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92 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 23 u. 24 welche dem Gartenbesucher eine oder mehrere bestimmte Blütenstrauch- oder Staudengattungen in ihrer Farben wirkung vorführen. Ich denke hier z, B, an Flieder, Spi- räen, Prunus, Malus, Pirus, Philadelphus, Wildrosen, Deu tziengruppen, oder in etwas erweitertem Sinne an Gruppen, welche etwa aus lauter Angehörigen der Familie der Schmet terlingsblütler zusammengesetzt sind, natürlich aus solchen, welche gleichzeitig ihre Blüten entfalten. Oder bezüglich der Stauden an Zusammenstellungen, die ausschließlich aus Gattungen und Arten vom Wesen der sogen. Edeldisteln oder aus Korbblütlern vom Helianthustyp bestehen. Sehr wohl könnten mit diesen Staudengewächsen auch einjährige Zierpflanzen von gleicher Blütezeit und gleichem Blüten charakter vereint werden, Noch viel reicher und mannig faltiger könnten die Farbenbilder werden, wenn Schlinger und Kletterer, die wir lieber mit dem schöneren Wort Lianen bezeichnen wollen, als Werkstoff mitverwendet wer den, Es lassen sich durch geschickte Verwendung dieses herrlichen Werkstoffes Gartenszenen schaffen, welche an die Schönheit und Farbenreize tropischen Pflanzenlebens nahe heranreichen. Natürlich können mit Blütensträuchern, Lianen, Stau den und geeigneten Sommerblumen auch die formbildenden Bäume selbst, soweit sie sich durch Blütenschönheit aus- 'zeichnen, vereint werden; ganz selbstverständlich auch die buntblättrigen Gehölze. Dem phantasiereichen Gartenge stalter bieten sich dann um so mehr Möglichkeiten, das Ziel: Mehr Farben im Garten! auf den verschiedensten Wegen zu erreichen. In der nächsten Nummer des „Handelsgärtner" sollen dann eine Anzahl von bestimmten Vorschlägen gemacht werden, welche den Schluß dieser Anregung bilden sollen. Datisca cannabina, der Scheinhanf, eine empfehlens werte Staude zur Einzelpflanzung. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, im botanischen Garten zu L. mehrere Pracht exemplare dieser schönen Staude zu sehen, die dort frei auf dem Rasen stehend angepflanzt sind und ganz vortreffliche Gartenzierden darstellen. Die Pflanze stammt aus dem Orient. Sie erreicht 1% bis 2 m Höhe bei entsprechender Breite und bildet starke breitrundliche Büsche mit zahl reichen Stengeln, welche mit unpaarig gefiederten, durch schnittlich 20 cm langen, recht eleganten Blättern reich be setzt sind. Die Pflanze ist zweihäusig, das heißt, die ent weder männlichen oder weiblichen Blüten sind auf verschie dene Exemplare verteilt. Jedoch sind die Blüten unscheinbar grün und daher für den Zierwert der Pflanze ziemlich be deutungslos. Allerdings stehen sie bei den weiblichen Pflan zen an ziemlich langen, blattachselständigen Traubenzwei gen und sehen daher ganz nett aus. Bei den männlichen Pflanzen aber sind sie in blattachselständigen Büscheln an geordnet und daher ganz unauffällig. Es handelt sich also um eine ausgesprochene Blattpflanze. In bezug äuf ihre An sprüche an den Boden ist Datisca cannabina sehr bescheiden. Aber für einen gelegentlichen Jaucheguß ist sie recht dank bar und entwickelt sich dann um so üppiger. Natürlich braucht die Pflanze einen ihren Größenverhältnissen entspre chenden Raum, um voll zur Geltung zu kommen. Im deut schen Durchschnittsklima ist sie vollständig winterhart. In rauherem Klima genügt eine leichte Decke aus Laub oder strohigem Pferdedünger, um sie sicher durch den Winter zu bringen. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung. Sommeraussaaten des Kopfsalats mache ich mit Vorliebe an Ort und Stelle. Ich habe gefunden, daß dann die Pflanzen trotz großer Trockenheit mit sehr mäßigem Begießen auskommen und dabei außerdem noch viel schnel ler verkaufsfertige Köpfe liefern und weniger leicht schie ßen, als wenn sie, wie üblich, verpflanzt werden. Die Aus saat muß selbstverständlich in Reihen und recht dünn er folgen, Die zu dicht aufgehenden Pflanzen können auf andere Beete verpflanzt werden. Rechtzeitiges Verziehen der Reihen auf die richtige Entfernung der stehenbleibenden Pflanzen ist notwendig. Auch den Wintersalat säe ich gern an Ort und Stile in Reihen, ebenfalls möglichst dünn, aus. Die Pflanzen kommen dann leichter durch den Winter, als wenn sie verpflanzt werden, wohl deshalb, weil sie besser eingewurzelt sind. Diese Aussaat an Ort und Stelle soll nicht vor dem 15. bis 20. September erfolgen, damit die nicht durch Verpflanzen gestörten Salatpflänzchen nicht zu groß und üppig werden, wodurch sie leichter auswintern würden. M. L. in W. Ein Wort für den Schnittkohl. Der grüne Schnittkohl ist in den Gärten leider sehr wenig verbreitet, trotzdem er sehr gute Erträge schmackhaften Gemüses liefert. Ich säe ihn von Mitte April bis Anfang Juni in Reihen von 25 cm Abstand aus, und zwar innerhalb der Reihen nicht zu dicht, damit die einzelnen Pflänzchen sich immerhin einigermaßen entwickeln können. Bei sachgemäßer Pflege (Dungguß und Auflockern nach jedem Abschneiden der Blätter) erzielt man im Laufe eines Sommers drei bis vier Ernten. Zusam men mit Mangold zubereitet oder für sich allein gekocht, I liefert der Schnittkohl ein recht schmackhaftes Gericht. Ge rade in der jetzigen Zeit scheint mir der Schnittkohl be rufen, wegen seines hohen Ertrages uns für unsere Ernährung gute Dienste zu leisten. M, L. in W. Beachtenswerte Maßnahmen der österreichischen Obst bau- und Pomologengesellschaft bezüglich der Schreibweise der Obstsorten, besonders solcher mit fremdsprachlichem Na men, Fremdsprachlich nicht erfahrenen Gärtnern macht die richtige Schreibweise der Namen von Obstsorten, die aus Frankreich und England eingeführt sind, häufig rechte Mühe. Jede Erleichterung durch sachgemäße, nicht in lächerliche Uebertreibung ausartende Verdeutschung dieser Namen ist daher sicher mit Freuden zu begrüßen. Auch bezüglich der Schreibweise der deutschen Obstsorten herrscht manche Unklarheit und Unstimmigkeit, zu welcher die in der Ueber- schrift genannte österreichische Fachgesellschaft Stellung genommen hat. Wir geben nachstehend die von ihr aufge stellten Regeln wieder; ihre Beachtung ist unserer Ansicht nach durchaus zweckdienlich. 1. Bei Sortenbezeichnungen, die von Eigennamen abge leitet werden, ist die Schreibweise dieser Eigennamen unver ändert beizubehalten, z. B. Cellini, Clairgeau. (Wegen Be nennung mit Eigennamen siehe Punkt 3.) Bei Benennungen der Obstsorten nach Orten werden diese Ortsnamen ge trennt von den Namen des Obstes, also auch ohne Binde strich geschrieben, z, B. Champagner Renette, Landsberger Renette. (Diese Schreibweise der Eigennamen ist an keine sprachlichen Regeln gebunden; man muß sich dieselben ein fach merken. Bismarck und Oberdieck müssen mit ck, Clapps Liebling nach Thaddäus Clapp und Colomas Herbstbutter birne nach Graf Coloma mit C geschrieben werden.) 2. Benennungen nach Fruchteigenschaften oder Er gänzungen von Eigennamen können dem Sprachgebrauche angepaßt werden, z. B, Notaire Lepin — Notar Lepin, Early Rivers — Rivers Frühpfirsich. Eigenschafts- und Reife bezeichnungen werden mit dem Grundworte zusammenge schrieben, z. B. Muskatrenette, Edelrenette, Edelcrassane, Roter Herbstkalvill, Grüne Sommermagdalene. (Die fremdsprachlichen Benennungen sind somit, soweit sie die Fruchteigenschaften oder Ergänzungen zu den Eigen namen betreffen, zu übersetzen und dem Sprachgebrauche angepaßt zu verwenden. Belle — Schöne, Bonne — Gute, President — Präsident, Duke — Herzog, The Queen — Kö- nigin(apfel), Transparente — Durchsichtiger, Charles — Karl, Jeanne d'Arc — Johanna von Orleans, Professeur — Professor, werden wohl vollen Ersatz für das Fremdländische bieten. Auch Reine — Königin, Madame — Frau, lassen sich gut deutsch ausdrücken.) 3. Geht ein Personenname, durch den eine Obstsorte bezeichnet wird, auf einen S-Laut oder X-Laut aus, so wird der Wegfall durch Auslassungszeichen (Apostroph) kennt lich gemacht, z. B. Fraß' Sommerkalvill, Cox’ Orangen-