Volltext Seite (XML)
Nr. 27 u. 28 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 107 Farbenwirkungen in Garten und Park | (Fortsetzung statt Schluß.) Ueberhaupt haben wir in gewissen buntblättrigen Ge hölzen einen wertvollen Werkstoff, welcher viel mehr An wendung finden sollte, um unsere Gärten in Verbindung mit dem Blumenschmuck farbig zu beleben. Neben der Blutbuche und Prunus Pissardi sind die Blutberberitze und Bluthaselnuß zu nennen, die wir nur sehr selten an gepflanzt finden, trotzdem ihr rotes Laub in Verbindung mit ihrer geringen Größenentwicklung, und die Willigkeit, mit der beide Gehölze sich dem Schnitt, sogar dem Hecken schnitt unterwerfen, sie gerade zur Schaffung von Farbenszenen in kleinen Gärten besonders geeignet er scheinen lassen. Der unaufdringliche Charakter dieser rotblättrigen Gehölze läßt sie mit jeder Blütenfarbe harmonisch zusam- menklingen. Ganz prachtvoll ist die Wirkung mit Massen von blaublühenden Stauden vereint. Durch Verwendung von Iris, Campanula, Anchusa italica, Aquilegia, Lupinus polyphyllus Delphinium und Aconitum-Arten sowie Herbststaudenastern kann man die Farbenszene Rot-blau bis in den Herbst hinein in Schönheit erhalten. Auch weißblühende Stauden, Sträucher und Rosen finden in dem roten Laubwerk einen prachtvollen Hintei grund. Ganz herrlich wirkt zum Beispiel eine Gruppe von Druschkirosen oder eine Rabatte mit weißen Lilien vor einer Hecke aus Blutberberitzen. Durch Auswahl der Arten nach der Blütezeit kann man auch die Dauer der Farbenszene Rot-weiß vom Frühling bis zum Herbst aus dehnen. Den Abschluß im Herbst können Pyrethrum uliginosum, weiße Anem.one japonica, Herbststaudenastern und weiße Chrysanthemum bilden. Wie die rotblättrigen Gehölze, so können auch die gelb belaubten zur Schaffung von Farbenbildern im Gar ten verwendet werden. Es gibt allerdings unter ihnen keine so idealen Arten, wie wir sie in der Blutbuche für größere und in Prunus Pissardi für kleinere Gärten mit roter Belaubung haben. Aber immerhin sind die Gold eiche, Quercus pedunculata Concordia und die Goldpyra midenulme Ulmus campestris Dampieri Wredei, sowie Acer Negundo aureum Odessanum recht wertvolle gelb blättrige Gehölze. Durch Vereinigung mit blau- oder rot blühenden Stauden lassen sich sehr schöne Wirkungen erzielen. Unter den Stauden möchte ich iden orientali schen Mohn, leuchtendrote Päonien, Monarda didyma hervorheben. Besonders schön ist der Farbenzusammen klang der Goldeiche mit leuchtendroten Rosen. Präch tig wirkt auch das Blau der Staudenritterspornsorten zum Goldgelb der angeführten Laubgehölze. Man hat mit Recht oft gegen die Verwendung bunt farbiger Laubgehölze mit unreinem Farbenton geeifert. Ausdrücklich möchte ich aber Acer Negundo foliis ar- genteo-variegatis, den weißblättrigen Eschenahorn, nicht auf die Liste dieser Gehölze gestellt sehen. Gewiß soll man dieses Gehölz nicht im Uebermaß und nicht plan- und ziellos verwenden, wie das von ästhetischen Skrupeln nicht geplagte Auch-Landschaftsgärtner häufig tun. Aber mit Ab sicht und Vorbedacht an geeigneter Stelle in Farbenkon trast mit lebhaft rot oder leuchtend blau blühenden Ge hölzen und Stauden gestellt, ist der Silberahorn ein wert volles Mittel, unsere Gärten farbig zu beleben. Je nach der Oertlichkeit möge man den Silberahorn in Buschsorten oder als hoch oder halbstämmigen Kronen baum verwenden. Da er sich willig jedem Schnitt unter wirft, so kann seine Krone auch kugelförmig geschnitten werden. Auch zur Bildung heckenartiger Laubwände ist er zu benutzen. Allerdings wird das Beschneiden derarti ger Hecken am besten nicht mit der Heckenschere be wirkt, sondern man benutzt dazu die Baumschere, weil sich mit ihr der Schnitt bei weitem schonender ausführen läßt, so daß Kahlstellen vermieden werden. Man hat es auf diese Weise in der Hand, den Silberahorn auch in regelmäßigen Architekturgärten zu verwenden: etwa einen Weg alleeartig mit Hochstämmchen zu besetzen, welche durch Girlanden von leuchtendroten Kletter rosen oder leuchtendblauen Klematis miteinander verbun den werden, oder einen geschlossenen regelmäßigen Heckenraum zu bilden, von dessen weißen Wänden sich die roten Blüten der Rosenhochstämme prächtig abheben. Auch für die Stauden bildet eine solche weiße Wand einen prachtvollen Hintergrund. Roter orientalischer Mohn, Päonien, leuchtendrote Phlox decussata als Rabatte vor ihr angeordnet, ergeben eine Farbenszene von brennender Leuchtkraft. Dieses Beispiel möge den Abschnitt von der Ver wendung der buntblättrigen Gehölze beschließen. Es konn ten bei der großen Fülle der Möglichkeiten natürlich nur einige Anregungen gegeben werden. Sollten sie ihren Zweck erreicht haben, immerhin einige Gartengestalter, die den buntblättrigen Gehölzen bis jetzt ablehnend gegenüber- standen, zu ihrer gelegentlichen Verwendung in der ange gebenen Weise zu ermuntern, so wird es dem Verfasser Freude bereiten, Der syrische Eibischstrauch (Hibiscus syriacus) ist wegen seiner späten Blütezeit ein recht wertvolles Ge hölz, welches aber leider in unseren Gärten nur sehr sel ten angepflanzt wird. Der Strauch gehört in die Familie der Malvaceae oder Malvengewächse. Seine Heimat sind die östlichen kleinasiatischen Mittelmeerländer. Der Strauch , wird etwa 2 m hoch und breit und baut sich bei freiem Stand (nur so sollte man ihn verwenden) mehr oder weni ger regelmäßig kugelförmig auf. Die Blätter sind dreilap pig, mit gesägtem Rande versehen und dunkelgraugrün. Die großen Blüten sind bei der Stammform mattlilafarbig mit dunkellilafarbigen Adern. Die zahlreichen Garten- Sorten haben meist rosenrote, leuchtendrote, violette, ge streifte Blüten, die teils einfach, teils gefüllt sind. Sie er scheinen von Ende Juli bis Ende September. Die blühen den Sträucher sind eine wirklich ganz prächtige Garten zierde, Der syrische Eibischstrauch ist allerdings an Bo den und Klima ziemlich anspruchsvoll. Er Verlangt einen kräftigen Lehmboden, der sich gleichmäßig feucht hält. In leichtem Sandboden versagt er gänzlich. Am besten sagt ihm das Klima der Weinbaugegenden zu. Doch soll damit keineswegs behauptet werden, daß er nicht auch im deut schen Durchschnittsklima gedeihe. Ich kenne z. B. sehr schöne Sträucher in Leipziger, Privatgärten, welche dort schon viele Jahre stehen. In der Schweiz habe ich ihn in den Kantonen Zürich und Sankt Gallen in guter Entwick lung bis zur Höhe von 700 m über dem Meere angetrof fen. Ratsam ist es allerdings in rauherem Klima die Sträu cher den Winter über in einer Hülle aus Stroh, Rohr und Nadelholzreisig einzubinden. Sonst kann es vorkommen, daß sie in strengen Wintern einmal bis ins alte Holz oder gar bis auf die Wurzel zurückfrieren. Sie brauchen in schweren Fällen dann mehrere Jahre, bis sie wieder blüh- bar werden. Je freier und sonniger der Standort der Sträucher ist, um so geringer ist die Gefahr des winter lichen Frostschadens, weil dann das Holz ordentlich aus reifen kann. Aeltere Sträucher, welche unten kahl ge- worden sind, können verjüngt werden. Allerdings- ist auch das - starke Verjüngen gleichbedeutend mit dem zweijäh rigen Verzicht auf die Blüte. Man tut deshalb gut, die Sträucher mittels mäßigen Rückschnittes von Jugend auf breitbuschig zu erziehen, um so die Entstehung stammar tiger Hauptäste zu verhüten, weil diese am meisten zum Kahlwerden neigen. Die Vermehrung des syrischen Eibischstrauches kann durch Aussaat erfolgen. Natürlich bilden aber auf diese Weise die Gartensorten zahlreiche Abweichungen. Die Saatgefäße müssen lauwarm aufgestellt werden. Durch I' Ableger, Wurzelstücke und Winterveredlung auf Wurzel-