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164 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 41 u. 42 bildung mag nur in sehr seltenen Fällen eine Verzinsung des aufgebrachten Kapitals gegenübertreten. Künftighin wird wohl für die Aufnahme in Gartenbau schulen für gebildete Frauen eine, mindestens einjährige praktische Lehrzeit Bedingung werden. Eine Hauptsache bei der Kultur der Primula obco- nica, Ueber die Kultur unserer wichtigen Topfpflanze ist in allen gärtnerischen Fachzeitschriften schon sehr viel geschrieben worden. Meines Erachtens hat man dabei nicht oder doch nicht mit genügendem Nachdruck auf einen Umstand hingewiesen, welcher dabei von größter Bedeutung ist. Das ist der richtige Zeitpunkt zum Umpflanzen. Die Primula obconica ist sehr empfindlich gegen eine Ver letzung des größten Teils ihrer Wurzelspitzen, wie diese stets stattfindet, wenn das Verpflanzen so lange verzögert wird, bis der Wurzelballen verfilzt ist. Dann beginnen die Blätter mit Sicherheit bald zu vergilben und die ganze Pflanze nimmt jenes bekannte krankhafte Aussehen an, welches als Gelbsucht allgemein bekannt ist. Daher ist es notwendig, das Umtopfen stets sofort zu dem Zeitpunkt vorzunehmen, wenn die Topferde von Wurzeln durch zogen ist, aber bevor sie begonnen haben, einen Filz zu bilden. Dann wird nie die gefürchtete Gelbsucht eintre ten, durch welche alljährlich so viele Tausende von Pri mula obconica-Pflanzen entwertet werden, wodurch den Handelsgärtnern bedeutender Schaden erwächst. F, S. Rosa hispida (Sims.) — eine schöne Wildrose, Die Wild rosen finden als Gartenschmuck, sei es zur Verwendung als Vorpflanzsträucher, sei es zu heckenartigen Abschlüssen oder zur Verzierung von Felsen und Steinpartien, noch lange nicht die ihnen gebührende Beachtung. Als eine der schönsten Wildrosen möchte ich die Rosa hispida nen nen. Diese Art bildet mäßig hohe, dichte bis unten be laubte rundliche Büsche von gedrungenem Wüchse. Die kräftigen Jungtriebe zeigen eine straffe, aufrechte Stel lung und sind dicht mit schwachen rötlichen Borsten be setzt, Der Strauch ist reich belaubt. Die oberseits dunkel grünen, auf der Unterseite helleren Blättchen sind mei stens siebenzählig. Der Blattrand ist scharf gesägt. Die Blüte beginnt in milden Gegenden schon im ersten Mai drittel, in höheren Lagen und in rauhem Klima entspre chend später. Die Blüten stehen einzeln auf den Jung trieben, welche aus dem vorjährigen Holz entspringen, Ihr Durchmesser beträgt etwa 8 cm. Sie sind natürlich ein fach. Ihre Farbe ist zart elfenbeinweiß mit mehr gelb licher Mitte, Die Staubfäden sind gelb. Der Wohlgeruch der Blüten ist sehr angenehm und kräftig. Die Früchte der Rosa hispida sind kugelig und in reifem Zustande schwarzbraun gefärbt. Wegen ihrer Schönheit möchte ich die Rosa hispida zur fleißigen Anpflanzung recht sehr emp fehlen. Sie ist im Schmucke ihrer elfenbeinfarbenen Blü ten ganz hervorragend schön. Als Vorpflanzstrauch, z. B. vor dunkelgrünem Nadelholz oder immergrünen Gehölzen verwendet, kommt die gelblichweiße Blütenfülle ganz be sonders gut zur Geltung. Von eigenartig feiner Wirkung ist auch der Zusammenklang der Blütenfarbe mit graubelaub ten Gehölzen, z. B. Elaeagnus, Shepherdia, Hippophae, Salix rosmarinifolia. Nur muß man den Rosensträuchern so viel Abstand von diesen Laubgehölzen geben, daß diese die Rosenbüsche nicht überwuchern können. Die neuen Hybriden von Billbergia nutans. Die Bill- bergia nutans ist als gute Zimmerpflanze seit langem be kannt und geschätzt. An Anspruchslosigkeit wetteifert diese Bromeliazee noch mit der in dieser Hinsicht als Re kordpflanze geltenden Aspidistra elatior. Dabei ist sie dieser aber an Zierlichkeit weit überlegen. Denn ihre* an Drazänen erinnernden eleganten, harten, widerstands fähigen Blätter machen sie, auch wenn sie nicht blüht, zu einem Schmuck jedes Blumenfensters, Besonders wert voll sind nun die neueren Hybriden der Billbergia nutans, weil ihre Blüten bedeutend größer als diejenigen der Stammart sind. Auch die Brakteen oder Hochblätter, die die Blütenschäfte umhüllen, und die zierlich überhängen den Blumenstände schützen und stützen, sind viel kräf tiger, länger und breiter entwickelt und prangen außer dem in viel leuchtenderem Rosarot als bei der Stammart, teils auch in schönem lebhaftem Lachsrot. Das Ultra marinblau der Blüten der Hybriden ist ebenfalls gesättigter als bei der Stammart. Für die Kultur kommen folgende Hybriden in Be tracht: B. n. carminea mit leuchtend rosaroten Hüllblät tern, B. n. salmonea und salmonea superba, beide mit schönen lachsroten Hüllblättern, B. n. carminea mit auf fallend karminroten Hüllblättern und besonders schönen dunkelblauen Blumen, In bezug auf Vermehrung und Kultur stellen die Hy briden keine andern Ansprüche als die Stammart, Des halb sollten diese anspruchslosen und interessanten Pflan zen viel mehr Berücksichtigung finden. Sie werden sicher in den Blumenhandlungen die Aufmerksamkeit und Kauf lust der Kundschaft erregen. K. M. in L. Zur Giftigkeit von Taxus (Eibe) und Akazie, Das Gift der Eibe ist ein Alkaloid, und zwar eine Nitritbase (von der Formel CatH,20 10 N), das von Marme Taxin genannt wurde. Nach Versuchen von Borchers und von Berthier wirkt es besonders giftig auf Säugetiere (z. B. bei Infusion von 0,117 g in 34 Stunde für Hunde, von 0,026 g für Katzen und von 0,02 g für Kaninchen tödlich). Das Taxin kommt im Holze, in der Rinde, in den Blättern und in den Samen der Eibe vor. Der schön rot gefärbte fleischige Samenmantel (Arillus) und die jungen Blätter enthalten aber kein Taxin; auch das Holz scheint weniger giftig zu sein, denn es wird häufig, namentlich in den Pyrenäen, zu Trinkgefäßen verwendet. Das Taxin ersetzt bei der Eibe das sonst bei allen Coniferen mehr oder weniger vorkommende Harz (Schuftzmittel). Während in der Literatur häufig Todesfälle von Pferden nach dem Genuß von Eibenbaumblättern beschrieben wer den, scheint das Rindvieh weniger empfindlich für das Taxin zu sein, wenigstens wird berichtet, daß in manchen Gegen den von Tirol die Bauern das Vieh geradezu an Taxus ge wöhnen. Im Kanton Bern ist die Eibe auf den Jurahöhen zwischen Börnigen und Romonit ein häufiger Baum und Strauch, hat aber von Rindvieh- und Ziegenfraß viel zu leiden und hat ganz den Habitus des „Geissetannli" (= Verbißfichte) angenommen. Auch über die Wirksamkeit des Taxin als Schutzmittel gegen Verbeißen durch das Wild gehen die Meinungen auseinander. Die meisten Forstleute sind der Ansicht, daß Blätter und Früchte ohne Schaden von allen Wildgattungen abgeäst werden können, wenn auch Pfitzen- mayer (Zeitschr. für Forst- und Jagdwesen 1896, S. 141 und 306) eine Rehricke mit ihren Jungen infolge Genusses von ca. 100 g Blättern der Eibe eingegangen gefunden haben will. Das Akazienlaub, oder vielmehr hier die Rinde, scheint auch nur für Pferde eine giftige Wirkung auszulösen, denn Schafe und auch Ziegen nehmen das Laub sehr gern an. In nicht verholztem Zustande bieten auch die Stacheln an den jungen Zweigen keinen Anlaß zu irgendeiner Verletzung. Dammann führt in seiner Gesundheitspflege der land wirtschaftlichen Haussäugetiere (Berlin 1902, S. 601—602) die Eibe, als äußerst giftig für Pferde, Rindvieh und Schweine an, während er von der Akazie keine giftige Wirkung mitteilt. Krebsfeste Kartoffelsorten. Nach Versuchen, welche von verschiedenen landwirtschaftlichen Versuchsstationen angestellt worden sind, gibt es Kartoffelsorten, welche vorn Kartoffelkrebs nicht befallen werden, während andere sich als sehr empfindlich gegen diese gefürchtete Krank heit erwiesen haben. Es liegt durchaus im Interesse der Händelsgärtner, diese Sorten kennen zu lernen, denn wenn auch jetzt der Handel mit Kartoffelsaatgut, wie er früher von den Sa-