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Mann pflegt allerdings „nur“ 60 M. täglichen Arbeitslohn zu fordern. Aber immerhin erzielt er selbst bei dieser „mäßigen“ Forderung, auf die er sich übrigens viel zu gute zu tun pflegt, bei 300 Arbeitstagen eine Brutto einnahme von 18 000 M. auf das Jahr berechnet, also das Dreißigfache des Kaufpreises der Pferde. Das kann kaum anders als mit der Bezeichnung Kriegs wucher belegt werden. Die Behörden wachen peinlich darüber, daß die Höchstpreise der Nahrungsmittel von den Erzeugern nicht überschritten werden. Man kann wohl mit gleichem Rechte verlangen, daß auch für die an geführten Arbeitsleistungen nicht allzusehr übertriebene Preise verlangt werden. — Gleiches Recht und gleiche Pflichten für alle! X. Y. Z.“ Teuere Perlzwiebeln! Was die Konservenindustrie und der Handel an manchen gärtnerischen Erzeugnissen verdienen, das übersteigt bisweilen alle Begriffe. Sah ich da neulich bei einem Gange durch die Stadt, den ich in der Hoffnung, irgendwelche Lebensmittel zu ergattern, vor einigen Tagen unternommen hatte, im Schaufenster eines Materialwarenhändlers kleine zylindrische, reagenz glasähnliche Büchschen, mit Essig-Perlzwiebeln gefüllt, zum Verkauf gestellt. Da ich Perlzwiebeln sehr gern als Salatwürze usw. esse, erstand ich mir ein solches Röhr chen zum Preise von 40 Pf. Der Inhalt sollte laut Auf schrift auf dem Papieretikett 30 g wiegen. Neugierig, wie ich nun einmal veranlagt bin, beschloß ich, das Gewicht zu prüfen. Es waren nach Abzug des Essigwassers 12 g Perlzwiebeln darin enthalten. Man lese und staune! Zwölf Gramm für vierzig Pfennige. Ich rechnete aus: 40 : 12 = 3,333 Pf, Also kosteten 1000 g Perlzwiebeln 3333 Pf. = 33,33 M. Es handelt sich laut Aufschrift auf dem Klebeschild des Reagenzgläschens um Perlzwiebeln aus vorjähriger Ernte. Im Jahre 1917 waren aber Perlzwiebeln das Kilo allgemein für 2,50 M. käuflich. Mithin wurde der Preis für die Ware durch die Konservenindustrie und den Kleinhandel uf 33,33:2,50= 13,33, also auf das Drei- zehnundeindrittelfache hinauf getrieben. Das ist doch geradezu ungeheuerlich! Gewiß han delt es sich bei Perlzwiebeln nicht um eine Massenware, welche für die Volksernährung von Wichtigkeit ist. Aber zweifellos ist das Verfahren des Fabrikanten geeignet, bei den Verbrauchern die unrichtige Meinung zu erwecken, als ob der gärtnerische Erzeuger der schuldige Teil sei. Das Publikum ergreift natürlich mit Freuden die Gelegen heit, wieder einmal auf die Erzeuger zu schimpfen, M. L. in W. Vermischtes I —.1 „Elektrischer“ Regen, Der Elektrokultur, d, h, der jenigen landwirtschaftlichen Technik, die die Elektrizität dazu verwendet, um das Wachstum der Pflanzen zu be schleunigen und die Ertragsfähigkeit der Aecker zu stei gern, steht anscheinend eine bedeutsame Erweiterung be vor. Man sucht auch dem Regenmangel auf elektrischem Wege beizukommen. Die Bemühungen, künstlich Regen zu erzeugen, liegen schon Jahrzehnte zurück. In Amerika hatte man vor ge raumer Zeit Ballone, die mit Flaschen von komprimiertem Sauerstoff und Wasserstoff beladen waren, aufsteigen las sen und dann das Gemisch dieser beiden komprimierten Gase zum Entzünden gebracht, Ihr Verbrennungsprodukt ist bekanntlich Wasser. Man hoffte dadurch die Wasser teilchen, die sich in der Luft befinden, zu weiterer Verdich tung in Gestalt von Regen zu bringen. Aber diese ameri kanischen Versuche scheinen, obwohl sie seinerzeit mit echt amerikanischer Reklame angekündigt wurden, von keinerlei Erfolg begleitet gewesen zu sein. Nun bemüht man sich, den in der Luft schwebenden Wasserteilchen auf andere Weise beizukommen. Seit langem weiß man, daß die Luft bei Regenwette gewöhnlich negativ elektrisch ist, während die in ihr schwebenden Staubteilchen ge wöhnlich positiv elektrisch sind. Der englische Techniker Balsillie suchte durch plan mäßige Versuche, die er seit 15 Jahren in Australien mit Unterstützung der Regierung anstellte, weiter in. die Be ziehungen zwischen Regen und atmosphärischer Elektrizi tät einzudringen, und zwar zu dem Zweck, die Feuchtig keit in der Luft, die bald als Dunst, Nebel oder Wolken auftritt, in Gestalt von Regen wieder zur Erde zu führen. Die in der Luft schwebenden Wasserteilchen werden durch | die atmosphärische Elektrizität geladen, und zwar be kommt jedes einzelne Wasserteilchen eine bestimmte elek trische Ladung von gewissem Vorzeichen. Je nachdem es positiv oder negativ ist, wird es auf seinen Nachbarn ent- i weder anziehend oder abstoßend einwirken. Stellt man eine leitende Verbindung von Erde zu diesen Wasserteil chen her, etwa in der Gestalt eines Franklinschen Dra- ; chens, so würden die mit Elektrizität von entgegengesetz- : ten Vorzeichen geladenen Wasserteilchen von dem Dra- I chen angezogen werden. Ist die Anziehung stark genug und der elektrische Kontakt zwischen Drachen und den umgebenden Wasserteilchen innig genug, so verdichten sich diese und fallen infolge der Schwere als Tau*) oder Regen zu Boden. Von diesen an sich ganz klaren Erwägungen ging Bal sillie, wie Diplomingenieur M, Mayersohn im „Tropen pflanzer“ auf Grund von Berichten der elektrotechnischen Fachzeitschrift „L'Industrie Electrique" mitteilt, aus; er ließ einen Franklinschen Drachen oder einen mit einer metallenen Umhüllung versehenen Ballon mittels eines gut „geerdeten" um eine Winde abrollbaren Kabels in die Luft steigen, Ballon und Drachen sind mit vielen feinen Me tallspitzen versehen, die ebenso wie die Spitzen der Blitz ableiter die Verbindung zwischen der atmosphärischen und der Erdelektrizität inniger gestalten. Angeblich hat Balsillie, dem zwei Versuchsfelder zur Verfügung standen, eine Vergrößerung der Regenmenge um 60 bis 70 v, H. erzielt, Rechtspjiege 1 Haftung für ehe Sortenechtheit des Gemüsesamens. (Wichtig für alle Samenhändler und Handelsgärtner, welche Samenhandel treiben!) Anfrage : Bitte um Aufklärung in nachstehend geschildertem Rechtsfall: Im Oktober vorigen Jahres bezog ich von einem Kol legen, der sonst keine Samenhandlung betreibt und auch nicht Selbstzüchter ist, 5 Pfd. Weißkohlsamen mit der wiederholten Zusicherung, daß es echter „Dith marscher“ Frühkohlsamen sei. Jetzt, nachdem die Pflanzen, die ich mit derselben Versicherung an die Bauern verkauft habe, sich entwickelt haben, stellt sich heraus, daß es nicht die versprochene Sorte ist, sondern ein erheblich späterer Kohl und zudem sehr unrein, also verschieden in der Sorte. Nun erheben die Bauern Schadenersatzansprüche. An sich bin ich wohl dazu ver- *) Dazu ist zu bemerken, daß die Taubildung doch auf ganz andere Weise zustande kommt als die Entstehung der Regentropfen. Der Tau fällt doch bekanntlich nicht aus den Wolken, sondern er entsteht durch den Niederschlag der Luftfeuchtigkeit und wohl auch des von den Pflanzen verdunsteten Verbrauchswassers an den durch Wärmeausstrahlung in der Nacht stark abgekühlten Pflanzen und Pflanzenteilen. Im übrigen wird es wohl mit der künstlichen Regen erzeugung überhaupt noch gut Weile haben. Wasserleitung, Schlauch und Gießkanne werden sich wohl nicht so leicht durch den „Kunst- regen” verdrängen lassen. Die Schriftleitung.