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154 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 39 u. 40 ins Geschäft bringen, sondern lieber den einsichtigeren Kon kurrenten bevorzugen, Anregung und Meinungsaustausch in den Liebhaber gartenbauvereinen, persönliches Kennenlernen sind auch in Hinsicht auf diesen Punkt ein gutes Mittel, die Parteien zu besserem gegeseitigen Verständnis zu erziehen. Der Lieb habergärtner sieht dann im Handelsgärtner nicht mehr nur den rechnenden Geschäftsmann, sondern den erfahrenen hilfs bereiten Berater, der Handelsgärtner aber wird bemerken, daß manche»- schlichte Mann unter den Laiengärtnern ein warmes Interesse für die Pflanzenwelt hat und auch gern bereit ist, sich seine Liebhaberei etwas kosten zu lassen. Schließlich noch ein Punkt: Wir brauchen intelligenten männlichen Nachwuchs in unserm Berufe, Es ist wohl anzu nehmen, daß gerade unter den Söhnen der Laiengärtner sich mancher ordentliche Bursche befindet, der ganz gerne Gärtner werden würde und jedenfalls die erforderliche Lust und Liebe dazu hat. Auch in dieser Hinsicht könnte die in den vorstehenden Ausführungen gegebene Anregung frucht bringend wirken. Feldarmee und Heimwirtschaft. Von A. Janson. Wir müssen hier auf zwei Umstände hinweisen, die uns Gärtner ganz besonders nahestehen, wenngleich zur Frage des Mangels an Arbeitskräften ja natürlich auch andere Er werbsgebiete in gleichem oder gar höherem Maße beteiligt sind. Diese Angelegenheiten sind uns so häufig von kühl und verständig urteilenden Gärtnern aller Kreise geschildert worden, daß sie hier endlich einmal öffentlich besprochen werden sollen. Der erste Umstand betrifft die Pferde düngerfrage. Ein jeder Gärtner weiß, daß die Düngerfrage längst eine Notlage geworden ist. Kunstdüngei- sind nicht mehr oder nur zu Phantasiepreisen zu haben; mit Stallmist ist es nur hier und da besser. Demgegenüber wird allgemein berichtet, daß an und hinter der Front sich der Pferdedünger zu Ber gen türmt, Es werden im Bereiche mancher stark mit Ar tillerie und Kavallerie belegter größerer Dörfer Felder und Wiesen gefunden, die tatsächlich unter Dünger vergraben liegen. Man findet ihn gemäß diesen Schilderungen in allen Uebergängen vom frischen, man möchte sagen rauchenden Stalldünger bis zur fast völlig verwesten Düngererde, auf der das Unkraut bereits üppig wuchert. Es gibt Aecker und Wiesen, über denen der Dünger lückenlos Haufen an Haufen liegt. Er liegt dort in solchen Mengen, daß die Felder, wenn sie dereinst wieder in Bewirtschaftung genommen werden, nicht nur keinen Nutzen, sondern vielmehr, weil überdüngt, schweren Schaden, wenigstens für viele Fruchtarten, haben werden. Diese oft riesenhaften Mengen Stallmist können nicht in Erstaunen setzen, weil es unmittelbar hinter der Front von der Bevölkerung geräumte Orte gibt, in denen tausende von Pferden untergebracht sind, und deren Dünger in Erman gelung von Abfuhr anderer Art, wenn er lästig wird, auf den ersten besten, also meist nächstgelegenen Acker gefahren wird. Selbst in den Ruhequartieren hinter der Front und in der Etappe wird häufig der Dünger, der heute ein außer ordentlich wertvoller, hoch bezahlter Stoff ist, dem fran zösischen oder belgischen Bauern unentgeltlich überlassen, obwohl das Streumaterial, meist Sägemehl, von der Armee verwaltung geliefert wird, die Pferde einquartierte Truppen pferde sind. Deshalb muß die Frage an die maßgebenden Stellen ge richtet werden, ob es denn schlechterdings unmöglich ist, diese wertvollen, derart verloren gehenden Düngermengen nach Deutschland wenigstens teilweise zurückzu führen. Es wird allgemein bbkundet, daß zahllose Leerzüge täglich von der Front zurückkehren, die mit Dünger zurück kehren könnten. Die Mehrkosten würden sich überreich lich durch den Verkauf bezahlt machen, und es könnten so gar große Kapitalien von der Heeresverwaltung daraus ge schöpft werden, Auf einem anderen Blatte steht freilich, ob nicht viel leicht die Transportschwierigkeiten die Erfüllung dieser An regung verbieten; ob etwa Kohlenmangel, Abnutzung des Materials, Mangel an Wagen, für deren Beladung immer hin Zeit erforderlich ist, und andere Umstände hinderlich sind, — Der andere Umstand betrifft die Not an Hilfskräften. Genaue Kenner der militärischen Arbeitsverhältnisse behaupten hartnäckig, daß bei zweckmäßiger Verteilung der Arbeit und Ausnutzung der vollen Arbeitskraft eines jeden Mannes ungeheuer viel Arbeitskraft vom Heer erspart wer den könnte, die der Heimwirtschaft, wo jede Arbeitsstunde Goldes wert ist, zugeführt werden könnte. Bekanntlich gehört nur ein gewisser Prozentsatz unserer Soldaten zu den kämp fenden Truppen, Die übrigen — eine ganz gewaltige Zahl — stehen hinter der Front und verrichten Arbeitsdienste irgend welcher Art. In bezug auf diese wird immer wieder behauptet, daß die Militärverwaltung damit in einerWeise wirtschafte, welche einem Privatbetrieb längst den wirt schaftlichen Zusammenbruch gebracht haben würde. So be trägt die mittlere Arbeitszeit nur 6, oft sogar nur 5 Stunden, worauf zudem oft lange Wege von und zur Arbeitsstätte in Abzug kommen. Ein großer Teil dieser Art Soldaten ge steht freimütig zu, daß sie es in ihrem Leben noch nicht so faul gehabt haben, wie als Soldaten hinter der Front im Kriege; und der einsichtige Teil fügt fast immer mit einem tiefen Aufseufzen hinzu: Und wieviel unendlich dringliche Arbeit könntenwir daheim lei sten! Fälle, wie solche, daß um eine Fuhre Grünfutter zu holen sechs Mann und ein Unteroffizier, dazu die nötigen Pferde für einen halben Arbeitstag weggeschickt werden, kennzeichnen als überall zur Regel gehörend die Arbeits weise, Wenn die Militärverwaltung den nun einmal notwen digen Arbeitsdienst nach den Grundsätzen strengsten Haus haltens mit den vorhandenen Kräften, also gleich der Wirt schaftsweise eines gut geleiteten Privatgeschäftes, handhaben würde, wenn von den Arbeitskräften im Militärdienst genau dieselben Arbeitszeiten wie vom Arbeiter der Heimfront verlangt würden, wenn endlich das leichtfertige, sinnlose Daraufloswirtschaften mit Arbeitskräften so vieler gänzlich geschäftsunkundigen Militärstellen unterbliebe, würden mit einem Schlage einige Hunderttausend für den Heimats dienst frei zu machen sein. Es muß, auch im Interesse des Gartenbaues, endlich ein mal darauf gedrungen werden, daß hier Besserung einsetzt. Man spricht immer von der Blutarmut unseres wirtschaft lichen Lebens. Hier liegt eine der Ursachen der selben,diebehobenwerdenkannundmuß! — ========================= Praxis und Wissenschaft Die richtige Verwendung der Schling- und Klettersträucher als Gebäudeschmuck liegt teilweise noch sehr im argen. Das lehrt uns fast jeder Gang durch die Villen- und Landhausviertel, Man hat häufig das Gefühl, als sei System- und Planlosigkeit die einzige Re gel, nach welcher dabei gearbeitet wird. Man pflanzt, gleichviel was, und wohin, freut sich, daß es wächst, und überläßt alles weitere vertrauensvoll der Natur, welche die Sache schon so einrichten wird, daß sich schließlich doch ein gutes oder wenigstens erträgliches Bild ergibt. Maßgeblich für die richtige Anordnung der Lianen als Gebäudeschmuck ist aber nicht die Regellosigkeit, sondern