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Nr. 31 u. 32 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 123 Die Pflanzung Hagenauers in L, kostete in der Neu anlage 737 M.; an Jahresausgaben entstanden 165 M.; sie brachte durchschnittlich 180 Zentner im Wert von 288 M., so daß 123 M, gelöst wurden. Die Pflanzung Albrecht in M. kostete nur 310 M. Anlage, 225 M. Jahresunterhaltung. Geerntet wurden im Mittel 220 Zentner im Werte von 286 M., so daß nur 61 M. Reingewinn gelöst wurden. Hieraus werden die großen Schwankungen ersichtlich, die die Praxis des Anbaues erbringt. Die Ursachen liegen darin, daß bei der Anlage zu wenig sorgfältig verfahren wird (siehe die teilweise ungeheuer verbilligten Anlagekosten!) oder daß es an Pflege und Düngung mangelt (auch hier die obigen geringen Betriebskosten!). Daher auch die teil weise sehr geringen Mengen der Ernten. Ohne Aufwand läßt sich eben auch hier nichts erzielen, und gerade bei der Weide, die gewiß anspruchslos ist, wird die Bescheidenheit ihrer Ansprüche überschätzt; dies besonders auch in Hin sicht auf den Boden. In Böden, die versumpft oder trocken wie die sommerliche Steppe sind, kann natürlich nicht viel erwartet werden. Auch die anspruchslose W ei de will ihr bescheidenes Recht auf fröhliches Wachstum haben, soll ihr Anbau erfolg reich sein! Die in Friedenszeiten bescheidene Einträglichkeit des Anbaues kann oft nicht unbeträchtlich erhöht werden, wenn man die Ruten schält und erst verkauft, wenn die ge schälten Ruten getrocknet und nach Länge und Stärke sortiert und gebündelt sind. Bei der Sortierung sind schwache solche bis zu 60 cm, mittlere von 80—120 cm, starke von 120—200 cm Länge. Erstere werden in 2% kg- Bündel, mittlere in solche von 5 kg, starke in 10 kg-Gebinde gebracht. Das Schälen können der Landwirt und Gärtner im Winter gelegentlich vornehmen. Die trockenen Ruten wer den gewässert oder gedämpft, bis die Schale sich wieder leicht löst. Im allgemeinen vergibt man aber das Schälen im Stücklohn und zahlt dafür schockweise, nämlich für je 60 Stück schwache 1 Pf., für mittlere 1,5 Pf., für starke 2 Pf. Bei diesen geringen Sätzen muß bedacht werden, daß fast nur Kinder und arbeitsunfähige alte Leute diese Arbeit besorgten. Der Handel zahlte für derart abgelieferte geschälte trockene Ware: bis 100 cm lang 28, bis 140 cm lang 20, bis 200 cm lang 16 M. für je 50 kg. Ueber das Schälen ist noch folgendes zu sagen: Ueblich ist es, die Weiden im zeitigen Frühjahr zu schälen, sobald sich die Rinde mühelos vom Holz löst. Damit das eintritt, müssen die Bündel im Februar in Wasser gestellt werden. Fließendes Wasser ist viel besser als Teichwasser. Ganz im Wasser liegen sollen sie nicht. Am günstigsten ist, wenn das Wasser nur etwa 6—8 cm über den Schnittflächen steht. Zum Schälen gibt es be sondere Stahlklemmen, mit denen sich sehr schnell arbei ten läßt. Die geschälten Ruten werden tagsüber im Freien zum Trocknen ausgelegt, abends aber unter Dach gebracht, weil der Tau ihnen den Glanz nimmt. Regen macht ebenfalls fleckig. Nach 14 Tagen pflegen sie genügend trocken zu sein, werden sortiert, gebündelt und verkauft. 3—4 Ztr. grüne Weiden geben 1 Ztr. geschälte, trockene Ruten, so daß, wer die Ware schälen läßt, nicht unerheblichen Mehrgewinn erzielt, der dann den Korbweidenbau recht einträglich macht! Endlich sollen noch die notwendigen Angaben über die Anlage der Pflanzung gemacht werden. Der Acker, lieber zu feucht, als zu trocken, nie aber sumpfartig naß, wird mit einem Pflug mit Untergrundschar mindestens 32—35 cm tief bearbeitet. Das beste Bearbei tungsverfahren besteht im Pflügen mit einem ortsüblichen Pflug, der möglichst tief einzustellen ist, und dem unmittel bar darauf in der Furche ein Untergrundpflug nach Bippart folgt. Dieser für Tiefbearbeitung unübertreffliche Pflug kostet nur 50 M. und kann von jedem Händler landwirt schaftlicher Maschinen bezogen werden. Diese Bearbeitung wird am besten im Herbst vorge nommen. Im Frühjahr wird die geackerte Fläche geeggt und die Stecklinge werden nach der Pflanzschnur gesetzt, und zwar an Bach- oder Flußufern wegen der möglichen Ueberschwemmungen mit Eisgang der Bachbettrichtung fol gend, sonst von Osten nach Westen verlaufend. Das zur Fertigstellung der Stecklinge verwendete Holz ist am besten einjährig mit gut entwickelten Augen und von nicht übermäßiger Stärke. Solches bewurzelt sich am leichtesten und sichersten und bringt stets üppigen Trieb. Die Ruten zur Stecklingsherstelung sollen im November ge schnitten und müssen kühl aufbewahrt werden. Nützlich ist es, sie gebündelt aufrecht im Freien auf den Erdboden zu stellen, rund herum etwa 10 cm hoch Erde anzuhäufeln und diese festzutreten. Dann trocknen die Ruten nicht aus. Erst kurz vor dem Gebrauch schneidet man die Stecklinge in etwa 30 cm lange Stücke und schneidet diese derart mit einem scharfen Messer nach, daß der Schnitt unmittelbar unter dem letzten Auge am dicken Ende des Stückes ab schneidet, während über dem oberen Endauge noch ein Stück Zweig von etwa 2 cm Länge verbleibt, das beim Pflan zen zum Anfassen und zugleich zur Sicherung der End knospe, welche als Triebknospe besondere Wichtigkeit hat, dient. Man pflanzt entlang einer Schnur, die mit Hilfe von zwei Pflöcken, die in den Boden getrieben werden, straff gespannt wird. Zur Bemessung der Abstände dient am besten eine Latte mit den eingeschnittenen 12,5 cm-Abstän- den. Mit einem Rundeisen von etwa der Stärke eines Daumens oder Mittelfingers, das unten zugespitzt, oben mit einem Handgriff versehen ist und 35 cm Länge haben soll, werden die Löcher vorgebohrt, der Steckling hineingeschoben und das Erdreich sehr fest angetreten. Das Endauge muß mit dem Erdreich zu ebener Erde abschließen. Kein Steck ling darf als Stumpfen über dem Boden hervorragen, weil ein solcher Pflanzen von geringerer Triebkraft und kürzerer Le bensdauer hervorbringt. Auch bei der anspruchslosen Weide hat sich die Dün gung bewährt und macht sich gut bezahlt. Kalkung ist vor der Pflanzung zu geben. Bei schweren Böden hat sich Kompostdüngung gut bewährt; Kunstdünger können, in ihren Sorten dem Boden angepaßt, in beliebigen Mengen ge geben werden. Gute Verhältnisse sind 4 dz schwefelsaures Ammoniak, 7 dz Kainit, 5 dz Thomasmehl für leichte, 4,5 dz Kaistickstoff oder 2 X 1 dz Chilesalpeter bei 5 dz 40pro- zentigem Kalisalz und 64 dz Superphosphat. Stärkere Stick stoffdüngung fördert weiterhin die Ertragsmenge, begünstigt aber die Brüchigkeit der Ruten. Nicht umsonst wurde eingangs bei der amerikanischen Mandelweide gerühmt, daß ihre dichte Belaubung das Un kraut darnieder halte; denn dieses ist, ganz besonders in den Jahren nach der Pflanzung, der Junganlage größter Feind. Das schlimmste Unkraut ist die Winde, die häufig schon ganze Pflanzungen großen Umfanges zugrunde gerich- tat hat. Deshalb soll die Jungpflanzung im ersten Sommer mindestens zweimal mit der Hand gehackt und durchgejätet werden. Später hackt man je einmal vor dem Austrieb oder zu desesn Beginn im Frühling und im Spätherbst nach dem Schnitt. Sind die Triebe etwa 30 cm hoch, muß da, wo die Winde vorkommt, diese ausgezogen werden. Etwa in einer Junganlage entstehende Lücken dürfen nicht mit Stecklingen ausgefüllt werden, weil die Beschat tung der älteren Pflanzen im Umkreise diese nicht aufkom- i men läßt. Vielmehr verwendet man lange Ruten, die ihre Umgebung überragen oder doch an Höhe erreichen, schnei det sie, wie oben beschrieben, am unteren Ende zu, und steckt sie wie die üblichen Stecklinge etwa 30 cm tief. Auch mit Insekten führt der Korbweidenzüchter