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Nr. 45 u. 46 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 179 und Wissenschaft fe ' Die Kultur der Rlstroemeria. Die Gattung Alstroemeria gehört zu den Amaryllis gewächsen. Die Arten haben sämtlich büschelförmige knollige Wurzeln und krautartige Stengel mit ziemlich weichen ovalen, lanzettlichen oder noch schmäleren, sit zenden gegenständigen Blättern. Die Pflanzen werden je nach der Art, 35 bis 50 cm bis 1 m hoch, ihre Blütezeit erstreckt sich von Mitte Juni, durch den ganzen Juli und August, bis in die erste Septemberwoche. Ihre Blüten, die je nach der Art und Sorte in roten, gelbroten, rosen roten, gelben und geblichweißen Tönen oder auch in reinem Weiß prangen, stehen am Ende der aufrechten Stengel in ziemlich reichzähligen Dolden oder in einem doldenartig wirkenden, jedoch mehrstrahlig zusammenge setzten Blütenstand. Sämtliche Alstroemerien sind Staudengewächse, die dem südamerikanischen Florenbereich entstammen, wo sie in der Andenregion von Mexiko bis nach Chile be heimatet sind. Frisch angepflanzte oder jugendliche Alstroemerien blühen nur ärmlich, sobald aber die Pflanzen sich auf ihrem Standort eingerichtet haben und gehörig erstarkt sind, ist ein mit ihnen bepflanztes Beet ein prächtiger Garten schmuck. Außerdem aber sind die abgeschnittenen Blü tenstengel ein eigenartiger, schon wegen seiner Seltenheit geschätzter und von den Blumenfreunden beachteter Bin dereiwerkstoff. Die Alstroemerien werden im freien Lande kultiviert. Sie bedürfen eines geschützten, nicht voll sonnigen, aber warm und mollig gelegenen Platzes mit durchlässiger, sandig-lehmiger, dabei nährstoffreicher und nicht humus- armer Erde. Schwerer Lehmboden ist nichts für sie. Wenn die Bodenverhältnisse ihnen voll zusagen, dann gedeihen sie auch gut in voller Sonne, immerhin aber gebe man ihnen auch keine brandheiße Lage. Die Vermehrung geschieht am besten durch Aussaat. Die selbe erfolgt um Ende April direkt ins freie Land. Man richtet sich zu diesem Zwecke an geeigneter Stelle ein Beet her, dessen Boden den Bedürfnissen der Pflanzen entsprechend hergerichtet wird. In schwerem Boden ist es empfehlenswert, das Saatbeet 60 cm tief auszuheben, auf seiner Sohle eine handhohe Lage von Scherben und Steinbrocken als Entwässerungsschicht auszubreiten und es dann mit der entsprechend verbesserten, leichter und durchlässiger gemachten Erde wieder anzufüllen. Die Saatreihen zieht man in 20 cm Abstand und macht sie 3 cm tief. Die ziemlich großen Samen werden in 3 bis 4 cm Abstand gelegt und das Beet bis zur Keimung be schattet und gleichmäßig feucht gehalten. Die jungen Pflanzen werden auf 20 cm Abstand vereinzelt. Zu dicht stehende Sämlinge werden natürlich in richtigem Ab stand wi,eder gepflanzt. Man muß sehr sorgfältig mit ihnen umgehen, weil die Wurzeln und die Stengel am Wurzel hals sehr spröde sind und leicht abbrechen. Die Sommer pflege erstreckt sich nur auf das notwendige Hacken und Gießen bei trockenem Wetter. Im Spätherbst bringt man nach dem Absterben des Krautes eine 20 cm hohe Lage von Mistbeet- oder guter Gartenerde auf das Beet, und versieht diese bei eintretendem strengen Frost noch mit einer Schutzdecke von strohigem Pferdemist oder trocke nem Torfmull, Das Abdecken im Frühjahr muß früh zeitig erfolgen. Die jungen Austriebe sind dann durch irgendwelche Deckstoffe vor Nachtfrösten zu schützen. Die Sommermonate bringen dann die Erstlingsblüte der Sämlinge; der Blütenreichtum wird dann von Jahr zu Jahr größer. Empfehlenswerte Arten sind Alstr. aurantiaca, Höhe etwa 1 m, 15 bis 30 Blüten an einer Dolde, Einzelblüte 4 bis 5 cm lang, orangegelb mit rotem Streifen. Alstr. haemantha, 75 cm hoch, Blüten sehr zahlreich, blutrot, Einzelblüte 4 cm lang; Alstr. revoluta, 40 bis 50 cm hoch, Blüten 4 cm lang, orangerot, Dolden reichblütig. Alstr. Ligtu, 50 bis 60 cm hoch, Blüten 4 cm lang, Färbung weiß, blaßrot, auch blaßlila, seltener auch scharlachfarbig. Alstr. versicolor, 30 bis 40 cm hoch, weiße,, rote, orange- gelbe Töne mit mannigfachen Abstufungen und Zeich nungen. Kohlsamen aus Strünken. Ich habe in diesem Jahre zum ersten Male Rotkraut geerntet, dessen Samen ich selber aus Kohlstrünken ge zogen habe. Es war tadelloses Kraut der Sorte Erfurter frühes Blutrotes. Die Mutterpflanzen, denen mein Saatgut entstammte, waren durch eine anfangs September 1916 ins freie Land erfolgte Aussaat gewonnen worden. Unter einer Fichtenreisigdecke überstanden die Sämlinge den strengen Winter 1916/17 und brachten im Sommer 1917 frühzeitig eine zufriedenstellende Ernte schöner Köpfe, Fast alle Pflanzen entwickelten an den auf den Beeten belassenen Strünken nach dem Abschneiden der Köpfe noch je zwei bis drei, ausnahmsweise auch einmal vier walnuß- bis klein-äpfelgroße (Borsdorfer!) Zwerg köpfchen. Es waren aber auch Pflanzen darunter, bei denen sich die nach der Ernte des Hauptkopfes neu ent standenen Seitensprosse nicht zu Köpfchen geschlossen hatten. Auch diese verwandte ich zur Samenzucht, sofern nur der Kopf groß und fest genug, gut gefärbt und wohl entwickelt gewesen war. Alle mit jungen Sprossen oder Zwergseitenköpfchen versehenen Rotkohlstrünke schlug ich im Spätherbst 1918 tief in die Erde ein. In Ermange lung anderen Deckstoffes schützte ich sie außerdem etwas mit dürren Stengeln von Tomafenpflanzen, die mir massen haft zur Verfügung standen. Sie überwinterten auf diese Weise sämtlich ganz ausgezeichnet, und anfangs März 1918 pflanzte ich sie an Ort und Stelle. Sie brachten reichlich gut ausgebildeten Samen, der zu einem Teil noch im Sep tember 1918, zum andern im Frühjahr 1919 zur Aussaat gelangte. Die diesjährige Ernte an Rotkraut war beson ders bei den der Herbstaussaat 1918 entstammenden Pflan zen sehr zufriedenstellend. Den Rest des auf die beschrie bene Weise gewonnenen Saatgutes habe ich im Septem ber 1919 ausgesät und erhoffe von ihm ein gleich günstiges Ergebnis. Uebrigens habe ich auch einen Teil Samen an Kollegen verkauft, die ebenfalls mit dem Ergebnis durchaus zufrie den waren. J. K. Die Veredlung von Vitis Veitchi geschieht auf sehr einfache und erfolgreiche Weise wie nachstehend be schrieben. Im Spätherbst schneidet man bei frostfreiem Wetter von wildem Wein (Ampelopsis quinquefolia) zwei Augen langes Steckholz und ebensolches gutausgereiftes von Vitis Veitchi. Das Holz wird in Bündel von etwa 25 Stück gepackt, in ein leeres Mistbeet eingeschlagen und mit Tannenreisig, Torfmull oder dergleichen vor starkem Einfrieren geschützt, damit man die Bündel in der letzten Woche des Januar auch bei strenger Kälte herausnehmen kann. Zu dieser Zeit muß die Veredlung ausgeführt werden. Dieselbe erfolgt durch Spaltpfropfen, nachdem man die Unterlage blind geschnitten, das heißt, die Augen ausgeschnitten hat. Festes Verbinden ist not wendig, Umstreichen mit Baumwachs überflüssig. Die fertigen Veredlungen werden im Kalthause, vielleicht unter der Stellage, jedoch geschützt vor Tropfwasser, ein zeln in reinem Sande eingeschlagen und mäßig feucht gehalten. Sie bilden hier bis Mitte März an der Pfropfstelle und unteren Schnittfläche Kallus. Um diese Zeit werden sie dann in! 20 cm Abstand im Quadratverband in einen kalten