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Nr. 39 u. 40 Freitag, den 27. September 1918. XX. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. —Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Gomenlusstr. 17. Das Abonnement gilt fortlaufend und Kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aulgehoben werden. Inserate 80 Pfennig für die fünf gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennig, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Tenerungszuschlag 25°/0. Das Abonnement gilt fortlaufend und kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer; Laien und Handelsgärtner. — Feldarmee und Heimwirtschaft. — Praxis und Wissenschaft: Die richtige Verwendung der Schling- und Klettersträucher als Gebäude schmuck. — Düngefragen. — Noch einmal Blütenkätzchen der Haselnuß als Futtermittel.— Lord Suffield als empfehlenswerte Apfelsorte für Busch- und Zwergobstbau. — Tatkräf tige Bekämpfung des Kohlweißlings in der Schweiz. — Neues Verfahren zur Vertilgung von Pflanzenschädlingen. — Kleinere Mitteilungen.— Rechtspflege. — Vereine und Ver sammlungen. — Handelsnachrichten. — Bücherschau. Laien und Handelsgärtner. Eine der für unseren Beruf sehr beachtlichen Wirkungen der Kriegsjahre liegt in dem gewaltigen Anwachsen des Liebhabergartenbaues, Ganz bedeutende Landflächen, welche früher der landwirtschaftlichen Erzeugung dienten oder manches Jahr lang brach gelegen hatten, sind in den Dienst des Kleingartenbaues gestellt Worden. Wenn auch der Wiedereintritt normaler friedlicher Verhältnisse sofort einen großen Teil des in den Dienst des Spatens gestellten Geländes der Bebauung zuführen wird, so werden doch viel größere Bodenflächen als vor dem Kriege auch dann noch ihrem jetzigen Zwecke dienen. Die zahlreichen Kriegsklein gartenbauer, die ohne Zweifel manches Hunderttausend zäh len, haben sich schon vielfach zu Vereinigungen zusam mengeschlossen, teils sind sie im Begriff, dieses zu tun, Wenn es auch noch Bezirke und Städte gibt, in deren Klein gartenbauerschaft der Organisationsgedanke bisher noch keine Wurzel geschlagen hat, so wird er doch auch in diesen immer machtvoller werden, und eine bedeutende Erstarkung des gesamten Liebhabergartenbauvereinswesens wird jeden falls nach dem Kriege allgemein als Dauerzustand bleiben, gleichviel, ob die der Liebhabergartenbausache neu gewon nenen Anhänger sich nun bereits bestehenden Vereinen an geschlossen oder ihrerseits neue Vereinigungen gegründet haben. Während des Krieges hat sich naturgemäß das Interesse der neuen Kleingärtner hauptsächlich dem Nutzgartenbau zugewendet, denn die Verbesserung der knappen Kriegs ernährung war doch schließlich die Triebfeder, welche alle diese Leute in den Dienst der Sache gestellt hat. Wenn aber späterhin die Ernährung erst wieder einigermaßen normal sein wird, dann wird ein nicht unbedeutender Teil der Klein gartenkolonisten auch dem Blumenschmuck eine mehr oder minder große Teilnahme zuwenden, Alles in allem wird man wohl behaupten können, daß die durch den Krieg sprung haft geförderte Entwicklung des Kleingartenwesens der Han delsgärtnerei, der gärtnerischen Pflanzenerzeugung und dem Pflanzenhandel in ihrer Gesamtheit dauernde Vorteile zu wenden wird. Sehr wesentlich scheint es nun zu sein, daß die Handels gärtnerschaft der bestehenden Sachlage nicht gleichgültig oder gar feindselig gegenübersteht, sondern persönlichen Anschluß an das Heer der neuen Gartenbaufreunde sucht, Wie könnte das wohl besser geschehen, als durch Beteiligung an deren Vereinstätigkeit? — Man muß bedenken, daß die an Zahl großen, an- Mitgliedern reichen Laienorganisationen immerhin eine Macht bedeuten, Eine wirtschaftliche Macht, mit der sich die beruflichen Interessenten, also die Handels gärtner, an den Vereinsorten von vornherein auf guten Fuß zu stellen nicht zögern sollten. Mancherorts ist das zwar auch schon lange vor dem Kriege geschehen, Mancher Leser dieser Ausführungen wird ein Beispiel dafür an seinem Wohnort oder in seiner Nachbarschaft kennen. Der Ver fasser dieser Zeilen weiß teils aus eingehender Kenntnis der deutschen Tagespresse, teils aus persönlicher Erfahrung, daß es Orte gibt, wo diese persönliche Fühlungnahme zwischen Handelsgärtnern und Gartenbauliebhabern in geradezu mustergültiger Weise von jeher besteht. In solchen Orten sitzen Handelsgärtner in den Vorständen der Laiengarten bauvereine, gehen ihren Vereinsgenossen mit gutem Rat in Gestalt praktisch gewählter Vorträge an die Hand, geben allerlei schätzenswerte Anregungen, führen Neuheiten von Zier- und Nutzpflanzen vor, sind mit einem Worte in jeder Beziehung auf der Höhe und erfreuen sich einer großen Be liebtheit, die auch ihren geschäftlichen Erfolg durch einen entsprechenden Kundenkreis findet. Dieser klingende Er folg wird sich ja nicht immer klipp und klar buchmäßig nach weisen lassen, Dann mag dem betreffenden Kollegen, der sich im Sinne dieser Ausführungen betätigt hat, das Bewußt sein eine gewisse Entlohnung bieten, immerhin den Berufs genossen am Orte als Ganzes genommen einen Dienst er wiesen zu haben. Es ist für das Gedeihen der Handelsgärt nerei ganz gewiß nicht gleichgültig, wenn etwa an einem größeren Orte mit ein paar Tausend Kleingartenbautrei benden diese Leute mit der ortsansässigen Handelsgärtner schaft in persönlicher Fühlung bleiben. Andernfalls besteht die Gefahr, daß das am Gedeihen des örtlichen Handelsgar tenbaus nicht interessierte Laientum in der Vorstandschaft der Kleingartenbauvereine das Uebergewicht erhält, Man cher gute Auftrag, der am Orte ganz gut gedeckt werden könnte, wird dann dem heimischen Gartenbau verloren gehen. Manche Anregung, welche der Gartenbaufachmann als Mitglied oder Vorsitzender, objektiv zwar und um der Sache des Kleingartenbaus zu nützen, aber immerhin dabei doch unter Wahrung der Vorteile des heimischen Garten baus und seines eigenen geschäftlichen Nutzens geben könnte, wird nicht erfolgen. Aber noch ein anderer Vorteil wird aus der Beteiligung der Berufsgärtnerschaft am Kleingartenbauwesen für unsern Beruf erwachsen. Es besteht, das ist gar nicht zu leugnen, bisweilen die Neigung unter den Laiengärtnern, das eigene gärtnerische Können sehr hoch einzuschätzen, die Leistun gen des berufsmäßigen Gartenbaus aber etwas über die Ach sel anzusehen. Der Verfasser will nicht irgendwie persön lich oder anzüglich werden, hat aber das Gefühl, daß z, B. die Herren Lehrer, wenn sie es im Gartenbauverein zu Amt und Würden gebracht haben, gern zu diesem Fehler neigen. Anderseits ist nicht zu bestreiten, daß es berufsmäßige Gärt ner gibt, welche mit einer gewissen Ueberhebung auf das Laiengartenwesen herabschauen und sich dann noch wundern, wenn die Laiengärtner ihr gutes Geld nicht ihnen