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186 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 47 u. 48 Möglicherweise könnte man auch Topfpflanzen und Bin dereien, z. B. Trauerkränze, mit unter diesen Begriff fas sen. In erster Linie aber handelt es sich natürlich um Gemüse und Obst, aber auch um Obstbäume und Sträu cher. Es besteht nun die dringende Gefahr einer zu gerin gen Bemessung dieser Preise. Denn Laien, die doch in die sem Falle maßgeblich sind, haben fast immer die törichte Meinung, daß alles „Grünzeug“ von selber wächst, ohne daß nennenswerte Erzeugungskosten entstehen. Da ist Aufklärung durch geeignete Fachleute dringend notwendig. Es müßte dabei besonders darauf hingewiesen werden, daß die Erwerbsgärtnerei den allgemeinen Teuerungsver- hältnissen entsprechende Gehilfen- und Arbeiterlöhne nur dann zahlen kann, wenn ihre Erzeugnisse nicht wie der zu den alten Schleuderpreisen verkauft werden. Auch die gärtnerischen Verbände und Vereinigungen sollten sich bereit machen, im Sinne vorstehender Anregung zu handeln und an den geeigneten Stellen einzugreifen. Es hat keinen Sinn, sich passiv zu verhalten und den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Welche verhängnisvolle Wirkung das massenhafte Auftreten von Ungeziefer auf den Ausfall der Obsternte haben kann, das wurde uns in diesem Jahre durch die Vernichtung eines großen Teiles der aussichtsreichen Obsternte durch Blattlausschaden und Raupenfraß deut lich vor Augen geführt. Sehr wesentlich wird dieser In sektenschaden durch das Fehlen der Rohstoffe für die j Herstellung der erprobten Bekämpfungsmittel begünstigt. Eine dringende Forderung ist daher, sobald wie möglich einen Teile der durch die in naher Aussicht stehende Stil legung der Rüstungsindustrie frei werdenden Chemikalien und sonstigen geeigneten Rohstoffe für den obengenannten Zweck zur Verfügung zu stellen. Bei dieser Gelegenheit müßte wohl auch darauf hin gewiesen werden, daß eine gründliche, staatlich organi sierte und unterstützte Bekämpfung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten zu den dringlichsten Forderungen gehört, die in Zukunft durchgeführt werden sollten. In der Schweiz z. B, ist die Bekämpfung der Blattkrank heiten des Weinstockes in diesem Sinne schon längst ein gerichtet, Gleichartige Einrichtungen müssen unbedingt, aber nicht nur einseitig zugunsten des Weinbaues, son dern für alle gärtnerischen Nutzpflanzen, auch bei uns geschaffen werden. Der Gartenbau ist die höchste Stufe der Bodenkultur. Er schafft auf kleinstem Raume größte Nährwerte, und auch, soweit er durch die Blumenzucht und Gartenge staltung der Schönheit dient, leistet er der Menschheit gute Dienste. Mögen sich die Kollegen, eingedenk dieser Tatsachen, im neuen Staate nicht an die Wand drücken lassen, sondern sich und unserem Beruf die Stel lung erobern, die uns zukommt. M. L. in W. Zur Einfuhr von Blumenzwiebeln aus Holland, Der Hilfsausschuß teilt uns folgendes mit: Es unterliegt kei nem Zweifel, daß die nach vielen Mühen erwirkte dies jährige Einfuhrerlaubnis für holländische Blumenzwiebeln von zahlreichen Farmen, namentlich in Holland, auf das äußerste mißbraucht worden ist, indem weit größere Men gen von Blumenzwiebeln auf die Einfuhrbewilligungen nach Deutschland eingeführt worden sind, als der Betrag der Einfuhrbewilligung ausmachte. Dem Reichskommis sar liegt ein umfangreiches Material hierüber vor, und einzelne Zollstellen haben Feststellungen gemacht, daß auf Einfuhrbewilligungen die dreifachen und höhere Men gen von Blumenzwiebeln für den bewilligten Betrag ein geführt worden sind. Wir müssen uns vorbehalten, die Handlungsweise namentlich holländischer Firmen ohne Rücksichtnahme später zu veröffentlichen. Die Vorgänge sind um so mehr bedauerlich, als der Hilfsausschuß dem Reichskommissar gegenüber die Verpflichtung übernom men hatte, für die ordnungsgemäße Erledigung der Bewil ligungen zu sorgen, sowie dafür, daß Uebergriffe nach Möglichkeit ausgeschlossen bleiben sollten. Der ZWeck der heutigen Veröffentlichung ist eine dringende Warnung. Es liegen sowohl dem Reichskom missar, wie dem Hilfsausschuß von holländischen Firmen aufgesetzte Erklärungen vor, die zur Unterschrift an die Abnehmer dieser Firmen eingesandt worden sind. In die sen Erklärungen mußten sich die deutschen Abnehmer verpflichten, diejenigen Beträge, für die über den Betrag der Einfuhrbewilligungen hinaus geliefert war, einer vor geschriebenen Bank oder direkt nach Holland zu über weisen. Wir machen auf das ernsteste darauf aufmerk sam, daß jeder, der Geld nach Holland überweist, also durch diese Ueberweisung dazu mithilft, daß die Vor schriften wegen der Hinterlegung der Kaufbeträge auf Sperrkonten bis 9 Monate nach Beendigung des Kriegs zustandes unwirksam und undurchführbar werden, sich gegen die Gesetze wegen Leistung von Zahlungen an das Ausland vergeht und sich strafbar macht. In jedem Falle, wo derartige ungesetzliche Zahlungen an das Ausland festgestellt werden, setzt sich der Betreffende einer Strafverfolgung aus. Der Hilfsausschuß kann deshalb nur auf das dringendste davor warnen, irgendwelche Zahlun gen für holländische Blumenzwiebeln auf andere Weise zu leisten, als dies vorgeschrieben ist, also es darf für die holländischen Firmen Zahlung nur auf Sperrkonto beider von der holländischen Firma bestimmten Bank erfolgen, bei der Deutschen Bank, der Dresdner Bank oder der Disconto-Gesellschaft. Die gegenwärtigen Verkehrsschwierigkeiten. Mit ungeheueren Schwierigkeiten wird die Abwicklung des Handels und Wandels nicht nur in nächster Zeit, sondern wahrscheinlich noch auf Jahre hinaus zu kämpfen haben, soweit sie sich des Eisenbahnversandes bedienen muß. Die fürchterlich harten Waffenstillstandsbedingungen, die unsere Kriegsgegner uns auferlegt haben, berauben uns eines sehr großen Teiles unserer Verkehrsmittel. Zur Be leuchtung der in dieser Hinsicht bestehenden Sachlage sei angeführt, daß Deutschlands staatliche und private Bahnen im zweiten Kriegsjahre 3 2 2 7 2 Lokomotiven, 1 9 3 7 2 Gepäckwagen, 2 2 8 5 3 8 gedeckte und 4 9 6 5 0 0 offene Güterwagen besaßen. Der Materialzuwachs be trug jährlich 1000 Lokomotiven und 32 000 Güterwagen. Davon müssen wir 5000 Lokomotiven und 150 000 Eisen bahnwagen abgeben, Ueber die Bedeutung dieses Ader lasses an diesen wichtigsten Verkehrsmitteln kann wohl ein Zweifel nicht bestehen. Man kann damit rechnen, daß etwa die Hälfte unseres Wagen- und Loko- motivbestandes zurzeit nicht benutzbar ist. Wir würden demnach also augenblicklich nur über rund 362 500 ge brauchsfähige Güterwagen verfügen. Allerdings wird es möglich sein, in vielleicht nicht allzulanger Frist mit Hilfe der in der Rüstungsindustrie frei werdenden Arbeitskräfte einen großen Teil beschädigter Wagen wiederherzustel len, aber zunächst wird uns nur ein Wagenbestand von schätzungsweise 181 225 Stück zur Verfügung stehen, nachdem wir die von den Ententestaaten geforderten 150 000 Stück abgegeben haben werden. Das ist nur reichlich der vierte Teil der Anzahl vom Jahre 1915. Es ist hier nicht der Ort, zu schildern, welche ver wüstende Wirkung diese Verminderung unseres Wagen bestandes für unsere gesamte Volkswirtschaft haben wird. Auch unser Beruf wird darunter auf das schwerste leiden. Man denke an die Düngemittelbeschaffung, Koh lenversorgung, Lieferung von Bindegrün und Schnitt blumen, ferner den gesamten Pflanzenversand, den Samenhandel, überhaupt an die Heranschaffung aller Ge brauchsgegenstände und Güter. I Nr ve: stc so f ist be na nie zul Ve de ha ruf Er; eri we Zw mt es hin zel we da da Be gei Ar bei bei ke wi Ba un de lic err mt Be ha mi de dri rin es At da gre da we