaria oficinalis alba plena, das weißgefüllt blü hende Seifenkraut, ist eine gute Rabatten- und Schnittstaude, die viel mehr angepflanzt werden sollte. Die einfach blü hende Stammform ist bei uns einheimisch und wächst mit Vorliebe im kiesigen Geröll der Flußufer, auch in lichten Gebüschen, an Zäunen und Wegerändern. Die Blütezeit währt vom Juli bis zum September. Während aber die Blumen der wilden Form abgeschnitten wenig haltbar sind, da sie leicht welken, sind die gefüllten Blumen der Garten- Sorte viel dauerhafter und deshalb sehr wohl zur Binderei, insbesondere für die Herstellung von Kränzen brauchbar. Das weißgefüllt blühende Seifenkraut ist eine recht hübsche Pflanze, die keine besonderen Ansprüche an den Boden stellt. Allerdings versagt sie ihre Dienste in dürren, gänzlich verhungerten Böden, und eine alljährliche, mäßige Düngung irgend welcher Art lohnt sie mit um so reicherer Blüte. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung und durch Benut zung der jungen Sprossenköpfe als Stecklinge im Frühjahr. Rauchgasvergiftungen in Gartenkunst und Gartenbau. Von A. Janson. II. Die Zerstörungen gehen schrittweise vor sich. Schwer krank oder abgetötet wird zunächst nur das, was im unmit telbaren Schwadenzuge liegt. Das ergibt auch die Analyse des kranken bzw. abgestorbenen Laubes auf Schwefel, die bei Vorhandensein von Schwefel immer ein sicherer Beweis für Rauchgasschäden ist, sofern der Gehalt daran über 0,10 v. H. hinausgeht. So wurden in einem von mir bearbeiteten Fall (Döhren bei Hannover) an Schwefel gefunden: Abgewandte Seite v. H. Zugewandte Seite v. H Apfellaub 0.379 0,582 Kirschlaub 0,606 0,732 Abies Nordmanniana (Nadeln) .... 0,355 0,482 Pfirsichlaub 0,417 0,692 Bemerkt sei hierzu, daß die untersuchten Proben zwar stets von verschiedenen Seifen, aber immer von derselben Pflanze genommen worden sind. Und wie die zugewandte Seite der Einzelpflanze mehr S-Gehalt zeigt, als die abge wandte, so mehr noch bei geschlossenen Pflanzen. Nur sel ten findet man in der zugewandten Seite einmal weniger Schwefel, und zwar nur dann, wenn zur Zeit der Säureein wirkung die zugewandte tief im Schatten, die stark Schwe fel aufweisende aber stark beleuchtet ward und demgemäß regsam assimilierte. Diese einseitige Vergiftung kennzeichnet sich in akuten Fällen dadurch, daß das Laub schwere, äußerlich erkennbare Schäden aufweist. Diese greifen zunächst die Blattränder, -lappen und -spitzen an, und zwar am schwersten das dünne Füllgewebe, nicht oder wenig erkennbar die Rippen; oft werden diese deformiert. So z. B. kräuseln sich die Spitzen der Farnblätter nach oben oder unten; bei Eschen, Aepfeln wird das kranke Gewebe blasig aufgetrieben, bei Pflaumen, Eichen, Cornus, Sambucus, Philadelphus, Äilanthus, Robinia u. a. fällt das Gewebe zusammen. Hand in Hand damit geht die Verfärbung akut vergifteten Laubes in gelb, braun bis schwarzbraun; aber auch rötliche (besonders bei Ahorn) und weiße bis mittelblaue Töne sind nicht selten. Aus den abge storbenen Blattflächen zeichnen sich dann die Nerven oft in wunderschönem Muster grün ab, ohne daß diese aber noch