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108 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 27 u. 28 stücke können die Sorten echt vermehrt werden. Ich kann jedem Landschaftsgärtner zu einem Versuch mit der Anpflanzung des syrischen Eibischstrauches raten und möchte zum Schlüsse noch darauf hinweisen, daß er außerordentlich dankbar für eine alle zwei bis drei Jahre vorzunehmende Düngung mit verrottetem Stallmist und etwas Thomasmehl ist. Er lohnt diese durch reichste Blü tenfülle. K. N. Tropische Gewächse in deutscher Winterkälte. Unter dieser Ueberschrift sendet uns ein gelegentlicher Leser des „Handelsgärtner“ im Anschluß an eine neulich von uns ge brachte kurze Mitteilung über die Verwendung von Hilfs dienstpflichtigen im Münchner Kgl. Botanischen Garten die nachstehenden interessanten Ausführungen. Wir geben diese im Hinblick auf das von dem Herrn Einsender an den Tag gelegte erfreuliche warmherzige Interesse an unserem Be rufe sehr gern wieder. Seine Ausführungen zeigen, daß auch der Münchner Botanische Garten in bezug auf die Kohlen versorgung keineswegs im Ueberflusse schwelgen konnte. Sie eröffnen leider gleichzeitig einen sehr trübseligen Aus blick auf die Dinge, welche der gesamten Zierpflanzen erzeugung im nächsten Kriegswinter blühen werden. Denn die Kohlenversorgung der Topfpflanzengärtnereien wird voraussichtlich noch schlechter werden als bisher. Es wäre sehr erwünscht, schon jetzt die geeigneten Schritte zu tun, um unliebsamen Ueberraschungen in dieser Hinsicht vor- zubeugen, „Fast arktisches Wetter im deutschen Winter, Ueber- fülle von Licht, Wärme und Feuchtigkeit in den heißen Län dern. Aus diesem Gegenüber lassen sich die Schwierig keiten leicht beurteilen, mit denen die Pflege tropischer Pflanzen, wie sie in den Gewächshäusern großer deutscher Gärten eingeführt sind, diesen Winter über verbunden war. Münchens Lage auf der Hochebene, nahe am Gebirge, verschärft nicht unwesentlich die winterliche Situation durch starke, andauernde Winde, die im abgelaufenen Win ter häufig zu Stürmen anwuchsen und bei der vorwiegenden Herkunft aus Osten die breiten Gewächshausbauten mit förmlichen Kältewellen überschütteten. Dies und das gänz liche Versagen der natürlichen Licht- und Wärmequelle brachte in Verbindung mit dem Mangel an Heizmaterial die Schwierigkeiten für den Münchner Botanischen Garten auf den Gipfelpunkt, seine höchst wertvollen Pflanzenschätze waren äußerst gefährdet. In den Warmhäusern, in denen die seltensten und emp findlichsten Pflanzen untergebracht sind, mußten die Tem peraturen von 30" C auf 15, ja 10" herabgesetzt werden, während die übrigen Gewächshäuser überhaupt nur frostfret durchgehalten werden konnten. Schon hatte man sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, die sämtlichen Seiten häuser zu entleeren, um sie nicht mehr heizen zu müssen. Dabei hätten so interessante Pflanzungen wie die der tropi schen Nutzgewächse einfach ausgeschnitten werden müssen, um ihnen den Tod des Erfrierens zu ersparen. Die große Menge der sonstigen, durchweg ausgezeichnet entwickelten tropischen Pflanzen, so die viel bewunderten herrlichen Or chideen, hätten alle, soweit ihre Größe dies zuließ, haufen weise ohne Wahl in die Gänge des großen Palmen- und Succulentenhauses eingestellt werden müssen, um sie vor dem Erfrieren zu retten. Die Aroideen hätten wegen ihrer Größe wohl das Schicksal der tropischen Nutzgewächse.tei len müssen, ebenso der tropische Sumpf und voraussichtlich auch die schönen Baumfarne, die wegen ihrer Größe von ihrem Standorte nicht mehr entfernt werden können. Es stand also die Vernichtung ebenso interessanter als wertvol ler Pflanzenschätze in unabwendbarer Aussicht, ein Greuel der Verwüstung und großer pekuniärer Verluste. Hilfe stand nicht in Aussicht. Alle Bemühungen um ge sicherte Lieferung des nötigen Heizmaterials an den ein schlägigen Stellen in Berlin wie in München waren gleich erfolglos, eine Abhilfe des dringenden Notstandes nicht zu erlangen. Nur den äußersten Anstrengungen gelang es, für beschränkte Dauer bei Händlern in kleineren Lieferun gen so viel Heizmaterial aufzubringen, daß man in den Warmhäusern nicht noch unter 10" C herabgehen mußte. Diese Temperatur bedeutet aber für die tropischen Ge wächse schon den Stillstand der Entwicklung und damit den Verlust der Schönheit und bei längerer Ausdauer das all mähliche Eingehen der Pflanzen. So war die Katastrophe unausbleiblich; wenn sich die Sonne nicht noch zur rechten Zeit ihrer Pflicht erinnerte, die Menschen halfen nicht." Auffällig geringes Auftreten der Kohlfliege. Eine merkwürdige Erscheinung ist, daß in diesem Jahre die Kohlfliege bei weitem nicht in so verheerender Weise auf tritt wie im Vorjahre. Selbst da, wo der Schädling im Jahre 1917 kaum eine einzige Kohlpflanze verschonte, ist er in diesem Jahre nicht zu bemerken. Man darf wohl an nehmen, daß der Wettersturz, der Ende April in ganz Deutschland tagelange Schneefälle mit sich brachte, einen | großen Teil der zur Eiablage auf die Freilandsaaten der Kohlgemüse bereiten Insekten vernichtet hat. Vielleicht sind aber auch Schlupfwespen am Werke, welche den Schädlingen so stark zugesetzt haben, daß ihre Anzahl wesentlich verringert worden ist. X. Y. Z. Jetzt ist es Zeit, den Stengelbrand der Himbeersträu cher zu bekämpfen. Wer Himbeeranlagen besitzt, soll jetzt unter keinen Umständen versäumen, alle jungen Ruten aus zuschneiden, welche besonders an ihrem unteren und mitt leren Teil braune Rindenflecke aufweisen, die in der Re gel oder sehr häufig von einem Auge aus sich erstrecken. Diese Ruten müssen verbrannt werden. Das Laub der ausgeschnittenen Triebe kann man jetzt mit Vorteil als Teekraut an Kräuterhandlungen verkaufen, oder wenn nur geringe Mengen in Betracht kommen, im eigenen Haushalt zur Teebereitung trocknen und verwerten. C. L. in W. Kleinere Mitteilungen J Aus der Geschichte der Stadtgärten. Die gärtnerischen Anlagen in den Städten, die die Lungen im Organismus unserer großen Häusermassen darstellen, sind in unserer Zeit als hygienische Notwendigkeiten erkannt. In seinen Anfängen aber ist der Garten naturgemäß mit dem Dorf verknüpft, und die Stadtanlagen früherer Zeiten kennen j ihn nicht. Wie wenig der antike Mensch in der Stadt die I Natur anzutreffen gewohnt war, geht aus dem Wort des I Sokrates hervor: „Ich setzte nie meinen Fuß außerhalb der Stadtmauern, denn ich liebe es, jeden Augenblick etwas zu lernen, aber Bäume und Felder können mich nichts lehren." Dennoch entstanden im Anschluß an die von Hainen umgebenen Tempelanlagen allmählich Gär ten in der griechischen Stadt. Selbst in Sparta wurden die Sportübungsplätze rings mit Bäumen umpflanzt, und überall erhielten die Gymnasien gärtnerische Anlagen. Der Privatgarten des Städters ist jedoch erst von dem Philosophen Epikur, dem Prediger eines behaglichen Le bensglückes, eingeführt worden. Er legte bei seinem Haus einen Garten an, in dem er seine Vorlesungen hielt. „Bis dahin," sagt Plinius, „war es nicht Sitte gewesen, in der Stadt wie auf dem Lande zu wohnen." Die Großstadt Rom erhält dann besonders in der Kai serzeit gewaltige gärtnerische Anlagen. Aber auch schon in der republikanischen Zeit schätzte der Römer ein schattiges Fleckchen an seinem Stadthaus, wie eine hüb sche, von Plinius erzählte Geschichte beweist. Als der I reiche Crassus im Jahre 98 v. Chr. das Zensoramt beklei dete, warf ihm sein Kollege Domitius vor, er gebe als öf fentlicher Sittenrichter ein schlechtes Beispiel, weil er viel zu teuer wohne; Crassus bestritt die Tatsache, worauf ihm Domitius sofort eine Million Mark für sein Haus bot. „Gut, ich schlage ein,“ sagte Crassus, „nur die sechs Bäume