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66 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung jür den deutschen Gartenbau Nr. 17 u. 18 Praxis und Wissenschaft ========= Gleichzeitiges Beizen und Impfen der Saatbohnen. ‘sn-f . ■ Um di,e Saatbohnen gegen die Brandfleckenkrankheil zu sichern und ihnen gleichzeitig den Vorteil der Impfung mit Wurzelbakterien zuteil werden zu lassen, ist folgendes . Verfahren einzuschlagen. Zum Beizen gegen die Brand fleckenkrankheit benutzt man das zu diesem Zwecke empfohlene Uspulun, welches in vorschriftsmäßiger Weise angewendet wird. Das heißt, man bereitet die entsprechende Lösung und behandelt mit ihr die Samen die vorgeschriebene Zeit und läßt sie dann wieder abtrocknen, um sie bis zur Verwendung aufzubewahren. sZum, Impfen mit Wurzelbakterien dient das Azotogen, und zwar verwendet man dieses Präparat zur Bodenimpfung, also.nicht zur Impfung der Samen. .Man vermischt den Impfstoff mit soviel trockener Gartenerde, als man braucht, um die mit Bohnen zu besäende Fläche mit bakterienhalti ger Erde zu versehen. Am besten ermittelt man diese Menge durch einen kleinen Versuch, Wir wollen annehmen, wir wollten; die Bohnen nach neuem Saatverfahren in 60 cm weite Reihen legen und den Samen innerhalb der selben einen Abstand von etwa 12 cm geben, also Einzel saat in Reihen anwenden. Dann versehen wir eine Fläche von etwa 5m im Geviert mit flachen Saaatrillen in dein ei forderlichen Abstand und streuen in diese etwas ungeimpfte Erde .ganz dünn aus. Das Gewicht dieser Erde stellen wir fest, indem wir eine kleine Menge abwiegen, von ihr die Streuerde, entnehmen, und durch abermaliges Nachwiegen des Restes ermitteln, wie viel wir zum Ausstreuen ver braucht, haben. .Wir können dann leicht ausrechnen, wie viel Erde für die ganze Anbaufläche notwendig ist. Anstatt die Erde nur in die Saatreihen einzustreuen, kann sie auch über die ganze Fläche verteilt werden. Den erforderlichen Impfstoff vermischt man mit der durch das angegebene Ver- fahren als notwendig festgestellten Erdmenge. Zum Schluß möchte ich doch noch das Beizverfahren mit' Uspulun kurz beschreiben. Es sollen zum Beispiel 10 kg Bohnen behandelt werden. Darin löst man in einem Fasse, welches so groß sein muß, daß es etwa, 25. .1 Wasser. enthält, in . 8 1 Wasser 20 g Uspulun auf und rührt öfter um, bis die Lösung erfolgt ist. Nachdem dieses geschehen ist, wird das Saatgut, welches praktischer weise in einem Sacke aus weitmaschigem Stoffe enthalten sein söli,'in die Lösung eingetaucht, eine Stunde darin ge lassen, darauf in dünner Schicht ausgebreitet und unter wie derholtem Umwenden abgetrocknet. Es ist also sehr wohl möglich, das Beizen einige Tage vor der Aussaat an einem Regentage auszuführen. Durch dieses Verfahren sichert man die Bohnen gegen den Befall durch die Brandfleckenkrankheit und wendet ihnen,, gleichzeitig den großen Vorteil zu, welchen die Imp fung der Wurzelbakterien für die rasche Entwicklung und die Steigerung des Ertrages der Pflanzen bietet. Reihen- oder Stufensaat der Buschbohnen? Es ist ganz zweifellos, daß jede Pflanze um so höhere Erträge gibt, je besser ihre Wächstumsbedingungen sind. Das gilt auch für die Buschbohnen. Wird eine Buschbohne einzeln gelegt, so daß die Pflanze von allen Seiten genügend Luft und Licht hat, so bringt sie mehr Blüten, Früchte und Samen, als jede Einzelpflanze eines Aussaattrupps von vier bis fünf Bohnen. Trotzdem hat man bisher fast überall an der Sfufensaat festgehalten, weil das Saatgut nicht teuer war. Man setzte sich also einfach über die Saatgutver schwendung, welche die Stufensaat ganz bestimmt bedeu tet, weil dabei nicht jede Einzelpflanze ihre Höchstleistung bringt, hinweg. Das teure Saatgut läßt es aber nun ratsam erscheinen, auszuprobieren, ob nicht durch Einzelaussaat der Bohnen in Reihen sowohl Saatgutersparnis, als „auch höhere Erträge zu erreichen seien. Es wäre ratsam, wenn diesbezügliche Versuche gelegentlich der bevorstehenden Aussaat von möglichst zahlreichen gewissenhaften Gärtnern in Angriff genommen und genau durchgeführt werden würden. M. L. in W. Nachsatz der Schriftleitung. Derartige Ver suche sind bereits an verschiedenen Stellen in die Wege ge leitet worden, so z. B. führte Herr Obstbauinspektor Kar- mann von der Landwirtschaftskammer des Großherzogtums Baden Anbauversuche mit Buschbohnen aus, bei denen das Saatgut auf 60 cm Reihenabstand und 15-—20 cm Ent fernung von Bohne zu Bohne innerhalb der Saatreihen ge drillt wurde. Er erzielte hierdurch eine Saatgutersparnis von annähernd 50 Prozent. Zur Verwendung kam die Sorte weiße Flageolet. Bisher galt nun als normaler Durch schnittsertrag an Trockenbohnen pro ha 20 dz. Obstbau inspektor Karmann aber erzielte pro ha von der oben genannten Sorte einen Ertrag von 43 dz. Vergleichsweise sei untenstehend hierzu noch ein Teil der Ergebnisse der von Herrn E. Harth-Popp,enburg auf, dem dortigen Versuchs felde der Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover ausgeführten Versuche erwähnt, die sich auf die Busch bohnensorte- Hinrichs Riesen und die Stangenbohnensorte I hänomen erstreckten. Allerdings lassen sich die Harth, sehen Versuche insofern nicht mit den Karmannschen direkt vergleichen, weil Herr Harth die Bohnen grün pflücken ließ. Aber trotzdem sind sie außerordentlich lehrreich. Herr Harth belegte je 60 Pflanzlöcher im Abstande von 50X50 cm mit je 1, 2, 3, 4, 5 Bohnen von Hinrichs Riesen. Er erntete von jeder einzelnen Pflanze in der gleichen Reihenfolge (also nicht etwa von jeder zwei-, drei-, vier- oder fünfzähli- gen Gruppe) 341, 216, 168, 123 und 109 Gramm. Der Ge samtbetrag der Ernte betrug mithin von je 60 Pflanzlöchern bei Belegung mit einer Bohne 22,5, mit drei Bohnen 33,5, mit 5 Bohnen 36 kg. Auf einen Morgen umgerechnet bei den Pflanzlöchern mit je einem Samenkorn 2898,5 kg, mit drei Samenkörnern 4284 kg und mit fünf Samenkörnern 4632 kg. Die Pflanzlöcher für die Stangenbohnen wurden innerhalb der Reihen 1 m weit angeordnet und je 10 Stan gen mit 1—6 Samen umlegt. Die Einzelpflanzen ergaben dann in gleicher Reihenfolge 1,425, 1,05, 0,583, 0,506, 0,405 und 0,342 kg. Das Ergebnis entspricht also in seinem Wesen dem mit den Buschbohnen erzielten. Nach den Härthschen Versuchen wird das größte Ernte ergebnis zweifellos erzielt, wenn die Höchstzahl, also 5 oder 6 Samen, in je ein Pflanzloch eingelegt wird. Trotzdem scheint uns das Ergebnis des Härthschen Versuches zu gunsten der Karmannschen Saatweise zu sprechen, d. h. ver hältnismäßig weite Einzelsaat in weit entfernten Saatreihen. Denn die Mehrleistung der einzelstehenden, allseitig genü gend belichteten Bohnenpflanze gegenüber der truppweise aufgewachsenen mangelhaft belichteten ist doch gar zu auffällig. Brachten doch die einzelnen Pflanzen in der Pflanzreihe der Buschbohnen mit je einer Bohne 3,13 mal so viel wie dort, wo fünf Bohnen zusammenstanden, wäh rend bei den Bohnenstangen mit einer und mit sechs Pflan zen die alleinstehende Pflanze sogar den vierfachen Ertrag brachte. Es wäre wichtig und interessant genug, wenn durch weitere Versuche unter möglichst verschiedenen Anbau verhältnissen ermittelt würde, welches für die verschiedenen Sorten die günstigsten Entfernungen der Reihen und ein zelnen Samenkörner sind. Weitere Vorteile der Karmann schen Saatweise dürften wohl noch darin liegen, daß die freistehenden Pflanzen vermutlich nicht so stark von der Gloeosporium-Krankheit befallen werden, wie die trupp weise stehenden, und daß die Bohnen wahrscheinlich auch gleichmäßiger und besser ausreifen werden.