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132 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 33 u. 34 lediglich aus ästhetischen Rücksichten gepflanzt wurden und die die Besitzer durch Nachpflanzungen an anderer geeigneter Stelle ersetzen und dadurch neue landschaft liche Bilder schaffen. Es ist nun interessant zu sehen, wie man meist die neuen Gruppen gefühlsmäßig an die richti gen Stellen setzt, anderseits aber die Gruppe als solche ganz falsch aufbaut. Es wiederholt sich auch hier die alte, auch in anderen Künsten gemachte Erfahrung, daß der Laie mit natürlichem Schönheitsempfinden das Richtige zwar will, aber sich in der Technik vergreift. Die einzelne Gruppe, wenngleich am richtigen Fleck gedacht und in der Komposition des Gesamtbildes unzweifelhaft am richtigen Ort, ist häßlich, weil sie falsch zusammengesetzt und auf gebaut ist. Noch bemerkenswerter ist, daß dieser Fehler vielleicht weniger aus der Laienbetätigung heraus gebo ren, als vielmehr vom französischen Berufshandwerks landschafter angenommen ist. Man bevorzugt nämlich vielfach die kurzovale oder mehr oder minder kreisrunde Gruppenform; die Gruppe selbst wird aus zwei Gehölz arten zusammengestellt, deren eine den Außenring, die andere den Kern bildet. So liegt mir täglich eine nur kleine Gruppe vor Augen, die im Kern aus Prunus Pis- sardii besteht, um den sich eine einzige, gleichmäßige Reihe von Cornus alba Späthi schlingt. In großem Aus maße findet man wohl im Kern vielleicht 100—150 Fich ten; darum eine einfache Reihe Rhamnus catharlica. Solche Gruppen wirken inmitten der naturfreien Umge bung wie ein Teppichbeet ödester, banalster Art im gro ßen, und zwar um so mehr, als auch schroff kontrastie rende Farben und Lichtwirkungen gegeneinander ausge spielt werden. Jene Gruppe aus Fichten und Rhamnus sieht aus wie ein Kuchen in einem Kuchenbäckerpapier kranz; denn bei der verschiedenen Wüchsigkeit beider Gehölzarten ist die Fichtenpflanzung nach 10 Jahren viel leicht 8 m, die Rhamnuspflanzung aber erst 3—4 m hoch und die Fichtengruppe oder vielmehr deren Fuß wie ein Wulst umkleidet. Derartige Gruppen wirken deshalb im Gesamtbilde häßlich und fremdartig. Ändere Fehler ergeben sich aus der mangelnden Be kanntschaft mit dem Pflanzstoff. Fichten, Roßkastanien, Linden, und besonders Feldulmen und einige wenige andere Gehölzarten sind die immer wieder verwendeten, was vom Fachmann höchst eintönig empfunden wird. Es gibt aber auch Besitzungen, die durch schöne, ab wechselungsreiche Gehölzbestände und einzelne sogar durch Seltenheiten überraschen. So z. B. enthält Halloy ein ganz hübsches Nadelholz- und Lebensbaumsortiment; lei der ist es mehr sammiungsartig zum Studium an entlegener Stelle gepflanzt. Dort ist leider auch ein sehr starkes Exemplar von Araucaria imbricata im harten. Winter 1916/17 erfroren. Anderswo findet man lichte Gruppen mehrmeterstarker »eßbarer Kastanien, schöne starke Bäume von Liriodendron tulipifera, Catalpa bignonioides und Catalpa syringaefolia, Maulbeerbäume, Zedern und Ulmus Dampieri (die hier verhältnismäßig viel verwendet wird). Ein eigenartiges Gepräge verleiht den Parkanlagen der Epheu, der stellenweise jeden Baum hinanklimmt und den Stamm mit oft weit über 2 m starkem fremdem Grün umgibt. Besonders auffällig ist er in den Lärchen, in deren lichtem Grün er anscheinend besonders günstige Lebens bedingungen findet. Sind im Winter diese Bäume entna- delt, so erscheint der lackgrüne spindeiig aussehende Stamm von dem feinen entnadelten Lärchenreisig wie von einem Schleier umgeben. Ist auch im allgemeinen starke Anlehnung an die eng lische Art der Gartengestaltung aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts unverkennbar, so zeigen doch viele Parks — und diese sind durchweg die künstlerisch höchststehen den — auch starke Einschläge an regelmäßige Gestaltung italienischer Art, wogegen der französische Stil hier nur wenig Spuren zurückgelassen hat. In dieser Ansicht zeigen Mouffrin, Halloy, Onthaine bemerkenswerte Einzelheiten, manche dagegen, wie vornehmlich Wagnee, sind in Ge samtanlage und Einzelheiten von einer Art, daß man sich nach Kent versetzt glaubt. Eigenartig wirken die mächtigen, schnurgeraden Alleen, die, immer in Bezugnahme auf die einzelne Be sitzung, das Land in der Richtung auf diese hin durch- ziehen. So führt eine wohlgepflegte, von Linden umrahmte Privatstraße in etwa 3000 m Länge auf das Schloß Flostoye zu. Oft laufen mehrere solcher, oft großartig wirkender, schnurgerader Straßen über Berg und Tal von allen Sei ten auf den Besitz zu oder durchschneiden das Gelände in der Nähe solcher Sitze scheinbar ohne anderen Zweck als den, die Umgebung bequem zugängig zu machen, ob wohl wertvolles Ackergelände durch sie vergeudet wird. Aber sie verstärkten — und das ist sicherlich ihr Zweck — ganz außerordentlich den Eindruck, als befände man sich trotz Viehweiden und Kartoffelfeldern in einem gewalti gen Park. Interessant ist auch, was man dort alles als Allee baum benutzt und welchen Erfolg man damit hat. Die wichtigste Rolle spielen Lärche und Feldulme; daneben werden aber auch Blutbuchen, Pseudotsuga, Douglasi, Wellingtonia gigantea, Catalpa syringaefolia, die ich übri gens vor Jahren in Amiens .in prachtvoller Straßenpflan zung sah, Fichte, Abies Nordmanniana und andere viel verwendet. Meistens setzt man die Stämme sehr weit — — etwa 14 m — voneinander oder schlägt einen Stamm um den anderen heraus, sobald Beengung eintritt. In die Lücke pflanzt man sofort etwas anderes nach, um alsbald Nachwuchs zu haben, und zwar wechselt man dann gern zwischen Laubholz und Nadelholz. So z. B. ist der Haupt- weg von Skenore in einer Länge von etwa 1000 m mit etwa 60jährigen hochschäftigen Lärchen besäumt, in deren Zwischenräumen vor 6 bis 8 Jahren gepflanzte Blut buchen stehen. Charakteristisch ist für die verschönerte Gegend dieser Landschaft noch das forstweise Einstreuen von Bäumen in die weitere Umgebung, wie man es auch in Südengland liebt. Dort findet man übrigens auch, wie in diesem Teil Belgiens, eine größere Auswahl in Alleebaum- arten. So entsinne ich mich an der großen Straße von London nach Maidstone, etwa 5 bis 8 km vor diesem freundlichen Landstädtchen, einer langen Straßenpflan zung von etwa 20 m hohen mannstarken Bäumen von Araucaria imbricata, die von höchst eigenartiger Wirkung sind. Merkwürdig ist das für die hiesige Gegend fast völlige Fehlen der Platanen, die ich trotz meilenweiten Streifens im Lande nur ganz vereinzelt gefunden habe. Auch Ro binien sind selten; Robinia hispida, R. Kaempferi, R. Bes- soniana kann ich mich nicht erinnern, auch nur ein einziges Mal gesehen zu haben. Auch blumenarm sind die Parks. Nur wenige, wie das ganz nach englischem Geschmack gestaltete Wagnee, das ebenfalls stark aus dem Charakter belgisch-wallonischer Herrschaftssitze herausfallende Mianoye und das rosen reiche Rasimont fallen als blumenreich auf. Onthaine hat ausgedehnteren Blumenschmuck, wie es seine regelmäßig gestalteten Teile erfordern, Halloy ein größeres Stauden sortiment, ohne indessen Besonderes darin zu zeigen. Der Reiz aller dieser Herrschaftssitze liegt in erster Linie in der Gunst der Lage, die oft, wie z. B, bei Mouffrin, mit außerordentlichem Verständnis, ja mit Raffinement ausgewählt ist. Ferner in dem durchweg prächtigen, teil weise uralten Baumbestand. Skenore zeigt wundervolle Roßkastanienalleen, deren Bäume mit etwa 3 m Umfang auf über 200 Jahre geschätzt werden müssen. Um so mehr setzt in Erstaunen, daß im übrigen gärt nerisch wenig zu sehen ist. Kommt man an unsere grö ßeren deutschen Herrschaftssitze, nach England, Holland, Oestereich, fehlt fast nirgends eine größere Anzahl Häuser