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140 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 35 u, 36 Sonnenschein, in welchem sie sich am wohlsten fühlen. Von Mitte April ab müssen die Agapanthus reichlicher ge gossen werden, und im Sommer ist ihr Wasserbedürfnis recht bedeutend. Nicht minder auch ihr Nährstoffbedarf, welcher durch wöchentlich 1- bis 2maliges Begießen mit verdünnter vergorener Jauche, oder besser noch mit in Wasser aufgelöstem vergorenem Schafs- oder Geflügelmist befriedigt wird. Alljährliches Verpflanzen älterer Aga panthus beeinträchtigt die Blüte sehr. Durch die erwähnten reichlichen Dunggüsse können starke alte Kübelpflanzen jahrelang gesund und reichlich blühend erhalten werden. Die Vermehrung geschieht durch Teilung, welche im Herbst gleich nach der Beendigung,der Blüte, also im Sep tember bis zu Anfang des Oktober vorgenommen wird. Jeder gut bewurzelte und beblätterte Wurzelsproß gibt eine Pflanze und wird einzeln eingetopft. Diese frischge teilten Pflanzen dürfen natürlich nicht in einem dunkeln Kellerraum überwintert werden, sondern sie kommen ins Kalthaus, wo man ihnen einen Platz auf, nicht unter der Stellage anweist. Im nächsten Jahr werden sie umge topft, und zwar möglichst in eine recht kräftige Erde, wel che aus gleichen Teilen fetter Mistbeeterde und guter leh miger, mürber Gartenerde besteht mit nicht zu knappem Zusatz von Sand. Für guten Wasserabzug ist durch aus reichende Scherbenunterlage zu sorgen. Nach zwei Jahren sind die Jungpflanzen mit Sicherheit blühbar. Man kann die Agapanthus auch durch Aussaat vermehren. Die Sa men müssen sofort nach der Reife ausgesät werden. Sie bringen aber erst in 5 bis 6 Jahren ihre erste Blüte. Viel leicht wäre es möglich, durch Aussaat Spielarten zu er halten, welche noch durch irgendwelche Eigenschaften, z, B. größere Einzelblüten und noch reichlichere Blüten fülle, vor der Stammform ausgezeichnet sind. M. L. in W. Spätpflanzung und Frühpflanzung. Wer mit seinem Winterkohl, also Herbstpflanzung von Kopfkohl aller Art, langjährige gute Erfahrungen gemacht hat, der tut wohl daran, wenn er dieses Verfahren beibehält, aber viele werden auch Mißerfolg gehabt haben, und zu letzteren zähle ich. In dem mir unterstellten Garten erfriert leicht nicht alles absolut Winterhärte. So erfrieren fast regel mäßig Goldlack und Silenen, beides Pflanzenarten, die in der Widerstandsfähigkeit mit den Kohlarten ungefähr auf einer Stufe stehen. Auch der Salat hält nicht durch, da her habe ich die Winterkultur von Kohl und Salat auf- gegeben. Dafür säe ich diese Sachen schon im Januar ins Mistbeet, härte die Pflanzen gut ab und pflanze im März ins freie Land, Diese Kultur steht der Herbstpflan zung kaum nach und ist vor allem zuverlässig. Das Land wird im Herbst unter Abwendung von Stallmist umge graben und im Winter gejaucht, meistens auch noch mit Kainit und Thomasmehl gedüngt. Ein Graben oder Um hacken findet im Frühjahr nicht statt, höchstens ein Auf hacken, Durch erneutes Graben würde nur die von Frost und winterlichen Niederschlägen gut vorbereitete Ober fläche den jungen Pflanzen vorderhand entzogen und sie würden nicht so freudig anwachsen, wie es geschieht. Einen Schaden durch heftige Frühjahrsfröste habe ich bis her nicht zu verzeichnen, wiemohl ich manchmal bei an dauernd gefrorenem Boden bald nach der Pflanzung nicht ohne Sorge war. Auch der Blumenkohl „Erfurter Zwerg" und „Vier Jahreszeiten" hielt gut aus. Der Boden muß fleißig behackt werden, und wenn durch anhaltende Dürre die Winterfeuchtigkeit aus dem Boden entschwindet, so muß gewässert werden. Diese Frühkultur hatte bei mir alljährlich den schönsten Erfolg, während die Winter kultur nur ein einziges Mal gelang. Die Anzucht der Pflanzen stellt sich zwar im Spätsommer billiger als im Januar, aber wie gut ist der abgekühlte, oder man kann wohl sagen kalte Kasten, im März für die verschiedensten Kulturen! Am praktischsten ist es, wenn man gleich Karotten zwischen den Kohlsamen sät; die wachsen nach dem Abziehen der Kohlpflanzen flott weiter und decken später die Unkosten. Nach den Mohrrüben setzt-dann noch eine Gurken- oder Melonenkultur ein, oder was der Einzelne für seine Verhältnisse vorzieht. F, Steinemann. Bienen in Obstpflanzungen. Man würde das Verhält nis der Bienenhaltung zum Obstbau in ganz falschem Lichte sehen, wollte man es lediglich bei den Ausführungen in Nr. 31/32 d. Bl. bewenden lassen. Sicherlich ist die Pollenübertragung durch Bienen eine Sache von nicht untergeordneter Wichtigkeit, die frei lich auch nicht übertrieben werden darf. Wie der Ver fasser selbst sagt, spielen viele andere Insekten für die Blütenstaubübertragung eine nicht minder wichtige Rolle, als die Bienen. Auch sind die Blüten verschiedener Obst arten ganz oder zum großen Teil windblütig, so daß sie auch aus diesem Grunde die Mitwirkung der Honigbiene recht wohl entbehren können, wenn es sein muß. Endlich darf nicht vergessen werden, daß ein sehr großer (wahr scheinlich viel größerer Teil, als wir einstweilen wissen!) Teil unserer Obstarten jungfernfrüchtig ist, d. h. auch ohne Befruchtung Früchte ansetzt und ausbildet, und zwar ist diese Jungfernfrüchtigkeit Eigenschaft einer sehr großen Zahl unserer dankbarsten Obstsorten, die ihre Be währtheit gerade diesem Umstande danken. Vornehmlich aber muß mit Nachdruck darauf hinge wiesen werden, daß die Biene auch ein vielfach recht schädliches Insekt ist. Himbeerbestände vornehmlich wer den durch die Nähe von Bienenvölkern mehr oder minder, bis ganz unfruchtbar gemacht. Die Bienen saugen die Früchte aus. Auch an Erdbeeren, Pflaumen, besonders den edlen großfrüchtigen Mirabellen, Reineklauden, Som merbirnen, Erdbeeren ist oft sehr viel Bienenschaden fest zustellen, Bei den härteren Früchten geht die Biene meist erst als Schädiger heran, wenn Hagelschlag, Wespenscha den Vorbeschädigungen erzeugt haben. Der Schaden bei Himbeerfeldern kann so groß werden, daß'der Anbau un einträglich wird. A. Janson. Nachsatz der Schriftleitung: Die Schäd lichkeit der Biene in Himbeerpflanzungen kann der Schrift leiter aus eigener Erfahrung, welche er erst wieder in die sem Jahre machen mußte, bestätigen. Die Bienen saugen in der Tat die vollreifen Früchte aus und entwerten diese auf diese Weise vollständig. Kleinere Mitteilungen ===2 Wucher mit Fuhrlöhnen. Man schreibt uns: „Eine sehr üble Kriegsfolge sind die ungeheuer erhöhten Fuhr- löhne, welche besonders in den Großstädten von den Fuhrunternehmern gefordert werden. Hier in Leipzig z. B. verlangt man für ein Paar Pferde für den neunstün digen Arbeitstag durchschnittlich 75 M. Dabei wird der Weg vom Stalle zur Arbeits- oder Verladestelle und der Heimweg mit als Arbeitszeit gerechnet. Das Gesetz ver bietet zwar übertriebene Preisforderungen für Gegen stände des täglichen Bedarfs, doch erstreckt sich leider seine Wirkung nicht auf Arbeitsleistungen, welche zur Herstellung oder Erzeugung solcher Gegenstände not wendig sind. Deshalb ist also z. B. der Gemüsegärtner gezwungen, die ihm vorgeschriebenen Erzeugerhöchst preise innezuhalten, während der Fuhrunternehmer, wel cher das Gemüsefeld pflügt und bearbeitet, ungehemmt seine Entlohnungsansprüche steigern kann. Ein Paar Pferde bringen einem Fuhrunternehmer bei 300 jähr lichen Arbeitstagen und 75 M. täglichem Lohnsatz jetzt die Kleinigkeit einer Jahr es einnahm e von 22500 M. Wenn die Pferde selbst 15 000 M. kosteten, so sind sie mit die sem Ertrag binnen Jahresfrist bezahlt. Es arbeiten aber durchaus nicht alle Fuhrunternehmer mit so teuren Pfer den. Mir ist z, B. ein Fall bekannt, wo ein Fuhrwerks-, besitzer ein Paar russische Beutepferde besitzt, welche er für 600 M. von der Militärverwaltung kaufte. Dieser