Volltext Seite (XML)
122 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 31 u. 32 sehen, sondern auf einer Gartenbauschule oder Gärtnerlehr anstalt zusammen mit den männlichen Berufsgenossen. Denn der Gartenbau ist kein weiblicher Sonderberuf, und wenn die zukünftigen Kolleginnen vollgültige Berufsgenossinnen sein wollen, dann darf ihnen keine Extrawurst gebraten wer den, damit nicht bei manchen von ihnen die Meinung ent stehe, sie seien etwas Besonderes, etwas Besseres und Hö heres als ihre männlichen Berufsgenossen. Auch für das spätere Zusammenarbeiten von Gehilfe und Gehilfin ist die weibliche Sonderberufsausbildung kein Vorteil, Die jungen Gärtner beiderlei Geschlechtes sollen es von vornherein lernen, an demselben Strange zu ziehen. Von den Gehilfen wird vielfach befürchtet, die Gärt nerin werde zur Lohndrückerin werden. Diese Befürch tung scheint dem Verfasser grundlos. Denn voraussichtlich dürfte es erstens nach der Wiederkehr friedlicher Verhält nisse im Gartenbau kaum zu einem übergroßen Angebot von Arbeitskräften kommen. Die Wiederinstandsetzung der Kulturen wird vermutlich viel mehr gelernte Kräfte er fordern, als vorhanden sind, so daß für männliche und weib liche Gehilfen überreichlich Arbeitsgelegenheit sein wird. Damit entfällt ein wichtiger Grund für eine Senkung der Löhne. Zweitens werden einsichtige Arbeitgeber sich wohl kaum auf den Standpunkt' stellen, daß die weibliche ge lernte Arbeitskraft nur deshalb geringer zu bewerten und zu entschädigen sei, weil sie eben eine weibliche ist. Der Grundsatz, daß die an Güte und Quantität gleiche Leistung auch die gleiche Bezahlung bedingt, wird sicher Geltung erhalten. Daß minderwertige weibliche Arbeitskräfte nach demselben 'Schema bezahlt werden wie besonders hochwertige männliche, werden doch wohl die Ge hilfen selbst nicht wünschen. Die Gartenbaubetriebe, die jetzt während des Krieges Gärtnerinnen beschäftigen, wer den im übrigen wohl auf Grund ihrer Erfahrungen Vor schläge machen, welche als geeignete Grundlage für die Re gelung der Angelegenheit dienen können, und bei beider seitigem guten Willen wird sich bestimmt ein gangbarer Mittelweg auffinden lassen, Im übrigen will es dem Verfasser scheinen, daß die Lohnfrage in der Gärtnerei im engsten Zusammenhänge steht mit der Frage der Bezahlung für die gärtnerischen Er zeugnisse. Gelingt es, dieselben auf annehmbarer Höhe zu halten, dann wird dieser Umstand auch bei der Entschädi gung der Arbeitskräfte zum Ausdruck kommen. M. L. in W. f =========== # Praxis und Wissenschaft —= 1 ■■ xr—। Korbweidenanban. Von A. Janson. Man hat auch für Korbweiden in Kriegszeiten Höchst preise festgesetzt. Die Veranlassung gab die ungeheure Nachfrage nach Flechtweiden infolge des Riesenbedarfs an Geschoßkörben und die dadurch bedingte Preissteigerung. Es sind auch vom Erzeuger hohe Gewinne aus Korbweiden pflanzungen gezogen worden und die Jahre nach dem Kriege dürften gegenüber früheren Friedenszeiten erhöhte Preise bringen, weil, wie auf so vielen Gebieten, Neuvorräte an Korbweidenerzeugnissen nicht mehr vorhanden und die im Verkehr befindlichen verbraucht sind. Die Aussichten für die 5—6 Jahre nach Friedensschluß sind also gut. Wie sich die Lage hinterher gestalten wird, läßt sich schlecht sagen. Vor dem Kriege ließ sich mit dem Korbweidenanbau nicht viel verdienen. Freilich darf nicht vergessen werden, daß die Weide sehr anspruchslos an Boden ist und noch viele Böden gut nutzt, die für den Acker- und Gartenbau nichts mehr in Betracht kommen. Maßgebend für den Erfolg ist die Wahl der an den Bo den anzupassenden Art. In Deutschland werden 8 Arten ge baut: Salix purpurea, S. amygdalina, S. vimi- nalis, S. rubra, S. p r u i n o s a, S. aurea, S. u r al e n - s i s, S. h e 1 i x. Von diesen sind die drei zuerstgenannten die bei weitem besten. Salix purpurea, die Steinweide, eignet sich vor zugsweise für trockene Böden, auch für Moor und Schotter. Salix viminalis, die Hanfweide, kurz auch wohl echte Korbweide genannt, bevorzugt Sand-, Lehm und Mischboden. Sie hat den großen Vorzug, fast nie unter Spätfrösten zu leiden, darf aber nicht in zu trockenen oder zu nassen Böden gebaut werden. Salix a m y g d., die M a n d e 1 w e i d e, ist für schwere Böden, also Lehm-, Ton-, aber auch Moorboden passend, die reichlich feucht sein dürfen. Ihr Holz hat wenig Mark, ist zähe und fest, bricht beim Flechten also nicht und ist, alles in allem, die beste Flechtweide. Von ihr gibt es eine ganze Reihe Sorten. Die weitaus beste ist die amerika nische, die seit Jahren in Württemberg viel angebaut wird. Sie ist neuere Züchtung, zeichnet sich durch riesige Erträge (bis 25 000 kg von 1 ha) aus, ist besonders zäh und schmiegsam, läßt infolge der dichten Belaubung kein Un kraut aufkommen, läßt sich sehr schnell und leicht schälen und ergibt dann blendend weißen Flechtstoff. Außer dieser besten Sorte gibt es unter den älteren Sor ten als empfehlenswerteste noch S. amygd. superba und die wachsgelbe Krahlsche. Folgende Preise sind Friedenspreise: Die Bodenvorbereitung kostete rund 1000 M., die Pflanz kosten stellten sich auf rund 50 M, für 1 ha. Man gibt 50 cm Reihenabstand und 12% cm Entfernung in den Reihen, Dem gemäß sind rund 200 000 Stecklinge für 1 ha erforderlich. Das Tausend Stecklinge kostete bei 30 cm Länge im Mittel 2,50 M. Meist wird vorgezogen, die ganzen Weidenruten zu beziehen und die Stecklinge selbst herauszuschneiden, weil man damit billiger fährt. Denn die Ruten kosteten auch nur 2,70 M. für 50 kg und gehen mehr aus. Demnach kostete die Neuanlage von 1 ha Weiden ¬ kultur: Die Ackerung : 100 M. 200 000 Stecklinge, je 2,30 M. für 1000 Stück 460 ,, Pflanzarbeiten 50 „ Jäten und zweimaliges Behacken . . . . 60 „ Abschreibung ,.50, Zus. 720 M. ’ Eine Weidenpflanzung bringt bei guter Behandlung 20 Ernten, doch rechnet man gewöhnlich nur 15—16. Die Jahresausgaben betrugen im Mittel: Behacken der Pflanzung 80 M. Felgen der Pflanzung 40 ,, Düngung (es wird nur alle 2 Jahre gedüngt im Wert von 90 M.) 45 ,, Das Schneiden (Ernten) der Ruten 100 „ Das Einbringen der Ernte 25 ,, Allgemein Unkosten (Anteil an den Wirtschafts unkosten) : 30 ,, Fünfprozentige Verzinsung des Ackerkaufpreises von 3000 M. : . . . .150 „ Zus. 470 M. Man kann im Durchschnitt langer Jahre mit 250 Zent nern grüner Weiden als Ernte rechnen, deren jeder mit 2,70 M. angesetzt werden kann, so daß für 675 M. Ware geerntet wird und mit rund 200 M. Reinerlös gerechnet werden kann. Die Roherträge sind manchmal niedriger, gehen bei guter Pflege aber auch bis über 300 Zentner hinauf. Zum Vergleich sei angeführt, daß Herr Fabrikant Kuhn in Metzingen, einer der größten Korbweidenzüchter Süd deutschlands, nach eigenen Angaben die Anlagekosten mit 900 M., die Jahreskosten mit 520 M,, den Reingewinn mit 209 M. angibt, Er rechnet im Jahre durchschnittlich 270 Zentner Rohernte.