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174 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 43 u. 44 gen Warenknappheit sei es einfach nicht möglich, jeden ein zelnen Schlußschein sofort auszuschreiben; die Kleinhändler rissen den Großhändlern dieWaren direkt unter den Händen weg und liefen an einen zweiten und dritten Stand, um auch da einen Teil zu erhalten. Sie kämen erst nachher zurück, um zu bezahlen. Manche nähmen gar keinen Schlußschein; es sei auch vorgekommen, daß die Ware vom Fleck weg ge stohlen werde; da müsse der Großhändler, der bei dem Leutemangel keine genügende Hilfe habe, die Augen überall haben und dürfe sich mit dem Schreiben der Schlußscheine nicht aufhalten. Diese Ausführungen wurden von dem gärt nerischen Sachverständigen vollinhaltlich bestätigt. Der Vorsitzende des Dresdner Gärtnervereins fügte noch hinzu, daß das dortige Kriegswucheramt zugelassen habe, die Schlußscheine nachträglich auszustellen; es gebe auch eine Verordnung, wonach der Schlußscheinzwang dort aufgehoben werden kann, wo eine behördliche Ueberwachung des Ver kaufsplatzes bestehe, also in Markthallen. Das Gericht hob den Strafbefehl auf und sprach den Angeschuldigten von Strafe und Kosten frei; er habe es zwar in verschiedenen Fäl len unterlassen, den Schlußschein sofort auszustellen, habe den Käufern aber gesagt, sie sollten sich die Scheine nach her holen. Er hatte also nicht den Willen, die gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen. f Fachunterrichtswesen J Die Feier des 50jährigen Bestehens der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau, Anders, als man früher gehofft, mußte dieses Fest gefeiert werden. In Friedenszeiten wären wohl hunderte ehemaliger Besucher der Lehranstalt am Jubiläumstage nach Proskau geeilt. Aber bei den heutigen ernsten Zeiten mußte von einer Ein ladung auswärtiger Gäste Abstand genommen werden. So konnte nur in einfacher, aber würdiger Form das Jubelfest begangen werden. jZur Feier waren außer den Besuchern der Anstalt, dem Beam ten- und Lehrkörper nur die Mitglieder des Kuratoriums erschienen, und zwar die Herren Oberregierungsrat Kley-Oppeln, Geheimrat Lücke-Oppeln, Königl. Gartenbaudirektor Erbe-Breslau, Gartendirek tor Köhler-Beuthen (O.-S.) und Gartenbauingenieur Janorschke-Ober- glogau. Ferner als Vertreter des Verbandes Schlesischer Gartenbau vereine Kgl. Oekonomierat Stämmler-Liegnitz und als Vertreter von Proskau Herr Bürgermeister Krumbholz. Zunächst begrüßte der Kuratoriumsvorsitzende Herr Kley die Versammelten und dankte allen, die an der Entwicklung der Lehr anstalt gearbeitet haben. Hierauf begrüßte auch Anstaltsleiter Herr Oekonomierat Schindler die Anwesenden und verlas die zahlreich eingelaufenen Glückwünsche, von denen eine besonders herzlich ge haltene Glückwunschdepesche des Landwirtschaftsministers von Ei senhardt-Rothe erwähnt werden muß. Sodann folgte der Festvortrag des Kgl. Gartenbaudirektors Goerth über das Thema: „Entwicklung und Wirken der Lehranstalt". Nach der Festrede überreichten Oekonomierat Stämmler-Lieg nitz und Gartenbaudirektor Köhler-Beuthen die Jubiläumsspende des Provinzialverbandes Schlesischer Gartenbauvereine und des Ober schlesischen Gartenbadvereins in Beuthen (O.-S.). Durch die erfolg reiche Tätigkeit der genannten Herren, unterstützt von den schlesi schen Gartenbauvereinen, ist ein Kapital von über 66 000 M. gesam melt worden, dessen Zinsen in erster Linie zur Unterstützung schlesi scher kriegsverletzter Gärtner dienen soll, welche auf der Proskauer Anstalt sich fortbilden wollen. Eine besonders freudige Mitteilung konnte noch Herr Garten direktor Köhler-Beuthen der Festversammlung machen. In den Park anlagen sollte eine Kriegergedächtnisstätte für die gefallenen Helden der Lehranstalt geschaffen werden. Ein besonderer, terrassenförmi ger, von Hecken eingefaßter und mit schönblühenden Stauden be pflanzter Platz ist hierzu bereits angelegt worden. Infolge der Bemühungen des Herrn Gartendirektors Köhler hat sich der bekannte Bildhauer Herr Professor Dammann-Berlin, ein ge borener Proskauer, bereit erklärt, kostenlos die Entwürfe für das Denkmal zu liefern und bei der Ausführung nur die Unkosten zu be rechnen. Nun ist es den Bemühungen des Herrn Gartendirktor Köhler auch noch gelungen, einen Wohltäter zu finden, der auch die Kosten des Denkmals übernimmt. Herr Großkaufmann Böhm in Beuthen (O.-S.) hat in hochherziger Weise das nötige Kapital in Höhe von 15 000 M. der Lehranstalt als Jubelspende zur Verfügung gestellt. So kann denn der schöne Plan, die gefallenen Helden der Lehranstalt zu ehren, bald verwirklicht werden. Nun erfolgte die erstmalige Verteilung der Preise der Erbe- Stiftung. Diese wurde von ehemaligen Besuchern der Lehranstalt zum 25jährigen Amtsjubiläum des Vorsitzenden des Verbandes ehe maliger Proskauer, Herm Kgl. Gartenbaudirektor Erbe-Breslau, ge gründet und von Herrn Erbe noch durch eine größere Geldsumme erweitert. Die Zinsen dieser Stiftung dienen als Preise für Preisauf gaben, an deren Lösung sich Besucher der Lehranstalt und ehema lige Proskauer beteiligen können. Den ersten Preis in Höhe von 200 M. erhielt Herr Hempelmann, ein Hörer der Lehranstalt, den zweiten in Höhe von 50 M, Herr Waldemar Thiele, ein ehemaliger Proskauer, der zurzeit im Felde steht. Herr Erbe hat noch aus eigenen Mitteln einen dritten Preis von 25 Mark gestiftet, der dem ehemaligen Proskauer Herrn Fritz Günther, zurzeit im Feld, zugeteilt wurde. Den Schluß der Feier bildete das Lied „Deutschland, Deutsch land über alles". Ehrengäste und Lehrerkollegium besichtigten hier auf die Institutsanlagen und begaben sich dann zu einem einfachen Festessen. Gärtnerlehrlingsprüfungen in der Provinz Hannover.. Im Sep tember 1918 wurden von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover zum ersten Male Prüfungen von Gärtnerlehrlingen abge halten. Es wurden zwei Lehrlinge geprüft, von denen der eine Prüfling das Gesamterzeugnis „recht gut" und der andere Prüfling das Gesamtzeugnis „genügend" erhielt. Den Prüfungsausschuß bil deten die Herren Binnewies, Gartenbaubetrieb in Alfeld, W. Meyer, Gartenbaubetrieb in Hannover-Kirchrode und Gartenbaudirektor Hu ber-Hannover als Vertreter und Beamter der Landwirtschaftskammer. Die Prüfung wurde an den Lehrstellen der jungen Leute abgehalten und umfaßte die in den Lehrgärtnereien erlernten Fächer. Fragekasten der Abonnenten Frage A. M. inM. (Verpflanzen einerstarken Blut buche): Ist es mit Aussicht auf guten Erfolg möglich, eine schöne, etwa 15 Jahre an ihrem Standort stehende Blutbuche zu verpflanzen? — Welches ist der am besten geeignete Zeitpunkt? Antwort: Man kann wohl annehmen, daß die zu verpflanzende Blutbuche etwa 22 Jahre ist. Wenn der Baum gesund ist, so kann man mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß das Verpflanzen gelingen wird. Nach meiner Erfahrung glückt es immer am besten, wenn die Knospenschuppen nicht mehr fest schließen, sondern wenn bereits das Leben in den Knospen aus dem Winterschlafe erwacht ist. Ich habe sogar schon mit dem Verpflanzen von Blut- und Trauer buchen solange gewartet, bis die jungen Blätter begonnen hatten, sich zu entfalten. Die Bäume überstanden den schweren Eingriff aus gezeichnet und wuchsen dann fröhlich weiter. Dabei habe ich mei stens die Bäume ohne einen großen Erdballen aus dem Boden genom men, allerdings an den Wurzeln möglichst viel Erde gelassen und überhaupt die Wurzeln sehr schonend behandelt. Natürlich muß das Zweigwerk mit dem durch das Ausgraben stark verringerten Wurzel werk ins Gleichgewicht gebracht werden. Das geschieht durch vor sichtiges Auslichten der Krone. Das Auslichten muß so geschehen, daß größere Wundflächen vermieden werden. Man darf also weder starke Aeste vollständig herausnehmen, noch darf etwa die ganze Krone durch Stummelschnitt ins alte Holz zurückgesetzt werden. Vielmehr beschränkt sich der Rückschnitt auf das Wegnehmen der zu dicht stehenden, mit Augen besetzten Zweige, was natürlich unter Wahrung einer schönen Kronenform geschehen muß. Hier durch wird die Anzahl der Blätter so stark verringert, daß die Wasserbeschaffung durch die Wurzeln dem Baume bei normaler Witterung, besonders bei ausreichendem Regen, keine Schwierigkeit macht. Die Schnittwunden sollten stets mit etwas Baumwachs ver strichen werden. Zum Schutze gegen starken Sonnenbrand muß der Stamm und die dicksten Aeste mit Schilfrohr umhüllt werden. Außer dem müssen Stamm, Aeste und Krone bei trockenem, warmem Wetter ; in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis gegen Abend alle zwei bis drei Stunden bespritzt werden. Dazu leistet die Wasserleitung oder auch eine starke Handgartenspritze gute Dienste. Ein näheres Eingehen auf die Technik des Verpflanzens ist wohl nicht notwendig. Frage B. S, in K, (Ersatz von Erbsenreisern durch Getreideaussaat): Sie schreiben uns: „Was meinen Sie dazu? Ich habe die Absicht, im nächsten Jahre die Erbsen in der Weise zu säen, daß sie an Winterroggenhalmen, welche ich in den ersten Oktobertagen zweireihig auf Beete von einem Meter Breite ausgesät habe, in die Höhe klettern. Auf diese Weise hoffe ich mir die Vorteile der Reiserkultur zu sichern und die Schwierigkeit und Kosten der Beschaffung der notwendigen Reiser zu umgehen." Antwort: Ihr Vorhaben scheint uns gar nicht so übel zu sein. Hoffentlich erfolgt die Entwicklung der Erbsen nicht früher, als das Getreide in die Halme schießt. Wenn die Sache gelingt, so wäre außer der Ersparnis für den Ankauf der Reiser damit auch noch ein Gewinn an Getreidekörnern und Stroh verbunden. Für beides hat man ja jetzt vorzügliche Verwendung. Bitte, vergessen Sie nicht, über den Ausfall ihres Versuches im „Handelsgärtner" einen kurzen Bericht zu erstatten. Frage K. B, in T. (Düngung der Schnittstauden- rabatte): Ist es ratsam, zur Düngung einer Schnittstaudenrabatte, wie man sie in kleineren Handelsgärtnereien häufig findet, Abtritts gülle zu verwenden?