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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend : 18.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1801270953-189404187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1801270953-18940418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1801270953-18940418
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, ...
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-18
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Monat
1894-04
-
Jahr
1894
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an die 100 jährige Gedenkfeier der durch den Bürger Lunze erfolgten Grundsteinlegung zum ersten Hause dieser Straße. 1794—1894" mit schlichten Worten der Stadt und den städtischen Behörden zur Obhut. In Vertretung des Herrn Bürgermeisters, der infolge Trauerfalles abgehalten war der Feier beizuwohnen, nahm Herr Stadtrath R. Borkhardt das Wort und erwiderte Folgendes: „Geehrte Mitbürger, liebe Fest genossen! Herr Bürgermeister Schubert, welcher zu seinem Be dauern durch Familienverhältnisse behindert ist, der heutigen Feier persönlich beizuwohnen, hat mich beauftragt derjenigen Theilnahme Ausdruck zu geben, weiche die städtischen Collegien entgegenbringen. Veranlassung diese Feier zu veranstalten, hat den Bewohnern der Scyiehgasse der Umstand gegeben, daß sich in diesen Tagen ein Zeitraum von 100 Jahren erfüllt, seitdem ein hiesiger Bürger das erste Wohnhaus an dieser Straße errichtet hat. Damit war der Anfang zum Ausbau eines Stadttheils gemacht, der sich im Laufe des Jahrhunderts bedeutend verarößert hat und noch ver größern wird, und der bisher bereits einer großen Anzahl Bürgern und Einwohnern hiesiger Stadt willkommene Gelegenheit geboten hat, sich daselbst ein eigenes Heim zu gründen, welches ihnen Raum bot zur Entfaltung ihrer gewerblichen Thätigkeit, wie zur Erholung im Kreise ihrer Familien. Und wenn die Bewohner dieser Straße nun diese Gelegenheit ergriffen haben, um hiermit eine entsprechende Feier zu verbinden und aus diesem Anlaß ihre Häuser im Fest schmuck prangen, so ist dies wohl ein Beweis dafür, daß sie sich mit den Ihrigen innerhalb der ihnen räumlich gesteckten Grenzen wohl befunden haben und sich mit Dankbarkeit vergegenwärtigen, wie ihnen, ihren Vorfahren und Vorbesitzern unter dem Schutz des Höchsten vergönnt gewesen ist, in ihrem Heim glückliche Stunden mit den Ihrigen zu verleben, aber auch Kummer und Sorge zu überwinden und zwar allenthalben unterfreundnachbarlicher Theil nahme der Mitbewohner dieser Straße. Möge diese hilfsbereite, sreundnachbarliche Gesinnung auch in Zukunft unter den Bewoh nern dieser Straße walten! Im Namen der Stadt übernehme ich hiermit die zur Feier dieses Tages gestiftete Gedenktafel mit dem Versprechen, daß die Stadt dieselbe stets in treuer Hut halten wird. Liebe Festgenossen, die Bewohner der Schiehgasse sind stets fleißige, ordnungsliebende Bürger gewesen und oft und bis in die neueste Zeit haben hochgeschätzte Bürger aus ihrer Mitte den städtischen Collegien als Mitglieder angehört. Möge dieser Fleiß und ordnungsliebende Bürgersinn auch in Zukunft hier stets ge pflegt werden, wie bisher, und daraufhin ersuche ich Sie, mit mir einzustimmen in ein dreifaches, dem Wohl der Bewohner dieser Straße gewidmetes Hoch, sie leben hoch!" Hierauf schritt man wieder zur Ordnung des Zuges, der sich nun durch die ganze Feststraße bis ans äußerste Ende bewegte, denselben Weg zurücknahm und sich nach den Anlagen des Schießhauses begab, woselbst nach der Auflösung des Zuges die Fest theilnehmer nebst ihren Angehörigen bei Freiconcert bis zu dem '/z8 Uhr im Saale des Schießhauses beginnenden Concert verweilten und sich unterhielten. Während dieses Concertes nahm der Stadtverordnete Hentschel das Wort zu einer kleinen Festrede, in welcher er das Entstehen und Wachsen der Stadt Pulsnitz, die Verhältnisse und Zustände in den ersten und späteren Zeiten in leicht verständlicher Weise den zahlreich Erschienenen schilderte, auch die Gründe anführte, die zum Bau des ersten Hauses und somit der heutigen Schießgasse Veranlassung gewesen sind. Seine Rede war eine gedrängte Wiedergabe der Aufzeichnungen hiesiger Bürger und entrollte den Zuhörern ein Bild längst entschwundener Zeiten, spannend und interessant zugleich. Der Schluß seiner Rede gipfelte in einem Hoch auf die städtischen Behörden und das fernere Gedeihen der Stadt Pulsnitz. Herr Stadtrath Sperling dankte hierauf im Namen der städtischen Collegien und brachte noch ein Hoch auf das Wohl der Bewohner der Schießgasse aus. An dem nach dem Concert folgenden Tanze fand seitens der An wesenden eine sehr lebhafte Betheiligung statt, der immerhin geräumige Saal schien fast zu klein, die Tanzenden zu fassen, betheiligten sich doch allein an der Polonaise 97 Paare. — Die Zeit der Waldbrände beginnt wieder. Des halb machen wir auf Z 368 des Strafgesetzbuches für das diUtsche Reich aufmerksam. Nach diesem Paragraph wird mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft, wer an gefährlichen Stellen in Wäldern, Haiden oder in gefährlicher Nähe von Gebäuden oder feuerfangenden Sachen Feuer anzündet. Dieselbe Strafe hat zu gewärtigen: wer unbefugt über Gärten und Wein berge, oder vor beendeter Ernte über Wiesen oder bestellte Aecker, oder über solche Aecker, Wiesen, Weinberge oder Schonungen, welche mit einer Einfriedigung versehen sind, oder deren Betreten durch Warnungszeichen untersagt ist, oder auf einem durch Warnungszeichen geschlossenen Pri vatwege geht, fährt, reitet oder Vieh treibt; wer unbefugt Eier oder Junge von jagdbarem Federwild oder von Singvögeln ausmmmt. — Man schreibt aus Wiesa: Es ist wahrlich traurig, wie es bei uns zngeht. Hatten die Leute nach den ersten Feuern den Schreck etwas vergessen und fingen sie an zu hoffen, daß so ein gottloser Bösewicht seines Treibens vielleicht müde wäre, so blieb doch bange Furcht der stete Begleiter. — Entsetzt vernahm man daher am Donnerstag Abends 9 Uhr wieder den Ruf „Feuer!" Das Wohnhaus mit Stall und alter Scheune des Häus lers August Röschke, Nr. 71, und die Scheune des Haus besitzers uno Bahnarbeiters Robert Höntsch, Nr. 72, standen fast zu gleicher Zeit in Flammen. Bei der jetzt anhalten den Trockenheit brannten die mit Stroh gedeckten Gebäude so schnell, daß außer dem Vieh immerhin nur wenig ge rettet wurde. Keiner der Brandgeschädigten hatte versichert, und beklagt besonders Röschke den größten Theil seiner Habe. Von den herbeigeeilten Spritzen griffen Prietitz und die freiwillige Feuerwehr Kamenz zuerst ein. Jedenfalls ist auch hier wi wer böswillige Brandstiftung die Entstehungs ursache. Sehr zu wünschen wäre, daß der unselige Brand stifter bald ermittelt würde. Den vor Furcht und Schrecken gefolterten Dorfinsassen möchte allerdings ein solch entsetz licher Mensch während eines Feuers lieber nicht in die Hände fallen! (K. Z.) Dresden, 14. April. Zur Einzugsfeier des neu vermählten Paares, Prinz und Prinzessin Johann Georg, war die Stadt festlich geschmückt; in den Straßen herrschte reges Leben. Das prinzliche Paar traf Mittags 12 Uhr mittels Sonderzuges hier ein und begab sich unter dem Geläute der Glocken und den Hochrusen der zahlreichen Menge nach dem Schlosse. Auf dem Altmarkte hielt Ober bürgermeister Stübel eine Ansprache, auf welche Prinz Johann Georg mit herzlichen Worten dankte. Bei der Ankunft im Residenzschlosse fand die Begrüßung der Neu vermählten seitens der königlichen Familie statt. Von dem Residenzschlosse aus begaben sich Prinz Johann Georg und Gemahlin nach dem prinzlichen Palais in der Park straße, das mit kostbaren Blumenspenden von der Königin und den Prinzessinnen ausgeschmückk war. — Der Neubau der Augustusbrücke zu Dresden ist nur noch eine Frage der Zeit, da die Weiterentwicke lung der Elbsch'fffahrt durch die engen Bogen des Bau werkes ganz wesentlich gehemmt und beeinflußt wird. Für den Neubau derselben wird bereits seit längerer Zeit ein Fonds angesammelt, der gegenwärtig die Höhe von 2000000 Mark erreicht hat. — Jetzt zeigen sich die Mannschaften unserer Regi menter mit den neuen Schießauszeichnungen, welche nun mehr auch für das 12. König!. Sächs. Armeecorps zur Einführung gelangt sind. Diese Schi ßauszeichnungen be stehen in wollenen Fangschnüren, sind schwarz-weiß-rvth durchflochten und werden mit einer Rosette an einem Ende an der rechten Schulter unter der Achselklappe befestigt und in kleinem Bogen bis zum zweiten Knopf des Waffen rockes hingeführt. Eine als Verlogne angebrachte Eichel aus Wollenstoff bezeichnet die erste Auszeichnung (früher eine Litze am Unterärmel), zwei Eicheln bezeichnen die zweite, drei Eicheln die dritte Auszeichnung. Die vierte Auszeichnung ist von gleicher Form, wie die ersten drei, aber aus Silber ohne Eichel, die fünfte ist wie die vierte, aber mit einer goldenen Rosette und einer Krone am oberen Ende, bei der sechsten, die sonst der fünften gleicht, ist eine silberne Eichel, bei der siebenten zwei silberne und bei der achten drei silberne Eichel angebracht. Die fünfte bis achte Schießauszeichnung enthält außerdem eine bronzene Medaille, auf welcher der königliche Namenszug, ein R, angebracht ist. — Recht treffend schreibt das „Oederaner Wochen blatt": „Immer und immer wieder begegnen wir in den antisemitischen und verwanlten Zeitungen dec Ausführung, ein überwiegender Theil der deutschen Presse sei vom jü dischen Geist durchdrungen, von dem Pesthauch jüdischen Wesens vergiftet; besonders bei den Lokalblättern der Klein- und Mittelstädte soll dies der Fall sein. Wie schwer dieser Vorwurf auch ist, so >st die Begründung eine solche laxe und geschieht so leicht hin, daß sie als eine solche gar nickt gelten kann und somit, gelinde gesagt, der deutschen Presse in ihrer großen Mehrheit und den Lokalblättern insonderheit ein schweres Unrecht zufügt. Es wird da behauptet, die meisten Lokalblätter seien ge zwungen, weil sie nicht in der Lage, größere Opfer zu bringen, gegen ein Changeinserat auf irgend ein Berliner, natürlich ein jüdisches Blatt, zu abonniren und aus dem selben nun Len Stoff für ihren eigenen Bedarf zu nehmen und dadurch jüdisches Wesen und Anschauungen unbewußt nach und nach ihrem Leserkreis einzuimpfen. Es herrscht hier eine vollständige Verkennung der Thatsachen. Wir haben in unserem lieben sächsischen Vaterlande — wir können hier natürlich vorläufig nur von Sachsen sprechen — einen tüchtigen Stamm guter Lokalblätter, wovon viele seit langen Jahren mit dem Aufblühen und Gedeihen der Stadt, in welcher sie erscheinen, eng verbunden und wesentlichen Antheil daran nehmen, sozusagen zum Bedürfniß geworden sind und bei der Einwohnerschaft in Ansehen stehen und auch allseitige Unterstützung finden, soweit nicht in neuerer Zeit die von den Großstädten aus alles überfluchenden »ogenannten parteilosen Blätter ihrer angeblichen Billigkeit und sonstigen augedlchteten Vorzüge willen ihnen Concurrenz zu macken suchen. Die Redactionen der meisten diese, Lokalblätter, Ausnahmen mögen zugegeben sein, halten es für ihre Ehrenpflicht, und sind auch in der Lage, den für ihre Zeitung benöthigten Stoff von einem Nachrichtenbureau, so bedeutend die Kosten auch sind, die dadurch erwachsen, direkt zu beziehen, sind also nicht auf den Berliner Abklatsch angewiesen, ferner durch Abonnement auf eine größere Anzahl vom christlichen Geiste durchwehte vaterländische Zeitungen sich über alle Vorkommnisse im eigenen Laude auf dem Laufenden zu erhalten, soweit dies nicht durch ihre Correspondenten schon geschieht. Die Befürchtung und Beschuldigung mancher Antisemiten, durch die Lokalblätter würde mehr und mehr das Deutschthum untergraben, ist eine ganz haltlose und geht auch allem Anscheine nach nur darauf hinaus, der kleineren und mittleren Presse das solide Fundament zu untergraben, um ihre eigenen, meist selbst recht bedeutungslosen Blätter aus den Schild zu er heben. Es ist dies umsomehr zu verurtheilen, als gerade die antisemitische und die ihr verwandten Parieren sich zum PrinciP gemacht, dem Mittelstände zur größeren Blüthe zu verhelfen, aber durch obige Handlungsweise zu veranlassen suchen, daß ein Betrieb, wie der der Lokalblätter, der dock ebenfalls zu den mittleren Betrieben gehört, untergehen soll, anstatt denselben mit zu schützen gegen die nicht gerade immer lautere Concurrenz gewisser Blätter aus den Groß städten." Meißen. Ueber ein heiteres Vorkommniß wird folgendes berichtet: Als dieser Tage der Zug nach Dresden auf einer Zwischenstation zur Abfährt fertig stand, kam im schnellsten Lauf und fortwährend winkend ein junger Mann herangeeilt. Zugführer und Stationsvorsteher ließen den Zug bis zur Ankunft des Athemlosen warten.. Auf die ihm eMgegengerufenen Fragen: „Haben sie eine Fahrkarte? Wo wollen Sie hin? u. s. w." gab der Anstürmende keine Antwort und rannte auch an der offenstehenden Coupsthüre, bei welcher ihm die Beamten zuriefen: „Schnell hier herein!" achtlos vorbei, bis er an einem anderen Wagen Halt machte und einer dort zum Fenster heraus sehenden Frau em Packetchen überreichte. Als ihm nun die Beamten immer noch „Schnell, schnell jetzt geht es fort" zuriefen, meinte der junge Mann naiv: „Ich fahre nich mit, meine Frau hatte blos ih e Bemmen vergessen." — Die Leipziger Ostermesse nimmt in diesem Jahre einen recht günstigen Verlauf. Das Geschäft hat sich in allen Branchen sehr lebhaft entwickelt, und der Besuch von Käufern und Verkäufern ist zahlreicher als in den ver gangenen Jahren. Seit langer Zeit war das Geschäft in Rauchwaaren nicht so lebhaft als diesmal. Die Bestre bungen ausländischer Rauchwaarenfirmen, den Rauchwaa- renhandel nach Warschau zu verlegen, ist als gänzlich gescheitert zu betrachten. Gerade das Geschäft mit Ruß land war sehr bedeutend. Der Borsten- Lsdermarkt hatte gute Resultate; in der Kurz- und Spielwaarenbranche, in der keramischen Industrie konnte die große „Berliner Messe" der Leipziger durchaus keinen Abbruch thun, im Gegentheil sind Käufer und Verkäufer weit zahlreicher als früher erschienen. In der Leinenbranche wurde ein großes Geschäft erzielt, ein gutes, in verschiedenen anderen Textil branchen. Das Ausland war turch russische, englische, australische, rumänische, französische Käufer vertreten, ameri kanische fehlten, weil sie Lie Abstimmung des Zoll arifs abwarten wollten. Es hat sich zur Evidenz gezeigt, daß die Messe, wie dies von verschiedener Seite hinzustellen versucht wird, keine überflüssig gewordene Institution ist. — Daß die Kosten, die man in Leipzig für die Hebung der Messe aufgewendet hat, nicht gering sind, läßt sich aus der Abrechnung der Handelskammer ersehen, die für diesen Zweck allein 28,084 M. ausgegeben hat. Die hauptsäch lichsten Ausgaben erforderten die Ankündigungen in den Zeitungen, nämlich 17,000 M. Eine einzige Einrückung in der „Times" hat allein 2068 M. gekostet. Von diesen Kosten werden 20,681 M. aus der Stadtkasse zurückge zahlt, während der Rest von der Handelskammer getragen wird. Man hat aber auch, wie die jetzige Messe beweist, die Genugthuung, daß das Geld nicht umsonst ausgegeben worden ist. Oelsuitz i. V. Dieses Jahr werden im Rittergute zu Raschau die ersten Versuche mit der neuen Futterpflanze I-atb^rus silvestris angestellt. Junge Pflanzen werden Von der landwirthschastlichen Gesellschaft in München b - zogen. 1000 junge Pflanzen kosten 10 Mk. und ebenso viel ein Pfund Samen. Mit dieser Pflanze, die wegen ihrer tiefgehenden Wurzeln auf trockenem Boden auch i» regenarmen Jahren gedeiht, sind seit zwei Jahrzehnten Kulturversuche zunächst in Oesterreich angestellt worden. Die bitteren Farbstoffe, die sie ursprünglich führte, hat man glücklich beseitigt, so daß sie vom Vieh gern gefressen wird. Nicht darf dabei verschwiegen werden, daß ron diesem Schmetterlingsblüthen trag-nden Futtergewächse zu viel Rühmens sich breit macht. Dock sind nach den Er fahrungen der sächsischen pflanzenphysiolvgischen Versuchs stationen Versuche mit ihm zu empfehlen. Der Honig reichthum der Blüthe hat einen vogtländischen Bienenzüch terverein b wogen, auch 2000 Lathyruspflanzen zu beziehen- Es ist möglich, daß Lathycus auf unseren vogtländischen Hügeln gut gedeiht und diese dadurch ertragsreicher werden- Mehrfach hat man schon die Hügel wegen ihres geringen Ertrages wieder aufgeforstet, weil Baumpflanzen auf den höchsten Stellen zugleich die Abhänge feucht erhalten. — Ganz besonders gesund scheint die Gegend von Groitzsch für die Mitglieder der Schuhmacher-Jnnun! zu sein. Bei derselben haben seit ihrem Bestehen 1746 626 die Mitgliedschaft erlangt. Davon haben bis jetzt 36, von denen noch 6 am Leben sind, das 50jährige MeisterjubiläufN gefeiert. Der älteste ist nahezu 90 Jahre alt, noch tüchÄ in seinem Berufe und über 66 Jahre Mitglied der Innung' In dem laufenden Jahre allein erfreuen sich wiederum 4 Mitglieder einer 50jährigen Meisterschaft. Gegenwärtig zählt die dortige Innung gegen 16!) Mitglieder. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Berlin. Reichstag. Nachdem der Abg. Richter (frs. Vp.) am Freitag im Reichstag Gele genheit genommen, dis aufregenden Vorgänge in Kamerns zur Sprache zu bringen und die Regierung um betreffen^ nähere Auskünfte zu ersuchen, theilt Staatssecretär v. Mar-l schall mit, daß die von dem nach Kamerun entsandt Regierungsrath Rose angestellten Ermittelungen in That Dinge ergeben hätten, die den Kanzler Leist cMO Schwerste belasten. (Hört! Hört!) Derselbe sei sE zurückberufen worden; nach seinem Eintreffen werde soglei" die Disciplinar-Untersuchung gegen ihn eingeleitet werd^' Es müsse abgewartet werden, ob die Untersuchung dM auf weitere Personen ausgedehnt werden müsse. Staatssekretär ersucht hierauf, sich nicht durch die Veröffi»' lichungen der Tagesblätter beeinflussen zu lassen; A Schuldiger werd« seiner Strafe entgehen. Die Oeffentlifl keit solle auch sofort von dem Ecgebniß der Untersuchs in Kenntniß gesetzt werden. Es würden auch Maßnah^ ergriffen werden, mu der Wiederholung solcher Vorkov^ nisse vorzubeuqen. — Abg. Graf Kanitz begründet sE Antrag betreffend Ein- und Verkauf ausländischen treides. Die Lage der Landwirthschaft sei heute riger, als je. Der Nothstand sei besonders der Landwirthschaft des Ostens groß, wo die Concurc^ des billigen russischen Getreides sich in ihrer unmittelbar^ Wirkung geltend mache. Die Regierung habe schon die Nothwendigkeit erkannt, Maßnahmen zu Gunsten " Landwirthschaft zu treffen; heute seien solche doppelt nöE Der Antrag bezweckte, Lie Preise der Landwirthschast. angemessener Höhe zu den Productionskosten zu erhal^ Mit den Preisen der letzten 10 Jahre könne nicht ger^ net werden. Redner betont im Weiteren, daß der WN, nichts Socialistisches enthalte; die Befürchtungen die an ihn knüpfe, seien unbegründet. Auch finanziell sei Antrag bedeutsam. Traurig sei es, daß nun zu gegangen und daß das Reich in der bedenklichsten Find", läge zurückgelass n werde. Der Antrag habe nichts wenigsten sür die Volksernährung seine Wichtigkeit. Landwirthschaft sei mit halben Maßregeln, als Landn" .. schaftskamnnrn, Credithebung rc, absolut nicht gedl sie brauche nur Schutz gegen die ausländische Produkt (Beifall) Von Sozialdemokraten und Freisinnigen erlv ^ man alleroings nicht, daß sie dem Anträge zustim^ (Abg Richter: Das wollten wir uns auch ausbm- — Äbg. Dr Barth (frs. Vp.): Der Antrag wR Ak eine Hinterthüc erreichen, was er durch die Vorder beim russischen Vertrage nicht erreichen konnte. M man der Regierung zumuthen, auf einen solchen A einznqehen, der es auf eine dirrcts Verletzung der Ver > Verpflichtung abgesehen hat! Es handelt sich den Versuch eines Getreidemonopols, wie er noch unternommen worden ist. Der ausländische Getreide
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