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180 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 45 u. 46 Brunnenwasser zum Teil beruht. Viel Wasser ohne die genügende Nährstoffe, erhält die Pflanzen noch lange, doch die zunehmende Schwächung macht sich bald bemerkbar. Manche Fische leben auch recht lange in einem guten Wasserbehälter, ohne gefüttert zu werden, so daß man an nimmt, sie brauchen kein Futter (ich habe diese Behaup tung gehört); aber der Fisch macht andauernd Jagd auf die unseren Augen kaum bemerkbaren Kleintiere, die durch das frische Wasser immer wieder ergänzt werden. Dies ist aber in den meisten Fällen Unterernährung und der Fisch verhungert langsam. Aehnlich ist es mit vielen Topfgewächsen, doch gebe ich zu, daß die meisten totgegossen und -gedüngt werden, oder vertrocknen. Der Gärtner soll darum, wenn ange bracht, den topfblumenkaufenden Kunden eine Kulturan weisung geben, es ist sein Schade nicht. Ich schrieb, wenn angebracht, aber das merkt man bald, ob es angebracht ist: kurze Worte bewirken entweder ein weiteres, ver ständnisinniges Nachfragen, oder ein Achselzucken oder sonstiges ablehnendes Benehmen. Ich habe schon oft von Leuten gehört, daß sie durch Auskünfte viel Freude an ihren Pfleglingen hatten. Solche Leute verderben nach Ansicht mancher Gärtner das Geschäft, aber nach meinen langjährigen Erfahrungen ist das Gegenteil der Fall. Ihre Erfolge reizen zu immer neuen Ankäufen, nicht bloß bei der Blumenbesitzerin, sondern auch bei den Nachbarn und anderen, die es sehen. Werden auch mal selbstge zogene Sachen verschenkt, so bildet dies für den Gärtner keine Konkurrenz, sondern dient ebenfalls noch als Reklame, weil die Blumenfreunde denken: Was der oder die kann, müßte mir doch auch gelingen. Solche Privat vergnügen nehmen aber nie einen den Gärtner schädi genden Charakter an, sie fördern nur das Interesse für Blumen, nutzen also dem Gärtner. Die meisten Fehler macht wohl das Publikum beim Verpflanzen von Topf blumen. Man verpflanzt zur Unzeit, pflanzt mit trockenem Ballen, nimmt ungeeignete Erde, ungeignete Töpfe oder Kübel und verteilt die Erde schlecht, Auch die beste Blumenfreundin bleibt in gewissen Grenzen der Erkennt nis, ebenso der Blumenfreund, Ich nenne die „Freundin“ absichtlich zuerst, nicht bloß aus Galanterie, sondern weil sie am zahlreichsten sind. Als gute Blumenerde ist im allgemeinen alte Mist beeterde anzusprechen, wenn die Mistbeete nicht vor zugsweise der Blumenzucht dienten. Darauf ist zu achten, wenn man die Mistbeeterde erneuern will. Die alte Erde muß also einesfalls der Blumenzucht, andernfalls dem Ge müse-, Obstbau usw. zugeführt werden, damit man auch hier dem Wechselbau gerecht wird. Mistbeeterde, die man wieder im Mistbeet verwenden will, ist möglichst flach auszubreiten. Auch Kainit*), Thomasmehl und Kalk kann man der Erde jetzt zusetzen, ebenfalls Jauche. Nur hüte man sich, kurz vor dem Gebrauch die Dungstoffe zu geben. Frische Jauche ist z. B. nicht angebracht, wenn man schon zeitig im Januar Kästen ansetzt, weil man um diese Zeit ohnehin oft mit Schimmel und Fäulnis zu kämpfen hat. Bei den frühesten Kästen ist überhaupt die Verwendung von kräftiger, reiner Erde geboten. F. Steinemann. Pflügt bei Feldgemüsebau stets im Herbst! Eine Hauptsache für den Erfolg ist, im Herbst tief zu pflügen und das Land den Winter über in rauher Scholle liegen zu lassen. Dann kann der Frost seine lockernde Wirkung auf die Erdschollen ausüben und, was die Hauptsache ist, die Winterfeuchtigkeit kann 'in den Boden eindringen, so daß er sich vollsaugt wie ein Schwamm. Das ist unge heuer wichtig. Denn dann haben die Pflanzen im Früh ling unbedingt die für ihr Gedeihen unentbehrliche Feuch tigkeit zur Verfügung und werden nicht so leicht unter der Einwirkung etwaiger Trockenzeiten im Frühling leiden, ") Besser ist wohl vierzigprozentiges Kalisalz oder Chlorkalium. Die Schrittleitung, welche leider zu einer unangenehmen Dauereigenschaft des mitteleuropäischen Klimas zu werden scheinen. Wird das Pflügen erst im Frühjahr vorgenommen, dann bleibt das Regen- und Schmelzwasser den Winter über auf der Bodenoberfläche in Pfützen stehen, zumal wenn der Bo den beim Eintritt stärkeren Schneefalles bereits unter der Einwirkung vorhergegangener Fröste mehrere Zentimeter tief gefroren war. Es verdunstet dann später, zumal wenn das Tauwetter von heftigem Winde begleitet ist, anstatt in die Erde zu versinken. Je öfer sich im Laufe eines Winters dieser Vorgang wiederholt, um so mehr unersetz liche Bodenfeuchtigkeit geht dem Felde verloren. Ist das Gelände abschüssig, dann ist der Verlust noch größer. Außerdem ist noch ein anderer Umstand von großem Nachteil: wenn das Umpflügen erst im Frühjahr erfolgt. Durch den Pflug (oder Spaten) wird natürlich der Zusam menhang der Haarröhrchen zwischen der tieferen Boden schicht und der Oberschicht unterhalb der Arbeitstiefe des Pfluges unterbrochen. Erfolgt das Pflügen im Herbst, dann setzen sich die Bodenschollen den Winter über wie der soweit zusammen, daß die Haarröhrchen wieder her gestellt werden. Hierdurch wird es dann ermöglicht, daß die Gemüsepflanzen sich im Frühjahr aus der Tiefe mit Bodenwasser versorgen können, weil dieses in den nach dem Pflügen im Herbst wiederhergestellten Haar röhrchen nach oben steigen kann. Eine Trockenzeit im Mai, der nach der Bauernregel eigentlich kühl und naß sein sollte, kann dann den Pflanzen nie verhängnisvoll werden, auch wenn es ganz unmöglich ist, durch Gießen nachzuhelfen. Wurde aber erst im Frühjahr gepflügt, dann hat sich der Boden bis zum Mai noch nicht wieder gesetzt. Der Zusammenhang der Haarröhrchen zwischen der Bodentiefe und der durch den Pflug umgeworfenen Erdschicht ist noch nicht wieder hergestellt und die Pflanzen, deren Wurzeln bis dahin noch nicht in die Tiefe, also unterhalb der Unterbrechungsstelle der Haarröhrchen, gedrungen sind, leiden unter der Trockenheit, weil die im Unter grund etwa selbst im Ueberfluß vorhandene Feuchtigkeit nicht bis in die obere Bodenschicht zu den Wurzeln auf steigen kann. Denn nur durch die Haarröhrchenkraft des Bodens wird dieses ermöglicht. Der im Herbst tief ge pflügte Boden wird im Frühjahr nur gegrubbert und; geeggt In leichteren Böden (vom Sandboden bis zum sandigen Lehm) genügt diese Frühjahrsbearbeitung vollständig, um dem Boden die zur Aufnahme der Saat oder für die Pflanzung notwendige Feinheit der Krume zu verschaffen. In schweren Böden müßte freilich noch einmal ganz flach (8 bis 10 cm) gepflügt (geschält) werden, worauf dann der Grubber und die Egge in Tätigkeit gesetzt werden. Das Grubben muß kreuz und quer und möglichst noch in der Diagonale erfolgen, damit der Boden die für Aussaaten erforderliche Krümelstruktur erhält. Beachtenswertes bei der Pflanzung und Pflege von Nadelholzgruppen. Es ist ein schwerer Fehler, Nadelholz gruppen in Neuanlagen zu eng zu pflanzen. Die Schön heit einer älteren Nadelholzgruppe beruht auf der tadel losen Entwicklung jedes der Gruppe zugehörigen Einzel baumes. Werden nun die Bäume mit Rücksicht auf mög lichst vorteilhafte sofortige Wirkung zu eng gepflanzt, so leiden sie in 99 von 100 Fällen schon nach wenigen Jah ren Not, sobald sie den von vornherein zu knapp bemes senen Raum ausgefüllt haben. Die Folge ist, daß die unteren Aeste aus Mangel an Licht vorzeitig absterben. Es entsteht schließlich Stangenholz, Dieses aber bildet nie eine wirklich in jeder Hinsicht mustergültige, das Auge befriedigende Gruppe. Gewiß würde sich diese Erschei nung leicht vermeiden lassen, wenn überall die Gewähr bestände, daß die Nadelholzgruppen späterhin unter . sachverständiger Behandlung bleiben. Dann könnten ein fach die mit der Zeit sich gegenseitig bedrängenden Bäume herausgenommen und wenn möglich an anderer Stelle ge-