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116 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. u. 30 sehen werden. Im Gegenteil bildet sie immer noch eine ernste Gefahr für den Kartoffelbau, und es muß deshalb streng darauf gesehen werden, daß sie nicht durch von kran ken Pflanzen stammendes Saatgut an Ausbreitung gewinnt. Die Ursache oder der etwaige pflanzliche parasitäre Er reger der Blattrollkrankheit ist bisher noch nicht erkannt worden. Man kann aber wohl als feststehend annehmen, daß die Krankheit durch Infektion mit einem noch unbe kannten Bakterium oder Pilz entsteht. Denn sonst würde sie ja nicht durch die Benutzung der Knollen erkrankter Pflanzen als Saatgut neu entstehen können. Mit größter Si cherheit und Leichtigkeit ist die Krankheit im Frühjahr bald nach dem Aufgehen der Kartoffeln zu erkennen. Man er kennt dann deutlich zwischen den normal entwickelten Stauden kleinere, in der Entwicklung zurückgebliebene, welche sich durch ihren starren Wuchs an den gesunden Stöcken unterscheiden. Die Blattstiele und -flächen dieser Pflanzen stehen nicht so wagrecht wie die gesunder Pflan zen, sondern mehr aufrecht, und die Blattflächen rollen oder falten sich in der Längsrichtung nicht selten tütenartig nach oben ein. Durch die hellere Färbung der nach oben geroll ten Blattunterseiten sehen die kranken Pflanzen heller aus und heben sich scharf von den umgebenden dunkelgrünen ab. Manche Sorten zeigen außerdem deutlich erkennbar eine Verfärbung der kranken Pflanzen ins Gebliche oder Rötliche. Die blattrollkranken Pflanzen geben im ersten Jahr eine normale oder fast normale Ernte. Allerdings sind die Knollen meistens ärmer an Stärke als an gesunden Pflanzen. Dieser geringere Stärkegehalt erklärt sich wohl aus der herabgesetzten Assimilationstätigkeit der gerollten Blätter. Wenn nun aber Knollen von erkrankten Pflanzen zur Saat verwendet werden, dann treten die bereits geschilder ten Erscheinungen an den aus ihnen entstehenden Trieben viel stärker und auffälliger auf und die Knollen bleiben weit unter normaler Größe. Sie erreichen in schweren Fällen kaum die Größe eine Wal- oder Haselnuß. Nochmals als Saatgut verwendet, unterbleibt dann vielfach die Knollen bildung vollständig. Es leuchtet ein, daß auf diese Weise eine ganz gewal tige Verminderung der Kartoffelernte entstehen kann, die volkswirtschaftlich, zumal jetzt im Kriege,, von höchster Be deutung ist. Aus diesem Grunde hat eine Kommission der Vereini gung für angewandte Botanik, welcher die namhaftesten Pflanzenpathologen Deutschlands angehören; vorgeschlagen, daß bei Besichtigungen von Kartoffelfeldern durch die Land wirtschaftskammern usw. zum Zweck der Anerkennung als Saatgut diejenigen Felder, welche einen Bestand von mehr als 5 v. H. blattrollkranker Pflanzen aufweisen, nicht anzu erkennen sind. Wenn dieser Vorschlag stets durchgeführt wird, so besteht die begründete Hoffnung, mit der Zeit die Krankheit auf ein Mindestmaß zu beschränken. Weniger verbreitet als die Blattrollkrankheit, und wie diese ebenfalls durch das Saatgut übertragbar, ist die echte Kräuselkrankheit. Die kranken Pflanzen haben wesentlich verkürzte Sten- gelglieder und sind deshalb verzweigt. Die Blätter stehen natürlich infolgedessen dicht zusammen und jedes einzelne Teilblättchen ist querüber in Falten gelegt. Die ganze Pflanze ähnelt auf den ersten Blick einer Krauskohlstaude. Auch diese Krankheit ist durch das Saatgut übertragbar. Bezüglich der Anerkennung des Saatgutes bei vorhandenem Befall durch die Landwirtschaftskammern wurden von der oben erwähnten Kommission die gleichen Vorschläge ge macht wie hinsichtlich der Blattrollkrankheit. Eine eigenartige Erkrankung des Kartoffelkrautes ist die sogen. Bukettkrankheit, Die unteren Stengelteile der bukettkranken Kar toffelpflanzen sind kahl. An den oberen Enden aber sitzen, dicht gedrängt, mehr oder weniger der Länge nach eingerollte Blätter. Auch die Bukettkrankheit wird durch das Saatgut ausgebreitet und vermehrt. Das beste Mittel zu ihrer Bekämpfung ist der Ausschluß der Knollen kranker Pflanzen von der Aussaat. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfte es sowohl bei der Blattroll-, als auch bei der Kräusel- und Bukettkrankheit ratsam sein, alle befallenen Stauden durch Einstecken von Stäbchen im Spätfrühjahr und Sommer zu bezeichnen, die kranken Knollen für sich zu ernten und von der Verwendung als Saatgut auszuschließen. (Schluß folgt.) Störmanns Guano. Professor Dr. Aumann, Hildesheim, berichtet in der Nummer 13 der „Hannoverschen Land- und Forstwirtschaftlichen Zeitung“ über dieses Dünge mittel und teilt mit, daß eine ordnungsgemäß aus einer 10 000-kg-Sendung gezogene Probe nur 0,37 v, H. Stick stoff, 0,30 v. H. Phosphorsäure und 3,81 v. H. Kali ent hielt, während die entsprechenden Zahlen für Peru- Guano I 7 v. H., 14 v. H. und' 1—2 v. H., für Peru-Guano II 4 v. H., 20 v. H. und 2—3 v.H., für aufgeschlossenen Peru- Guano 7 v. H., 9% v. H. und 1—4 v. H. lauten. Es enthält demnach Störmanns Guano von den Haupt pflanzennährstoffen nur ganz geringe Mengen, nicht viel mehr als gewöhnliche Ackererde. Der Kaligehalt ist etwas höher, würde aber im Vergleich zu Karnallit nur einen Wert von 21 Pf. für den Zentner Störmanns Guano recht fertigen. Der „Guano" wird aber für 8,50 bis 9,50 M. pro Zentner verkauft. Professor Aumann bezeichnet den „Guano" als einen ganz minderwertigen Dünger, der den Anpreisungen in kei ner Weise entspricht, und warnt vor seinem Bezüge. Die Mosaikkrankheit des Tabaks ist eine eigenartige Erkrankung der Blätter. Sie äußert sich in folgenden Merk malen: Zwei bis drei Wochen nach dem Auspflanzen zeigen die Blätter mancher Pflanzen unregelmäßige Flecken, wel che teils heller, teils dunkler grün sind. Die hellen Flecken sind viel durchsichtiger als die dunklen, und wenn man ein erkranktes Blatt gegen das Licht hält, erscheint es deshalb mosaikartig gemustert. Das Wachstum der mosaikkranken Blätter schreitet nicht in normaler Weise fort, indem die dunkelgrünen Stellen weiter wachsen und deshalb sich schwach aufwölben, während die hellgrünen fast zu wach sen aufhören. Der Handelswert der kranken Blätter ist viel geringer als der der gesunden, weil sie nicht als Deckblätter für Zigarren, also für die wertvollste Form des Rauchtabaks benutzbar sind. Die Krankheit befällt nur den virginischen Tabak und seine Kultursorten, aber nicht den Bauerntabak (Nicotiana rustica). Sie ist nicht ohne weiteres ansteckend. Vielmehr geschieht vermutlich die Uebertragung von Pflanze zu Pflanze durch die Hände und Gerätschaften der Arbeiter, wenn die Pflanzen geköpft werden, um den Frucht ansatz zu verhindern. Die bis dahin gesund gebliebenen Blätter noch nicht erkrankter Pflanzen bleiben auch ferner hin gesund, wohl aber zeigt sich dann die Krankheit an den neu entstehenden Seitensprossen, indem deren Blätter die charakteristischen Merkmale der Ansteckung aufweisen. Man könnte also annehmen, daß der bis jetzt noch unbe kannte Ansteckungsstoff durch die Hände und besonders durch das Schneidegerät in die Wunde der dis dahin gesund gebliebenen Pflanzen eindringt und von hier aus in den Saftleitungsbahnen in die neuentstehenden jungen Sprosse gelangt. Deshalb wird auch als Hauptmittel zur Verhinde rung der Weiterverbreitung der Mosaikkrankheit empfoh len, zuerst nur alle bereits mosaikkranken Tabakspflanzen zu entgipfeln, und nach einigen Tagen erst diese Arbeit an den gesunden Pflanzen vorzunehmen, selbstverständlich nach vorheriger Desinfektion der Hände und Geräte. Au ßerdem soll nur Samen gesunder Pflanzen zur Aussaat kom men, und gesunde, noch nie etwa schon vorher zur Tabak aussaat gebrauchte Erde in den Mistbeeten benutzt werden. M. L. in W. Straßenstaub als Streckungsmittel für Schwefel, Einen sehr beachtlichen Vorschlag macht der Königliche Garten-