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Nr. 47 u. 48 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung fflr den deutschen Gartenbau 189 Bekleidung niedrigen Gitterwerks und für ähnliche Zwecke anpflanzen. Auch für breite Beeteinfassungen ist es sehr gut zu verwenden. Der Schreiber dieser Zeilen benutzt es z. B. mit Vorliebe zur Umrahmung feiner Strauchgruppen von regelmäßiger Grundrißform. Sehr fein wirkt es auch in Verbindung mit zierlichen Nadelholz gruppen und immergrünen Gehölzen; besonders mit den blaubereiften Juniperus Sabina-Spielarten und ähnlichen gibt es eine angenehme Farbenwirkung. Die Zweige des Goldnetzgeißblattes schmiegen sich dem Boden an, und mit geringer Nachhilfe durch Abkneifen der Spitzen und mäßigen Rückschnitt kann man die Einfassungen in Ord nung halten. Allerdings dürfen diese Einfassungen nicht allzu schmal bemessen werden. Man muß ihnen schon eine Breite von etwa 30 cm geben, und Winterschutz ist, wie schon gesagt, unerläßlich, damit der Strauch nicht stark zurückfriert oder in strengen Wintern ganz zugrunde geht. Eine vorzügliche Verwendung findet das Goldnetz geißblatt in Kalthäusern, Wintergärten', hellen Korridoren und sonstigen Vorräumen als Kriech-, Ampel- und Schling strauch, Auch im Wohnzimmer bleibt es bei reichlicher Lüftung jahrelang in gutem Wuchs. Besonders als Ampel pflanze in ausreichend großen Gefäßen ist es wirklich hübsch. Die Vermehrung geschieht leicht durch Ableger und krautartige Stecklinge. Bei Kultur in Gefäßen darf man keine zu leichte Erde verwenden, vielmehr soll diese einen nicht zu knapp bemessenen Zusatz von Lehm erhalten. Auch ein geringer Zusatz von Kalk in Form klaren alten Bauschuttes sollte nicht vergessen werden, X. Y. Z, Richtiger Schnitt der Straßen-, Allee- und Schatten bäume. Es ist meist üblich, die Straßenbäume usw. nur während der ersten 4 bis 5 Jahre nach der Pflanzung regel recht zu beschneiden, darauf aber so lange sich selbst zu überlassen, bis die Kronen so umfangreich geworden sind, daß sie sich gegenseitig beengen. Dann wird ein starker Rückschnitt ins alte Holz vorgenommen, um sie zu verjüngen und ihnen Platz für das fernere Wachstum zu schaffen. Die verstümmelten Bäume bieten dann 1 bis 2 Jahre lang einen wenig angenehmen Anblick und sehr geringen Schatten. Deshalb ist es viel ratsamer, das Be schneiden der Baumkronen überhaupt nicht vollständig einzustellen, sondern wenn auch nicht alljährlich, so doch aber jedes zweite Jahr auszuführen. Auf diese Weise wird das Verjüngen auf sehr lange Zeit hinausgeschoben. Das ist besonders angenehm für Schattenbäume in Wirtshaus und Konzertgärten, wo es immer ganz besonders unange nehm empfunden wird, wenn durch Verjüngung der Bäume die Sonne ungehinderten Zutritt erhält. Kleinere Mitteilungen J Der Ertrag der Kartoffelernte 1918, Nach einer neuerdings bekanntgewordenen Meldung ist man in den bezüglichen Bewirtschaftungskreisen der Ansicht, statt eines anfänglich auf 65 Ztr. für den Morgen geschätzten durchschnittlichen Kartoffelertrages nur einen solchen von 45 Ztr. annehmen zu dürfen. Diese Schätzung scheint uns aber viel zu niedrig zu sein. Allerdings ist in Süddeutsch- land und teilweise in Sachsen die Ernte verhältnismäßig ungünstig ausgefallen, um so besser aber in West- und Norddeutschland, wodurch der erstgenannte Ausfall größ tenteils wettgemacht sein dürfte. Für die hauptsächlich sten Kartoffelanbaugebiete des deutschen Ostens hat die „Zeischrift für Spiritusindustrie“ auf Grund einer Umfrage folgende Ergebnisse ermittelt: Mecklenburg 70—80 Ztr, für den Morgen, Ostpreußen 50—55 Ztr,, Westpreußen 50 bis 60 Ztr., Posen etwa 50 Ztr., Pommern etwa 70 Ztr., Brandenburg 60 Ztr., Schlesien 55 Ztr. Dabei hofft das genannte Fachblatt, daß diese Zahlen sich noch als zu vorsichtig geschätzt erweisen werden. Kartoffelkulturstation in Hessen. Im Anschluß an das landwirtschaftliche Institut, das der hessischen Lan desuniversität in Gießen angegliedert ist, soll dort durch die Landwirtschaftskammer in Wiesbaden eine nassau ische Kartoffelkulturstation errichtet werden, in der das gesamte Versuchswesen des Kartoffelanbaues planmäßig durchgeführt werden soll. Außer einer Hauptstelle in Gie ßen sollen im Westerwald, im Taunus und in der Rhein- und Mainebene Nebenstellen im Zusammenhang mit den landwirtschaftlichen Winterschulen eingerichtet werden. Kriegerfriedhöfe in der Provinz Schlesien. Einige Ver treter des Kriegs- und Kultusministeriums haben vor kur zem unter Führung des Landesbaurats Dr, Burgemeister und des Gartenbaudirektors Erbe aus Breslau von der Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrung die Besichti gung einiger Kriegerfriedhöfe in Schlesien vorgenommen. Ihr Weg führte sie nach Görlitz, Liegnitz, Sagan, Sprottau und Glogau; auch der Garnisonfriedhof zu Breslau und die Kriegerabteilung des städtischen Friedhofs an der Os- witzer Straße wurden besichtigt. Der allgemeine Eindruck der in Augenschein genom menen Anlagen war sehr günstig, die gärtnerische Pflege meist geradezu mustergültig, die Frage der Denkzeichen aber noch nicht durchweg gelöst. Vorbildliches hat in die ser Beziehung die Stadt Sagan geschaffen, die gemäß des ihr vor 1% Jahr von der Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrung erteilten Rates ihre Heldengräber mit ein heitlichen Grabsteinen von ansprechender Form ge schmückt und sogar nach Verhandlung mit den Angehöri gen diejenigen Grabsteine ausgewechselt hatte, die von den Familien der Verstorbenen vorzeitig aufgestellt waren und die in ihrer Art das Gesamtbild störten und dem Ge danken des Kriegergrabes keine Rechnung trugen. Hier kommt die vom Soldatenfriedhof geforderte Straffheit und Uebersichtlichkeit voll zum Ausdruck. Die kleinen, ein fachen Granitsteine, deren Entwurf von dem (dortigen Stadtbaumeister stammt, werden der Auffassung des Sol datischen so ganz gerecht. Wenn erst ein wenig Patina das Weiß der Denkmäler etwas getönt hat und Hecken sowie Efeu sich besser entwickelt haben, so wird der Ge samteindruck ein überaus befriedigender werden. Die jetzt von der Provinzialberatungsstelle vielfach unternommenen Beratungs- und Besichtigungsreisen haben die Kriegerehrungsfrage wesentlich gefördert. Es ist zu hoffen, daß unsere Provinz auch auf diesem Gebiet in erster Reihe stehen wird. Dazu ist es nötig, daß die In anspruchnahme der Provinzialberatungsstelle rechtzeitig erfolgt und man sich ihres Rates früh genug, also noch bevor endgültige Beschlüsse gefaßt worden sind, bedient. Die Geschäftsstelle befindet sich in Breslau (Landeshaus). „Kinderloser Gärtner gesucht.“ Die „Allgemeine Deutsche Gärtnerzeitung 1 ' brandmarkt die gedankenlose Selbstsucht, mit der trotz aller Bewegungen für die Be völkerungspolitik noch immer Gärtnerstellen nur für Kinderlose ausgeboten werden. Aus dem „Frankfurter Generalanzeiger“, der „Kölnischen Zeitung“, den „Leip ziger Neuesten Nachrichten", der „Deutschen Tageszei tung“ und vielen anderen Blättern werden zahlreiche An zeigen angeführt, in denen unverheiratete oder kinderlose Gärtner gefordert werden. Nur eine einzige rühmliche Ausnahme steht dem gegenüber. Eine Frau Amtsrichter Busch in Kirchen a. d. Sieg sucht einen Gärtner zur Neu anlage ihres Landhausgartens: „Kriegsbeschädigter oder kinderreiche Familie bevorzugt," Diese eine Schwalbe bringt leider noch nicht den Sommer anständigen Verhal tens der Arbeitgeber gegenüber den Familienverhältnissen ihrer Arbeitnehmer, Interessantes vom Schweizer Nationalnaturschutz park, Aus den soeben im Druck erschienenen Verhand lungen über die 99. Jahresversammlung der Schweizer!-