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Oeiknge zu Nr. 32 üe8 Duksniher Nmt8- unü Mocüenbkl»1te8. Sonnabend, den 21. April 1894. Verantwortlicher Redacteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. — Druck und Verlag von E. L. Försters Erben in Pulsnitz. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Muster streng hier durchführen. Für Unterkunft der Kur gäste ist nach allen Richtungen hin gesorgt. Im Kur- und dem damit verbundenen Logirhause wird eine im Kneipp'schen Sinne bereitete Kost verabfolgt. Boucher, die nicht zu Kurzwecken dort weilen, finden natürlich auch andere Beköstigung, wie zuvor. Der tägliche Preis für volle Pension einschließlich Wohnung steigt von 5 Mark an auswärts je nach den Ansprüchen; für ärztliche Behänd- lung einschließlich Wasseranwendungen werden täglich 2 Mark berechnet. Schandau, das schon seit alter Zeit einen bedeutenden Anziehungspunkt für Kurbedürftige, Sommer frischler u. A. bildet, eignet sich durch seine geschützte Lage, seine landschaftliche Umgebung, seine sanitären Vortheile in Bezug auf Gebirgsluft u. A. m. ganz hervorragend zur Errichtung einer Kuranstalt größeren Umfangs, so daß dem Untern chmen, in dessen Dienst sich außer dem Arzte auch der bisherige rührige Wirth des Kurhauses gestellt hat, die Betheiligung nicht fehlen wird. — Der Bau des neuen Reichsgerichtsgebäudes zu Leipzig geht immer mehr seiner Vollendung entgegen. Die überaus reichen Sculpturarbeüen sollen noch im Laufe dieses Herbstes beendet werden. Für die innere Ausstat tung der nahezu 400 Räume sind jetzt die Möbel bestellt worden. Wird diese innere Ausstattung auch einfach sein, so soll sie doch der Würde des obersten deutschen Gerichts hofes entsprechen und dem Kunsthandwerk Gelegenheit zu reger schöpferischer Betheiligung geben. Ob das umfang reiche Gebäude schon im Herbste des kommenden Jahres seiner Bestimmung übergeben werden kann, darüber sind endgiltige Festsetzungen noch nicht getrosten worden. — Ein so schweres Gewitter, wie am Sonnabend Abend hatRochlitz seit undenklichen Zeiten nicht gehabt. Abends gegen 6 Uhr lagerte am westlichen Horizont eine tiefdunkls Wolkenmasse, die sich langsam verschob und bald über der Stadt lagerte. Blitz folgte auf Blitz und die rasch auf einander folgende i Schläge waren kaum zu zählen. In der Nähe der Kunigunden-Kirche wurden durch den colossaleu Luftdruck eines furch'baren Schlags die Gas- fiammen verlöscht und Straße und Häuser schienen in einem Feuermeer zu stehen. Der Blitz hatte in die Thurm- leitung der genannten Kirche geschlagen und das Pflaster gehoben. Die Gasleitung war geborsten und das Innere des Gotteshauses füllte sich mit Leuchtgas, bis zum Neu markt machte sich der Gasgeruch bemerkbar. Man traf rasch zur Beseitigung der Gefahr Anstalten. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Dec Reichstag hat am Montag eine bedeutungsvolle Entscheidung getrosten: Mit 168 gegen 145 Stimmen nahm das Haus in namentlicher Abstimmung den Centrumsantrag auf Aufhebung des den Jesuitenorden aus Deutschland verbannenden Gesetzes vom 4. Juli definitiv an. Die vielfach gehegte Erwartung, es Würde bei dieser dritten Lesung des genannten Antrages zu leidenschaftlichen Debatten kommen, ist indessen durchaus nicht eingetrosten, die Discussion hierüber vertief vielmehr sehr ruhig und beschränkte sich meist auf sehr kurze Er- kläcungen der Parteiführer. Der Centruinsantrag wurde vom Abgeordneten .Grafen Hompesch in knapper Weise nochmals begründet und machte Graf Hompesch zu dessen Gunsten vornehmlich geltend, die Rückverufung der Jesuiten nach Demschland würde den konfessionell m Frieden nicht nur niast gefährden, sondern nur noch weiter fördern; außerdem betonte der Centrumsführer, daß das Jesuiten- gesetz mit dem allgemeinen Rechte unvereinbar sei. In der sich anschließenden Debatte sprachen, theils vom per sönlichen Standpunkte aus, theils aber auch im Namen ihrer Fraction, gegen den Antrag die Abgeordneten Dr. Friedberg (nat-lib.), v. Stumm (Reichspartei), Schröder (freis- Vereinigung) und v. Manteuffel (cons.); für den Antrag jedoch die Abgeordneten Lenzmann (freis. Volksp.), Liebknecht (soz), Hilpert (Protest, bahr. Ba uernbündler), Dr. Haas (Elsässer) und Dr. Jazdzewsky (Pole). Die hierbei vorgebrachten Gründe für und gegen die Wieder aufhebung des Jesuitengesetzes boten zu der vorliegenden Frage nichts Neues mehr dar; bemerkenswerlher Weise verhielten sich die anwesenden Vertreter der verbündeten Regierungen vollständig schweigend. Nach Schluß der Generaldebatte wurden in der folgenden Specialberaihung die einzelnen Paragraphen fast debattelos angenommen. Die Schlußabstimmung ergab dann das schon mitgetheille Resultat. Die Mehrheit für den Centrumsantrag bildeten das Centrum, die Welfen, die Elsässer, die Polen, die Socialdemvkraten, die Mehrheit der süddeutschen Volks- Partei und der freisinnigen Volkspartei, der Antisemit Hirschel und Abg. Dr. Barth von der freisinnigen Ver einigung. Gegen den Antrag stimmten geschlossen tue Nationalliberalen und die beiden konservativen Fraktionen, ferner ein Bruchtheil der süddeutschen Volkspartei und der freisinnigen Volkspartei, die freisinnige Vereinigung, sowie der Antisemit Zimmerniann, der Stimmabgabe enthielten sich die Antisemiten Böckel und Werner. Jetzt ha: nun der Bundesrath Stellung zu diesem wichtigen Reichstagsbeschluß zu nehnien, was aber in der lausenden Session schwerlich noch geschehen wird. Schon jetzt ver sichert man aber in Berliner politischen Kreisen bestimmt, der Bundesrath werde den Centrumsantrag ablehnen; sollte der letztere Fall wirklich eintreten, so ist es nicht unmög lich, daß die Centrumspartei infolgedessen wieder vollständig ihre oppositionelle Seite hervorkehrt. — Im weiteren Vei- laufe der Montagssitzung genehmigte der Reichstag noch den Gesetzentwurf über den Schutz von Waarenbezeich- nungen in zweiter Lesung, jedoch mit Abänderungen, welche nach einer Erklärung des Staatssekretärs v. Bötticher das Zustandekommen dieses nicht unwichtigen Gesetzes gefährden. Außerdem nahm das Haus definitiv den Antrag Schröder, betr. die Neuregelung der Bestimmungen über die Kündi gungsfrist für Handlungsgehilfen, an. — Wie die „Hamburger Nachrichten" mittheilen, sind dem Fürsten Bismarck zu seinem diesmaligen Geburtstage über 11,000 Glückwünsche zugegangen. — Eine Reichsanleihe im Betrage von 160 Millio nen Mark wird, wie die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet, in den nächsten Tagen aufgelegt werden. Auch im vori gen Jahre betrug die Reichsanleihe 160 Millionen Mark. Damals wurde dieselbe in 3procentigen Consols zu 86,80 begeben. Heute ist der Cours der Zprocentigen Consols 88,20. — Unseren ostafrikanischen Besitzungen droht eine Gefahr — durch Heuschrecken-Jnvasionen. Das Auftreten dieser verderblichen Insekten gehört in Ostasrika und den angrenzenden Gebieten der großen Binnenseen zwar zu den größten Seltenheiten und ist seit etwa 50 Jahren nicht beobachtet worden, ist aber in jedem wirklich eintretenden Falle um so verderblicher. Im Allgemeinen ist die direkte Süd- oder Nordrichtung die bevorzugte Flugrichtung der Heuschreckenschwärme, daher denn die Kapländer, sowie die afrikanischen Küstenländer des Mittilmeerbeckens von den Verheerungen der Thiere ständig heimgesucht werden. Diesnial scheinen sie aus der wüstenartigen Oede zwischen dem Tanganyika- und dem Mwerusee hervorgebrochen zu sein. Auch aus den Umgebungen des Nyassasees u id den Flußthälern des Shire und Zamdesi werden Heuschrecken schwärme signalisirt. In dem englischen Antheile von Oltafrika haben sie schon große Verwüstungen in den Plantagen ange,ächtet. — Zum 30jährigen Gedenktage der Erstürmung der Düppeler Schanzen sind gestern v m den Kriegervrreinen des Kreises Sonderburg sämmtliche 250 Kriegergräber be kränzt worden. Aus BreSlau war eine Deputation ein getrosten. — Der Großherzog von Hessen spendete anläßlich seiner bevorstehenden Vermählung 20 unbemittelten Braut leuten Kapitale von je 1000 Mark. Belgien. Brüssel, 13. April. Bei einem Hoch zeitsfeste in einem benachbarten Dom explodirtr während eines Feuerwerkes ein Mörser. Das Brautpaar und 4 Gäste blieben auf der Stelle todt, 15 Personen wurden schwer verwundet, die meisten ron ihnen sind erblindet. Oesterreich-Ungarn. In d.-r Volkshalle Les Rath- hauses zu Wien begann am Montag Abend 7 Uhr die Versammlung der Tischlergehilfen. Innerhalb der Volks halle waren ungefähr zweitausend Personen versammelt, die alle Gänge, sowie die Arkaden und den Riesenplatz füllten, Die harrenden Tausende beobachteten jedoch One derartige Ruhe, daß die Polizei keinerlei Anlaß hatte, ein zuschreiten. Gegen 8 Uhr kam aus der Volkshalle die Nachricht: „Alle streiken, Morgen treten dreizehntausend T schier in Ausstand!" Darauf erschollen vor dem Rath- Haus Commandorufe: „Bezirksweise abmarschiren!" Das Commando wurde sofort befolgt. Wien, 17. April. Etwa 13,000 Tischlergehilfen, darum er etwa 300 bei der Ausstellung für Volksernährung beschäftigte Arbeiter haben dem Entschlusse der gestrigen Versammlung entsprechend, die Arbeit eingestellt. Die Ruhe ist nicht gestört. Zwölf Meister zeigten dem Streik- Comitee an, daß sie die gestellten Forderungen bewilligen, worauf in den Werkstätten der 12 Meister die Arbeit wieder ausgenommen wurde. Die streikenden Tischler in ver Ausstellung sind durch Zimmerleute ersetzt worden. Italien. Venedig, 18 April. Zu Ehren der deutschen Kaiserin wurde der Marcusplatz gestern Abend bengalisch beleuchtet. Eine dichtgedrängte Menge harrte der Ankunft der Kaiserin. Beim Erscheinen um 9Vr Uhr Abends erfolgten wahrhaft stürmische Kundgebungen, die sich wiederholten, als die Musikkapellen die deutsche Natio nalhymne spielten. Ihre Majestät dankte wiederholt huld voll für die enthusiastischen Kundgebungen. Die Kaiserin, die von dem Herzog Ernst Günther begleitet war, verließ nach 10 Uhr unter erneuten begeisterten Ovationen den Marcusplatz. Vermischtes — Postanweisungsbriefe hat man neuerdings in Würt temberg eingeführt. Die Einrichtung besteht darin, daß man von der Post Couverts mit einer 20 Pfennig-Marke und dem aufgedruckten Postanweisungsformular kaufen und also gleichzeitig mit der Anweisung ohne jeglichen Aufschlag einen Brief an den Empfänger des Geldes schicken kann. Vielleicht entschließt sich auch Herr v. Stephan zur Ein führung dieser praktischen Neuheit aus dem Sct wabenland. * Der Faßriese im Heidelberger Schlosse verdient es, daß ihm zu Gunsten die hier und da aufgetauchte Behaup tung, in Paris sei jüngst ein weit größeres Faß von 850 Hek toliter Rauminhalt fertig gestellt worden, zurückgewiesen werde. Nimmermehr wird dieses „Kunstwerk deutschen -Denkens,, von einem französischen Nebenbuhler geschlagen. Das vom Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz getreu den Ueber- lieferungen seines Hauses, das seit 1591 immer darauf hielt, im Heidelberger Schloß das größte Faß zu beherbergen, im Jahre 1751 erbaute Riesenfaß, welches noch heute den Schloßkeller der Neckarstadt ziert, kann 283 200 Flaschen oder 2370 Hektoliter aufnehmen; das ist gerade das drei fache des Inhalts, dessen das Pariser Faß sich rühmen darf. * Ein selbstloser Freund' Jean: „Mir ist die Wahl gestellt, entweder ein armes Mädchen zu heiraten, welches ich liebe, oder eine reiche Frau, die ich nicht liebe. Was würdest du thun?" — Alfred: „Die Liebe ist das Salz des Lebens, mein Freund. Ohne sie ist alles eitel. Die Liebe, die wahre Liebe, schafft Reichtum aus der Armut- Freude aus Schmerz, den Himmel aus dem irdischen Jam- merthal." — Jean: „Genug! ich werde das arme Mädchen nehmen, welches ich liebe." — Alfred: „Brav gesprochen und wie ein Mann! — Apropos, möchtest du mir vielleicht die Adresse der reichen Frau geben, die du nicht liebst?" Ca. 6000 Stück Seidenstoffe — ab eigener Fabrik — schwarze, Weitze und farbige — von 75 Pf. bis A!k. 18.65 p. Meter — glatt, gestreift, karrirt, gemustert, Damaste re. (ca. 240 versch. Qual, und 2000 versch. Farben, Dessins rc ). AM- Porto- und steuerfrei ins Haus!! Katalog und Muster umgehend. 6. llsnnsbsrs'g Sviäsa-k'abrik (k. k. UoL), Lüi-ivk. Sinn- und Denksprüche. Was man anknüpfen kann, muß man nicht zerhauen. Sprichwort. -r- * * Die Nachtigall, sie war entfernt, Der Frühling lockt sie wieder; Was Neues hat sie nicht gelernt, Singt alte, liebe Lieder. * * * Goethe. Wie lange es auch schneit, über den Sommer dauert kein Schnee * * Sprichwort. Nachrichten aus dem Standesamt Pulsnitz, Zur Anmeldung gelangten in den Monaten Januar Februar und März (I. Quartal 1894) 79 Geburten, 43 Sterbefälle, 24 Aufgebotsverhandlungen und 15 Ehe schließungen^Dieselbenvertheilensich wie folgt: Stadt Pulsnitz Meißnifch-Pulsnitz . . . Böhm.-Vollung . . . . Ohorn Obersteina Niedersteina Friedersdorf mit Thiemendorf Weißbach 28 8 5 14 6 8 7 3 27 2 1 7 3 1 2 Vom 1. Januar bis Ende März 1894 in Summa 79 Geburten, 43 Sterbefälle (incl. 1 Todtgeborene), 24 Aufgebotsverhandlungen und 15 Eheschließungen. Kirchliche Nachrichten Sonnabend, 21. April Mittags 1 Uhr, Betstunde, Diaconus Schulze; V-2 Uhr Abendmahls-Gottesdienst in der Schule zu Obersteina; 4 Uhr Abendmahls- Gottesdienst in der Schule zu Niedersteina, Oberpf. Prof. Kanig. Sonntag, Oona. Oantuto, 8 Uhr Beichte, Diakonus Schulze; '^9 Uhr Predigt (Jacob. 1, 13 bis 18), Diaconus Schulze; >/;2 Uhr Katechismusunterredung mit den Fortbildungsschülern der Parochie, Oberpf- Prof. Kantg; >^8 Uhr Männer- und Jünglingsvercin. Ab 1. Juli ist eine halbe Scheune im Ganzen oder getheilt zu verpachten. Richard Menzel. Gutgetragene NkeiäungOücke, sowie Betten, Wäsche, ganze Nachlasse kauft Varl , Langegasse 5. Holz - Auktion. Auf dem herrschaftl. Pnltzuitzer Revier im Oberbusch sollen Donnerstag, Sen 26. April dss. Ihrs. 120 Rmtr. Scheite und Nollen, 60 „ Stöcke, 18,zg Wellhvt. Reißig bedingungsweise versteigert werden. Versammlung : Früh 9 Uhr im Schlage an der Erdbrücke nach der Hauswalder Grenze Reut- und FE^rwaltuug Pultznitz. aus der Kgl. Bair. Hofoarfümerie-Fabrik von C. D. Wunderlich, Nürnberg. AMf' Unentbehrlich für Damen-Toilette und für Kinder. 30 jähriger glänzender Erfolg, daher den vielfach auftauchenden Neuheiten entschieden vorzuziehen. Zur Erlangung eines schönen sammetartig geschmeidigen Teints: vorzüglich zur Reinigung von Hautfchärfen, Ausschlägen, Jucken der Flechten, zu 35 bei Herrn Felix Herberg, Mohren-Drogerie, Pulsnitz.