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Nr. 29 u.3O DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 117 Inspektor Glindemann in der „Rosenzeitung“, dem Organ des Vereins deutscher Rosenfreunde. Er empfiehlt, den Straßen staub durch ein. feinstes Haarsieb gehen zu lassen, ihn mit dem etwa noch in geringer Menge vorhandenen Schwefel pulver zu vermischen und dieses Gemisch in gleicher Weise mittels eines Zerstäubers zur Bekämpfung des echten Mel taues zu benutzen, wie reines Schwefelpulver. Herr Glindemann hat auch reinen gesiebten Straßen staub zu dem gleichen Zwecke mit bisher gutem Erfolge an gewendet. Die Anregung verdient die Beachtung aller Gärt ner, welche in die Lage kommen, Meltau an Rosen oder anderen Kulturpflanzen bekämpfen zu müssen. Anreicherung des Bodens mit Stickstoff. Wir lesen in der „Umschau", was folgt: „Den für die Pflanzen nötigen Stickstoff liefert am billigsten die Luft. Ihr entnehmen ihn die Bodenbakterien und machen ihn den Pflanzen zugäng lich. Versuche von Dr. A. Koch (Jahresber. d. Verein, f, angew. Botanik) zeigen, daß in ungedüngten garen Böden die Stickstoffbakterien wohl imstande sind, den durch die Ernte entstehenden Stickstöffverlust zu decken. Da diese Bakterien bei Zugabe von Zucker oder Zellulose besser ge deihen, wurde als Dünger auf einem Versuchsfeld bei Göt tingen Zellulose verwendet. Das Ergebnis war, daß darauf hin die Bakterien dem Boden aus der Luft eine Menge Stick stoff zuführten, die der in 100 Zentner Chilesalpeter für den Morgen entsprach. Nachsatz der Schriftleitung: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Man bedenke, was das heißt: Der Stickstoff gehalt von 100 Zentnern Chilesalpeter als Gewinn für eine Fläche von nur 2500 Quadratmetern. Aber wenn selbst auf diese Weise der Stickstoffgehalt von 10 Zentnern Chilesal peter zu gewinnen wäre, so würde das eine vollständige Lö sung des Problems der Versorgung unserer Kulturen mit Stickstoff bedeuten. Was von Herzen zu wünschen wäre. Anmerkungen zur Bohnensaat. Bohnen dürfen in leicht verkrustende Böden höchstens 1% cm tief gelegt werden. Gerade in diesem Jahre, wo nach langer Trockenzeit kalte Regengüsse mit großer Heftigkeit einsetzten, konnte man vielfach die Beobachtung machen, daß die spät gelegten Bohnensaaten sehr schlecht aufgingen. Sehr häufig war die Ursache des Uebels in der starken Bodenkruste zu' suchen, welche sich infolge der Regengüsse gebildet hatte. Es ist einleuchtend, daß die nachteiligen Wirkungen der Verkru stung um so fühlbarer waren, je tiefer die Bohnen im Boden lagen, je mehr also die Samen ihre Kraft aufwenden muß ten, um erst einen verhältnismäßig langen und dürren Sten gel zu bilden. Ein langer und dünner Stengel hat natürlich bei weitem nicht die Kraft, wie ein kurzer und dicker, um die Bodenkruste zu heben. Damit ist dann das Schicksal der betreffenden Pflanze besiegelt. Sie verkommt elend, indem die im Boden eingekerkerten Keimblätter und Stengel sehr bald der. Fäulnis und den massenhaft in der Erde hausenden Schädlingen aus dem Reiche der Insekten zum Opfer fallen. Daher ist flaches Einlegen der Bohnen in leicht verkrusten den Böden von ganz besonderer Bedeutung, Nicht unwich tig scheint mir auch eine andere Beobachtung zu sein, auf welche ich hiermit hinweisen möchte. Man legt jetzt viel mehr als früher die Buschbohnen einzeln in Reihen, also nicht mehr in Trupps von 4 bis 5 Stück. Beim Anbau grö ßerer Flächen hat diese Saatweise zweifellos auch große Vorteile. Aber die Kehrseite der Medaille ist, daß in stark zur Verkrustung neigenden Böden die einzeln liegenden Bohnen große Mühe haben, sich das Tageslicht zu erkämp fen. Wenn die Witterung so ungünstig ist wie in diesem Jahre im Juni, dann bleiben bei Einzelaussaat in Reihen viel mehr Bohnen im Boden stecken, als bei truppweiser Saat. Daher sollte man der alten Gewohnheit des Aus legens der Buschbohnen in Trupps von 4 bis 5 Stück unter den angegebenen Bodenverhältnissen unbedingt treu bleiben. Da in diesem und voraussichtlich auch noch in den fol genden Jahren sicher viele Bohnen auf bisher noch nicht genügend bearbeiteten und daher nicht besonders passenden Böden zur Aussaat gekommen sind, bzw. noch kommen wer den, so schien es mir nicht ohne Bedeutung zu sein, wenn ich die obigen von mir gemachten Beobachtungen bekannt gebe. Sie werden dazu beitragen, viel teures Saatgut zu ersparen. M. L. in W. Menschenhaar als Dungstoff für Topfpflanzen. Die gärt nerische Versuchsanstalt bei der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz hat Düngungsversuche mit Menschenhaa ren angestellt und berichtet darüber, was folgt: „Für die Düngung der Topfpflanzen sind Hornspäne und Hornmehl als verwesbare Stickstoffdüngemittel sehr beliebt. Beide fehlen uns aber, und ein geringer Vorrat ist zu Wu cherpreisen vertrieben worden. Als ein gewisser Ersatz können Haare aus jeder Haarschneidestube genommen wer den. Wenn dieselben etwa 14 Tage vor Gebrauch in der in unserm Merkblatt Nr. 1, „Die Düngung der Topfpflanzen“, angegebenen Menge von 4 g auf 1 kg, 4 kg auf 1 cbm, neben der erforderlichen Phosphorsäure und Kaligabe der Erde zugesetzt werden, kommen sie schon nach einigen Wochen zu düngender Wirkung. Ein Düngungsversuch mit Heliotrop in der gärtnerischen Versuchsanstalt zeigte ein recht sicht bares Ergebnis. Beim Zusatz zur Erde muß man die Haare zur leichteren Verteilung durch ein grobmaschiges Sieb trei ben. Wenn die Arbeit auch nicht angenehm ist, so mag sie als ein Notbehelf in der Kriegszeit dienen. Der Stickstoff gehalt der Haare beträgt 11 v. H, gegenüber 12—14 v. H. im Hornmehl und Hornspänen, woraus sich der Wert von 1 kg Haare auf etwa 25 Pf. berechnen läßt." So hätte es denn der Krieg so weit gebracht, daß die Gärtner ihre eigenen Hornspäneersatz-Erzeuger geworden sind. Es wird nun wohl in gutgeleiteten Handelsgärtnereien üblich werden, daß der Arbeitgeber das männliche Personal zur regelmäßigen etwa in jedem Monat einmal vorzunehmen den Scherung des mehr oder weniger reichen Haupthaares zugunsten der Topfpflanzenbestände des Geschäfts vertrag lich verpflichtet. Natürlich gegen Bezahlung. Zierbäume für kleine Gärten. Es ist ein sehr häufig an zutreffender Fehler, daß Bäume mit breit ausladenden dich ten Kronen zur Ausstattung von kleinen Gärten benutzt werden. In den ersten Jahren nach Fertigstellung des Gar tens ist das nicht weiter störend. Sobald aber einige Jahre ins Land gegangen sind, dann zeigen sich die Nachteile die ses Fehlers. Die starkwüchsigen Bäume werden zu einer Gefahr für die ganze Gartenanlage. Alles unterdrücken sie mit ihrem Schatten. Die Ziersträucher, Stauden und sonsti gen Schmuckpflanzen lechzen unter ihrem Druck vergeb lich nach Licht und Luft. Der Rasen verkümmert und wird von Jahr zu Jahr lückiger. Das Ende ist ein blumenloser Schattenplatz mit kümmerlichen Ruinen von Sträuchern, fast ohne Rasengrün und bar der Blumen. Darum, ihr Land schaftsgärtner und Gartengestalter, hütet euch vor dem Fehler, die räumlich begrenzten Gärten mit Bäumen und ganz besonders mit stark schattenden Bäumen voll zu pfrop fen! Trefft weise Auswahl unter den vorhandenen Gattun gen und Arten! Es gibt genug herrliche Sachen, so daß nie mand in Verlegenheit zu kommen braucht, auch für kleine Gärten geeigneten Baustoff zu finden. Es ist gar nicht mög lich, die große Zahl des Brauchbaren hier vollständig anzu führen. Aber eine kleine Auswahl mag immerhin gegeben werden. Natürlich liegt es mir fern, etwa die Spender dich ten Laubschattens aus den kleinen Gärten vollständig aus zuschließen. Aber man übe kluge Beschränkung und pflanze sie nur da an, wo sie hingehören. Also in einem oder einigen Exemplaren auf dem Sitzplatz am Hause, auf dem Spiel plätze, der für die Kinder des Hauses bestimmt ist, aber nicht wähl- und planlos an jeder beliebigen Stelle des Gartens. Unter den Gattungen, welche schon manches Schmuck kästchen von kleinem Garten vernichtet haben, ist in erster Linie die Roßkastanie zu nennen. Gewiß, sie sind herr liche Zierbäume, aber doch nur dort gehören sie hin, wo sie sich zu ihrer vollen Größe und Stattlichkeit entwickeln