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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes Mulsnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserats sinr bis Dienstag u. Freitag Borm. S Uhr auf- ^gxben. Preis für die einspaltige Cor puszeile (oder deren Raum« IO Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P adst in Königsbrück, in den An. noncen-BureauS von Haast n- stein L Vogler u. „Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Roste in Leipzig. AlS Beiblätter: I. Illustr. Sonnlags- Ltatt lwöchentlich), Kins kandrvirtH- schaftNche Weitags (monatlich). Abe nnementS - PreiS: Viirteljährl.lM.25 Pf. Ais Wunsch unentgeltliche Zusendung. Muigsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend und Erb.n HrchEudvievjigstsv Uahrgang. Verantwortlicher Redakteur dustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Ax. 15. 21. Februar 1884. Zum Kußtug au das deutsche Uotk. Und nun, mein Volk, tritt an und laß uns rechten: Hast Du gehalten Deines Gottes Bund? Der König kommt und fragt nach seinen Knechten, Wie sie gehaust mit dem vertrauten Pfund; Der Grundherr geht, den Weinberg zu beschauen, Ob's Herlinge, ob Trauben, die er trägt; Der Feigenbaum wird endlich abgehauen, Dem an die Wurzel längst die Axt gelegt. Wo ist der Dank für Deine- Gottes Thaten, In dessen Schirm Du glorreich Dich verjüngt? Wo ist die Frucht der hoffnungsvollen Saaten, D'e Deiner Söhne Herzblut hat gedüngt? Uad abermals erscheint ein Bußtag wieder, Nachdem verronnen jenes schwere Jahr; Was Dir verheißen Deiner Dichter Lieder, Laß' seh'n, ob's Wahrheit, ob's ein Traum nur war. Noch stehst Du stark und groß im Völkerkieise, Zum Kampf bereit, und doch des Friedens Hort, Beschirmt von Deinem edlen Fürstenkreise, Gelenkt von treuer Männer ernstem Wort; Doch traust Du nur auf Wagen und auf Rosse, Ist Fleisch Dein Arm, dann wehe Deinem Thron; Dann gleichest Du dem ehernen Kolosse, Deß Haupt von Gold und dessen Füße Thon. Dein Reichstag schuf im heißen Kampf der Geister Dem neuen Reich ein neu Gesetz und Recht, Und glänzend kreuzen Deine Redemeister Die Klingen dort im scharfen Wortgefecht; Denn schlugst Du draußen auch den Reichsfeind nieder, Im Innern steht er kecklich wieder auf, Und neue Köpfe wachsen stets der Hyder Für jeden Wahlkampf in des Jahres Lauf. Und ach! was sind papierene Gesetze, Lebt nicht im Volk der rechte fromme Geist? Was helfen Deine Eisenschieneuuetze, Wenn Eintracht nicht das Reich zusammenschweißt? D'rum laß den Hader der Parteien schweigen, Heut' schlage Jeder still an seine Brust, Heut soll das ganze Volk vor Gott sich neigen, Der eignen, wie des Bruders Schuld bewußt! Wo ist Dein Gott, zu dem im Schlachtenwetter, Am Tag der Noth um Hilfe Du geschrie'n? Wo ist Dein Gott, der Helfer und Erretter, Dem Du den Sieg verdankt auf Deinen Knie'n? „Es ist kein Gott!" so schreibt in seiner Stube Der deutsche Denker in die Welt hinaus, „Es ist kein Gott!" nach schreu's der Slraßenbube Und trägt's im Schandblatt um von Hans zu Haus. Wo ist Dein Gold? Wo sind die Milliarden, Die knirschend Dein besiegter Feind gezollt? Sind sie zerronnen, wie beim Spiel der Karten Dem Sieger trüglich sein Gewinnst entrollt? Die Spielbank zwar verbotst Du dem Versucher, Doch schleicht er rings im Reich umher und lacht, Wenn aufgethürmt auf Schwindel und auf Wucher Des Gründers Bau mit Schmach zusammenkracht. Wo ist Dein Fleiß? Du wärest stark in Waffen, Bist in des Friedens Künsten Du erstarkt? Was Deiner Hände Kunst und Fleiß geschaffen, Kannst Du es zeigen auf dem Völkermarkt? „Wohlfeil und schlecht", so schätzt man viele Waaren, Denn Mancher legt es an auf Glanz und Schein, Und viel verdienen, aber nichts ersparen, So heißt die Loosung in Gesellenreih'n. Zeig' Deine Bücher, Deine Modeschriften, Die Jung und Alt in Stadt und Land verschlingt; Schandbücher g'nug, die Jugend zu vergiften, Davon die Pest ins Mark des Volkes dringt! Gab dazu Dir Dein Bibelbuch Dein Luther? Hat darum Schiller's Harfe Dir gerauscht, Daß Du für gutes Brot so schlechtes Futter, Für edlen Wein so schalen Trank vertauscht? Laß Deine Jugend seh'n, wo sind die Söhne, Auf die voll Stolz das Vaterland geblickt, Da sie in Ehrenschmuck, in Heldenschöne Beim Siegesmarsch zur Heimath eingerückt? Die stramme Zucht, die ritterliche Tugend, Heul' seh' ich sie in frechen Trotz verkehrt; Und ach! wo blieb der schönste Schmuck der Jugend, Wo der Gehorsam, der die Eltern ehrt? Genug, genug! Bei Gott! mir brennt die Wange Vor Schani und Zorn um Dich, mein deutsches Land, Das ich gerühmt in feurigem Gesänge, In dem ich Gottes Bundesvolk erkannt! Noch bist Du mir, wie eine Mutter, theuer, Doch wenn vom Haupt Dein Ehrenkranz Dir fiel, Dann würs' ich meine Lieder gern in's Feuer Und schlüge an den Stein mein «saitenspiel. O, kehre um, kehr' um zu Deinem Gotle, Erkenne Ihn, erkenne selber Dich; Stoß aus von Dir die freche Bubenrotte, Die sich in Deine frommen Hütten schlich; Noch bist Du Manns genug, Dich zu erheben, Gesund im Mark, und brav im tiefsten Kern-. Mein deutsches Volk kann ohne Gott nicht leben, Komm' zu Dir selbst, kehr' um zu Deinem Herrn! K. Gerok. Nächsten Donnerstag, den 22. dieses Monats, Nachmittags 4 Uhr soll im Richter'schen Gasthofe zur grünen Ane in Brettnig ein Schwein, circa 2 Centner am Gewicht, gegen Baarzahlung versteigert werden. Pulsnitz, den 20. Februar 1894. Sekr. Kunath, Gerichtsvollzieher. Krkann 1 machung. Für die Oekonomie und Krankenpflege in dem hier neuerbauten Krankenhause „Carl Grostmann-Stift", welches in diesem Frühjahre seiner Bestimmung überwiesen werden soll, wird ein sich dazu eignendes Eheßaar gesucht. Bewerber um diese Stellung, mit der freie Kost, Wohnung, Heizung u. s. w. verbunden ist, wollen ihre Gesuche mit Zeugnissen und einem selbstgeschriebenen Lebenslaufe, sowie etwaigen Gehaltsansprüchen an das hiesige Gemeindeamt bis ZUM 15. März ds. Js. einsenden. Kinderlose Ehepaare erhalten den Vorzug. Dem Ehemann kann unter Umständen die Ausübung einer Nebenbeschäftigung zugestanden werden. Großröhrsdorf, den 15. Februar 1894. Bauer, Gemeindevorstand. Die Katastrophe auf dem Panzerschiff „Brandenburg". In die Geschichte unserer jungen deutschen Marine ist leider abermals ein verhängnißvolles Unglücks-Kapitel einzatragen, da das neue Panzerschiff „Brandenburg" Sonnabend Mittag 12'/r Uhr der Schauplatz einer ent setzlichen Explosions-Katastrophe war, in dem infolge des Platzens des Hauptdampfrohrs an der Steuerbord-Maschine viele Personen durch Verbrühen getödtet bez. schwer ver letzt worden sind. Das Schiff machte ini Kieler Außen hafen eine Probefahrt und Halle die Dampfkraft forcirt um die Leistungsfähigkeit der Maschinen zu erproben, woraus denn auf einmal das Furchtbare geschah. Wahr haft niederschmetternd war der Eindruck, den die Hiobs- botschaft in Kiel und Wilhelmshaven hervorbrachte; des gleichen regte sich das tiefste Mitgefühl für die unglücklichen Opfer aber auch in allen anderen Gauen Deutschlands, nachdem der Telegraph die Unglückskunde nach allen Wind richtungen getragen hatte. In Kiel erhielt nach dem Ein laufen der ersten Meldung der Werftdampker „Pelikan", an dessen Bord sich Prinz Heinrich be and, seitens der Admiralität sofort Ordre, mit sämmtlichen verfügbaren 2 Marineärzten, Krankenträgern und hinreichendem Verbands zeug sich zur „Brandenburg" zu begeben. Später wurden dann noch weitere vier Werftdampfer zur Unglücksstätte abgesandt. Der erste an's Land zurnckkehiende Dampfer brachte etwa 30 bis zur Unkenntlichkeit verbrühte Leichen. Die mit den weiteren Dampfern an's Land gebrachten Verwundeten wurden ebenso wie die Leichen nach dem Marinelazareth gebracht. Prinz Heinrich traf bald nach erfolgter Explosion an Bord des Kriegsschiffes ein und soll in hervorragender Weise sich an den Hilfeleistungen der Verwundeten betheiligt haben. Durch den Prinzen erfolgte gleichzeitig fortgesetzt die Abgabe von Depeschen an Se. Majestät den Kaiser, welcher in seiner telegraphi schen Antwort den Befehl zur speciellsten Berichterstattung über alle Einzelheiten des Ereignisses gegeben hat. An geordnet ist außerdem die umfassendste Untersuchung über die eigentlichen Ursachen, welche in ihren Folgen ein so unseliges Verhängniß herbeiführten. Die telegraphischen Meldungen sprechen von „forcirter Probefahrt"; unaufge» klärt ist jedoch noch, ob bei diesem Formen Umstände in Frage kamen, welche den Bestimmungen des Dienstes zuwiederlaufen und daher als straffällige Versehen charak- terisirt werden müßte». Die erwünschte Klarheit hierüber ist wohl um so schneller zu schaffen, als sowohl die Schiffsprüfungs-Commission, wie auch der Admiral Goltz an der Fahrt theilnahmen, deren Verlauf alsdann ein so furchtbarer werden sollte. Das Panzerschiff I. Klasse „Brandenburg", dessen Bau erst vor Kurzem vollendet worden ist, gehört der II. Division des Manövergeschwa ders an, die gegenwärtig unter dem Contreadmiral von Diederichs ihre Winterübungen in der Kieler Bucht abhält. Das Schiff gehört zu den vier größten Panzern der deutschen Marine und ist von ihnen das zuerst vollendete. Nächst ihm rst erst „Wörth" fertig geworden, während „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Weißenburg" noch im Bau begriffen sind. Jedes der vier Schiffe hat ein Deplacement von 10,033 Tonnen; es arbeitete mit der Kraft von 9000 Pferdekräften und hat einen Besatzungsetat von 552 Mann. Commandant des „Brandenburg" ist der älteste Stabsoffizier der Marine, Kapitän zur See Bende- mann, erster Offizier der Corvettenkapitän Westphal. Außerdem sind auf dem Schiffe noch 2 Kapitänlieutenants, 4 Lieutenants zur See und 5 Unterlieutenants. Als Vor steher des Maschinenraums war der Maschinen-Oberin genieur Jantzen thätig. 41 Tote und 8 Verwundete wa ren die unglücklichen Opfer der schrecklichen Katastrophe.