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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 31 u. 32 126 Reifezeit steht sie zwischen den beiden bereits genann der ten Sorten, das heißt, sie zeitigt um einige Tage früher als die 7 Handelsnachrichten feinere Mitteilungen Rote Holländische. Weitere rote Sorten für den Erwerbsobstbau zu nen hygroskopischen Eigenschaften und der daraus folgenden schwierigen Nachreife; 2. aus wirtschaftlichen Gründen, we gen der Schwierigkeit der Bestellung, da sie nicht drillfähig ist und die Anpflanzung'sehr viel Handarbeit erfordert; we gen der erforderlichen häufigen Behackung, der Schwierig keit der Ernte, des Dreschens und der Fruchtbereitung, und endlich wegen des in Ansehung dieser Anbauerschwernisse ganz unwahrscheinlichen und zum wenigsten gänzlich un sicheren Reinertrages.“ {Dieses Urteil deckt sich durchaus mit den Erfahrungen, die von gärtnerischer Seite gemacht worden sind. Es ist daher unverständlich, daß es immer noch Leute gibt, die für dieses überflüssige Unkraut Reklame machen. D. Schriftlg.) nen, dürfte zwecklos sein, da es kaum noch andere gibt, die man mit gutem Gewissen für diesen Zweck empfehlen ■ kann. Als eine ganz vorzügliche weiße Sorte möchte ich Maurers Langtraubige Weiße nennen. Diese ist leider trotz ihrer guten Eigenschaften: Wüchsigkeit, Wohlge schmack und guter Ertrag, bis jetzt sehr wenig angepflanzt worden. Größere Beeren als Maurers Langtraubige hat die Weiße Versailler, die aber den Nachteil besitzt, daß sie in der Blüte etwas frostempfindlich ist. Schließlich muß auch noch die Weiße Holländische als recht brauchbare Sorte angeführt werden. Diese stellt die gleichen Ansprüche an den Boden wie ihre roten Schwester sorten. Sie verlangt also kräftigen feuchten Lehmboden und gute Düngung und im Notfälle Bewässerung, Kann ihr das alles gewährt werden, dann ist ihr Anbau zu empfehlen. Zwei neue Gemüsepflanzen, eine Ausgeburt der Kriegs phantasie! Angesichts des Mangels an jungem Gemüse be müht man sich wieder, Pflanzen zu entdecken, deren bisher unbeachtete Eigenschaften verwertet werden könnten. Auf zwei neue derartige Gemüsepflanzen macht jetzt Ida Hahn in der „Deutschen Landwirtschaftl. Presse“ aufmerksam. Als ein für viele Haushaltungen in Stadt und Land sehr leicht erreichbares Gemüse ist der sog, „Wilde Wein“ zu betrach ten, der den Schmuck vieler Häuser bildet, an deren Mauern er sich emporrankt. Beachtenswert ist der Hinweis auf die Bedeutung des Wilden Weines als Gemüse gerade in diesen Tagen, weil er um diese Zeit von den Gärtnern beschnitten wird. Es ist um so auffallender, daß man bisher ganz- acht los an ihm vorüber ging, als er einen Verwandten unseres echten Weines darstellt. Der wilde Wein wird am besten genau wie Spinat zubereitet, im Geschmack ähnelt er aber mehr dem Sauerampfer, der ja gleichfalls vor dem Kriege nicht beachtet wurde, heute aber vielfach als Gemüse ge schätzt wird. Eine gut verwendbare Gartenpflanze ist auch der Amarant oder Fuchsschwanz. Er kommt vor allem als Körnerlieferant in Betracht, was ihn in Hinblick auf den Mangel an Körnerfutter für das Geflügel bereits genügend wertvoll macht. Aber auch für den Menschen ist der Ama rant genießbar, er spielt in Ostasien und Indien eine große Rolle, seine Blätter werden auch in Brasilien als Gemüse verzehrt. In dieser Form scheinen allerdings nur zwei im Galten gezogene Abarten verwendbar zu sein. Die ver wilderten Formen sind auch zu verwerten, müssen vorher aber reichlich gewässert werden. (Wir wünschen guten Appetit!) Ein gänzlich absprechendes Urteil über die Reismelde. Bei der Pflanzenzuchtstation des landwirtschaftlichen Insti tuts der Universität Halle sind Anbauversuche mit Reis- melde gemacht worden, über die der Vorstand der Station zusammenfassend berichtet: „Die Reismelde ist für den feld mäßigen Anbau als Getreidepflanze für das Kontinental klima des deutschen Tieflandes gänzlich ungeeignet, und zwar 1. aus klimatischen Gründen wegen ihres hohen Was serbedarfs, wegen ihrer langen Vegetationszeit, wegen ihrer dunkelroten Trauben reifen sehr früh und der Wuchs der Sträucher läßt nicht das Geringste zu wünschen übrig. Der Zuckergehalt der Beeren ist entschieden höher als bei der roten Holländischen, Nicht minder wertvoll ist für die gleichen Anbauver hältnisse die Rote Versailler, Sie kann für größeren Er werbsanbau ohne Bedenken empfohlen werden. Bezüglich Mitteilung der Reichsstelle für Gemüse und Obst über die Zwangsbewirtschaftung des Herbstgemüses und Obstes. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst hat ihre Vorberei tungen- für die Bewirtschaftung des Herbstgemüses und Obstes getroffen. Darüber machte neulich der Lei ter der Reichsstelle, Oberregierungsrat von Tilly, Presse vertretern Mitteilung. Er erklärte, daß sich die Zwangsbe wirtschaftung des Herbstobstes im Vorjahre bewährt habe und daß man sie fortsetzen müsse. Die Marmeladen fabriken, die in erster Linie zu beliefern seien, hätten auch in diesem Jahre das notwendige Obst nicht auf Lieferungs verträge erhalten können, da Kommunen und größere In dustrieunternehmungen durch Pachtverträge und hohe Preise mit Erfolg versucht hätten, sich das Obst zu sichern. Diese Pachtverträge seien nun durch die Reichsstelle für ungültig erklärt worden, und jetzt könne die Ware restlos den Mar meladenfabriken zugeführt werden. Die Ernte für das Herbstobst werde nach Ansicht des Leiters der Reichsstelle schlecht ausfallen. Von Sachverständigen werde die Ernte auf etwa 20 Millionen Zentner geschätzt. Frischobst werde es nur wenig geben für die Zivilbevölkerung; nur Tafelobst dürfte auf den Markt kommen. Die Zufuhren aus dem Aus lande würden wahrscheinlich ganz in Fortfall kommen, Ueber das Herbstgemüse sagte Herr von Tilly, daß die Kom munalverbände und die Großverbraucher sich in umfang reicher Weise durch den Abschluß von Lieferungsverträgen Herbstgemüse gesichert hätten. In diesem Jahre sind außer über Kohlrüben bereits jetzt 90000 Verträge über 520000 Morgen Gemüse zustande gekommen, Das ist im Vergleich zum Vorjahre weit mehr als das Doppelte an Gemüse, Um die nötigen Mengen Gemüse zu erhalten, sei es notwendig, das gesamte durch Lieferungsverträge freie Herbstgemüse und Herbstobst einer Absatzbeschränkung zu unterwerfen. Es ist also möglich, daß die großen Gemeinden zeitweise Obst auf Lebensmittelmarken in bestimmten Mengen zur Ausgabe bringen. Richtpreise für eingelegte Frühgurken. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst teilt im Einverständnis mit dem Kriegsernährungs amt die Preise mit, welche von den Einlegereien für eingelegte Früh gurken genommen werden dürfen. Die Preise sind nach den Ur sprungsorten abgestuft. Wie im allgemeinen bei Gemüse und Obst der Erzeuger, so darf auch bei Frühgurken die Einlegerei die für Groß- oder Kleinhandel festgesetzten Preise nehmen, wenn sie des sen Aufgaben beim Absatz an Kleinhändler oder Verbraucher über nimmt. Die Kleinhandelspreise selbst betragen für 1 Stück für die Einlegereien in den Erzeugungsgebieten Lübbenau 25 Pf., Kalbe, Naumburg 23 Pf., Liegnitz, Großgottern 20 Pf., in allen anderen Er zeugungsgebieten außer Süddeutschland 23 Pf. Aus den Erzeugungs gebieten außerhalb derselben: Lübbenau 30 Pf., Kalbe, Naümburg 25 Pf., Liegnitz, Großgottern 23 Pf., aus allen anderen Erzeugungs gebieten außer Süddeutschland 25 Pf. Für die süddeutschen Ein legereien sind die folgenden, nach der Größe der Gurken unter schiedenen Richtpreise festgesetzt worden: Für die Einlegereien innerhalb und außerhalb der Erzeugergebiete bei einer Größe von nicht weniger als 4 cm 8 und 9 Pf., von nicht weniger als 6 cm 12 Pf., von nicht weniger als 8 cm 13 und 15 Pf., von nicht weniger als 10 cm 15 und 16 Pf. und für größere Ware 20 und 23 Pf. Ueberschreitungen der Preise sind nur in Ausnahmefällen unter Zustimmung der Reichsstelle für Gemüse und Obst zulässig.