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Nr. 31 u. 32 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 125 der Kartoffelkrebs anzuführen. Glücklicherweise ist diese sehr gefährliche Krankheit bis jetzt bei uns nur ganz vereinzelt aufgetreten. Der Erreger des Kartoffelkrebses ist ein Pilz, Chrysophlyc- tis endobiotica. Er verursacht warzenartige Auswüchse an den zur Blütezeit sich ausbildenden Knollen, mitunter auch an den Wurzeln, sowie am Wurzelhals der Stengel. Diese Warzen erreichen meistens ungefähr Walnußgroße. An fänglich sind sie hellfarbig, bald aber färben sie sich dunkel braun. In schweren Fällen sind die Knollen vollständig von ihnen überwuchert oder in eine zusammenhängende Warzenmasse verwandelt. Die Krankheitskeime bleiben in Gestalt der Dauersporen des Pilzes im Boden 5 bis 6 Jahre, vielleicht auch noch länger, lebensfähig. Wenn also auf einem Kartoffelfeld, auf welchem einmal krebskranke Knol len gefunden wurden, während dieser Frist wieder Kartoffeln angebaut werden, dann ist stets die Gefahr der Neuanstek- kung vorhanden. Sobald bei der Ernte unter dem Bestände eines Feldes auch nur eine einzige an Krebs erkrankte Knolle gefunden wird, so ist der ganze Bestand von der Benut zung als Saatgut vollständig auszuschließen. Alle kranken Kartoffeln und deren Kraut, die etwa bei der Ernte gefunden werden, sind zu verbrennen. Sollen krankheitsverdächtige Kartoffeln verfüttert werden, so soll dies nur in gekochtem Zustande geschehen, damit nicht etwa lebensfähige Keime mit dem Dünger wieder in den Boden gelangen. Ein Acker feld, auf dem der Kartoffelkrebs aufgefunden wurde, soll möglichst isoliert behandelt werden, damit nicht etwa mit Sporen durchsetzte Erde auf bisher gesunde Felder ver schleppt wird. Wenn die Kartoffelkrebsgefahr bisher auch keineswegs brennend ist, so ist es doch ratsam, scharf auf etwaiges Auf treten der Krankheit zu achten. Denn Vorbeugen ist besser als Heilen. Bienen und Obsternte. Die hohe Bedeutung, welche die Bienenzucht für den Obstbau hat, steht wohl über allem Zweifel. Einsichtsvolle Obstzüchter sind deshalb auch stets Bienenfreunde und sollten, wenn sie dem Obstbau praktisch nützen wollen, auch stets eifrige Imker sein. Man bat behauptet, daß für 50 starke Obstbäume je ein Bienenvolk notwendig sei, um eine möglichst volkommene Befruchtung der Blüten zu erzielen. Allerdings wird die Befruchtung nicht ausschließlich von un seren gepflegten Honigbienen bewirkt, sondern wir haben auch in den wilden Arten der Gattung Biene und in anderen freilebenden Hautflüglern wertvolle Gehilfinnen bei diesem wichtigen Geschäfte. Aber der Bestand an diesen frei- lebenden Insekten ist sehr großen Veränderungen unter worfen. In manchen Jahren sind diese zweifellos in großer Masse vorhanden, in anderen wieder mögen gerade recht wichtige Arten gänzlich oder fast gänzlich fehlen. Genau wie dies auch bei den schädlichen Insekten, glücklicher weise, zutrifft und mit Sicherheit alljährlich beobachtet wird. Es liegt da doch der Gedanke nahe, daß es für den Fruchtansatz sehr wesentlich ist, wie es um den Bestand an diesen nützlichen, freilebenden Insekten bestellt ist. Das heißt: Gibt es viel derartige Tiere, dann ist auf eine gute Befruchtung der Blüte zu rechnen und es besteht die Aus sicht auf ein gutes Obstjahr, Ist aber zufälligerweise der Bestand nur ein schwacher, dann kann die wichtigste Vor bedingung einer guten Obsternte, die Befruchtung eines möglichst hohen Prozentsatzes der Blüten durch diese In sekten, nicht erfüllt werden. Die Folge ist eine schlechte Obsternte trotz vielleicht sehr reicher Blüte der Obstbäume. Es liegt nahe, daß kluge Obstzüchter sich bemühen, durch Haltung von Honigbienen sich vor den Folgen zu schützen, welche durch Jahre mit schlechtem Bestand an Wildinsek ten bewirkt werden. Freilich, ein unbedingt sicheres Mittel haben wir auch darin nicht. Das scheint mir aus den Erfahrungen dieses Jahres hervorzugehen. Wir hatten bekanntlich in diesem Jahre eine außerordentlich frühe Obstblüte. Es liegt da nahe, anzunehmen, daß die Entwicklung der Wildinsekten nicht mit der schnellen Entwicklung der Obstblüte Schritt halten konnte. Das heißt: es gab zur Zeit der Obstblüte noch nicht genügend freilebende Insekten, welche für die Be fruchtung der Blüten in Betracht kommen. Wie die Wildinsekten von der Entwicklung der Dinge überrascht wurden, so ist es aber in diesem Jahre wohl auch mit den Honigbienen gewesen. Auch die Honigbienenvöl ker waren zur Obstblütezeit noch nicht reich genug an Im men, um ihre nützliche Tätigkeit mit vollem Erfolge aus führen zu können. Diese Tatsache ist von erfahrenen Imkern wiederholt mit Bedauern festgestellt worden. Dazu kam noch der erschwerende Umstand des ge waltigen Wettersturzes um den 20, April, durch welchen die Tätigkeit der Insekten annähernd eine Woche lang auf ein Mindestmaß beschränkt, tagelang aber ganz aufgehoben wurde. Ganz abgesehen davon, daß sicher ungezählte Mil lionen dieser nützlichen Geschöpfe dem Wettersturz zum Opfer fielen. So wurde der Wettersturz zwar nur stellen weise durch direkten Frostschaden, indirekt aber durch seinen Einfluß auf die Insekten nicht minder schädlich. Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn heuer der Obstansatz in einem so schreienden Mißverhältnis zu der reichen Obstblüte steht, und haben eine der wichtigsten Teilursachen dieser Erscheinung in den angeführten Um ständen zu suchen. Es wäre nun aber falsch, wollte man folgern: Weil in diesem Jahre die Honigbienen uns die Obsternte nicht si chern konnten, ist es zwecklos, solche zu halten. Im Ge genteil: Wenn viel mehr Honigbienen vorhanden gewesen wären, dann hätten diese eine um so größere Anzahl von Blüten befruchten können. Nach wie vor sollte deshalb je der Besitzer einer größeren Anzahl von Obstbäumen auch ein eifriger Imker sein. In sehr segensreicher Weise könnten die Obstbaumschulbesitzer der guten Sache dienen, wenn sie in ihren Preisbü chern an geeigneter Stelle mit kurzen aber eindringlichen Hinweisen ihre Kundschaft nachdrücklich auf die Bedeutung der Im kerei für die Befruchtung der Obstbaum- blüte aufmerksam machen würden. So gut wie man heute in vielen größeren Baumschulen allerlei Obstbaugeräte, Insektenvertilgungsmittel usw. kau- I fen kann, sollte man auch dort Bienenstöcke und Bienen- ' zuchtgeräte kaufen können. Jede Sicherung und Vermeh rung der Obsternte dient doch schließlich am meisten dem Absatz der Bäume selbst. Einiges über Johannisbeersorten. Aus verschiedenen Gegenden kommen gerade in diesem Jahre Klagen, daß die sonst als Rekordsorte geltende Johannisbeersorte Rote Holländische im Ertrage viel weniger befriedigt habe als andere Sorten. Das gibt mir Veranlassung, darauf hinzu weisen, daß sich diese Sorte vorzugsweise nur für frische, das heißt also genügend feuchte Böden eignet. Wenn nun, wie in diesem Jahre, während der ganzen Entwicklungszeit der Beeren kein Tropfen Regen fällt, dann ist es kein Wun- j der, wenn in trockenen Böden in warmen Lagen ein sehr i beträchtlicher Teil der unreifen Früchtchen der Holländi schen Roten abfällt. Ich bin überhaupt von dieser Sorte nicht bedingungslos zufrieden. Denn sie reift doch ziem lich spät, und ihre Farbe ist ziemlich hellrot, wodurch sie für manche Verbrauchszwecke weniger geeignet erscheint. Ein großer Vorteil der Sorte ist allerdings ihre Wüchsig- keit und die Langlebigkeit der Sträucher, sobald ihr die Bodenverhältnisse zusagen. Als eine vorzügliche Sorte für Massenanbau in nur mäßig feuchtem Boden und in warmen Lagen möchte ich die Fays Fruchtbare nennen. Ihre langen großbeerigen