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Angesichts dieser Sachlage ist es eine Notwendig keit, alle Maßnahmen so vorausschauend und frühzeitig wie nur möglich zu treffen. Nichts darf auf die lange Bank geschoben werden. Die Bestellungen von Waren und Pflanzen aller Art dürfen nicht erst aufgegeben wer den, wenn das Feuer auf die Nägel brennt. Nach Mög lichkeit wird sich auch der Bezug ganzer Wagenladungen empfehlen, soweit er durchführbar ist. Gegebenenfalls müßte sich eine Anzahl von Kollegen zum gemeinsamen Bezüge zusammenschließen. Wo die Möglichkeit vor handen ist, gewisse Waren und Gegenstände aus der Nähe mittels Fuhrwerks zu erhalten, sollte sie ausgenutzt wer den. Auch in diesem Falle ist gemeinsame Beschaffung dringend zu empfehlen, schon um die Kosten zu ver ringern. Wenn alle nach diesen Grundsätzen handeln, so wird es möglich sein, die Schwierigkeiten ein wenig zu lindern. Außerdem aber ist es notwendig, daß die Behörden auf das nachdrücklichste darauf hingewiesen werden, welche große volkswirtschaftliche Bedeutung der Gartenbau hat, damit unsere Versandgüter nicht schlechter behandelt werden als weniger wichtige. Wo bleibt der Reichsverband für den deutschen Gartenbau? Der Umsturz und die Neugestaltung der politischen Verhältnisse, die für das gesamte Wirtschaftsleben des deutschen Volkes ein Ereignis von größter Tragweite ist, hat auch für unseren Beruf eine gewaltige Bedeutung. Wo bleibt nun in diesen schweren Tagen der Reichs verband für den deutschen Gartenbau? — Wacht er, oder schläft er, oder ist er etwa gar ge storben? — Dringend notwendigist, daß er sich rührt, und zwar so schnell als möglich! — Bedeutende wirtschaftliche Interessen unseres Be rufes stehen auf dem Spiele; Preisgestaltungsfragen unserer Erzeugnisse für die Uebergangszeit und für später müssen erörtert werden. Die Unterbringung der plötzlich frei werdenden Arbeitskräfte ist sofort in die Wege zu leiten. Zwar wird diese Angelegenheit in unserem Berufe ver mutlich keine besonderen Schwierigkeiten machen, weil es uns an gelernten Arbeitskräften fehlt. Aber immer hin bedarf sie doch schleuniger und wohlgeordneter Lösung. Dringend notwendig ist auch die Herstellung eines gedeihlichen Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zum besten des Gedeihens des Gesamtbe- berufes, ohne Hintenansetzung der berechtigten Interessen beider Teile. Im Vordergründe aber steht die Frage: Welche Maß nahmen sind zu ergreifen, daß der Gartenbau als Ganzes nicht Not leidet, daß ihm im neuen Staate die Würdigung zuteil wird, die er verdient?! Noch nie gab es für den Reichsverband eine so glän zende Gelegenheit, seine Daseinsberechtigung zu be weisen, Auf, möge er ans Werk gehen! Das ist für ihn das Gebot des Augenblicks. Wird er von ihm verpaßt, dann bleibt wohl leider nur die Folgerung übrig, daß sein Bestehen zwecklos ist. Und das wäre sehr zu bedauern! Praxis und Wissenschaft J Gegenden Fruchtschimmel. Der Fruchtschimmel, Monilia fructigena und cinerea, ist einer unserer schädlichsten Frucht- und Baumverder ber. Im Interesse der Sicherung unserer Obsternten ist es notwendig, mehr zur Bekämpfung dieses Schmarotzer- pilzes zu tun, als es bisher geschah. Denn besonders in feuchten Jahren richten beide Arten der Gattung Monilia ganz bedeutenden Schaden an, und zwar sowohl am Kern-, wie am Steinobst. Das Auftreten der Krankheit an den Früchten ist bekanntlich sehr leicht festzustellen. In der Regel sind die Faulstellen von konzentrischen Ringen gelblicher oder grauer Pilzpolster bedeckt. Bisweilen ist allerdings die konzentrische Anordnung nicht deutlich erkennbar. Das | gilt besonders für Zwetschen, bei denen oft die ganze befallene Frucht gleichmäßig von den Pilzpolstern über zogen ist. Bisweilen fehlen auch die Pilzpolster voll ständig. Die erkrankten Früchte, besonders die Aepfel, i sind dann nur in ihrem Innern von dem Fadengewebe (Mycelium) des Pilzes vollständig durchsponnen. Die Schale bleibt längere Zeit hindurch straff und glänzend, wobei sie sich braun und schließlich schwarz färbt. Das Fleisch ist faulig und braun bis braunschwarz verfärbt. Bei den Kirschen werden die erkrankten Früchte zu nächst stellenweise weiß und fleckig und trocknen dann zusammen. Bei den Pfirsischen sind die Faulstellen oft von einer schwärzlichen Pilzhaut überzogen, die von einem Schwärzepilz verursacht wird, der sich auf den von Monilia befallenen Früchten ansiedelt. Von den Pflaumen sorten leiden die Reineklauden und andere großfrüchtige oft so stark durch die Monilia, daß man an manchen Bäumen kaum eine einzige gesunde Frucht erntet. Die durch die Krankheit bewirkte Verfärbung der Reineklau den weist einen ausgesprochen blaugrauen bis - blei farbigen Ton auf. Die Ausbildung der Schimmelpolster unterbleibt dabei oft vollständig. Bei allen Obstarten fällt ein Teil der vom Frucht schimmel zerstörten Früchte bereits im Sommer ab. Eine mehr oder weniger große Anzahl der Aepfel, weniger der Birnen, erkrankt erst auf dem Winterlager. Nicht wenige bleiben in Gestalt von sog. Fruchtmumien vollständig ver trocknet auf den Bäumen hängen. Jetzt, im blattlosen Zustande der Bäume, sind sie deutlich zu sehen. Die fauligen Früchte und die Fruchtmumien sind die i Krankheitsherde, von denen die Ansteckung im nächsten Jahre ausgeht. Vom zeitigen Frühling an bilden sich an ■ ihnen sogleich keimfähige Sporen, Konidien genannt, die vom Winde, vielleicht auch durch Insekten, verbreitet werden. Sie gelangen auf diese Weise teils in Wunden der Zweige, seien es Windbruch- oder Schnittstellen oder 1 kleine Risse irgendwelcher Art, und später zur Blüte- | zeit auch auf die Narben der Blüten. Die letzteren bilden vermutlich die Haupteingangsstellen. Sie keimen hier sofort aus, und das Pilzgewebe gelangt (von den Blüten aus durch den Griffel eindringend, von den sonstigen Wunden aus unmittelbar) in die lebenswichtigen Gewebeteile der Zweige. Es erfüllt das ganze Innere dieser Gewebe, so daß oft unter dem-Mikroskop dessen eigene Zellen nur noch in sehr geringer Anzahl zu erkennen sind. Der Saftkreis lauf stockt und der kranke Zweig stirbt ab. Wenn dabei am Grunde eines größeren Zweiges ein kleiner Zweig er krankt und an dessen Ursprungsstelle das Gewebe des größeren Zweiges ringsum abgetötet wird, dann muß natürlich der größere Zweig oberhalb dieser Stelle eben falls absterben. Auf diese Weise ist bekanntlich z. B; der Kirschenanbau in vielen Gegenden zeitweise bis an den Rand des Unterganges gebracht worden. Späterhin tritt dann auch die Monilia-Fruchtfäule von neuem auf. Die zur Ansteckung der Früchte erfor derlichen Sporen entstammen ebenfalls den Fruchtmumien und auch den im Frühjahr erkrankten und verdorrten Zweigen. Auch die Früchte können nur durch Wund- i stellen angesteckt werden. Häufig sind es die Eingangs- ' fraßlöcher der Obstmaden, häufig aber auch zufällige, durch ' Anschlägen der Früchte an benachbarten Zweigen ent-