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preis (das Gerücht sagt 6 Mark pro Centner) verkauft, trotzdem der dortige Gemeindevorstand das Vergraben des Cadavers angeordnet hatte. Die Erbitterung der Be wohnerschaft gegen ein solches Geschäftsgebahren wächst aus leicht begreiflichen Gründen. Unter diesen Verhältnissen leiden nun auch noch sehr die übrigen Fleischermeister, da der Bedarf an Wurstwaaren sich gegenwärtig auf ein Minimum vermindert hat. Ter Verdacht auch gegen L. sau., der schon vom Anfang an mit gehegt wurde, hat durch die eifrigen Nachforschungen der Polizei seine Bestätigung endlich gefunden. Am Donnerstag weilte der königl.'Oberstaatsanwalt Schwartze aus Dresden hier und stellte verschiedene Verhöre im Amtsgericht an, die hoffentlich bald noch mehr Aufschluß über diese heikle Angelegenheit bringen. — Von der 1. Strafkammer des Landgerichts Bautzen wurde am Sonnabend der Maurer Gustav Emil Große aus Großdrebnitz, welcher am 2. Mai d. I. den 17 Jahre alten Zimmerlehrling Max Preusche aus Großharthau beim Abruch des Großdrebnitzer Kirchthurmcs durch unvorsichtiges Herabwerfen eines Steines tödtete, wegen fahrlässiger Tödtung zu 8 Monaten Gefängniß verurtheilt. Die besonders grobe Fahrlässigkeit, deren sich Große schuldig gemacht hat, ist vom Gerichtshof strafschär fend in Betracht gezogen worden. — Im Schlachtviehhofe zu Bautzen wurden am 6. Juni von dem Fleischbeschauer Philipp in einem Land schweine Trichinen vorgefunden. — Die Wenden der sächsischen und preußischen Lau sitz wollen sich in Bautzen ein besonderes Vereinshaus erbauen, das eine Zufluchtsstätte ihrer Ideale sein und ein Museum ihrer Alterthümer enthalten soll. Man hofft, das Vereinshaus spätestens im Jahre 1897 eröffnen zu können und will damit die Feier des 50jährigen Bestehens des 1847 begründeten Vereins Macica Serbska verbinden. Radeberg. Einen recht empfindlichen Verlust erlitt am Mittwoch der Käufer eines mit 650 Mk. bezahl ten Pferd» s. Derselbe zog nach Abschluß des Kaufes das Pferd in die Stallungen des Gasthofs zum Roß, woselbst dasselbe von einem nebenan stehenden Pferde dermaßen an das Bein geschlagen wurde, daß es sofort abgestochen und geschlachtet werden mußte. — Am 4. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige Äusloosung Königl. Sächsischer Staats« Papiere stattgefunden, von welcher die auf 3'/? °/« herab gesetzten, vormals 4«/o Staatsschulden - Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 3'/r derglei chen vom Jahre 1867, auf 3'/2°/° herabgesetzten, vormals 4»/v dergleichen vom Jahre 1869 die durch Abstempelung in 3'/r »/o und 4 °/o Staatspapiere umgewandelten Löbau- Zittauer Eisenbahnaktien Lit. A und B, ingleichen die den 1. Dezember 1894 und beziehentlich den 2. Januar 1895 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3'/z o/g Partialobligationen von den Jahren 1839/41 und 4 °/o Schuldscheine vom Jahre 1866 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie betroffen worden sind. Die In haber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner An zeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer- Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jeder manns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ansgeloosten bez. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern Wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslassungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor ge warnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet ein gelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staats kassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung Prä« sentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster oder gekündigter Kapitale über deren Fällig keitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Aus- loosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Ein sicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Nach der amtlichen Statistik ist auch im vorigen Jahre die Zahl der Selbstmorde in Sachsen gestiegen. Es kamen insgesammt bei einer Bevölkerung von 3,639,000 Seelen 1188 Selbstmorde vor. Im Jahre 1892 betrug die Zahl 1105. — Die sogenannten Sommerlaichfische dürfen von jetzt ab, nachdem deren zweimonatige Schonzeit vorüber ist, gefangen und zum Verkauf gebracht werden, doch müssen die betreffenden Fische eine gewisse Minimalgröße erreicht haben, wenn man sie feilbieten will. Ist diese Größe nicht vorhanden, so müssen solche Fische nach dem Fange sofort wieder ins Wasser zurückversetzt werden. Die Minimalgröße ist nach Centimetern folgende: Bei StörLlOO, bei Lachs 50, bei der großen Maräne 40, bei Aal, Zander und Rapfen je 35, bei Lachsforelle, Mai fisch und Finte je 28, bei Hecht 25, bei Aaland, Barbe, Döbel und Schleie je 20, bei Forelle, Aalraupe und Aesche je 18, bei Karausche, kleiner Maräne und Roth feder je 15, bei Barsch und Rothauge (Plö(e) je 13, bei Schmerle und Weißfisch je 7 Centimeter. Die Fischer und Fischhändler werden also wohlthun, wenn sie diese Bestimmung beachten, damit die den Fischv.rkauf über wachenden Äuffichtsbeamten nicht genölhigt werden, Ueber- tretungen zur Bestrafung anzuzeigen. — Sonderzug nach Wien. Wie wir erfahren, läßt die königl. sächs. Staatseisenbahn-Verwaltung im Vereine mit der königl. Eisenbahn-Direktion Erfurt und der öster reichischen Nordwestbahn in diesem Sommer zu den großen Ferien einen Sonderzug mit außerordentlich ermäßigten Fahrpreisen von Leipzig bez. Berlin und Dresden nach Wien über Tetschen-Jglau verkehren. Zu diesem Zuge, welcher am Montag den 16. Juli abgehen wird, werden auf den größeren Stationen der königl. EisenbahmDirek- tionsbezirke Magdeburg, Hannover und Altona, sowie aus allen übrigen sächsischen Stationen Anschlußkarten zu er mäßigten Preifen ausgegeben werden. — Die amerikanische Reisegesellschaft, die am Sonntag, 38 Personen stark, auf der europäischen Tourno in Dres den eintraf und im Hotel Grand Union abstieg, besichtigte am Montag früh von 9 Uhr an in 12 Zweispännern die Sehenswürdigkeiten der Residenz und unternahm eine Rundfahrt im weiteren Umkreise. Am Dienstag früh wurde die Reise nach Berlin fortgesetzt. — In Leipzig gab neulich ein Professor seinen Hörern folgenden Rechtsfall zur Bearbeitung auf: „Am 11. und 12. Februar d. I. brannten in Bautzen in der dortigen sogenannten Mönchskirche allerlei Anbauten, die als Wohnhäuser dienten, ab. An diesen Wohnhämern bestanden ganz eigenthümlich: Rechtsverhältnisse. Im vorigen Jahre noch wollte der Besitzer des Hauses Nr. 15 dieses verkaufen und zog einen Taxator zur Abschätzung heran. Als er erschien, bemerkte der Hausbesitzer; der Grund und Boden sei nicht sein Eigenthum, sondern ge höre dem DomMft. Ebenso erklärte er, der Eingang ins Hans mit sammt der Hausthür gehöre ihm nicht, sondern seinem Nachbar; ebenso Boden und Dach habe das Hans nicht; was über den 1. Stock gebaut sei, gehöre dem andern Nachbar auf der Mönchsgasse. Es fragt sich: l. Wie ist das Rechtsverhältniß an diesem sog. Hause zu bestimmen? 2. Braucht das Domstift, nachdem das Hans abgebrannt ist, den Wiederaufbau zu gestatten?" Die Entscheidung steht noch aus. Leipzig. Das älteste Kaffeehaus Leipzigs, welches ganze zwei Jahrhunderte seinem Zwecke ununterbrochen gedient hat, der sogenannte „Kaffebaum" in der Kleinen Fleischergasse, begeht dieses Jahr das Fest s ines zwei hundertjährigen Bestehens. Infolge der Türkenkriege auf ungarisch-deutschen Boden war der Kaffee, ein asiatisches Getränk, auch im westlichen Europa bekannt geworden. Das erste Kaffeehaus in Europa entstand 1551 in Kon stantinopel und das zweite 1652 in London durch den Markthelfer eines nach Kleinasien handelnden Kaufmanns, welcher erstere den Kaffee in Griechenland kennen gelernt hatte. In Wien erhielt ein Pole, der sich bei der Ent setzung Wiens (1683) ausgezeichnet hatte, das erste Pri vilegium zur Eröffnung eines Kaffeehauses. In Sachsen wurde das erste Kaffeehaus im Jahre 1694 durch Christoph Lehniann angelegt. König August der Starke trank hier einst eine Taffe dieses neueingesührten Molka, der ihm dergestalt schmeckte, daß er auf seine Kosten das über der Hausthür noch heute vorhandene steinerne Bild eines kaffeetrinkenden Türken anbringen ließ. Lehmann's Wittwe bewirthschastete dieses Kaffeehaus bis zu ihrem um 1740 erfolgten Tode. Limbach. Der Turnwart eines Turnvereins in der Umgebung unserer Stadt erhielt sieben Tage Gefäng niß, weil er geduldet hatte, daß die Turner auf einem Spaziergange neben anderen bekannten Turnliedern den Sozialistenmarsch sangen. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Während der diesjährigen Kaiser- manövcr wird das gesummte betheiligte Jntendanturwesen in jeder Beziehung kriegsgemäß gestaltet werden. Dabei werden in vieler Beziehung höchst interessante Versuche bezüglich der Verpflegung u. s. w. gemacht werden. Wie wir weiter aus gut unterrichteten militärischen Kreisen vernehmen, ist von maßgebender Seite die Anweisung er gangen, daß in j-der Beziehung gewissenhaft darnach zu streben sei, den Truppen eine reichliche Verpflegung zu kommen zu lassen. Hierauf ist bei Anordnung der Kriegs- Handlung durchaus Rücksicht zu nehmen. Auch wird es sich während der diesjährigen Kaisermanöver um die höchst wichtige Frage handeln, ob die Sicherstellung der Ver pflegung sich nicht in ebenso bestimmte Formen zwängen läßt, wie so manch andere Einrichtung für den Krieg. — Vom achten deutschen Turnfest. Um vielfachen Wünschen zu entsprechen, ist der Endtermin für die An meldungen zum 8. deutschen Turnfeste nachträglich aus den 20. Juni festgesetzt worden. Allen bis zu dieser Zeit Gemeldeten wird Fwquartier zugesichert. Es wird indes dringend ersucht, die Anmeldungen möglichst zu beschleu nigen, damit sich die Arbeit für den Festausschuß nicht auf eine zu kurze Zeit zusammendrängt. — Die Gustav Adolf - Vereine. Am 9. Dezember dieses Jahres werden, es 300 Jahre, daß Gustav Adolf, der sspätere König von Schweden, der Vorkämpfer der protestantischen Sache, im Schlosse zu Stockholm geboren ist. Als der verderbliche Krieg in Deutschland wüthete, suchte er zur Bekämpfung der immer drohender anwach- senöen habsburgisch-spanischen Uebermacht und zum Schutze seiner bedrängten Glaubensgenossen in Deutschland die protestantischen Staaten zu einem Bündnisse zu vereinigen. Seine Bemühungen schlugen fehl; um nun Stralsund dem Kaiser nicht zukommen zu lassen, um den Glauben zu vertheidigen, um die Ausrottung und zden Untergang der rechtgläubigen Evangelischen zu verhüten, wie er selbst an den schwedischen Reichsrnth schrieb, schiffte er seine Truppen nach Deutschland ein und landete am 26. Juni 1630. Als er die d mtsche Erde berührt hatte, fiel er laut betend auf die Knick, und als er beim Aufstehen Thränen in den Augen der Umstehenden sah, sprach er: Weinet nicht, sondern bi tet zu Gott: fleißig gebetet ist halb gesiegt. Das evangelische Deutschland athmete auf. Besonders sein Sieg bei Breitenfeld, am 7. September 1630, rief einen wahren Sturm der Begeisterung h»rvor. Die norddeutschen Kirchen, so schreibt der Altmeister der deutschen Geschichte, von Ranke, sollten noch heute auf dem Schlachtfelde von Breitenfeld dem Könige ein Dmk- mal errichten, ohne dessen Hülfe sie verloren gewesen wären. — Es ist volle Wahrheit, wenn auf dem einfa chen Denkstein daselbst die Worte stehen: Gustav Adolf, Christ und Held leitete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt. — D'e evangelischen Kirchen haben ihm ein anderes Denkmal gesetzt, den Gustav Adolf-Verein, 20 Jahre nach seinem Tode gegründet, am 6. November 1832 am Schwedenstein zu Lützen, ein Denkmal, nicht von Stein, sondern von christlicher Liebe, iucht dieser Verein, wie einst der König, dessen Namen er trägt, tun Glauben zu vertheidigen und die Ausrottung der recht gläubigen Evangelischen zu verhüten. Er zählt zur Zeit 45 Hauptvereine, 1827 Ziv igvereine, 502 Frauenvereine. Der Dresdner Hauptverein wird in den Tagen vom 9. bis 11. Juli in Dresden die Feier seines 50jährigen Bestehens feiern. — Der Kaiser tritt, den neuesten Dispositionen zu folge, am 25. Juli seine diesjährige Nordlandsfahrt von Kiel aus an. Vorher gedenkt der Hobe Herr noch an dem Rennen des Kieler Jachtklubs theilzunehmen. — Bezüglich des elektrischen Viererznges, mit dem der Kaiser den König von Sachsen bei seinem letzten Be such in Berlin von: Bahnhof abholte, wird der „Nat.-Ztg." von der Firma, die die Accumulatoren liefert, noch fol gendes .mitgethe'lt: Es dürste jedenfalls von Jntercsse sein, etwas Näheres über diese Beleuchtung vermit:els elektrischer Accumulatoren zu erfahren. Die zur Beleuch tung von vier Pürschwagen und sechs Kaleschen erforder lichen Elektrizitätssammler sind durch unsere Firma ge liefert worden Die Einrichtung dient speziell zur elektri schen Beleuchtung von Deichsellaternen, welche mit einem Reflektor versehen, den Wagen vor den Pferden ungefähr 120 Schritt tagshell beleuchten. Die Einrichtung hat sich schon im vorigen Jahre bei den Manövern in Elsaß- Lothringen, sowie lei tun Jagden in Rominten und Hubertusstock in der Schorsheide tadellos bewährt." — Auf der Landwirthschasts - Ausstellung im Trep tower Parke bei Berlin hat die Preisvcrtheilnng stattge- fnnden. Aus Sachsen erhielten die Herren Otto Steiger- Leutewitz und Gadegast-Oschatz erste Preise für Schafe, die „Zuchtgenossenschaft für das Meißner Schwein" für Schweine. In der speciell für Speise« und Fabrikkar- toffsln veranstalteten Ausstellung erhielt den 1000-Mark- Preis Handelsgärtner W. Richter-Zwickau; für Getreide erhielt einen 1. Preis O. Steiger-Leutewitz. — In der am Sonnabend stattgefundenen Versamm lung des Vereins der Berliner Gastwirthe ist folgende Resolution einstimmig zur Annahme gelangt: „Der Verein der Berliner Gastwirthe richtet an die Berliner Industriellen resp. an die gesammte wohlgesinnte Berliner Einwohnerschaft die dringende Bitte, sich den Bestrebungen der Berliner Brauereien und der Umgegend, sowie den der Berliner Gastwirthe in dem gegenwärtigen Bier. Boy kott anzuschlicßen, um dem sich durch nichts zu rechtferti genden und gegen alles bestehende Recht verstoßenden Boykott ein Ende zu machen, durch welchm nicht etwa eine Brauerei oder ein Gastwirth, sondern eine unberechen bare Zahl von Familien in's Unglück gestürzt werden." — Wie ans Berliner Hoskreisen verlautet, wird im Laufe der nächsten Woche der gegenwärtig zum Kur- gebcauch in Bad Ems weilende König von Schweden zum Besuch des Kaisers in Berlin und Potsdam eintreffen. Der König gedenkt sich zuvor über Wiesbaden und Frank furt a. M. zum Besuch der Kaiserin Friedrich nach Kron berg zu begeben. Wie man hört, ist ihm der Emser Aufenthalt gut bekommen und erfreut er sich eines durch aus befriedigenden Befindens. — In gut unterrichteten militärischen Kreisen ver lautet, daß während der diesjährigen Kaisermanöver ein großes Cavallerie-Nachtmanöver statifinden wird, das sich höchst interessant gestalten dürfte. Dabei werden die neuesten Errungenschaften auf cavalleristischem Gebiete einer eingehenden Erprobung unterworfen und versckiedene Versuche auf diesem Gebiete gemacht werden. Wie es heißb wird der Kaiser dieses Manöver in Person leiten. — Schneidermeister Dowe macht Schule. Die Zahl seiner Jünger, die auch einen kugelsicheren Panzer erfunden, mehrt sich, allerdings nicht immer mit demselben Erfolge, wie wir von dem Amerikaner Maxim berichtet haben, der neulich in London glänzendes Fiasko machte. In dem Hamburger Waffenschmied Wilhelm Weber ist jetzt aber dem Mannheimer Schneidermeister ein gefährlicher Concur rent erstanden; das Räthsel, das Dowes Sinnen und Trachten mehrere Jahre gefangen hielt, hat der Fachmann in eben so vielen Wochen gelöst. Webcr hat seinen kugel sicheren Panzer auf dem Schießplätze der „Hamburger Schützengesellschast" einer öffentlichen Probe unterworfen, nach der die zahlreich anwesenden Sachverständig» n einstim mig den Weberschen Panzer als dem Dowe'schen ebenbür- lig erklärten. Während zwei Schüsse aus dem deutschen Militäraewehr Modell 88 einen etwa 3 Fuß dicken Holz klotz auf 20 Schritte glatt durchschlugen, blieben bei den drei auf den Panzer abgegebenen Schüssen die Geschosse in der geheimnißvollen Masse stecken. Geschossen wurde von einem jungen Kunstschützen, Kapt. Martini, der in Begleitung des Direktors Ludolf Reimers, der sich als Zielscheibe stellte, demnächst eine Rundfahrt durch Europa antritt. Oesterreich-llngar«. Ueber die Folgen des Unwetters in Wien auf dem Simmeringer Exerierplatze wird noch berichtet: Dort waren von 6 Uhr früh an zwei Batterien mit Uebungen beschäftigt, als plötzlich das Unwetter nieder ging. Infolge der eingelrelenen Dunkelheit, die nur durch die zahllosen Blitze ze tweise erh llt wurde, sowie des mit ungeheurer Gewalt fallenden Hagelregens wurden fast sämmtliche Pferde scheu. Die taktische Ordnung war mit einem Mal gestört, und die Offiziere, die in dem herrsch»n- den Chaos den Ueberblick verloren, vermochten unter diesen Umstünden nicht mehr Herr ihrer Abtheilungen zu werden. Die Bespannungspferde gingen durch, rissen sich von den Geschützen los, warfen die Reiter ab und rasten wie toll über die Heide. Die Bedienungsmannschaft fiel von den Geschützen, wobei mehrere Leute überfahren wurden. Ein Offizier erzählt, daß er während des Unwetters infolge Dunkelheit nicht den Kopf seines Pferdes sah (!) und selbst das Flammen der Blitze erhellte das Feld nur auf einen geringen Umkreis. Erst als dos Unwetter nachließ, konnte