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148 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 37 u, 38 auch die Käufer aus den uns feindlichen Staaten wieder auf den jetzt verschlossenen Märkten erscheinen werden. Deutschland wird es unter diesen Umständen kaum in der land haben, durch Einschränkung der Einfuhr aus Va- futarücksichten die Preise wesentlich zu beeinflussen, weil damit der bulgarische und türkische Tabak in andere Hände übergehen würde. Unsere gesamte Tabakversorgung wird also in der ersten Zeit nach Friedensschluß im Zeichen knapper Zu fuhren und hoher Preise stehen. Besonders für die Zi garrenindustrie werden sich die Verhältnisse auf abseh bare Zeit hinaus noch sehr schwierig gestalten, so daß die Zigarettenindustrie berufen sein wird, den überwiegenden Teil des Rauchgenusses zu befriedigen. Angesichts dieser Lage des Tabakmarktes dürfte der Tabakanbau in den nächsten Jahren zu den vorzüglich lohnenden Kulturen gehören. Ueber die Beziehungen zwischen der Düngung und der Witterung konnte man in diesem Sommer interessante Be obachtungen machen. So ist mir ein Fall bekannt, wo der Bebauer einer ziemlich großen Landfläche, der Nichtgärt ner ist, auf an sich zwar gutem, aber Jahre hindurch ohne Stalldungung gebliebenem, im vorigen Jahr noch dazu stark gekalktem und darum gründlich ausgemergeltem Acker boden eine recht gute Tomatenernte und zufriedenstel lende Gurkenernte erzielt hat, während ein Gärtner auf dem daneben liegenden Grundstück, welches ganz den glei chen sandigen Lehmboden hat, bei ordnungsgemäßer Dün gung bei beiden Gemüsearten eine ziemliche Mißernte zu verzeichnen hatte. Es mag sein, daß der Gärtner vielleicht etwas reichlich Stickstoff gegeben hatte. Wenigstens weiß ich, daß er eine Kopfdüngung von Ammoniak-Superphos- phat Ende Juni einhacken ließ. Jedenfalls brachten auf dem Grundstück des Gärtners die Gurkenpflanzen wohl eine Unmasse männlicher, aber nur ganz wenig weibliche Blüten und infolgedessen ganz wenige Früchte, Aehnlich war es mit den Tomatenpflanzen, welche auf dem ungedüngten Lande des Laien arm an Laub, aber reich an Blüten und Früchten waren, während sie auf dem gedüngten Nachbargrundstücke des Gärtners sehr stark ins Laub wucherten, aber verspätet wenige und kleine Früchte ansetzten. Außerdem erkrankten die Tomaten auf dem Grundstück des Gärtners zu einem großen Teile an Blattrollkrankheit und vor allem auch an Phytophora infestans, so daß die Ernte sehr schlecht ausfiel. Die auffällige Erscheinung findet wohl ihre Erklärung auf folgende Weise. Durch den nassen Juli wurden sämt liche Stickstoffreserven des Bodens den Pflanzen zugänglich gemacht. Diese reichten aus, um sowohl die Gurken, als auch die Tomaten zu guter Entwicklung zu bringen. Auf dem gedüngten Grundstück des Gärtners aber hatten die reich lichen Niederschläge des Juli die nachteilige Wirkung, daß die mit der Düngung zugeführten Stickstoffmengen im Ver ein mit dem natürlichen Stickstoffkapital des Bodens eine Ueberfütterung der Pflanzen, mit Stickstoff zur Folge hat ten, welche sich in der oben beschriebenen nachteiligen Weise bemerkbar machte. Wäre der Hochsommer trocken gewesen, so würde wahrscheinlich das Ergebnis auf den beiden Nachbargrundstücken gerade umgekehrt gewordei sein, weil dann infolge der geringen Niederschläge der Stickstoff, überhaupt die Nährstoffe des ungedüngten Grundstückes den Pflanzenwurzeln nicht genügend zugäng lich gewesen wären, während die gedüngte Fläche trotz der Trockenheit günstigere Ernährungsbedingungen gebo ten und vermutlich deshalb eine gute Ernte gegeben haben vzürde. Man kann wohl aus dem Ergebnis die Lehre ziehen, daß unter Umständen auch an sich richtige Kulturmaß nahmen, wie in diesem Fall die Düngung der Tomaten und Gurkenfläche auf dem Grundstücke des Gärtners, durch nicht passende Witterung den Pflanzen zum Nachteil aus schlagen können. Absolut richtige oder falsche Kultur regeln gibt es überhaupt nicht. Das scheint dem Einsen der dieser Zeilen durch seine Beobachtung von neuem be wiesen zu werden. M. L. in W. Vermehrung der Polyantharosen durch Steckholz. Es ist noch wenig bekannt, daß die Polyantharosen aus Steck holz, welches im Herbst oder zeitigsten Frühjahr geschnit ten werden kann, vermehrt werden können. Das Steck holz wird etwa 10 cm lang in üblicher Weise geschnitten. Man steckt es in 20 cm entfernte Reihen in 10 cm Abstand, daß sich das oberste Auge in Bodenhöhe befindet, und be deckt das Beet mit einer dünnen Schicht von Torfmull, um die Feuchtigkeit zu erhalten. Auch das beim Schneiden abfallende Holz der Remontant- und Teerosen läßt sich in gleicher Weise verwerten. Allerdings sind Stecklings pflanzen meistens weniger triebkräftig, als auf Wildling veredelte. Aber als Notbehelf mag immerhin an die Steck holzvermehrung erinnert sein. Bienen in Obstpflanzungen, Einigermaßen erstaunt war ich darüber, daß zwei so gewichtige Autoren, wie die Schriftleitung und Herr A. Janson, so bestimmt von Bienenschaden reden. Ich habe bisher nicht daran glau ben wollen, daß Bienen Himbeersaft eintragen, weil ich es nie bemerkt habe, wohl aber am Wein, trotzdem ich unter Bienen und Himbeeren groß geworden bin und zeitlebens viel geimkert habe. So muß denn doch wohl wahr sein. Handelt es sich vielleicht um großen Nahrungsmangel sei tens der Bienen? Mangelnde Bienenweide führt ja zu Un arten der Bienen, man denke nur an das „Räubern“. Him beersaft ließe sich übrigens leicht feststellen im Bienen stock. Wer weiß, ob es da nicht noch zu Schadenersatz klagen kommt. Es sollen übrigens die alten, flugmüden Bienen aus Not an Obst gehen,- da die jüngeren das Fres sen im Stock ihnen nicht gestatten. Traurig! F. Steinemann. Ul Kleinere Mitteilungen Wacholder als Mäuseschutz. Eine Mitteilung des Kriegsernährungsamtes lautet: „Ein äußerst wirksames Mittel als Schutz der Scheunen und Schober gegen Mäuse bildet der Wacholder. Bei Schobern wird das Getreide etwa 60 cm hoch und der Erdboden um den Schober her um etwa 30 cm breit mit einer einfachen, jedoch dichten Wacholderschicht bekleidet. In den Scheunen säubert man vor Einbringen des Getreides die alte Strohunterlage und legt den Wacholder so aus, daß es den Mäusen un möglich gemacht wird, in die Scheunenfläche von außen hineinzukommen, also etwa an den Riegeln und den Ein gängen. Die Erfahrung lehrt, daß derartig geschützte Schober und Scheunenfächer frei von Mäusefraß bleiben, weil, wie anzunehmen ist, die Mäuse, die diese hin und wieder verlassen, nicht wieder dorthin zurückgelangen können. Das Anbringen des Wacholders muß möglichst sofort stattfinden,, sobald der Schober oder das Scheunen fach vollgefahren ist. Der Wacholder bildet für die Mäuse ein unüberwindbares und unzerstörbares Hindernis; denn bei dem Versuch, darüber hinwegzulaufen, kommen die Tiere stets mit ihrem ganzen Körper auf die Wacholder stacheln zu liegen, und bei dem Versuch, einen Stachel abzunagen, stoßen sie mit Nase, Augen und Ohren gegen viele andere Stacheln. Unter solchem Schutze ist Ge treide für Mäuse unzugänglich.“ Nach Ansicht botanisch nicht ganz unerfahrener Leute hat der Wacholderstrauch übrigens keine Stacheln aufzuweisen, sondern Nadeln. Ferner ist es zu bedauern, daß dieser Strauch in vielen Landstrichen des Deutschen Reiches durchaus nicht so häufig ist, als daß seine Anwen dung zu dem angeführten Zweck in größerem Umfange so ohne weiteres möglich wäre.