Volltext Seite (XML)
Nr. 27 u. 28 Freitag, den 5. Juli 1918. XX. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementsprels bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich and Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlas: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Comenlusstr.17. Inserate 30 Pfennig für die vier* gespaltene Nonpareille-Zelic, auf dem Umschlag 40 Pfennig im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. DasAbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung14Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Die Krankheiten der Kartoffel in ihren Beziehungen zur Saatgutgewinnung — Farbenwirkungen in Garten und Park. (Fortsetzung statt Schluß.) — Der syrische Eibischstrauch (Hiblscus syriacus). — Tropische Gewächse in deutscher Winterkälte. — Auffällig geringes Auftreten der Kohlfliege. — Jetzt ist es Zeit, den Stengelbrand der Himbeersträucher zu bekämpfen Kleinere Mitteilungen.— Rechtspflege. — Vereine und Versammlungen. — Handels nachrichten. — Handelsregister. — Geschäftsnachrichten. — Personalien. — Ehrentafel. Die Krankheiten der Kartoffel in ihren Beziehungen zur Saatgutgewinnung. Für die Saatgutgewinnung der Kartoffel sind die Er krankungen der Stauden und Knollen von größter Wichtig keit, weil sie den Ertrag natürlich gewaltig beeinflussen, und auch durch das Saatgut, welches von kranken Pflanzen stammt, die Krankheiten wenn nicht in allen Fällen, so doch häufig auf die Neukulturen übertragen werden kön nen. Angesichts der durch den Krieg entstandenen Ernäh rungsschwierigkeiten ist aber jede durch Pflanzenkrankhei ten bewirkte Verminderung unserer Kartpffeierträge von viel erheblicherer Bedeutung als wie im Frieden, und deshalb dürfte es das Interesse auch der gärtnerischen Anbauer der Kartoffel finden, wenn in den nachstehenden Ausfüh rungen einmal die Erkrankungen der Kartoffelpflanzen und -Knollen im Zusammenhänge besprochen werden. Dabei soll auf die Bedeutung, welche die Krankheit für das Saatgut hat, besonders Rücksicht genommen werden. Den wenig erfreulichen Reigen sollen die Erkrankungen des Kartoffelkrautes eröffnen. Wohl die häufigste der Krankheitserscheinungen, welche in den Kartoffelfeldern anzutreffen ist, dürfte die Schwarzbeinigkeit der Pflanzen sein. Sie kennzeichnet sich dadurch, daß die erkrankten Triebe abwelken. Zuerst rollen sich die Blät ter an der Spitze der kranken Stengel zusammen, dann greift diese Erscheinung nach und nach auf die unteren Blätter über. Endlich vertrocknet der ganze Stengel, Versucht man einen kranken Stengel herauszuziehen, so reißt er unten ab und es stellt sich heraus, daß er unten abgefault und schwarz verfärbt ist. Diese Schwarzfärbung hat der Krankheit ihren Namen verschafft. Als Ursache der Krankheit ist ein Bak terium, Bacillus phytophthorus, erkannt worden. Für den Verlauf der Krankheit sind die Witterungsverhältnisse inso fern von Bedeutung, als die Stärke der Fäulnis und die Schnelligkeit des Welkens von ihnen beeinflußt werden. Bei trockenem Wetter welken die am Grunde angefaulten Stengel schnell ab. Bei nasser Witterung, können sie sich noch lange grün erhalten. In diesem Falle wird dann die ganze Krankheit leicht mit der Blattrollkrankheit verwechselt, wenn man nicht durch Ausziehen von verdächtigen Stengeln sich Gewißheit darüber verschafft, ob sie am Grunde mehr oder weniger angefault sind. Natürlich ist auch der Grad der Fäulniserscheinung von Bedeutung für die Schnelligkeit des Abwelkens, Wenn die Fäulnis den ganzen Stengel- querschnitt betrifft, erfolgt das Absterben schnell. Wenn da gegen ein Stengel nur einseitig angefault ist, so siecht er in der Regel langsam dahin. Der aufmerksame Beobachter er kennt aber trotzdem an der Wachstumshemmung des Sten gels und an den gerollten Blättern an der Spitze des Triebes, um was es sich handelt. Freilich, wirkliche Sicherheit über die Natur der Krankheit schafft nur das Herausziehen der verdächtigen Stengel und das Vorhandensein der verfaulten Stellen am Grunde. Es ist nach den Feststellungen von Geheimrat Appel-Dahlem auch sehr leicht möglich, daß mehrere parasitische Lebewesen an der Entstehung der Krankheit beteiligt sind. Die Hauptbedeutung kommt aber doch wohl dem bereits genannten Bacillus phytophthorus zu. Die Erreger der Erkrankung des Stengels wandern ent weder aus von vornherein erkrankten Knollen in die aus ihnen entsprossenen Triebe ein, oder sie können auch in den Fraßgängen von tierischen Schädlingen, z, B. Erdeulen raupen, Engerlingen, Drahtwürmern, Schnecken, in die Knollen oder die jungen Triebe eindringen. Auch wenn ge schnittene Knollen zur Saat verwendet werden, kann der Bacillus phytophthorus die Knollen anstecken, indem er aus dem Erdboden in sie eindringt. Von Bedeutung für die Häufigkeit der Erkrankung an der Schwarzbeinigkeit ist auch die Wachstumsenergie der Kartoffelpflanzen. Je günstiger Wärme und Feuchtigkeit sind, je schneller also die Pflanzen wachsen, je lebhafter die Lebenstätigkeit der gefährdeten Pflanzenzellen ist, desto weniger sind sie der Gefahr ausgesetzt, an der Schwarzbeinigkeit zu er kranken, oder aber, falls sie doch befallen werden, um so leichter sind dann die kranken Pflanzen befähigt, leichte Erkrankungen zu überwinden, sie auszuheilen. Man be obachtet deshalb nach zu kaltem, nassem Frühjahrswetter ein viel häufigeres Auftreten der Schwarzbeinigkeit, als in anderen Jahren, in denen durch günstige, warme und feuchte Witterung die Keime schnell dem Boden entwachsen und das Kraut auch später noch rasch vorwärts kommt, Die ersten kranken Pflanzen sind Ende Juni deutlich zwischen den ge sunden erkennbar. Um diese Zeit haben die Spätsorten noch keine Knollen angesetzt. Die Pflanzen bleiben also vollständig ertraglos. Bei Stauden, welche später im Som mer befallen werden, können entweder die bereits gebil deten Knollen der Fäulnis verfallen, das Innere derselben wird dann schwarz und fault; oder die Knollen erkranken nur schwach und liefern dann bei Verwendung als Saatgut im folgenden Jahre kranke Pflanzen, Zur Bekämpfung der Schwarzbeinigkeit sind folgende Maßnahmen notwendig: Verwendung gesunden, ungeteilten Saatgutes, Alljährlicher Wechsel der Kartoffelanbau flächen. Vermeidung allzu starker Stickstoffdüngung. Mehrmalige Besichtigung der Kartoffelfelder im Sommer und Herausheben und Verbrennen aller erkrankten Stauden, Das Ausheben soll stets mit einem Spaten sorgfältig aus geführt werden, damit keine kranken Pflanzenteile im Boden bleiben, Aufbewahrung des Saatgutes in kühlen und trockenen Mieten nach vorheriger Auslese aller kranken und verdächtigen Knollen,