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Nr. 17 u. 18 Freitag, den 26. April 1918. XX. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementsprels bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschiland, Oesterreic •ad Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.- pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Beorandet von Otto Thalacker. Verlag: Thalacker & Schwarz. Lelpzlg-R., Cemenlusstr 17. Inserate 30 Pfennig für die vier- gespaltene Nonpareille-Zet.e •ul dem Umschlag 40 Ptenni im Reklameteil M. 1.— für dt zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. DasAbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellungl4Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Na, alto! Praxis andWissenschaft: GlelchzeiflgesBeizen und Impfen der Saatbohnen. - Reihen oder Stufensaat der Buschbohnen ?— Das Tagebuch des Gärtnerlehrlings. Kleinere Mitteilungen. — Vereine und Versammlungen. — Pachunterrichtswesen. — Handelsnachrichten. — Geschäftsnachrichten. — Personalien usw. Na, also! Bisher konnte man es immer und immer wieder hören und in den Bindereifachzeitungen lesen, daß der durch die Kriegswirtschaft bedingte Ausschluß der ausländischen Blumen unausbleiblich den Untergang des deutschen Blumen gewerbes herbeiführen werde. Das Verlangen nach Wieder herstellung des früheren Zustandes: Vollständige Oeffnung der Grenzen für die ausländische Blumenerzeugung, sobald erst der Kriegssturm sich ausgetobt haben würde, war die notwendige Folgerung und Forderung, die sich aus dem Be harren auf diesem Standpunkte ergeben mußte. Man warf den deutschen Gärtnern, die ihre Erzeug nisse den gesteigerten Herstellungskosten und teueren Le bensverhältnissen entsprechend, nicht mehr, wie vor dem Kriege, halb verschenkten, sondern zu angemessenen Prei sen verkauften, mehr oder weniger deutlich eine ungehörige Ausbeutung ihrer Kundschaft vor. Das Ceterum censeo aller Erörterungen war immer wie der der Ruf nach freier Blumeneinfuhr aus dem Auslande. Da ist es denn eine recht erfreuliche Ueberraschung, aus berufenem Munde zu vernehmen, daß es doch mit dem deutschen Blumenhandel und Blumengewerbe nicht so schlecht stehe, daß es nicht nur die Nöte dieses Krieges überstanden habe, sondern sich sogar einer gewissen ge schäftlichen Blüte erfreue. Das geht aus den Ausführungen mit Deutlichkeit hervor, die Herr Faust in der Nummer 18 der „Verbandszeitung Deutscher Blumengeschäftsinhaber“ unter der Ueberschrift „Kriegs- und Friedensgeschäfte" macht. Es ist von hohem Interesse für jeden Blumen erzeugen den Handelsgärtner, aus diesem Aufsatze zu erfahren, daß er seine Kundschaft durch die Preiserhöhungen für seine Ware keineswegs geschädigt hat. „Im Gegenteil,“ so heißt es in dem fraglichen Arti kel der Verbandszeitung, „trotz aller durch den Krieg notwendig gewordenen Einschränkungen unseres Werk- stoffes, trotz der Absperrung der Grenzen gegen die Biumeneinfuhr, trotz der eingetretenen Werkstoffsnot, - ist unser Beruf bis auf den heutigen Tag lebensfähig geblieben. Wenn wir im Anfang des Krieges glaubten, daß wir während des Krieges gezwungen sein würden, bestän dig die Preise für unsere Waren herabzusetzen, so hat uns die Wirklichkeit eines anderen belehrt. Andau ernd sind die Preise gestiegen, und auf diesem Wege ist auch gar kein Umschwung zu erwarten. Die Blumen und Pflanzen haben die aufwärtssteigende Preisbe- wcgung mitgemacht, die wir fast überall beobachten können. Die große Mehrzahl der Geschäfte erreicht oder übersteigt sogar die Umsatzsumme der Friedens jahre. Diese Veränderung und Steigerung der Preise ist in den Kriegsjahren allmählich vor sich gegangen, wir haben keine allzugroßen Kämpfe mit dem Publi kum gehabt, da ja auf allen anderen Gebieten die Preissteigerung im gleichen oder im erhöhten Maße Schritt gehalten hat. Unser Urteil über die Vorteile des Geschäftslebens im Frieden oder im Krieg wird nicht allgemein über einstimmen, aber est steht fest, daß eine ganze Reihe von Geschäften mit der Kriegs arbeitzufriedener s i n d a I s mit der Frie denstätigkeit. Wir brauchen hierbei nicht nur an solche Geschäfte zu denken, die neu entstandene Finanzgrößen, Kriegsgewinnler zur Kundschaft zählen; bis zu den kleinen Geschäften herunter gibt es jetzt einen Stamm von Kundschaft, der im Bezahlen für den Geschäftmann angenehmer als die Friedenskundschaft ist. Die Nörgler, die Tadler, die ewig Unzufriedenen, sind, wenn auch nicht verschwunden, so doch stiller und bescheidener geworden. Das Handeln, das uns sonst so viele Mühe machte, ist nicht mehr Mode. Der Verlust an Ware, die unverkäuflich bleibt, ist auf ein geringes Maß beschränkt. So gibt es im Kriegsgeschäft man cherlei Umstände, die wir gegenüber dem Friedensge schäft als Vorteile bezeichnen können. Der Mangel an Festbindereien, an Tischschmuck fällt nicht so stark ins Gewicht. Besonders läßt sich in der letzten Zeit schon wieder eine Rückkehr zum altgewohnten Tisch- und Tafelschmuck feststellen. So darf, im ganzen genommen, die Zeit des Krieges für unser Geschäftsleben nicht als eine schwere, nie derdrückende, verlustbringende betrachtet werden. Sollten wir aber nach dem Kriege wirklich wieder Ge schäftszeiten durchmachen, die den jetzigen Zeiten nachstehen, so würden wir doch nicht Sehnsucht nach der Kriegsgeschäftszeit haben, denn das Leid dieser Zeit überwiegt ums Hundertfache die Freude, die uns eine gute, nutzbringende Geschäfts führung verschaffen kann. Faust.“ Demnach brauchen sich also die Handelsgärtner nicht Gewissensbisse darüber zu machen, daß sie durch ihre er höhten Preise das Bestehen auch nur eines einzigen Blumen geschäfts gefährdet haben. Und wenn das möglich war trotz aller durch den Krieg verursachten Erschwernisse, dann wird es erst recht möglich sein, wenn nach Friedens schluß die Gärtnereien sich wieder mit voller Kraft der Blumenerzeugung zuwenden können, Und die Folgerung, welche sich hieraus ergibt, kann nicht anders lauten, als wie folgt: Wenn es durchführbar war, das Bestehen der Blumengeschäfte während des Krieges in gewinnbringender Weise aufrechtzuerhalten ohne die Einfuhr italienischer und französischer Blumen, dann kann diese Einfuhr auch im Frieden vollständig entbehrt werden.