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10 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr, 3 u, 4 besonderen Verhältnissen unseres Berufes angepaßten Möglichkeit zur Befriedigung eines angemessenen Kredit bedürfnisses eine der dringlichsten Aufgaben unserer Tage ist. Man könnte einwenden, es sei nicht volkswirtschaft lich notwendig, Existenzen, die um einiger hundert oder tausend Mark willen in Schwierigkeiten geraten, zu er halten. Nun, Rom ist auch nicht an einem Tage erbaut worden! Es gibt eine ganze Anzahl bedeutender Gärt nereien, deren Besitzer, oft waren es auch die Väter und Großväter derselben, auch klein, ganz klein angefangen haben. Bisher vzar es üblich, diesen Aufstieg von klein sten Anfängen bis zu allgemein anerkannter beruflicher Bedeutung als Beweis der Tüchtigkeit anzuerkennen. Soll das in Zukunft etwa nicht mehr der Fall sein? Allerdings ist es ja auch diesen eben erwähnten Ge- i schäften gelungen, ohne Hilfe eines besonderen gärtneri- i sehen Kreditinstitutes hochzukommen. Das wird aber in j Zukunft noch schwerer sein als früher, einmal aus den | oben bereits angeführten Gründen, dann aber auch des- 1 halb, weil es die großen Geldinstitute als eine unnütze Ver zettelung ihrer Zeit Zeit und Mittel ansehen, den kleinen i Leuten zu helfen, und sich deshalb mit ihnen gar nicht erst ' einmal auf irgend welche Verhandlungen einlassen. Die Großindustriellen und die Großkaufleute sind viel bessere, einträglichere Kunden. Nun könnte man ja sagen: Mögen die Gärtner, wenn sie kreditbedüftig sind, doch Mitglieder irgend eines Vor schußvereins oder einer Spar- und Darlehnskasse werden. Dem ist aber entgegenzuhalten, daß derartige kleine Geld institute in der Regel gar viele Wenn und Aber machen und auch das geringste Risiko ablehnen, ganz anders als die Großbanken, die gegenüber einem ihnen vertrauens würdig erscheinenden Unternehmen, an dessen Spitze der richtige Mann steht, unter Umständen viel weitherziger sind und ihm bedeutende Beträge zur Verfügung stellen. Es fehlt den leitenden Persönlichkeiten der kleinen Kas sen in der Regel das Verständnis für die besonderen Eigen heiten des Gartenbaues, das Verständnis, daß der gärt nerische Geschäftskredit nicht allein ein Realkredit sein darf, sondern auch ein Personalkredit, der auf der beruf lichen Tüchtigkeit des Kreditbedürftigen beruht. Das Verständnis hierfür, die richtige Beurteilung eines gärtnerischen Betriebes, in seiner Beziehung zu der Persönlichkeit des Kreditsuchenden, kann nur von Gärt nern verlangt und vorausgesetzt werden. Es gehört dazu nicht nur kaufmännische Tüchtigkeit, sondern auch eine gründliche Kenntnis des Berufes und ein mitfühlendes Herz für seine Nöte. Wenn das letztere selbstverständlich auch nicht die Ueberhand gewinnen darf, so muß es doch vor handen sein und darf bei den zu fassenden Entschlüssen nicht gänzlich ausgeschaltet werden. Die Erfüllung dieser Forderungen ist nur möglich durch die Schaffung eines besondern gärtnerischen Kredit institutes für das ganze Deutsche Reich. Am besten würde diese zu schaffende Einrichtung wohl die Form einer Kre ditgenossenschaft erhalten müssen. Sollte es nicht möglich sein, das Verständnis für diese Notwendigkeit in den deutschen Gärtnern zu wecken und sie zu bewegen, sich zur Tat aufzuraffen?! Es ist ja unsere ureigenste Sache, um die es sich dabei handelt, es ist sozu sagen die Pflicht der Selbsterhaltung, die uns zur Tat zwingt! Der Verfasser weiß wohl, daß er den Gedanken einer umfassenden gärtnerischen Kreditvereinigung mit sei nen Ausführungen nicht zum ersten Male zur Erörterung stellt. Er ist sich auch vollkommen klar darüber, daß es nicht leicht ist, die Sache in Fluß zu bringen. Er ist aber anderseits auch der Ueberzeugung, daß gerade jetzt, wo so vieles Neues im Werden ist, der richtige Zeitpunkt ist, der Angelegenheit ernsthaft näher zu treten. Nicht einem planlosen und verderblichen Warenpump system redet der Verfasser das Wort, sondern einem wohl ausgebauten und gesicherten, aber wohlwollenden System genossenschaftlichen Darlehnskredites. Man hat es in dieser Kriegszeit an vielen schönen Wor ten nicht fehlen lassen. Eins der schönsten dieser Worte ist der Ruf: Freie Bahn dem Tüchtigen! Lassen wir es in unserem Berufe zur Wahrheit werden, indem wir in segens reicher Gemeinschaftsarbeit im Sinne obiger Ausführungen den tüchtigen und würdigen, aber nicht wohlhabenden Kol legen die Bahn zu wirtschaftlichem Aufstieg ebnen helfen; zum Wohle und zur Förderung des Ansehens unseres Be rufes! M, L, in W. Praxis urd Wissenschaft =================5) Rauchgasvergiftungen in Gartenkunst und Gartenbau. Von A. Janson, Seit etwa 12 Jahren ist der Verfasser gerichtlicher Sachverständiger in zahlreichen Schadenersatzklagefällen, in denen manchmal Ersatzsummen zugrunde liegen, die in die Millionen gehen. Denn es handelt sich meist um die oft restlose Vernichtung alles Pflanzenlebens großer Gärtne reien, ganzer Parks und Rittergüter. Und zahllos sind die Stellen, wo strich- oder nestweise das Pflanzenleben schwör beeinträchtigt oder getötet ist. Diese Schäden mehren sich entsprechend dem Anwachsen der Großstädte und der In dustrie ungemein schnell, und besonders der Krieg und die mit diesem entstandene Schwerindustrie (Waffen- und Mu nitionserzeugung) haben sie in oft kaum glaublichem Maße vergrößert. Es handelt sich hierbei um die Vergiftungen schlei chender (chronischer) und hitziger (akuter) Art durch Rauchsäuren, also um Giftgase, welche beim Verbrennen von Kohle, beim Rösten und Verarbeiten von Roherzen, in vielen Industrien, vornehmlich der chemischen, frei werden. In erster Linie ist es die schweflige Säure (SO 2 ), die mit der Kieselfluorwaserstoffsäure die gefährlichste, giftigste ist und wegen ihrer Häufigkeit weitaus die meisten Schäden er zeugt. Sie entsteht überall, wo Kohle irgend welcher Art (Preßkohle, Briketts) gebrannt wird. Denn Kohle enthält, oft in bedeutenden Mengen, Schwefel, der zu SO, mit ihrer Säureeinwirkung verbrennt. Der Schwefelgehalt ist sehr verschieden und beträgt bei guter Fettkohle durchschnitt lich nur 0,8 v. H., bei Braunkohle aber rund 4 v. H.; so ist natürlich auch die Säuremenge, die mit dem Rauch ent weicht, bei Braunkohle rund fünfmal größer, als bei Fett kohle. Nicht minder werden gewaltige Mengen SO, überall da erzeugt, wo die Roherze zur Gewinnung des gediegenen Erzes geschmolzen werden, also beim Hochofen- und bei allen verwandten Prozessen der Bergindustrie. Viel seltener findet man die Kieselfluorsäurevergif tungen, weil dieses Gift nur beim Brand von Ziegeln, Ton waren, Porzellan und Glas frei wird. Daneben findet der Sachkenner zuweilen Salzsäureschäden. So in der Nach barschaft von Wollkämmereien, Verzinkereien, die Chlor wasserstoffsäure im Betrieb verwenden müssen, von der bei der Verwendung größere Mengen verdunsten. Verein zelt beobachtet man auch Schäden durch Teeröldämpfe, deren schädlicher Teil — einstweilen mit Bestimmtheit noch nicht ermittelt — das Anthrazenöl ist, durch Arsen wasserstoffsäure u. a. m. Diese Arbeit soll sich vornehmlich mit den Schäden befassen, die durch SO, entstehen; sie sind die häufigsten, und mindestens 35 von, 100 Schadenfällen entfallen auf sie. Die inneren Ursachen und Vorgänge der Giftwirkung sind ungemein interessant und lehrreich. Bis vor verhält nismäßig kurzer Zeit glaubte man, daß die eigenartigen Schäden an den Pflanzen durch Aetzung entständen, die