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für Schaupflanzen, Obsttreiberei, Topfpflanzen, also sol cher, die dem Luxus und der Freude an der einzelnen Pflanze Rechnung tragen. Und im deutschen Osten, in Oberschlesien, im Rheinland, in England, auch in Oester reich, wird in Großherrschaftsgärtnereien sogar eine be sondere Pracht darin entfaltet. Davon zeigen alle diese Be sitzungen nichts. Sie sind sogar ungewöhnlich ärmlich da mit ausgestattet und nur Gesves macht eine bescheidene Ausnahme. Man sieht auch hieraus, daß die Anlagen in der Hauptsache auf die Gunst der Lage zugeschnitten sind, nicht aber auf Blumenschmuck und freundliche Klein- zierde. Fast nirgends fehlt der französische Obsthof, jenes von Mauern eingerahmte, nach Süden offene Viereck mit Spalierobst, nirgends aber auch der Gemüsegarten, der jedoch auch artenarm ausgestattet ist. Mangold, Grün kohl, Kohlrabi sind fast unbekannt, und der Choupin, eine Kohlart mit sehr losen, weißkrautähnlichen Köpfen mit Wirsinggeschmack, vermag nur geringwertigen Ersatz zu gewähren. Ein Wort für die Lilien. Zu den prächtigsten Schmuckpflanzen unserer Gärten und haltbarsten Schnittblumen besonders für die Ausschmük- kung großer Gefäße und für stattliche Bindekunstwerke ge hören zweifellos die Lilien. Warum sind sie trotz ihrer vor züglichen Eigenschaften im Verhältnis zu der häufigen An pflanzung anderer Schmuckpflanzen so selten anzutreffen? Allenfalls der weißen Lilie gönnt man hier und da, besonders in katholischen Gegenden, einen Platz im bescheidenen Haus garten der Landleute. Aber in den Gärten der begüterten Stadtbevölkerung unn in den öffentlichen Anlagen der Städte sind leider die Lilien nur sehr selten angepflanzt. Ich möchte daher nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit der Land schaftsgärtner anläßlich der bevorstehenden Hauptpflanzzeit auf diese herrlichen Pflanzen hinzulenken. Sie verdienen einen Platz in jedem Garten. In den nachfolgenden Zeilen sollen die Anbaubedingun- gen der Lilien kurz besprochen und einige Hinweise auf die der Anpflanzung am meisten werten Arten gegeben werden. Im allgemeinen sind die Lilien mehr Pflanzen des Halbschattens oder wenigstens nicht brandigheißer Sonnenlagen. Manche, wie z. B. die einheimische Türkenbundlilie (Lilium Martagon) gedeihen sogar in ziemlich tiefem Schatten. Jedenfalls ist es ein Hauptkulturfehler, die Lilien in heißen, brandigen Son nenlagen anzupflanzen. Die meisten Lilien lieben einen lehmigen, kräftigen, dabei aber humushaltigen und gut durchlässigen Gartenboden, Charakteristisch in dieser Hinsicht sind die Bodenverhält nisse, wie sie unsere heimische Türkenbundlilie bevorzugt. Sie wächst mit Vorliebe in lichten Buchenwäldern, welche auf Felsuntergrund stehen, in kräftigem Lehmboden, der von dem Laubhumus der Buchen durchsetzt ist und außerdem eine nicht zu schwache Laubhumusdecke aufweist. Der Felskalkuntergrund sorgt für eine ausreichende Entwässe rung der auflagernden Humuslehmschicht. Die Laubhumus decke aber bewirkt, daß der Boden nie zu stark austrocknen kann. Aehnliche Bodenverhältnisse müssen wir den Lilien in der Kultur zu geben suchen. Ich habe für meine Lilienbeete immer einen Boden vorrätig gehalten, der aus humusreichem, mürbem Lehmboden, unter reichlicher Beimischung von halbzersetzter Lauberde und guter alter Komposterde herge- stellt war. Wer Gelegenheit hat, sich eine Fuhre Erde aus einem alten Buchenwalde oder auch aus gemischten Laub wäldern für seine Lilienbeete zu verschaffen, der wird nie über einen Mißerfolg bei der Kultur zu klagen habn. Ich habe auch stets gefunden, daß den Lilien ein gewisser nicht zu knapper Kalkgehalt des Bodens gut bekommt. Deshalb habe ich der Erde stets etwas klaren alten Mörtel, von irgend einem Haus abbruch herstammend, beigemischt. Ich weiß wohl, daß ich mich damit in Gegensatz mit anderen Fachmännern setze, welche der Meinung sind, die Lilien seien eher kalkfeindlich als kalkfreundlich. Mir ist in dieser Beziehung aber besonders das natürliche Vorkommen unserer Türken bundlilie lehrreich, welche Muschelkalk und Zechsteinunter grund ganz augenfällig zu bevorzugen scheint. Ich entsinne mich auch aus meiner Schulzeit her eines von mir entdeckten natürlichen Standortes unserer heimischen Feuerlilie (Lilium bulbiferum). Dieselbe wuchs in einigen Exemplaren auf einer kleinen grasbewachsenen Laubwaldlichtung. Auch dieser Laubwald wurzelte auf Felsuntergrund, welcher aus bitumi nösem Kalkstein, sogenanntem Zechstein, bestand. Gegen frischen tierischen oder menschlichen Dung sind die Lilien wurzeln sehr empfindlich. Deshalb darf man der Erde unter keinen Umständen frischen oder halbzersetzten Mist bei mischen. Die Hauptsache ist nun, die Kulturbodenschicht nicht zu dünn zu bemessen. Es hat daher keinen Zweck und wird von vornherein den Keim des Mißerfolges in sich tragen, Lilien beete etwa in einer knapp spaterstichtiefen Schicht mageren Mutterbodens auf Kies- oder Sanduntergrund anzulegen, ganz gleich ob es sich um Beete handelt, welche der Schnittblu mengewinnung dienen sollen, oder um solche, auf denen die Lilien zum Zwecke des Zwiebelverkaufes oder als dauern der Park- oder Gartenschmuck gepflegt werden sollen. Die Lilienzwiebeln wollen tief im Boden stecken, so tief jeden falls, daß sie nicht in die Gefahr kommen, unter der trocke nen Gluthitze heißer Sommer zu leiden. Natürlich richtet sich die Pflanztiefe bei den einzelnen’ Arten nach der Grö ßenausbildung, welche für ihre Zwiebeln charakteristisch ist. Das heißt, im allgemeinen gilt der Grundsatz, je größer die Zwiebeln einer Lilienart sind, um so tiefere Pflanzung vertragen und fordern sie sogar. So sollte man die Arten mit kleinen Zwiebeln, z, B. Lilium Martagon, testaceum Hansonii und andere, so tief pflanzen, daß der Zwiebelbo- den etwa 10 bis 15 Zentimeter tief in die Erde kommt. Die Arten mit großen Zwiebeln aber müssen 20 bis 25 Zenti meter tief gepflanzt werden, wobei man die stärkeren Zwie beln immer etwas tiefer setzt als die schwächeren. Seibverständlich dürfen die Lilienzwiebeln nur im Ruhezustände gepflanzt werden. Die Ruhezeit ist natür lich von der Blütezeit abhängig. Für die Sommerblüherin- nen (z. B. Lilium candidum, colchicum, testaceum) ist dem gemäß der August der geeignete Pflanzmonat, für die Herbstblüherinnen (wie auratum, speciosum, sulphureum) entweder der November oder das Frühjahr. Ist die Herbst pflanzung nicht möglich, dann müssen die Zwiebeln den Winter über in reinen Sand eingeschlagen werden. Bei ein tretender Kälte wird der Einschlag mit einer starken Schicht trockenen Laubes eingedeckt. Die an ihren dauernden Standort gepflanzten Lilien wollen Ruhe haben. Wir lassen sie daher 5 bis 6 Jahre lang völlig ungestört wachsen. Sie bestocken sich dann mächtig, und alljährlich mehrt sich die Zahl der Blütenschäfte. Erst wenn dann der Wuchs nachzulassen beginnt, ist es Zeit, die Zwiebeln herauszunehmen und an anderer Stelle in frischen Boden neu zu pflanzen. Bei der Pflanzung ist es sehr zu empfehlen, sie in rei nen Sand einzubetten. Man bringt also unter jeden Zwie belboden eine 2 Zentimeter hohe Sandlage und umgibt auch die ganze Zwiebel 1 bis 2 Zentimeter dick mit reinem Sande. Recht zweckmäßig ist es außerdem, die Zwiebeln vor dem Legen mit Schwefelstaub einzupudern. Auch ein gründliches Einstäuben mit Holzkohlenstaub wird empfoh len. Alle diese Maßnahmen sollen dazu dienen, Fäulnis und Schimmelbildung zu verhüten. Diese führen sehr leicht zum Verderben der Zwiebeln. Die Pflanzweite richtet sich nach der Größe, welche den einzelnen Arten eigentümlich ist. So z. B. gebe man den Zwiebeln der weißen Lilien 50 Zentimeter Abstand der Reihen und innerhalb derselben 20 Zentimeter Entfernung. Diese Angabe kann als Maßstab für die Pflanzweite der an deren Arten dienen, indem die an Wuchs schwächeren, we-