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Nr. 49 u. 59 Freitag, den 6. Dezember 1918, XX. Jahrgang. Der Handelsgärtner Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Das Abonnement gilt fortlaufend und kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. selten, ohne daß die amtlichen Stellen Grund des auf Begründet von Otto Thalacker. —Verlas: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Comenlusstr. 17. DasAhonnement gilt fortlaufend und Dun nur durch Abbestelluug 14 Tage vor Jahresschluß aulgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Kriegersiedlungen und Handelsgartenbau. —- Die Regelung des Arbeitsverhält nisses inden Gärtnereien. — Praxis und Wissenschaft: Kiefern als Park- und Garten- bäume. -—Leistungen tierischer Arbeitskräfte. — Die Vermehrung der Brombeeren durch Wurzelschnittlinge. — Clarkia pulchella. — Vereine und Versammlungen. — Han delsnachrichten. — Handelsregister. — Personalien. welche Gewißheit erheben könnte. Etwas klarer wird man in dieser Hinsicht wohl frühestens erst sehen, wenn die endgültigen Friedensbedingungen vorliegen und wenn Gewißheit besteht über die zukünftige Gestaltung der innerpolitischen und sozialen Verhältnisse im Gebiete des voraussichtlich durch den Krieg verkleinerten Deut schen Reiches. Die Leipziger Kriegerheimstättenge nossenschaft rechnet z. B., nach einem in diesen Ta gen veröffentlichten Aufrufe, daß vorläufig für das dortige Stadtgebiet ein Bedarf von 500 Heimstätten zu decken sein wird. Uns will diese Schätzung bei 9000 Kriegsgetrau tenpaaren reichlich niedrig erscheinen. Auf das Reichs gebiet berechnet, ergäbe das unter Zugrundelegung der obigen Zahlen nur 50 000 Siedlungen. Es ist aber wohl anzunehmen, daß diese Zahl um ihr Mehrfaches über schritten werden wird. Für uns als Handelsgärtner liegt nun selbstverständ lich die Bedeutung des Siedlungswesens darin, daß diese zu schaffenden Heimstätten sämtlich von Gärten umgeben sein sollen. Die Größe dieser Gärten ist freilich sehr ver schieden. In manchen Siedlungen, wo die Bodenpreise billig sind, werden jeder Heimstätte Gartenflächen bis zu mehreren tausend Quadratmetern zugeteilt. Bei der Leip ziger Kolonie sollen die Gärten jedoch nur 400 bis 500 qm groß werden: Immerhin sind es ganz bedeutende Bo denflächen, welche aus dem Feldanbau herausgenommen und der gartenmäßigen Bebauung zugeführt werden, selbst wenn man als Durchschnittszahl nur 500 qm für jede Heimstätte in Ansatz bringt. Es gab vor Ausbruch des Weltkrieges eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Kollegen, welche dem Schre- ber- und Kleingartenwesen nicht wohlwollend gegenüber standen, weil sie in der gartenbaulichen Betätigung man cher Kleingartenbesitzer einen geschäftlichen Wettbe werb sahen, welchen sie um so weniger billigten, als die Kleingärtner natürlich für den etwa erzielten Verdienst keine Steuern zahlten. Der Schreiber dieser Zeilen hat nie diesen Standpunkt eingenommen, weil er der Mei nung war, daß der gelegentliche Verkauf von einigen Kohl rabiköpfen oder Salatstauden wohl kaum als ernsthafte Konkurrenz zu bezeichnen war. Es gab ja allerdings auch Ausnahmen, wo von geschäftstüchtigen Schrebergärtnern, die inmitten einer Gartenkolonie eine etwas größere Fläche gepachtet hatten, ein schwunghafter Handel mit Blumen und Gemüsepflanzen, Sämereien, Düngemitteln u. dgl. steuerfrei betrieben wurde. Das waren selbstver ständlich zu verurteilende Auswüchse, gegen welche auch mehrfach von ortsansässigen Kollegen durch eine Anzeige beim Steuerfiskus eingeschritten wurde. Freilich nicht Inserate 30 Pfennig für die fünf gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennig, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Teuerungszusehlag 25°l0- Kriegersiedlungen und Handelsgartenbau. Wenn nicht ein Friede, welcher uns wirtschaftlich er würgt, sondern trotz der ungünstigen Lage, in der sich unser Vaterland heute befindet, ein Friede der Gerechtig keit geschlossen wird, dann wird voraussichtlich das Krie gersiedlungswesen, überhaupt das Kleinsiedlungswesen wahrscheinlich mit Anlehnung an die Grundsätze der Bo ■ denreformer in unserem nach neuer Gestaltung ringenden Vaterlande einen sehr großen Aufschwung erleben. Schon regt es sich allenthalben, hauptsächlich in den Großstäd ten, nicht minder aber auch in den großen Industrie bezirken, und es ist wohl anzunehmen, daß diejenigen Städte und Bezirke, welche noch nicht am Werke sind, in kurzer Zeit auch denselben Weg betreten werden. Die Angelegenheit hat eine sehr große volkswirt schaftliche und volksgesundheitliche Bedeutung. Der Krieg hat dem deutschen Volke das ungeheuerliche Blut opfer von 1600000 Männern auferlegt. Das bedeutet die Vernichtung von rund 2% vH. der Einwohner Deutsch lands. Man könnte also zu dem Trugschlusse kommen, daß ein Ueberfluß an Wohnungen in Deutschland vorhan den sein müsse, weil die Bevölkerungszahl diesen Riesen verlust erlitten hat. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Das vierjährige Bauverbot mit streng durchgeführ ter Beschlagnahme aller Baustoffe hat im Verein mit den zahlreichen Kriegstrauungen junger Paare, welche unter normalen Verhältnissen zum Teil wohl noch lange nicht an eine Eheschließung gedacht haben würden, eine Wohnungsnot erzeugt, welche uns jetzt gewaltig auf die Nägel brennt und schleunigst Abhilfe erfordert. Man schätzt z, B. allein in der Stadt Leipzig die Anzahl der kriegsgetrauten Paare auf etwa 9000 bei einer Einwohner zahl, welche vor dem Kriege rund 650 000 betrug. Würde man diesen Anteilsatz auf die ganze Bevölkerung des Rei ches von rund 65 000 000 berechnen, so ergäbe das die Zif fer von rund 900 000 kriegsgetrauten jungen Paaren. Na türlich ist nicht anzunehmen, daß sich alle 900 000 als Kleinsiedler niederlassen werden. Aber immerhin doch wohl ein nicht unerheblicher Prozentsatz. Freilich fehlen vorderhand alle bestimmten Anhaltspunkte, wie groß die Anzahl der zu errichtenden Einzelwohnhäus,er mit Garten sein wird. Denn voraussichtlich werden ja nicht nur die Kriegsgetrauten, sondern auch zahlreiche andere Familien als zukünftige Heimstättensiedler in Betracht kommen. Wir könnten höchstens schätzungsweise eine Zahl ermitteln, die aber auch keinen Anspruch auf irgend Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. vorliegenden Tatbestandes Gelegenheit zum Eingreifen nahmen. Während der langen Kriegsjahre hat nun der Klein gartenbau aller Formen einen ungeheueren Aufschwung